Kemper oder "richtige" Mikrofonierung

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Hallo,

ich möchte das Thema in der Plauderecke besprechen, da es mir nicht so sehr um den technischen Aspekt geht, sondern eher darum, was für uns als kleines, mobiles Tonstudio Sinn macht.

Ich werde bald wieder mit einer Metal-Band eine Platte aufnehmen und habe festgestellt, dass es weder für mich als Tontechniker, noch für den Musiker Spaß oder Sinn macht, ein extrem lautes Gitarrensignal aufzunehmen, während man sich im selben Raum befindet. Aus diesem Grund schwanke ich derzeit zwischen zwei Optionen, um diese Situation in Zukunft zu verbessern, beziehungsweise zu vermeiden:

Kemper Profiling Amp und Grossmann SG-Box.

Daraufhin habe ich Vor- und Nachteile des Kemper Profiling Amps aufgelistet:

PRO

- hohe Mobilität
- sehr flexibel im Klang, da nicht nur Amps, sondern auch Effekte dabei
- bequemes Einspielen mit Regie und Studio-Situation
- Profiling des jeweiligen Amps, falls kein Arbeiten mit Presets erwünscht
- Preis amortisiert sich aufgrund der Vielzahl an verfügbaren Amps sehr schnell - weitere Presets online erhältlich

CONTRA

- Keine Praxis durch Mikrofonierung und Ausprobieren
- ist nicht „echt“​

Ich habe mir bereits diverse Vergleichsvideos auch im Blindtest angehört und konnte nur selten einen Unterschied feststellen. Wenn überhaupt gab es Lautstärke-Unterschiede. Außerdem möchten wir den Musikern ein möglichst hohes Maß an Professionalität anbieten, auch wenn wir im Low Budget-Sektor tätig sind. Und das ist oft eher in meiner gemütlichen Stube, als im muffigen, dunklen Proberaum möglich.

Und da es für uns extrem wichtig ist, mobil zu sein, spricht im Grunde alles dafür, sich den Kemper anzuschaffen. Was ist eure Meinung dazu?


Steve
 
Eigenschaft
 
ein extrem lautes Gitarrensignal aufzunehmen, während man sich im selben Raum befindet.

Ich selbst habe zwar wenig Erfahrung mit dem Kemper, aber der steht 100pro auf meiner Liste, bis jetzt konnte ich den n paar mal anspielen und war begeistert. Habe auch selbst nur gutes davon gehört.

Aber zu deiner Aussage.. Habe ich da was falsch verstanden oder ist Gitarren extrem laut abnehmen doch eher unnötig, wenn nicht sogar kontraproduktiv?

Ausschnitt aus www.delamar.de:

"Gitarre zu laut aufnehmen Musik und E-Gitarre machen besonders viel Spass, wenn sie so richtig laut sind, keine Frage. Dazu kommt, dass viele Gitarrenverstärker erst ab einer gewissen Lautstärke so richtig gut klingen. Darüber hinaus aber macht es keinen Sinn, die Lautstärke weiter aufzudrehen. Je lauter der Amp, desto wahrscheinlicher, dass das Mikrofon die Lautstärke nur noch mit Verzerrungen quittiert und die Aufnahme der Gitarre damit unbrauchbar macht. Dazu kommt noch, dass bei grossen Lautstärken der Raumanteil, der über die Mikrofone aufgenommen wird, überbetont wird und das eine suboptimale Raumakustik noch mehr zur Schau stellt. Und zu guter Letzt: Regale fangen an zu schwingen, Kaffeetassen klirren, usw. – alles Dinge, die man beim Gitarre aufnehmen am besten vermeidet.
Quelle: www.delamar.de"

Nebenbei gibts da ja noch die Möglichkeit zum reampen?
Einfach DI-Signal mit nem AMPsim wie BIAS (übrigens 1A Software, die mMn dem Kemper in fast nichts nachsteht) aufnehmen und mit ner 80€ Palmer box wieder in den Amp führen, da kannst den Amp auch in den Keller stellen für (sofern der Sound denn was taugt :D). Wäre doch ne billigere Lösung.
 
