Heiserkeit - Dysphonie

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jenn89
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Hallo zusammen,
ich bin langsam komplett verzweifelt und ich vielleicht finde ich ja jemanden, der das gleiche durchgemacht hat. Gefühlt bin ich die einzige auf dem Planeten.
Vor ca. 3 Monaten hatte ich 4 Wochen lang eine Stimmbandentzündung (u.a. mit kompletten Stimmverlust). Seit Abklingen der Entzündung bin ich in logopädischer Behandlung und musste langsam wieder anfangen die Stimme zu belasten. Ich hatte Zwischendurch eine Art Rückfall bei der ich wieder 3 Tage schweigen und dann wieder von "von vorne" beginnen musste. Jetzt wurde es wieder deutlich besser -allerdings war ich 2 Tage unterwegs und jetzt fürchte ich muss ich wieder Schweigen... Ärzte können nichts ungewöhnliches erkennen, außer das die Stimmbänder nicht richtig schließen, aber das sei wohl typisch für Frauen...
Ich bin in einem Sprechberuf, also ist die Situation gerade echt katastrophal und für meine Psyche ganz zu schweigen.. An Singen ist gar nicht zu denken. Hab es vorher sehr gerne gemacht, aber mich vor paar Tagen mal wieder rangetraut als ich dachte es wird besser..
Ist meine Stimme nun für immer ruiniert?
 
Moin und herzlich willkommen, erstmal danke für deinen Beitrag - und nein, damit dürftest du nicht alleine sein.

Das Thema Heiserkeit wurde grundsätzlich schon ein paar Mal behandelt, da würdest du sicher mit ein bisschen Suchen fündig. Aber deine Rückfälle und die Beschreibung, dass physiologisch alles unauffällig scheint, deuten möglicher Weise auf eine andere Problematik.

Ich kann da zwar nur aus eigener Erfahrung berichten, bitte nicht als Ferndiagnose missverstehen.

Meine Singstimme war vor ca. 8-9 Jahren komplett weg. Anscheinend ohne physiologische Probleme wie Entzündungen oder gar Knötchen war der Stimmlippenschluss unvollständig. Längeres Sprechen oder Singen führte unweigerlich zu kompletter Heiserkeit, so richtig viel und gute Töne kamen beim Singen auch gar nicht erst raus.

Mein Stimmlehrer kam recht schnell dem physiologischen Problem einer zu flachen Atmung auf die Schliche. Zudem hatten sich Angewohnheiten gebildet, die es mir zum Beispiel unmöglich machten, ein i sauber zu formen.

Dem physiologischen Teil konnten wir mit Übungen begegnen, wobei Atmung, Körperhaltung, Lautbildung etc immer Hand in Hand gingen.

Der Clou war aber, dass der physiologischen Störung ein psychisches Problem zugrunde lag: Ich war zu der Zeit depressiv.

Und wie das so ist mit Depressionen, da wird auch mal einiges in sich hinein gefressen. Die Redewendung „Das raubt mir den Atem“ darf dabei durchaus wörtlich verstanden werden. Betroffene haben häufig eine übermäßig flache Atmung und eine ständig angespannte Rumpfmuakulatur. Allerbeste Voraussetzungen für eine Stimmstörumg.

In dem Zusammenhang habe ich gelernt, dass dieses Bild mit flacher Atmung und verkrampfter Muskulatur bei Frauen auch ohne Depression recht häufig vorkommt, womöglich aufgrund gesellschaftlicher Prägung, ja nicht aufzumucken.

Es könnte also bei dir ein Schlüssel zum Erfolg darin liegen, sich mit einer eventuell chronisch zu flachen Atmung zu beschäftigen, um dir einen freien Fluss der Luft zu ermöglichen und damit überhaupt erst ermüdungsfreies Sprechen und Singen. Die Entzündung kann der letzte Tropfen auf dem vollen Fass gewesen sein, die Rückfälle können ja damit nicht zu tun haben, wenn physiologisch alles OK ist.

