Hallo Hans_3,
es ist wirklich nicht die große Sexte und whir hat recht.
Schauen wir uns doch einmal diesen verminderten Septakkord näher an. Dieser Akkord steht unter anderem als Dominantstellvertreter auf der VII Stufe einer Harmonisch Molltonleiter.
Beispiel in C Moll: VII = B°7, Akkordtöne: B, D, F, Ab. Würden wir den Ton Ab als G# bezeichnen, hätte die HM7 Tonleiter plötzlich 2 Sexten und dafür keine Septime.
Um es von einer anderen Seite zu beleuchten; gehen wir mal von der Aeolischen Tonleiter aus. Dort zeigt sich uns folgendes Bild: Die bVII Stufe in Aeolisch repräsentiert einen Dominantseptakkord. In C Aeolisch wäre das demzufolge Bb7. Erhöht man nun den Grundton dieser VII. Stufe, was ja nötig ist um HM zu erhalten, wird dadurch die Septime Bb Ab um einen Halbton verkleinert, Das heißt, aus der vorher bestehenden kleinen Septime wird eine verminderte Septime. Übrigens, auch stimmführungsmäßig wird dieser Ton immer als bb7 behandelt. Kein Zweifel!
Und
Jawohl! Es gibt auch einen verminderten Dreiklang. Und der hat sogar ein eigenes Akkordsymbol. Und zwar ° bzw. dim. . Und damit meine ich nicht °7 bzw. dim7. In Dur befindet sich dieser Dreiklang auf der VII Stufe. Nun zwei Beispiele in C Dur für die Auflösungen zur Tonika hin:
B__C
F__E
D__C
oder
D__C
B__C
F__E
Der Ton Ab (die verminderte Septime) wird dazu absolut nicht benötigt. Der verminderte Dreiklang ist somit als Akkordstruktur brauchbar und auch notwendig um bestimmte Klangfarben darstellen zu können. Im obigen Fall z.B. um diatonisch zu bleiben.
Zur nächsten Behauptung und zwar E#dim, G#dim, Bdim und Ddim hätten alle dasselbe Tonmaterial wäre zu sagen:
E#dim, G#dim, Bdim und Ddim haben nicht unbedingt dasselbe Tonmaterial. Es kommt immer darauf an wie Du die Akkorde einsetzt. Als Dominantstellvertreter wären die Tonleitern von E#dim nämlich E#, F#, G#, A, B, C#, D als VII Stufe in Moll oder E#, F#, G#, A#, B, C#, D# als VII Stufe in Dur.
Du kannst Dir vorstellen dass dementsprechend die anderen 3 Akkorde auch jeweils zwei eigene Tonleitern haben. Hier sprachen wir von Dreiklängen (dim) und nicht von dim7.
Die Klassiker nennen den verminderten Septakkord auch verkürzten kleinen Nonenakkord. Für uns Jazz- und Popular-Musiker heißt das eigentlich ein Dom.7/b9 Akkord. Beispiel:
C7/b9.
Der in diesem Akkord vorkommende verminderte Septakkord baut sich auf dessen Terz auf. E, G, Bb, Db wären die Akkordtöne dieses verkürzten kleinen Nonenakkordes. Kein Mensch würde auf die Idee kommen den Ton Db in C# umzubenennen da es sich ja um einen C7/b9 Akkord handelt und der Ton Db die kleine None darstellt.
Will man also den verminderten Dreiklang, bzw. verminderten Septakkord in seiner ursprünglichen Funktionsweise verstehen, kommt man nicht umhin ihn harmonisch korrekt darzustellen. Darüber hinaus ist es natürlich absolut legitim zum Zwecke besserer Lesbarkeit Töne enharmonisch zu verwechseln.
Nun kommen wir aber endlich zu der Stelle wo ich Dir sicherlich auch Recht geben muss.
Oktave = 12 Halbtöne
Kleine Terz = 3 Halbtöne
Oktave = 4x 3 Halbtöne bzw. 4x kleine Terz.
(Dies ist eine Rechnung die eigentlich schlüssig aussieht)
Der Akkord birgt also eine gewisse Symmetrie in seinem Erscheinungsbild was zur Folge hat dass all seine Umkehrungen ebenfalls auf kleinen Terzen aufgebaut zu sein scheinen. Auf den ersten Blick sieht dies auch so aus. Bei näherem Hinsehen stellen wir jedoch fest dass es sich um folgenden Aufbau handelt:
Kleine Terz + kleine Terz + kleine Terz + übermäßige Sekunde = reine Oktave. Was wir uns bei Anwendung der Umkehrung zu Nutzen machen ist, daß eine übermäßige Sekunde genau wie eine kleine Terz aus 3 Halbtonschritten besteht und die beiden Intervalle so in der temperierten Stimmung vom Ohr her nicht zu unterscheiden sind. Diese "Scheinsymmetrie" macht man sich z.B. auch beim Modulieren zu Nutzen (enharmonische Umdeutung ist in diesem Fall erforderlich). Die dabei gebrauchte Tonleiter wird meistens die GT-HT Tonleiter sein da diese ebenfalls symmetrisch aufgebaut ist.
Ciao
CUDO