Aus meiner Sicht als Musiker hast du die Frage falsch gestellt.

Ich würde mich in erster Linie fragen wie es um den Bandsound und um die Interessen der Musiker bestellt ist.
 
Hi Steve,

ich benutze selbst nen Kemper sowohl privat als auch im Studio und meine Erfahrung zeigt, dass das für Deine Anwendung genau das Richtige ist. Allemal besser als im gleichen Raum abzuhören in dem der Amp steht, da kannst du ja gar nix beurteilen. Profile doch die Amps, die du haben willst, dann kannste immer noch mit der Mikro-Position indirekt rumspielen, in dem du andere Cab-Profiles benutzt. Der Sound vom Kemper ist absolut super, Unterschiede zum Original-Amp sind meiner Meinung nach nur im AB-Vergleich zu hören.

Außerdem kannste später immer noch Reampen, sollte es wider erwarten doch nix werden.

Ich sehe jetzt nicht, wie sich der Sound der Band ändert, wenn man kempert oder über Amps im Proberaum spielt.

Ach ja - meiner Meinung nach eignet sich der Kemper am Besten um eigene Sounds "abzuspeichern", sprich selbst zu profilen. Die Profiles, die online erhältlich sind, finde ich bis auf wenige Ausnahmen ziemlich Grütze.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich sehe jetzt nicht, wie sich der Sound der Band ändert, wenn man kempert oder über Amps im Proberaum spielt.

Ich schon.
Eine Platte wird sich am Ende völlig anders anhören, ob man sich dazu entscheidet zu versuchen den einzelnen Musiker so abzubilden wie er sich selber sieht oder ob man ihn an Equipment steckt mit dem es "einfach" ist oder man es "gewohnt" ist aufzunehmen.
Viele Gitarristen haben auch eine "emotionale Bindung" zu ihrem Amp und das Spielgefühl im konkreten und das Gefühl mit der Aufnahmesituation im allgemeinen unterscheidet sich dabei auch.... und das ist natürlich auf die anderen Instrumente übertragbar.

Grade im Metalbereich klingt halt vieles so austauschbar, weil ständig die gleichen Modeller und Drumsamples verwendet werden. Da entwickelt nahezu keine Band mehr einen eigenständigen Sound.... einfach nur weil die Produzenten und/oder Bands zu faul oder zu feige sind sich mit ihrer künstlerischen Identität ausreichend auseinanderzusetzen, sondern es nur darum geht möglichst einfach "nen fetten Sound" zu erzeugen.

Was ich für den gegebenen Fall für ne gute Lösung halte hab ich bewusst nich gesagt, weil ich mir dazu kein ausreichendes Bild machen kann.
 
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Eine Platte wird sich am Ende völlig anders anhören, ob man sich dazu entscheidet zu versuchen den einzelnen Musiker so abzubilden wie er sich selber sieht oder ob man ihn an Equipment steckt mit dem es "einfach" ist oder man es "gewohnt" ist aufzunehmen.
nach dem Motto:
wir nehmen jetzt mal 'ne guide-session auf und danach kommt jeder einzeln an den Kemper... wird eher nicht funktionieren :D

