Klang/Lautstärke eines Leslie 147?

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Hallo zusammen,


ich hatte gestern die Gelegenheit, ein Leslie 147 aus einer Hinterlassenschaft anzutesten und war über den klanglichen Eindruck etwas irritiert.


Das Leslie 147 ist ein dänisches Modell (der Seriennummer nach geschätzt von 1970) mit durchgehenden Louvres und 98 cm Höhe,
also etwas niedriger als andere 147er. Es war vor 3 Jahren zuletzt in Betrieb.


Für den Test stand mir das Setup des Vorbesitzers zur Verfügung (die zuletzt vorgenommenen Einstellungen hatte ich vorerst beibehalten):

  • Hammond XK-2 mit Master Volume auf Maximum
  • Trek-II UC-1A mit Level auf Maximum
  • XK-2 mit Klinke an HI-Eingang des Trek-II
  • Leslie 147 mit 6-poligem Kabel an 147-Port des Trek-II
  • Leslie-Volume auf 9 (von 10)


Das erste, was mich irritierte, war das "Lüftchen", das mir im Vergleich zu meinem Leslie 770 um die Ohren wehte.
Es war nur unwesentlich lauter als meine häusliche Konfiguration, die aus einer XK-3c mit Volume auf 9 Uhr,
Combo Preamp II Volume auf 9 Uhr und dem 770er auf Vollanschlag besteht. Dass 90W mehr sind als 40W, war
mir klar, aber so viel mehr?


Das zweite Irritierende war, dass man trotz maximaler Levels keinen satten Röhren-Overdrive aus dem 147er hörte.
Ich erwartete sowas wie hier, kam aber nicht auf diesen Klang.


Was mich zuletzt irritierte: Der Klang schien zudem betriebsdauerabhängig :confused:zu sein. Nach einer halben Stunde
Betriebszeit bekam ich Röhren-Overdrive annähend hin und musste zurückdrehen, weil es schon ziemlich laut wurde.
Erste Anflüge von Zufriedenheit machten sich breit.:great:


Nach einer weiteren Viertelstunde Plaudern ging es weiter und mit dem Overdrive war es wieder vorbei, dafür gingen
einzelne Töne der obersten 2 Oktaven bei 88.8000.000 plötzlich in hässliche Verzerrung, wenn das Master Volume der
XK-2 über 12 Uhr ging. Es war dieselbe Art von Verzerrung, die ich beim 770er mal hatte, bevor ich das Diaphragma im
V21 neu justierte. Woher kam das plötzlich?


Was mir noch auffiel: Hin und wieder hörte man neben dem Grundrauschen aus dem Horn ein unregelmäßiges Rascheln,
das nach ein paar Sekunden wieder verschwand:confused:.


Ich habe Bilder vom Amp beigelegt. Welche Art von Glühen bei welchen der Röhren verdächtig bzw. normal sind, weiß ich nicht genau.
Die OC3 hinten glühte jedenfalls violett, die 12AU7 vorne orange, und die beiden 6550er ein kleinwenig im unteren Bereich (sorry für die
Nomenklatur, ich fuhr bisher nur Transistor...;)).


Ich gehe davon aus, dass es am verwendeten Setup liegen muss, dass das Leslie nicht alle seine Reserven zeigen konnte
(wie gesagt habe ich die Einstellungen des Vorbesitzers belassen - und der spielte Jazz, keinen Blues-Rock. Experimente
wie XK-2 am LO-Eingang habe ich unterlassen, da ich den Trek-II nicht kenne).


Was meint Ihr dazu?

147amp_1.jpg 147amp_2.jpg
 
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Was mir noch auffiel: Hin und wieder hörte man neben dem Grundrauschen aus dem Horn ein unregelmäßiges Rascheln,
das nach ein paar Sekunden wieder verschwand
Das hatte ich auch mal. Ursache war ein Stück Kunststofffolie, das im Horn steckte. Keine Ahnung, wie das damals da rein kam, aber ich hatte da einen Band"kollegen" im Verdacht... :mad:.

Also Schau mal nach, ob das Horn frei von Fremdkörpern ist.


Mojoh
 
Ich nehme mal an, Du hattest den Drehschalter für den Lastwiderstand (16-8-OPEN) auf OPEN stehen?

Die Ursachen für die restlichen Effekte können vielfältig sein. Eine Überholung des Leslie-Amps wäre sicher anzuraten, zumindest aber eine Inspektion. Das Rascheln bzw. Rauschen und die Leistungsschwankungen können auf defekten Siebelko, defekte Röhren, Röhrensockelkontakte, kalte Lötstellen, Poti, oder andere gealterte Komponenten zurückzuführen sein.

Auch die Lautsprecher sollte man mal auf Originalzustand überprüfen. Nicht selten entpuppt sich der Tieftöner als nachgerüsteter 8 Ohm Ersatz. Das führt schon zu Leistungsminderung, kann aber im schlimmsten Fall - zwar selten - auch zur Beschädigung des Ausgangstrafos führen. Ein Windungsschluß im AT kann auch zu Leistungsminderung und Verzerrung führen.