Ob der Atmung wiederum noch etwas anderes zu Grunde liegt, kann und will ich hier nicht spekulieren. War bei mir so - muss für dich nichts heißen. Der Effekt kann trotzdem der Gleiche sein.

Ich wünsche dir viel Erfolg und Durchhaltevermögen.

Und halt‘ uns gerne auf dem laufenden.

Beste Grüße
6f
 
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Dazu fallen mir 2 Dinge ein:

Erstens: was war denn die primäre Ursache für deine Stimmbandentzündung (zB. Atemwegserkrankung? Reflux? massive Stimmüberanstrengung? sonst was?) Weil, wenn etwas immer wieder kommt, resp. nicht wirklich verschwindet, könnte es sein, dass die Ursache noch gar nicht beseitigt wurde. Durch das schonen der Stimme werden die Symptome zwar besser, aber sobald du die Stimme wieder mehr brauchst, ist das Problem wieder da.

Zweitens: warst du für die Laryngoskopie bei einem wirklich guten Phoniater (und nicht nur bei einem "gewöhnlichen" HNO)? Ersterer hat bezüglich Stimmapparat naturgemäss mehr Erfahrung und vermutlich auch noch mehr diagnostische Möglichkeiten.

An Singen ist gar nicht zu denken
Singen geht in solchen Phasen oft besser als sprechen, sofern man auf eine gute Atem-, Stütz-, generell Technik achtet und nicht in Extrembereiche geht. Beim sprechen ist man ja oft etwas schludrig, mutet der Stimme manchmal Dinge zu, die sie im gesunden Zustand verzeiht, im angeschlagenen aber halt nicht! Aber natürlich solltest du dir zuerst das ok der Fachleute holen, bevor du wieder mit singen beginnst!
 
Hallo ihr beiden,

danke für eure Rückmeldungen!

6f- tut mir leid zu hören, was du für eine schwierige Phase durchmachen musstest. Wie lange hattest du die Beschwerden insgesamt?
Ich wäre mich auf jeden Fall mal intensiver mit der flachen Atmung beschäftigen.. vielleicht hilft es ja..
Und meinst du mit "Stimmlehrer" einen Logopäden oder Gesangslehrer?
Hab mittlerweile das Gefühl, dass ich nach einer Stunde Logopädie schon etwas heiser werde und dann erstmal kurz Erholung und jede Menge Wasser brauche.

Tonja - Die Stimmbandentzündung wurde durch einen viralen Infekt ausgelöst. Und zu Beginn war ich bei einem gewöhnlichen HNO, hab mir dann aber eine Zweitmeinung bei einem HNO mit Schwerpunkt Stimmstörungen geholt.. Bei der Stroboskopie hieß es auch, dass alles gut aussieht, nur das eben die Stimmbänder nicht vollständig schließen, was aber vorher schon der Fall gewesen sein könnte. Der war sich aber tatsächlich nicht ganz sicher, ob er eventuell an einer Stelle einen roten Mini-Fleck sieht und hat mir daher ein Medikament für Reflux zum ausprobieren verschrieben. Ich merke keinen Unterschied, hatte aber auch nie Probleme damit.
 
Hallo @jenn89,

tut mir leid, dass du solche Probleme hast.

Ich bin zwar nur als Sängerin aktiv und habe keinerlei medizinische Ausbildung, ich weiß aber, dass Singen und Sprechen ohne ausreichenden Stimmlippenschluss mörderisch für die Stimme sind, da ist unter Belastung die Heiserkeit vorprogrammiert.

Arbeitest Du an der Verbesserung des Stimmbandschlusses mit dem Logopäden? Oder was macht ihr in der Therapiestunde?
Der Stimmlippenschluss ist ein Punkt, an dem ich ansetzen würde.
Die üblichen Empfehlungen hast du sicher schon bekommen, Pausen für die Stimme, viel trinken, kein Alkohol, nicht rauchen, etc.

Wenn ich angeschlagen bin nutze ich auch gerne den Blubberschlauch/Lax Vox, das kennt dein Logopäde sicher, und hat den auch bestimmt in der Praxis im Schrank, einfach mal fragen, der kann dich dann auch beraten.

