Gut, dann ist "Rhodes" schon mal der richtige Begriff. In dem Stück dürfte es wohl entweder ein echtes Rhodes sein oder ein sample-basierter Klangerzeuger. Mit virtuell-analogen oder analogen Synthesizern bekommt man den Sound wie oben schon angedeutet nicht realistisch genug hin. Es würde immer noch hörbar künstlich klingen und damit die 60er/70er-Soundästhetik, die der Song erzeugt, ziemlich stören. Mit dem JP-08 beispielsweise wäre ein Rhodes-Sound nicht drinnen. Zudem ist er nur vierstimmig polyphon, kann also nur vier Noten gleichzeitig spielen.
Die Sache ist, dass ein Rhodes recht dynamisch spielbar ist und daher etwas aufwendiger zu erzeugen ist. Dafür wird ein Rhodes meist in unterschiedlichen Anschlagstärken und Tonhöhen angespielt und abgesampelt, damit es dann am Gerät einigermaßen realistisch klingt und intuitiv spielbar ist. Den Aufwand findet man meist nur in sample-basierten Klangerzeugern, erst recht bei dem Budget. Daher wird es wohl auf ein solches Gerät hinauslaufen. Streicher, Bläser und anderes Zeug sind da fast immer mit dabei, in dem Fall kannst du sie aber einfach ignorieren und dich auf Rhodes und Synth-Sound konzentrieren.
Kombinationen aus virtuell-analogen Synths und Samples sind wie erwähnt eher selten - erst recht für unter 500€ - aber es gibt sie ab und zu. Der Roland JD-Xi wäre so ein Fall und ist neu aktuell für knapp unter 450€ zu bekommen. Gebraucht für etwa 330€ bis 400€. Der Synthesizer hat neben einer analogen Stimme für Bass-Sounds oder Soli auch zwei digitale Synth-Parts. Unter diesen findet man recht viele gute typische Synth-Sounds, die teilweise auch anderen Roland-Geräten nachempfunden sind. Beispielsweise dem Jupiter-8, von dem der JP-08 mehr oder weniger der Versuch einer klanglichen 1:1-Kopie sein soll. Wenn dir der JP-08 gefallen hat, bin ich mir relativ sicher, dass im JD-Xi auch einige Sounds stecken, die dir zusagen.
Zum anderen stecken in diesen digitalen Synth-Parts aber auch Samples, die aus anderen, rein sample-basierte Synthesizern von Roland stammen und etwas abgespeckt wurden. Dort findet man auch E-Pianos, darunter eben auch den einen oder anderen Rhodes-Sound. Diese Sounds sind an sich mehr als Dreingabe zu verstehen und können im Direktvergleich mit aktuellen spezialisierten Geräten nicht mithalten. Aber bei einem in dem Fall sehr geringen Budget wäre es zumindest eine Überlegung wert.
Leider gibt es zu den Rhodes-Sounds de JD-Xi auf YouTube kaum Demos, weil sie eigentlich nicht das Hauptfeature des Synths sind.
Hier (5:57) und
hier (13:25) hört man sie, allerdings gehen sie bei den anderen Sounds etwas unter.
Hier (9:59) hört man kurz ein paar Pianos und E-Pianos, darunter auch ein Rhodes, allerdings leider nur sehr kurz. Wie erwähnt, ist der Rhodes-Sound für geringes Geld ganz brauchbar und weit über dem, was virtuell-analoge Synths sonst bieten. Für Solo-Stücke würde ich ihn nicht verwenden, dafür ist er dann doch ein bisschen zu schlicht. Aber im Bandgefüge für ein paar Melodien kann das durchaus funktionieren
Drum-Sounds, moderne Chart-Synths und Sequencer kannst du bei dem JD-Xi auch gänzlich ignorieren, auch wenn das bei ihm ziemlich hervorgehoben wird. Im zweiten Video hört man ab 7:23 nebenbei auch noch deutlich andere Sounds als zuvor, nämlich auschließlich Pads, die meisten auch recht retro gehalten.
Ansonsten sei noch an Nachteilen erwähnt, dass der JD-Xi recht kompakt ist und die Regler und Fader daher recht klen sind. Immer noch
deutlich größer als beim JP-08, der in der Hinsicht vermutlich mit der fummeligste Synthesizer aller Zeiten ist, aber schon eher klein. Auch die 37 Tasten sind im Mini-Format. Wenn das nicht stört oder ein anderes Keyboard angeschlossen wird, stört das aber nicht weiter.
An rein sample-basierten Synths gäbe es aktuell den Yamaha MX49, der gebraucht für 250€ bis 400€ gehandelt wird. Der Rhodes-Sound ist für den Preis recht ordentlich und ein gutes Stück über dem des JD-Xi.
Hier (4:34) wird er etwas länger vorgestellt, es gibt für das Video auch englische Untertitel. Später wird auf das Rhodes noch ein Phaser gelegt, was für Psychedelic-Retro-Geschichten ganz nützlich ist.
