Klangeinstellung: Am Bass, am Amp oder wo?

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Ich habe kürzlich angefangen, Bass zu spielen und habe einen Bass (Harley Benton BZ-5000) mit aktiver 3-Band-Elektronik. Hinter dem Bass gibt es noch weitere Möglichkeiten für die Klangeinstellung. Bei mir ist es ein Preamp und ein digitaler Mixer. Üblich dürfte ein Bassverstärker sein.

Wie ich inzwischen weiß, gibt es überaus ausgefuchste Basselektroniken. Ich meine, dass ich irgendwo habe 4-Band mit zwei semi-parametrischen Mitten gesehen habe. In meiner ersten Technikbegeisterung finde ich so etwas immer toll. Nach ein wenig Abkühlung frage ich mich allerdings, wozu es gut ist.

Wie seht ihr die Aufgabenverteilung für die Klangeinstellung mit on-board Basselektronik, Bassverstärker, Mixer?
 
Eigenschaft
 
Ich würde am Bass nicht viel rumschrauben. Volume immer voll auf (so mach ich es...), die Klangregelung auf Mittelstellung, dann kann man noch in beide Richtungen - leicht! - eingreifen. Man kann durch die Pickupanwahl bei einem Bass viel am Sound verändern, ich würde mich mit dieser Art der Soundbeeinflußung beschäftigen. Alles andere würde ich am Amp/ Mixer machen. In der Regel mache ich da eine an Bühne und Raum angepaßte Grundeinstellung, die ich beim Spielen auch nicht verändere
(bei meinem EICH -Zeug muß ich gar nix machen, alles auf Null, eventuell am Taste-Regler ein wenig was verändern...)
Beim Spielen werden nur noch die Pickups bemüht, ich wähle die je nach Bedarf an - normalerweise immer beide auf - ab und zu vielleicht etwas mehr Hals oder Brücke, je nach Musikstil. Eventuell ein wenig Bass reindrehen oder so, aber sehr ungern, weil das auch die Gain-Einstellung vom Amp/Mixer beeinflußt. Muß ich ein Solo spielen, dreh ich meistens ein wenig Höhen rein, muß ich slappen (was ich nicht gut kann...) ein wenig Mitten raus. Mein Bass (Carvin B5) ist aber so gut, daß man so ziemlich alles spielen kann, ohne groß die Klangregelung zu bemühen. Einfach Finger und Pickups...
 
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@Grumpes mit deiner Verwendung bist du dann einfach jemand, der keine aktive Klangregelung braucht. Du würdest mit einem Preamp im Bass auskommen.

Dass es eine Vielzahl von Basselektroniken mit durchaus aufwändigen Klangregelungen gibt, legt nahe, dass viele Bassisten damit anders umgehen.
 
Dass es eine Vielzahl von Basselektroniken mit durchaus aufwändigen Klangregelungen gibt, legt nahe, dass viele Bassisten
.... in zwei Richtungen denken:

1. Am Preamp / Verstärker stelle ich mir den Bass-Sound für mich auf der Bühne ein, und zwar relativ neutral, weil es kommt nämlich zusätzlich

2. die Elektronik im Bass dazu, mit der ich
a) den am Bass eingestellten Sound via DI-Box ans Mischpult gebe und
b) von der DI-Box (Line-Out/unsymmetrisch) in den Bassverstärker auf der Bühne gehe.

So habe ich die Veränderungen mit der Basselektronik sowohl im PA-Sound fürs Publikum als auch auf der Bühne für mich. Extreme Veränderungen (z.B. Bässe voll rein / raus) verärgern den Tontechniker (m/w/d) am Mischpult und vergeigen meistens den Gesamtsound, das lässt man (außer es gehört zum Stück und ist abgesprochen).

Das kann man so machen, muss aber nicht.
 
... Wie seht ihr die Aufgabenverteilung für die Klangeinstellung mit on-board Basselektronik, Bassverstärker, Mixer?

Als bassspielender Tontechniker sehe ich das so:
Am Amp stelle ich mir den Sound für die Bühne ein, soll heißen, wenn es irgendwo ein Problem mit Wummern o.ä. gibt, dann gleiche ich das am Amp aus. Einmal eingestellt, ändert sich das für den Abend meist nicht mehr.
Am Bass dagegen stelle ich die Veränderungen ein, die ich für die jeweiligen Songs brauche - das wird zwar im Lauf der Jahre auch immer weniger, weil ich das meiste aus der Anschlagtechnik und dem Pickup-Balanceregler heraushole, aber hin und wieder mal eine Mittenanhebung für ein (gefaketes) Fretless-Solo, in meiner früheren Band gab es einen Song mit voller Bassanhebung und nur einem Anschlag pro Takt, das klang dann fast schon nach Orgelpedal.