Ich werde bald wieder mit einer Metal-Band eine Platte aufnehmen und habe festgestellt, dass es weder für mich als Tontechniker, noch für den Musiker Spaß oder Sinn macht, ein extrem lautes Gitarrensignal aufzunehmen, während man sich im selben Raum befindet.
als 'Produzent' kannst du dich mit dem modernen Gelumpe ziehmlich flott 'wegrationalisieren'
dh mit dem effizientesten und kostengünstigsten Weg untergräbst du (zumindest aus der klassischen Perspektive) deine Position
könntest du dir natürlich zurückholen, wenn du auf Blech einspielen lässt und dann mit Gold im Mix zurückkommst - it depends... ;)
(das eigene Selbstverständnis muss ja nicht unbedingt an's Budget gekoppelt sein)

cheers, Tom
 
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Genau dafür ist der Kemper ja da, dass sie ihren eigen sound im Kemper Profilen können oder ggf sogar noch bessere/andere Amp sounds nutzen können, wenn sie wollen. Ist im grunde echt so als würd man durch den Amp im Studio aufnehmen.
 
Genau dafür ist der Kemper ja da, dass sie ihren eigen sound im Kemper Profilen können oder ggf sogar noch bessere/andere Amp sounds nutzen können, wenn sie wollen. Ist im grunde echt so als würd man durch den Amp im Studio aufnehmen.

Und genau da hast du mich nicht verstanden. Aber das ist nicht so schlimm....
 
Aber zu deiner Aussage.. Habe ich da was falsch verstanden oder ist Gitarren extrem laut abnehmen doch eher unnötig, wenn nicht sogar kontraproduktiv?

"Extrem laut" war auf den Kontext bezogen. Da wir im gleichen Raum (Proberaum) mit dem Verstärker waren, war es immer sehr schwierig das Playback zu hören... ;-)

als 'Produzent' kannst du dich mit dem modernen Gelumpe ziehmlich flott 'wegrationalisieren'
dh mit dem effizientesten und kostengünstigsten Weg untergräbst du (zumindest aus der klassischen Perspektive) deine Position
könntest du dir natürlich zurückholen, wenn du auf Blech einspielen lässt und dann mit Gold im Mix zurückkommst - it depends... ;)
(das eigene Selbstverständnis muss ja nicht unbedingt an's Budget gekoppelt sein)

cheers, Tom

Das ist auch ein wichtiger Punkt, weswegen ich noch am Zögern bin. Allerdings soll der Kemper die "richtige" Mikrofonierung keineswegs ersetzen, sondern lediglich eine bequemere Option für die Musiker darstellen, falls sie und ich mit dem Klang zufrieden sind.

Danke schon jetzt an alle für eure Rückmeldung! :)
 
ich würde es vom Ziel der Produktion abhängig machen:
eher 'erdige' Sachen (kyuss-artig zB) live einspielen und mikrofonieren
dabei mehr auf einen dichten Bandsound achten als zB Details der Schlagzeugabnahme

die konstruierten Wände gehen dagegen mit virtuellen Werkzeugen besser
(Nebeneffekte bei suboptimalen Akustikverhältnissen spielen sonst zu stark hinein)

cheers, Tom
 
Das Spielgefühl der Band ist entscheident. Und da ist leise spielen im Regieraum über Kemper nicht wirklich optimal um sich emotional völlig gehen zu lassen. Allerdings ist der Kemper wirklich erstaunlich. Ich kann mich hier mal an einen Test von Lasse Lammert errinnern, wo er einen Gitarren-Track abwechselnd zwischen echtem, mikrofonierten Amp und Kemper hin und her geschaltet hatte. Ich habe die Schnittpunkte nicht hören können. :eek: Deswegen sehe ich ihn in einer Sonderstellung und ist nicht der Typische Einheitsbrei an Modellern und Samples. Oh mann wie ich das Wort Superior Drummer/EZDrummer , Chango Kit oder Joey Sturgis nicht mehr hören kann. SSD hätte ich, wenn ich nicht durch Zufall mal die Deluxe Kits gehört hätte, ebenfalls in diese Liste eingereiht.

Letzendlich würde ich auch die Band fragen, ob sie sich damit überhaupt wohl fühlen. Denn das ist das wichtigste überhaupt.
 