Hier gibt es auch eine umfangreichere Demo der verschiedenen Rhodes-Sounds.
Bei den Synth-Sounds sehe ich den MX49 allerdings nicht ganz so breit aufgestellt wie den JD-Xi. Ich würde ihn überwiegend als eher "modern" und "klar" beschreiben, recht Pop-lastig. (Wobei es solche Sounds auch beim JD-Xi gibt.) "Warm" und "Retro" würde ich bei den Sounds eher nicht sagen. Und Rolands Klangästhetik ist auch nicht unbedingt in ihn miteingeflossen. Aber das ist sehr subjektiv und unter den zahllosen Sounds sind sicherlich auch ein paar dabei, die dir gefallen.
Im ersten Link zum MX49 folgen ab etwa 10:10 auch ein paar Synth-Sounds, die auch bei grundlegenden Parametern ein bisschen bearbeitet werden. Ansonsten sind die meisten Demos leider eher modern ausgerichtet.
Eine Alternative zum MX49 wäre auch der Korg Kross, der ähnlich ausgerichtet ist. Gebraucht ist er für etwa 400€ zu haben.
Hier (4:01) gibt es eine Demo des Rhodes-Sounds, der Rest des Videos geht leider größtenteils auf den Sequencer und für dich eher uninteressante Sounds ein. Dafür gibt es
hier ein Video nur zu dessen Synth-Pads.
In der selben Kategorie von Synth wie MX49 und Kross bietet Roland unter der aktuellen "Juno"-Serie auch Geräte an. Der aktuelle Juno DS wird allerdings gebraucht bisher kaum angeboten und rangiert eher am oberen Ende deines Budgets. Der Vorgänger Juno Di wird gebraucht allerdings öfters für 300€ bis 350€ angeboten und ist recht ähnlich. Dessen E-Pianos werden unter anderem
hier demonstriert, zu Synthpads habe ich leider keine Video gefunden, die sowohl mehrere Sounds demonstrieren als auch diese für mehr als ein paar Sekunden spielen.
Problem bei all diesen Synths könnte aber die recht moderne Optik sein. Bei JD-Xi ist das für manche sogar ein K.O.-Kriterium, die anderen Synths sind auch nicht unbedingt dezent gehalten.
Zwei verschiedene Sounds tastaturabhängig brauche ich eigentlich nicht. Optimal am JP-08 fand ich, dass ich mit einem Preset einen weichen Sound spielen konnte und mit dem zweiten Klangerzeuger drunter konnte ich dann schön Oszillieren lassen, obwohl man den ersten Sound noch gehört hat. Einigermaßen verständlich? Nur dachte ich, vllt gibt es etwas ähnliches, aber etwas "entschlackter", was ihr mir empfehlen könnt.
"Oszillieren lassen" solltest du vielleicht auch erklären. Am Besten wieder mit einem Soundbeispiel. Oszillatoren/Oszillation sind Begriffe, die bei Synthesizern schon eine andere Bedeutung haben, die glaube ich nicht das ist, was du dir darunter vorstellst.
Der JP-08 hat die Möglichkeit, zwei verschiedene Sounds gleichzeitig zu spielen, nämlich als Layer (ein Tastendruck erzeugt die entsprechend Note beim ersten und gleichzeitig beim zweiten Sound). Weißt du zufällig noch, ob dabei der eine Sound ganz links und der andere ganz rechts im Stereo-Panorama zu hören war? Der JP-08 trennt Layer-Sounds dabei nämlich recht hart, nur das Delay bleibt für beide Sounds in der Mitte. Falls es so war, müsste es ein Layer-Sound gewesen sein.
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Hätte eben gerne noch so nen kleinen Kasten draufgestellt, mit dem ich dann über die Orgelklaviatur MIDI sowohl ruhigere Piano-Sounds als auch abgefahrenere LFO-Sachen (?) spielen kann. Hat mit dem JP-08 ja eigentlich ganz gut funktioniert.
Mhmm…letzteres wäre kein Problem. Synth-Sounds sind häufig eher undynamisch oder lassen sich so umprogrammieren. Aber mit einer Orgeltastatur dynamische Piano-Sounds zu spielen ist in vielen Fällen eine ziemliche Tortur. Das Spielgefühl ist ein gänzlich anderes. Viele Synths mit E-Piano-Sounds haben eine ungewichtete Tastatur, die halbwegs darauf ausgerichtet ist, zwischen allen möglichen Sounds einen spielerischen Kompromiss zu finden. Das ist dann der kleinste gemeinsame Nenner und funktioniert irgendwie. Aber mit einem Orgel-Spezialisten ein E-Piano anzusteuern ist schon sehr…
gewagt. Technisch ist es sicherlich möglich, aber ob du daran deine Freude findest, wage ich zu bezweifeln.