Heretoir / Heretoir / 2011

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Band: Heretoir
Album: Heretoir
Jahr: 2011
Herkunft: Augsburg, Deutschland
Label: Northern Silence Productions
Genre: Metal/Gaze
Spielzeit: 50:40
Produktion: Moderner Einheitsklang

Links:
Metal-Archive: http://www.metal-archives.com/bands/Heretoir/3540263322#band_tab_discography
Offiziell: http://heretoir.com/
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Heretoir

Line-Up:
Eklatanz: Alle Instrumente, Vocals
Ida Hellebø: Vocals

Tracklist:
1. The Escape - Part I 01:40
2. Fatigue 07:17
3. Retreat to Hibernate 06:40
4. 0 01:14
5. Weltschmerz 07:56
6. Graue Bauten 06:08
7. The Escape - Part II 02:13
8. To Follow the Sun 07:08
9. Heretoir 10:24

Heretoir, das klingt wie eine Einrichtung in der die Franzosen ihre Notdurft verrichten. Hmm, französische Notdurft? Ein Schelm, wer an Alcest dabei denkt! Nun, Heretoirs Album erinnert wirklich stark an Alcest, denn mit Ausnahme der Vocals klingt diese Band eben fast wie Alcest. Aber Notdurft, das geht in diesem Falle zu weit. Heretoirs gleichnamiges Album - mit einem Mond als Cover, der zum Teil hinter einer Klippe versteckt ist und so wie Pacman aussieht - ist eine durchaus hörbare Scheibe. Wenn es nicht längst tausende weitere quasi gleichklingende Bands gäbe (Ich nenne mal Ameseours, Lantlôs, Thränenkind, und dutzende Vertreter aus den USA....), würde ich sogar sagen, eine empfehlenswerte Scheibe.

"Eklatanz" (übrigens auch bei Agrypnie tätig, vereinzelt sind auch da gewisse muikalische Parallelen zu hören) spielt mit Heretoir eine Mischung aus Metal und etwas, was "Shoegazing" genannt wird. Manche klassifizieren diese Gruppe sogar als "Black Metal", aber mit aggressivem Geschrammel, wie er von Emperor, Darkthrone, Dissection oder Watain grimmig zelebriert wurde oder noch wird, hat das Ganze nichts zu tun. "Metalgaze" wäre in diesem Falle wohl der passende Begriff, zusammengesetzt aus des Wörtern Metal und Shoegaze, bei Kritikern des Genres könnte dies aber auch Assoziationen zum Wort "Metalcore" wecken.

Ein vergleichbarer, düstererer Stil wurde zwar schon Anfang der 90er auf Branikalds "Rdyandalir" ausprobiert, doch die Symbiose der Genres Metal und Shoegaze wurde erst um 2007 auf Alcests "Les Souvenirs d'un Altre Monde" perfektioniert und kurz darauf extrem populär.
Flirrende, verhallte Gitarren-tremolos kreieren ein waberndes, atmosphärisches Klangbild. Viele assoziieren mit dieser Musik bunte Farbspektren, die vor ihren Augen herziehen. Da die Band das ganze Album über immer die gleichen harmonisch-fröhlichen Moll-Dur-Kadenzen ohne jegliche Dissonanz bringt, zieht sich vor meinen Augen eher ein monotoner oranger Schleier, der mal lichter und mal stärker wird und sich wie eine Art Nexus durch einen schwarzen Sternenhimmel zieht. Unterlegt wird der Schleier durch ein simples, leider wenig durchdachtes (programmiertes?) Schlagzeugspiel, welches im Grunde nur genutzt (oder in längeren Passagen auch weggelassen) wird, um das Tempo zu regulieren.

Wer jetzt denkt, man könnte bei Heretoir ersteinmal genüsslich einen Joint quarzen und die Welt an sich vorbeiziehen lassen, der irrt. Die Texte sind traurig, grau, fast schon todessehnsüchtig, suizidgefährdend. Es geht um Einsamkeit, Trauer, Sehnsucht, Einsamkeit, Depression, Einsamkeit, Sinnlosigkeit, Einsamkeit und so weiter. Diese pessimistische Einstellung fügt sich hervorragend in die heutige Zeit ein, in welcher der rebellische Geist des Punk oder der kriegerische Hass des Black Metal einer allgemeinen Resignation gewichen ist angesichts einer konsumorientierten Gesellschaft ohne jegliche Ideale und Überzeugungen, in der das einzelne Individuum trotz einer angeblich individualistischen Ausrichtung dieser Gesellschaft vollkommen ohne Bedeutung, allein, verloren ist.

Aber zurück zur Musik jetzt.
Heretoir sind inzwischen bei "Weltschmerz" angelangt, ruhige spährische Passagen wechseln sich mit weniger ruhigen sphärischen Passagen ab und bilden so ein Album, was am Ende aus 51 Minuten sphärischen Passagen besteht. und genau da besteht der Kritikpunkt: es gibt schlicht zu wenig Abwechselung in der Musik Heretoirs, viele der eher durchschnittlichen Riffs werden immer und immer wieder wiederholt und verursachen so eine gewisse Langeweile, die auch von guten Stücken wie "Graue Bauten" (mein Favorit auf diesem Silberling) nicht ganz wett gemacht werden kann.

Eklatanz und Ida singen sowohl verzerrt als auch klar. Während die guturalen Gesangseinlagen sich an den weinend anmutenden Schreien des "suizidal-depressiven Black Metal" orientiert, lässt mich der Klargesang an die Popmusik der späten 70er und 80er denken (Slowdive goes Metal, yeah!).
Die Produktion ist klar, enthält wenig Kompression und der Mix gut gelungen, aber mit dem Sound im Metal verhält es sich wie mit Kletterfelsen: ist er zu glatt, gibt es nichts, woran man sich festhalten kann - ergo: man fällt herunter. Nimmt man Heretoir nicht als Metal-Band wahr, sondern als Shoegazing- (oder hier: Metalgazing)-Band, so fügt sich der softe Klang von Gitarre und Schlagzeug gut in die Strahlen des orangenen Lichts ein, das die Melodien hier erzeugen.

Letztendlich sticht diese Band nicht unbedingt aus der Notdurft der ganzen anderen Gruppen dieser Art hervor, aber wer damit was anfangen kann, dem sei dieses Album wärmstens nahegelegt.

5 / 10
 
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