Klassische Gitarre - Unterschied zwischen Viertel- und Achtelnote

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Ro1land
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Hallo,

vor ein paar Wochen habe ich meine Konzertgitarre hervorgeholt und ein wenig damit begonnen klassisch zu zupfen.

Als ich neulich ein paar längere Notenwerte gespielt habe, da habe ich mich gefragt, was der Unterschied zu einem kürzeren Wert wäre:gruebel:.

Konkret heisst das: Am Klavier drücke ich die Taste und wenn die Note "zu Ende" ist, dann lasse ich die Taste wieder los und der Ton wird gedämpft und verstummt.

Bei der Gitarre klingt der Ton erst einmal weiter. Ob da also jetzt eine ganze Note oder eine Achtelnote steht - einmal gezupft klingen beide gleich lange weiter.

Ausser natürlich, wenn man die Saite abdämpft. Das Dämpfen kann an manchen Stellen sicher sinnvoll sein. Aber bei schnelleren oder komplizierteren Stücken kann ich mir nicht vorstellen, dass jede kurze Note sofort wieder gedämpft wird. Oder doch? Wie sieht das bei der klassischen Spielweise aus?

;) Gleich vorweg: Ja, wenn mir das Zupfen in ein paar Wochen noch Spaß macht, dann werde ich mir auch einen Lehrer suchen, der mir die wichtigsten Dinge beibringt.

Gruß,

Roland
 
Eigenschaft
 
Es gibt keinen Unterschied zwischen Viertel und Achtelnoten am Klavier und an der Gitarre.

Wenn du an der Gitarre leere Saiten spielst, musst du sie nach der Dauer der Note abdämpfen, wenn du gegriffene Noten spielst, wird durch das Anheben des greifenden Fingers der Ton unterbrochen.
An manchen Stellen, wie zerlegten Akkorden, mag es angebracht sein manche Noten über ihre beschriebene Dauer weiterklingen zu lassen. Das ist dann aber schon Interpretationssache, oder Faulheit ;-)

Noten bedürfen generell irgendwo einer Interpretation.
Die Notenwerte geben ein rhythmisches Schema vor, aber bei komplexeren Stücken muss man manchmal einfach aus spielpraktischen Gründen gewisse Kompromisse eingehen.
Das muss man dann am konkreten Beispiel und im Kontext festmachen. Aber generell gilt: Eine Viertelnote ist doppelt so lang wie eine Achtelnote.
 
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Aber bei schnelleren oder komplizierteren Stücken kann ich mir nicht vorstellen, dass jede kurze Note sofort wieder gedämpft wird. Oder doch?
Das ist eben das, was das Gitarrespielen teilweise so kompliziert oder anstrengend macht, da man auf noch eine Sache mehr achten muss, was dann bei anspruchsvolleren Stücken auch den Unterschied zwischen gutem und schlechten Spiel ausmachen kann.

Bei dem Problem mit den leeren Saiten kann man sich vom E-Gitarre spielen manche Sachen abschauen, da dort ja auch meistens die nicht-klingen-sollende Saiten auch abgedämpft werden müssen, gegriffene Noten hat Disgracer ja bereits beschrieben
Zerlegte Akkorde würde ich auch generell weiterklingen lassen, es sei denn es ist speziell notiert. Manchmal ist auch bei Akkordzerlegungen bereits notiert, wie es gespielt werden sollte (z.B. "klingen lassen" bzw. "let ring" o.ä.).

Ich selbst lasse die Achtel eigentlich meistens länger klingen, oder was heißt länger, weiß nicht recht wie ich es ausdrücken soll, aber meistens klingen sie wirklich länger, allerdings nicht aus Faulheit (;)) sondern aus Gründen des Klangs. Beim Klavier spielt man ja sowieso meistens mehrstimmig, oder allgemein mehr Töne gleichzeitig, was auf der Gitarre einfach nicht möglich ist. Deshalb würde mMn die Gitarre, wenn man wirklich alle Achtel genau spielen würde, einfach weniger rund und weniger voll klingen, da eben durch längere Achtel das ganze mehr Legato klingt. Ich denke, wenn es vom Komponisten anders gewollt wäre oder ist, ist es auch speziell notiert, entweder mit einer Pause nach der Achtel, oder evtl. mit einer Stakkatoangabe.

Das ist natürlich nur meine Ansicht, und ist eben wie Disgracer bereits gesagt hat völlige Interpretationssache, und ist auch denke ich abhängig von der Stilrichtung.
Sind vielleicht Tänze ein gutes Beispiel, wo man auch in Abhängigkeit zum entsprechenden Stil des Tanzes eben solche vermeintlichen Kleinigkeiten variieren kann.
 
