Improvisation-Solo: die linke Hand

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Hallo!
Irgendwie ist mir in den letzten Stunden aufgefallen, dass Improvisation ziemlich schwer ist:
Während man versucht, sich ne Melodie mit der Rechten zusammenzubasteln, hat man auch noch mit der linken zu kämpfen, macht mich komischerweise ganz kirre: da ich für die Changes aufs Notenblatt gucken muss, und selbst wenn ichs auswendig lerne, muss ich noch zu viel über die linke nachdenken...
Fiel das euch Profis auch so schwer?
 
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Gut, bin kein Profi, aber erlaube mir trotzdem zu antworten. ;) Das ist schwer wie Sau. :p Ich arbeite da schon länger dran, und erst gaaaanz langsam wirds was. Aber nur bei Stücken, die ich ohnehin auswendig kann und auch schon länger spiele, so dass die linke Hand aus dem Unterbewusstsein funktioniert. Neue Stücke vom Blatt kann ich grad so begleiten. Aber Solo? Keine Chance ...
 
Die linke hand markiert den "beat", über dem die rechte sich synkopisch/melodisch entfaltet. Die sprungtechnik des klassischen jazz (bass+akkordischem nachschlag mit chromatischen durchgängen) mit oktavierten bässen oder gar dezimen war einen tanzabend hindurch schwer durchzuhalten. Leichter fließen "walking basses", beim boogie spielt die linke die hauptrolle zu synkopisch/hart/dissonanten einwürfe der rechten, beim free jazz kann auch die linke synkopisch gestaltet werden (der fachausdruck dafür fällt mir erst in einer stunde ein!). Voicings! An der linken hand erkennt man den meister!
Afrikaner haben längere finger und eine kleinere mittelhand (sie haben auch andere füße als europäer, wir mussten zu unserem missvergnügen nach dem krieg ihre schuhe tragen, was unseren füßen nicht gut bekam). Mit manchen jazz-klavierformen tun wir uns daher schwer, abgesehen vom rhythmusgefühl, es ist eben "schwarze" musik, und - - - - - es wird hier sehr viel herumgepfuscht.
 
Naja, das ist halt wie bei den meisten Sachen im Jazz, du musst es einfach so viel üben/anwenden, bis die Lefthandvoicings ausm FF kommen.
Was die Rhythmik amgeht würde ich mir nicht so einen Kopf machen. Erstmal einfach aus dem Gefühl heraus spielen und bei Aufnahmen auf die Lefthandvoicings achten und sich möglicherweise davon n bisschen was abgucken.
 
@Günther Sch.: Sorry, aber deine Abhandlung über Jazz klingt, als hättest du sie aus einem zumindest 40 Jahre alten Lexikon. Natürlich kann man heute auch noch in dem von dir beschriebenen Stride Piano-Stil oder Boogie Woogie-Stil begleiten aber eigentlich nur als bewusste Entscheidung, im Stil einer vergangenen Epoche zu spielen. Die teilweise sogar kontrapunktischen Begleitlinien z.B. eines Brad Mehldau heutzutage sind von Stride Piano ungefähr so weit weg wie Schönberg von Mozart - und das ist trotzdem Jazz (und nicht einmal Free Jazz;) ).

Dass Jazz durch die Musik der Nachkommen schwarzer Sklaven in den USA entstanden ist und in der Anfangszeit fast alle wichtigen Musiker und Innovatoren Schwarze waren ist klar und soll auch nicht verschwiegen werden. Aber heute von Jazz als einer grundsätzlich "schwarzen" Musikart zu sprechen (mit der wir Weißen uns schwer tun und eventuell die Finger lassen sollten) ist Blödsinn. Und wenn jemand, egal welcher Hautfarbe, keine Dezime greifen kann, dann muss er den Akkord eben anders voicen.


@musikmusik:

Wenn du anfängst dich mit Improvisation zu beschäftigen dann sollte die Melodie der rechten Hand erst mal mehr Aufmerksamkeit kriegen als die Begleitung der Linken. Leg dir am besten jeweils eine einfache Begleitung zurecht, üb sie eventuell ein bisschen alleine, damit du dich beim Spielen auf die eigentliche Improvisation konzentrieren kannst.

Mit der Zeit lernt man, sich auf beide Hände gleichzeitig zu konzentrieren, was auch dadurch erleichtert wird, dass Voicings automatisch kommen und auch die Improvisation teilweise vom Unterbewusstsein gesteuert wird. Dann kann man auch anfangen mit der Begleitung spontane und rhythmisch interessante Sachen zu machen (dass ist übrigens auch außerhalb von Free Jazz erlaubt:D).
 

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