Gute Besserung dir!
 
Hallo @Zuckerfee,

danke für deine liebe Nachricht.
Was mich nur etwas wundert ist, dass die Ärzte sagen, dass es normal sei bei Frauen, dass die Stimmbänder nicht vollständig schließen..

Ich mache ganz viel mit dem Lax Vox. Immer kurz vor Telefonaten o.ä. wende ich ihn an und der ist gold wert :)
Ansonsten viele Übungen mit dem Lippenflattern oder auch welche, die sich "Indianer", "Gespenst" oder "Trichter" nennen. Außerdem auch ver. Stimmspielbögen (Glissando etc.) so, dass ich die Heiserkeit vermeide. (Je nachdem wie ich spreche setzt sie schnell oder vorerst gar nicht ein)
 
Hallo @jenn89,

Was mich nur etwas wundert ist, dass die Ärzte sagen, dass es normal sei bei Frauen, dass die Stimmbänder nicht vollständig schließen..
Das habe ich so bisher auch noch nicht gehört, vielleicht liegt es am Muskeltonus?
Mein Gesangslehrer hat allerdings von Anfang an großen Wert darauf gelegt, dass ich lerne, wie ich die Stimmlippen zum festen Schluss bringe, wenn ich zB stimmlich angeschlagen bin. Wie es @Tonja schon gesagt hat, da geht dann singen noch relativ unauffällig, auch wenn ich schon keinen Pieps mehr sprechen kann. Was ich aber glücklicherweise nicht ausnutzen muss, da ich nicht beruflich singe.

Ja, Blubbern ist super, ich würde es aber ganz langsam angehen lassen, auch mit den ganzen anderen Übungen, solange, bis die Stimmlippen wieder zuverlässig schliessen. Sind ja auch nur Muskeln, die man vorsichtig wieder aufbauen muss.

Ich hoffe, Du hast ein paar ruhige Tage und kannst die Stimme schonen.
 
Das ist tatsächlich weit verbreitet - von “normal“ kann dabei allerdings keine Rede sein. Eher eine (auch) sozial induzierte Reduktion der weiblichen Stimme. Irgendwo war hier vor ein paar Jahren auch mal das passende Buch dazu verlinkt (?) worden - zumindest war es erwähnt. Ich such das gerne mal hervor.
 
@jenn89 Solche Phasen, wo die Stimme nicht zu funktionieren scheint, hat wohl jeder Sprecher/Sänger schon mal erlebt. Bei mir war es damals der merkwürdige Effekt, dass ich nach fünf Minuten reden, vorlesen, singen ... das Gefühl bekam, mich würde jemand würgen. Ist längst Geschichte, und ich habe extrem viel über stimmliche Zusammenhänge daraus gelernt. So hat alles Negative auch seine positive Seite. Und auch Dein Problem findet eine Lösung, da bin ich ganz sicher. Wichtig ist mMn. jedoch, die Ursachen zu finden und nicht an den Symptomen (Stimmbandschluss) herumzudoktern.
... Ärzte können nichts ungewöhnliches erkennen, außer das die Stimmbänder nicht richtig schließen, aber das sei wohl typisch für Frauen...
Das mag mit mangelhaftem Tonus der Rückenmuskulatur und daraus resultierender eingesunkener Haltung zu tun haben oder kurz gesagt mit nicht ausbalancierter Körperhaltung bzw. fehlender Stütze. Männer posen etwas mehr ;)
Mangelhafter Stimmbandschluss hat meiner Ansicht nach eine einfache Ursache (von physischen Veränderungen wie Knötchen mal abgesehen): Druck. Der von unten durch gepresste Atmung ist den meisten bewusst, der von oben durch Verspannung der Zungengrundmuskulatur eher nicht.
Ist meine Stimme nun für immer ruiniert?
Darüber brauchst Du Dir gar keine Sorgen zu machen.

Gute Besserung und liebe Grüße
 

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