Hilfe bei Harmoniebestimmung bei Bachs Invention 8

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Hallo zusammen,

ich brauche ein bisschen Hilfe bei der Bestimmung der Harmonien bei Bachs Invention Nr. 8 in F - Dur. Ein bisschen was habe ich schon gemacht, aber bei manchen Stellen bin ich mir nicht sicher ob das richtig ist was ich gemacht habe.

Takt 1 - 5 = Tonika
Takt 6 = Tonikaparallele
Takt 7 = Doppeldominante
Takt 8 = Dominante
Takt 9 = Tonika

Bei Takt 10 wechselt wenn ich das richtig gesehen habe die Harmonie von Dominante auf Doppeldominante zur Tonika, in Takt 12 ist es die Tp zur Dominante bis hin zum Halbschluss.

Ist das soweit richtig?

Takt 13 und 14 = Dominante
In Takt 15 wird über F#°7 nach G - Moll moduliert, daraus ergibt sich in Takt 16 die Tonika im G - Moll Kontext, die bis zum Takt 18 bleibt.
In Takt 19 weiß ich nicht, was ich mit dem C# machen soll und die Harmonie erschließt sich mir irgendwie nicht.
Takt 20 = Tp
Takt 21 = D7
In Takt 22 und 23 bin ich auch überfragt was das sein soll, ist das Melodisch Moll?
In Takt 24 und 25 ist eine harmonische Quintfallsequenz D - G - C - F.
In Takt 26 bin ich mir unsicher, ob das Bb - Dur jetzt die Subdominante von F - Dur oder aber die Tonika im Bb - Dur Kontext wegen dem vorangegangenen F - Dur als Dominante von Bb - Dur ist?
Ab da bin ich einigermaßen überfragt was da genau passiert, die Kadenz am Ende ist klar, aber davor hört es sich ziemlich wild an...

Hoffe ihr könnt mir ein bisschen helfen!
lg maurice
 
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In Takt 19 weiß ich nicht, was ich mit dem C# machen soll und die Harmonie erschließt sich mir irgendwie nicht.
Takt 20 = Tp

Ich mache mal den Anfang mit dieser Frage. Vielleicht folgen andere.

Die Tp in Takt 20 wäre ja D-Moll. Das C# in Takt 19 ist der Leitton. Als Harmonie liegt normalerweise der Dominantseptakkord A7 nahe (Töne c# e g a). Bach setzt statt dessen sehr häufig den verminderten Septakkord ein (Töne c# e g b (dt.)).
Der findet sich z.B. auch im zweiten Takt der populären Toccata und Fuge d-Moll BWV 565.

Viele Grüße

Klaus
 
Bach befindet sich bei Takt 16 - 18 in G-Moll und möchte unbedingt nach F-Dur zurück. Dazu täuscht er zunächst mit der
DDv (zu G.Moll) eine Modulation nach D-Moll, also der Dominanttonart zu G-Moll, an. Damit hat er die Zieltonart schon fast
erreicht, da F-Dur die Dur-Parallele ist, er müsste dazu gar nichts mehr alterieren, denn die Dominante C-Dur und die Subdominante B-Dur
zu F-Dur sind in D-Moll schon als dP und als sP ( zu G-Moll) leitereigen vorhanden. Doch das wäre zu platt, also geht er wieder auf die
DDv (zu G-Moll) zurück, dann auf die DD A7 (eig. sogar A9, da im Akkord ein h erscheint), und dann "quintfallt" Bach in der Sequenz:
A79 - D - G - C - F - B. In der Sequenz sind die Funktionen (weitgehend) aufgehoben, insbesondere wenn Dur-Akkorde aufeinander "fallen".
Die Sequenz wird also mit B abgeschlossen.

Die Funktion des Schlussakords der Sequenz als Subdominante wird geklärt, indem mit Sekundanstieg ein weiterer Dur-Akkord folgt (damit wird B
subdominantisch gehört) , welcher zugleich die Dominante C ist, und dann mit Quintfall die Tonika erreicht. Somit ist das Stück mit
klassischer S - D - T Kadenz beendet.