@Novik: War das der Vergleich des Kempers mit einem ENGL-Amp wo so ein Metal-Riff gespielt wurde? Daran kann ich mich auch noch erinnern. Es waren nicht einmal die Schnittpunkte zu hören, Klangunterschiede sowieso keine. Sehr eindrucksvoll!
 
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Das Spielgefühl der Band ist entscheident. Und da ist leise spielen im Regieraum über Kemper nicht wirklich optimal um sich emotional völlig gehen zu lassen. Allerdings ist der Kemper wirklich erstaunlich. Ich kann mich hier mal an einen Test von Lasse Lammert errinnern, wo er einen Gitarren-Track abwechselnd zwischen echtem, mikrofonierten Amp und Kemper hin und her geschaltet hatte. Ich habe die Schnittpunkte nicht hören können. :eek: Deswegen sehe ich ihn in einer Sonderstellung und ist nicht der Typische Einheitsbrei an Modellern und Samples. Oh mann wie ich das Wort Superior Drummer/EZDrummer , Chango Kit oder Joey Sturgis nicht mehr hören kann. SSD hätte ich, wenn ich nicht durch Zufall mal die Deluxe Kits gehört hätte, ebenfalls in diese Liste eingereiht.

Letzendlich würde ich auch die Band fragen, ob sie sich damit überhaupt wohl fühlen. Denn das ist das wichtigste überhaupt.

Spielgefühl ist sogar sehr wichtig, das stimmt! Dennoch wäre es meiner Erfahrung nach jedem Gitarristen, mit dem ich bislang zusammengearbeitet habe, lieber gewesen in einer Regie-/Studio-Situation aufzunehmen, da er so direkt mit dem Klang arbeiten kann, welchen man später auf der Aufnahme hören wird.

Befindet man sich im gleichen Raum mit der Gitarrenbox nimmt man zwar die Vibrationen war, man fühlt es mehr, allerdings hört man nicht zu 100% was man macht und spielt eher auf Verdacht... Von daher scheint der Kemper Amp eine gute Alternative zu sein, insofern ich und die Musiker das abnicken.
 
Ich arbeite ebenfalls seit einiger Zeit mit dem Kemper im Studio und möchte das Teil nicht mehr missen.
Und das hat jetzt wirklich nichts mit Faulheit zu tun, ich habe den Luxus im Studio immer zwei separat mikrofonierte Cabinets bereit stehen zu haben und diese auch in von der Regie getrennten Räumen, d.h., Lärmfaktor kann ich ausklammern.
Allerdings ist es meiner Erfahrung nach gerade bei unerfahreren Bands (Gitarristen/Bassisten) so, dass sie oftmals nicht wissen, wie sich ein sauber mikrofoniertes Ampsignal anhört geschweige denn dass sie wissen, wie man einen Sound am Amp einstellt, damit er sich im Band- und Recordingprozess später durchsetzt.
Und da punktet der Kemper immer: Ich kann den Musikern verschiedene Soundmöglichkeiten demonstrieren und sie mit verschiedenen Sounds spielen lassen.
Im Recordingprozess dann selbst kann ich ohne große Verrenkungen ein DI Signal zur Sicherheit zum effektierten Signal aufnehmen, einfacher war es wirklich noch nie.
In 99.5% bleibt es aber beim Kemper und der eigentlichen Aufnahme.
Und wenn mit echten Amps aufgenommen wird, dann sind das meistens Musiker, die genau wissen, was sie wollen und sich mit ihrem Equipment zu 100% auskennen.

Als weitere Alternative zum "stillen" Recording von Amps kann ich übrigens noch die Produkte von Two Notes empfehlen:
Wenn man einen "echten" Amp benutzen möchte, diesen aber Nachbarschaftsverträglich => Two Notes Torpedo Live oder Two Notes Torpedo VB-101 oder den neuen Nachfolger Two Notes Torpedo Studio.

Soweit meine Einschätzung ;)

Viele Grüße
Matze
 

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