Ich würde zunächst mal einen kurzen Test mit zwei 6550 im Austausch machen. Das dunkle Bild ist normal. OC3 glimmt immer fröhlich. Das ist ja eine Glimmröhre, währen bei den anderen Röhren im Normalfall nur die Heizdrähte leicht glühen. Ein schwacher bläulicher Schimmer auf der Glasinnenwand der 6550 ist auch noch normal. Allerdings wäre ein Glühen der Anodenbleche der Endröhren schon zu beanstanden.
 
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Vielen Dank für das Feedback!

Ich nehme mal an, Du hattest den Drehschalter für den Lastwiderstand (16-8-OPEN) auf OPEN stehen?

Ja, der Drehschalter war auf OPEN.


Bezüglich der Frage der Originallautsprecher habe ich noch zwei Bilder beigelegt, die ich beim Test gemacht habe.
Der Woofer müsste ein 16-Ohm-Teil sein, richtig? Kann man optisch verifizieren, ob ein 8-Ohm-Ersatz vorliegt?


Deiner Erklärung zufolge würde ich die 6550er als unverdächtig einstufen, denn außer den Heizdrähten hat hier nichts geglüht.


Der Seriennummer zufolge scheint das Leslie ja in den 70ern gefertigt worden zu sein, weiters ist es ein europäisches Modell.
Beides scheint für manche ein Leslie weniger attraktiv zu machen, z.B. wird oft unterstellt, Leslie hat (wie auch Hammond)
in den 70ern nicht mehr in der von früher gewohnten Qualität produziert. Was ist an diesen Aussagen dran? Kann es sein,
dass auch bauteilmäßig optimiert wurde und sich das auf den Gesamtklang auswirkte?


Den Verstärker würde ich im Falle eines Kaufs wie angeraten einer Inspektion unterziehen lassen, um Klarheit zu schaffen.
An den übrigen Komponenten ist mir nichts Gröberes aufgefallen. Die Motoren z.B. laufen leise und verlässlich.


Als Verkaufspreis wurde mir 1600€ genannt. Haltet Ihr das (nach obigem Befund) für angemessen, zu wenig, zu viel?


Danke,
Rainer
147_3.jpg 147_4.jpg
 
Yep, der Woofer dürfte original sein, genau der ist in meinem auch drin. Der "Viereckige" Jensen, genaue Modellbezeichnung weiß ich grade nicht.

1600 in diesem Zustand... weiß nicht. Mit überholtem Amp inklusive schon eher. Aber am Markt sehr unterschiedlich. Es gibt Leute, die bieten 147er für diesen Preis an. Aber dann in normalem bzw guten Zustand ohne Mängel. Ab und an sieht man aber auch welche, die fast schon auf die 2000 zugehen... Kann da Don Leslie evtl. was zu sagen? Ich habe da nicht die beste Marktkenntnis...
 
Rainer,

das sieht alles sehr schön Original aus (Jensen C15L, kann aber auch Utah sein, kann letztlich nur die Seriennummer Auskunft drüber geben), selbst die Krepppapierverkleidung des Hochtöners ist noch unversehrt, was bedeutet, daß da bisher niemand dran war.

Insofern sieht es aus, als seien noch wenig Hände am Inneren gewesen, was allerdings nicht unbedingt den Preis rechtfertigt, den ich ebenfalls wie Simon für etwas überzogen halte, denn a) dänischer - nichts gegen Dänen - will sagen europ. :) Bau, b) durchgezogene Louvres, c) Particle wood (Spanplatte) etc.

Ich weiß nicht, was der Verkäufer vorhat, ob er ihn noch in die Bucht setzen will, aber 1300 bis 1350 wären ein reeller Preis, wobei man sagen muß, daß ein 147er immer etwas preiswerter als ein 122er sein sollte. Und was die Amprestaurierung angeht, kannst Du das hier anmelden.

Im Moment (Urlaubszeit) ist günstige Einkaufzeit in der Bucht oder anderen Internetplätzen.

Standort des Leslie spielt natürlich auch noch eine Rolle für die Preisfindung.
 
Danke euch für eure Rückmeldungen!

Don, nach deinen Einschätzungen zum Amp hatte ich bereits daran gedacht, den Preis um (geratene) 300€ herunter
zu handeln (Einschätzung des Aufwands, den Amp inspizieren und ggf. reparieren zu lassen), wobei ich ebenfalls
bei den von dir vorgeschlagenen 1300€ gelandet wäre. Ich habe nun ein gutes Gefühl mit diesem Betrag.

Der Verkäufer hat meinem Eindruck nach keinen Stress damit, das Leslie 147 los zu werden. Wenn er auf die 1600€
besteht - kein Problem. "Andere Leute haben auch schöne Leslies." :)
 

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