P.S: Wie kriegt man die Noten so schön in die Beiträge? Gibt es dazu eine Funktion im musiker-board, die MusicXML beherrscht?

Und warum erscheinen so viele Aufhebungszeichen im Bild, obwohl gar nichts aufzuheben ist?
 
Vielen Dank für die beiden Antworten,

was ich noch nicht verstehe...:

[...] Als Harmonie liegt normalerweise der Dominantseptakkord A7 nahe (Töne c# e g a). Bach setzt statt dessen sehr häufig den verminderten Septakkord ein (Töne c# e g b (dt.)). [...]

Der Dominantseptakkord mit A7 würde nahe liegen, da bin ich dabei, aber wie kommt beim verminderten Septakkord von A7 das b mit rein? Müsste A7 verm. nicht eigentlich aus a c eb und g bzw. gb (je nachdem, ob es halb - oder ganzvermindert ist) bestehen? Das b wäre da doch die None, oder?

Bach befindet sich bei Takt 16 - 18 in G-Moll und möchte unbedingt nach F-Dur zurück. Dazu täuscht er zunächst mit der
DDv (zu G.Moll) eine Modulation nach D-Moll, also der Dominanttonart zu G-Moll, an. [...]

Die Modulation nach G - Moll ist nur in Takt 16 - 18, genau, jedoch wäre die DD zu G - Moll doch A(7), allerdings sehe ich nicht wo das auftreten sollte, könntest du mir die Stelle sagen?

Damit hat er die Zieltonart schon fast erreicht, da F-Dur die Dur-Parallele ist, er müsste dazu gar nichts mehr alterieren, denn die Dominante C-Dur und die Subdominante B-Dur zu F-Dur sind in D-Moll schon als dP und als sP ( zu G-Moll) leitereigen vorhanden. Doch das wäre zu platt, also geht er wieder auf die DDv (zu G-Moll) zurück, dann auf die DD A7 (eig. sogar A9, da im Akkord ein h erscheint),[...]

Du sprichst vom D - Moll in Takt 20, richtig? Die Dominante von F - Dur, das C7 tritt in Takt 21 auf, die DD zu G - Moll kommt dann in Takt 22. Das ist doch aber das gleiche was du mit der DD A7 (bzw. A9) beschreibst oder?

und dann "quintfallt" Bach in der Sequenz:
A79 - D - G - C - F - B. In der Sequenz sind die Funktionen (weitgehend) aufgehoben, insbesondere wenn Dur-Akkorde aufeinander "fallen".
Die Sequenz wird also mit B abgeschlossen.[...]

Die Sequenz geht tatsächlich noch länger als ich gedacht hatte, ist mir irgendwie nicht aufgefallen. Ich sehe das auch so wie du nicht als Funktionen sondern als harmonische Sequenz.

Die Funktion des Schlussakords der Sequenz als Subdominante wird geklärt, indem mit Sekundanstieg ein weiterer Dur-Akkord folgt (damit wird B
subdominantisch gehört) , welcher zugleich die Dominante C ist, und dann mit Quintfall die Tonika erreicht. Somit ist das Stück mit
klassischer S - D - T Kadenz beendet.

Meinst du, dass die Sequenz erst in Takt 30 mit C - F und in Takt 31 mit dem Bb - Dur beendet ist? Dann kommt ja in Takt 32 ein C - Dur, also die Dominante, die dann bis zur Kadenz stehen bleibt und dann ein authentischer Ganzschluss erklingt. Ich hatte gedacht, dass die Sequenz schon früher beendet ist, da in Takt 28 nach dem Bb - Dur als S die Sp erklingt, alles danach hatte ich ursprünglich nicht in die Sequenz einbezogen, liege ich damit falsch?


P.S: Wie kriegt man die Noten so schön in die Beiträge? Gibt es dazu eine Funktion im musiker-board, die MusicXML beherrscht?

Und warum erscheinen so viele Aufhebungszeichen im Bild, obwohl gar nichts aufzuheben ist?