Dabei bevorzuge ich eine Klangregelung mit fünf Reglern - Volume, Balance, Bass, Mid, Treble und zwei kleinen Minischaltern - mit dem einen kann ich die Mittenfrequenz umschalten, mit dem anderen schalte ich den EQ aus und bringe den bass in den Passivbetrieb. Bei einer meiner Bands spiele ich den Bass schon lange passiv, in der anderen in der ich jetzt nur noch aushelfe, wenn mein Nachfolger am Bass mal nicht kann, nutze ich noch die Aktivelektronik an einem ganz ähnlichen Bass (mit identischer Elektronik).

Ich hatte mal einen Bass mit super ausgefuchstem EQ - für das Studio war das toll, weil man alle Möglichkeiten hat, aber live war das nix, zuviele Funktionen auf kleinstem Raum (mehrere Doppelstockpotis, also Potis mit zwei Reglern), und das habe ich nie den Regler gefunden, den ich grade brauchte. Habe den Bass dann verkauft. Heute würde ich mir eher eine andere Elektrik einbauen lassen. Damit will ich Dir sagen, dass eine super Elektronik auch ihre Schattenseiten hat - war mir vorher auch nicht klar, aber damals habe ich mich als Bassist eben auch erstmal selbst erkennen müssen bzw. ich musste meine eigenen Vorlieben herausfinden.

Ach ja, und was macht jetzt der EQ am Mischpult? Wobei man da ja auch zwei hat - einen pro Kanal, einen in der Summe; ich sage immer, letzterer ist ein Werkzeug, um Probleme auszumerzen, mit ersterem erschaffe ich Sound. Dieser EQ formt aus den ganzen Einzelsounds der Instrumente einen Gesamtklang der Band. Beispiel: Um sich selber besser hören zu können, dreht der Basser die Mitten an seinem Instrument auf. So kann er den Gig prima bestreiten, hört sich selber gut beim Spielen. Für den Gesamtsound ist das nicht so super, evtl. kommt er damit den anderen Instrumenten ins Gehege, darum wird der Mischer diese Mittenanhebung wieder neutralisieren und dafür vielleicht den Tiefbass etwas anheben - das macht den Gesamtsound der Band etwas fetter.
 
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Ich finde Deine Frage absolut berechtigt, und "DIE" Antwort darauf gibt es nicht. Da hat jeder so seine Vorlieben.

Und während ich noch an meiner Antwort bastelte, hat Kollege mix4munich das Ganze gut auf den Punkt gebracht ...

Ich seziere das Ganze mal in drei Schritte:
1. Generierung "meines" Sounds
2. Anpassung am FoH an Gesamtsound und Raumgegebenheiten
3. Anpassung des Bühnensounds

An der Stelle, an der "mein" Sound fertig ist, kommt der Abgriffspunkt für den FoH. Und das kann extrem unterschiedlich sein: der Eine braucht nur seinen Bass und evtl. einen Kompressor und eine DI-Box, der Andere muss unbedingt noch Effekte und den Enstufen-Röhren-Sound seines Amp-Boliden reinbringen. Ist alles legitim / möglich / machbar. Wenn ich die Backline für den Bühnensound (mit) nutze, finde ich es immer extrem praktisch, hinter (!) dem Abgriffpunkt zum FoH noch eine Klangregelung zu haben. Was beim Abgriff an den Speaker-Ausgängen am Röhrenboliden schwierig wird ... oder auch der Abgriff post-EQ am "gewöhnlichen" Amp, wenn ich hinter dem Abgriff keinen externen EQ o.ä. einschleifen kann.

Meine Vorgehensweise: da ich viel covere, benutze ich einen Multieffekt. Trotzdem stelle ich den Grundsound am Bass ein, über Wahl des PUs, single coil / Humbucker und einer 3-Band-Elektronik (haben meine Bässe alle). Andere schwören auf ihr "one-trick-pony", ich schätze Bässe, die auch unterschiedlichen Musikstilen gerecht werden (können). Im Multieffekt werden, aufbauend auf dem Grundsound, die gewünschten Effekte dazugemischt. Danach ist mein Signal "fertig" und kann vom Multieffekt via DI Out(s) an den FoH. Den Amp auf der Bühne benutze ich dann zur Klanganpassung des Bühnensounds, wobei hier auch noch ein externer EQ zum Tragen kommen kann. Wobei ich überlege, hinter dem Multieffekt nur noch eine Endstufe plus den EQ einzusetzen ...

Und dann müsste man noch zwischen Proberaum und Gig unterscheiden, bei denen die technischen Voraussetzungen ganz unterschiedlich sein können (Proberaum mit Gesangsanlage und Backline, Gig mit Monitor vom FoH und evtl. ganz ohne Backline ...)

Just my 2 cents.

Bässte Grüße

MrC
 
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Super! Herzlichen Dank für die Antworten.
 

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