Ich hab die Noten aus einem Pdf, habe die in jpgs umgewandelt und dann angehangen, nicht mit MusicXML oder ähnliches ;) Warum da manche Sachen aufgelöst weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, in meiner Bezugsquelle aus der Bach Gesamtausgabe sind die Auflöser auch nicht drin, hab nur keinen Scanner hier sonst hätte ich die hochgeladen.

Noch eine andere Sache, im Buch "Einführung in die musikalische Formenlehre" von Erwin Ratz schreibt er zu der Invention 8, dass in Takt 12 ein Ganzschluss auf der Dominante erklingt. Das halte ich für schlichtweg falsch, da ich dort eindeutig einen auth. Halbschluss sehe. Liegt es evtl dadran, dass man das zu der Zeit als Ratz das Buch verfasst hat noch als Ganzschluss auf der Dominante bezeichnen konnte und er später zum Halbschluss gekommen ist?

Vielen Dank für eure Hilfe, echt super! :)
 
P.S: Wie kriegt man die Noten so schön in die Beiträge? Gibt es dazu eine Funktion im musiker-board, die MusicXML beherrscht?

Hallo RMACD,

Bilder lassen sich einbinden, indem man den (den rot umkringelten) Button "Grafik einfügen" anklickt: picture.PNG
Dann kann man auswählen, ob man eine URL angeben oder eine Datei vom Computer hochladen will.
Achtung: Bitte unbedingt auf die rechtliche Unbedenklichkeit dessen, was Du verlinkst oder hochlädst, achten!


Und warum erscheinen so viele Aufhebungszeichen im Bild, obwohl gar nichts aufzuheben ist?

Meinst Du z. B. das aufgelöste f in Takt 16 (linke Hand)? Da wird das fis aus dem Takt davor wieder aufgelöst. Das ist zwar nach den üblichen Konventionen unnötig, soll aber als Erinnerung dienen, also Netz und doppelter Boden. In manchen Ausgaben stehen die auch in Klammern - oder eben überhaupt nicht.

Viele Grüße
Torsten
 
Der Dominantseptakkord mit A7 würde nahe liegen, da bin ich dabei, aber wie kommt beim verminderten Septakkord von A7 das b mit rein? Müsste A7 verm. nicht eigentlich aus a c eb und g bzw. gb (je nachdem, ob es halb - oder ganzvermindert ist) bestehen? Das b wäre da doch die None, oder?

Es wäre dann auch nicht A-vermindert, sondern C#-vermindert ... (oder B, oder E oder G ...) .

Thomas
 
Vielen Dank für die beiden Antworten,

was ich noch nicht verstehe...:

Der Dominantseptakkord mit A7 würde nahe liegen, da bin ich dabei, aber wie kommt beim verminderten Septakkord von A7 das b mit rein? Müsste A7 verm. nicht eigentlich aus a c eb und g bzw. gb (je nachdem, ob es halb - oder ganzvermindert ist) bestehen?

Entscheidend für die Auflösungstendenz ist der in A7 enthaltene Tritonus c#-g, ein sehr spannungsreiches Intervall.
Die Auflösung des Leittons c# (von D-Moll harmonisch) erfolgt nach d, das g wird in Moll nach f geführt.
Das a ist in beiden Akkorden (A7 und Dm) enthalten und bleibt liegen.

Wird das a nun gegen das b (dt.) getauscht, so entsteht ein Gleitton, der nach a aufgelöst wird. Das b bildet außerdem zusammen mit dem Leitton e einen zweiten Tritonus. Der verminderte Septakkord ist daher spannungsreicher als der Dominatseptakkord und galt als Teufelssymbol.

Das b wäre da doch die None, oder?

Richtig - und der verminderte Septakkord kann als ein um seinen Grundton verkürzten Dominantseptnonakkord aufgefasst werden.

Alle vier Töne eines verminderten Septakkordes können als Leittöne fungieren. Deshalb nennt man ihn auch einen "Chamäleon-Akkord". Ein Akkord aus a c d# und f# könnte theoretisch nach B, Db, E oder G (jeweils Dur oder Moll) aufgelöst werden, aber nicht nach Dm.

Viele Grüße
Klaus
 
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