Du kannst auch auf dem klavier das sustainpedal treten und damit einen soundbrei veranstalten; ich habe da auch ein bisschen so eine tendenz, dieses pedal als hallgerät zu missbrauchen :redface:

Auf der gitarre solltest du halt auch das dämpfen üben. Mit der greifhand saite loslassen wie von Disgracer beschrieben oder mit freien fingern / dem daumen-/handballen der schlaghand nicht benötigte saiten wegdämpfen ist eine kunst für sich. Wenn du die dämpferei mal einigermassen im griff hast, kannst du selbst entscheiden, ob ein ton weiter klingen soll oder nicht.

Gruss, Ben
 
Das hätte ich so nicht gedacht, dass man derart dämpfen muss.

So wie ich das verstanden habe, bedeutet dies etwa bei diesem Beispiel, dass jede Achtel, bzw. generell jede Note nach der jeweiligen Dauer abzufämpfen ist.

Bild1.jpg

Wie wäre dies hier im Beispiel, mit welchem Finger würden die ersten Achtel wieder zum Verstummen gebracht?
 
So wie ich das verstanden habe, bedeutet dies etwa bei diesem Beispiel, dass jede Achtel, bzw. generell jede Note nach der jeweiligen Dauer abzufämpfen ist.

Naja ganz so kompliziert ist es nun wieder auch nicht.. Meistens Greifst du ja einen Ton mit der linken Hand, der nächste Ton erfordert eh das aufheben des ersten und damit ist die Dämpferei sooo gar nicht nötig. Wirklich wichtig ist es meist nur bei Leersaiten..
 
Gefühlsmässig würde ich bei dieser kleinen übung jetzt nicht dämpfen. Klingen lassen klingt für meine ohren hübscher :) Kommt halt darauf an, was die übung bezweckt.

Gruss, Ben
 
Man kann auch päpstlicher sein als der Papst. Eine Notation sollte alles Notwendige enthalten, dabei aber auch schnell zu erfassen sein.
Wenn man bei einer Gitarren-Notation die Eigenheiten des Instruments, also das ausklingen der Saite, konsequent notieren wollte, würde die Notation kaum noch lesbar sein. Wenn man wirklich konsequent jede Note ihrem Zeitwert entsprechend spielen und dämpfen würde, würde man sich wie ein Midi anhören. Das ist auch nicht richtig.
Es wird einfach vom Gitarristen erwartet, dass er/sie aus dem musikalischen Zusammenhang heraus erkennt, ob diese Note jetzt klingen soll oder nicht. Ich hab auch schon Gitarrennoten gesehen, wo jede!! Note mit einem kleinen Haltebogen versehen war. So etwas ist natürlich auch Unfug.
 
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Beim Klavier spielt man ja sowieso meistens mehrstimmig, oder allgemein mehr Töne gleichzeitig, was auf der Gitarre einfach nicht möglich ist.

Du kannst auch auf der Gitarre bis zu vier Töne gleichzeitig spielen, da gibt es keinerlei Einschränkung! ;) Theoretisch gingen sogar fünf, nur wird der kleine Finger der rechten Hand kaum zum Anschlagen benutzt, ausser vielleicht beim Rasgueado im Flamenco.


So wie ich das verstanden habe, bedeutet dies etwa bei diesem Beispiel, dass jede Achtel, bzw. generell jede Note nach der jeweiligen Dauer abzudämpfen ist.

[Notenbeispiel]

Wie wäre dies hier im Beispiel, mit welchem Finger würden die ersten Achtel wieder zum Verstummen gebracht?

In diesem Beispiel würde ich überhaupt nichts abdämpfen, ausser das G am Ende der ersten Zeile. Und auch dies geschieht fast automatisch, wenn Du die rechte Hand für den nächsten Takt auf die Saiten setzt.

Die Achtel wären nur abzudämpfen, wenn es explizit so verlangt würde, als Staccato zum Beispiel. Das wäre dann aber extra notiert mit einem kleinen Punkt über oder unter jeder Note.
 
Hi!

Abdämpfen... Den greifenden Finger anheben, einen weiteren höheren Ton auf der selben Saite mit anderem Finger greifen oder die schwingende Saite mit einem sanft aufgelegtem Finger dämpfen, alles mit der Greifhand. Rechts "aktiv" mit einem Finger, zumeist dem Daumen dämpfen oder - das wurde noch nicht angesprochen - mit angelegtem Anschlag spielen, d.h. i, m oder a kommen auf der (tonhöhenmäßig) nachst tieferen Saite für einen kurzen Moment zur Ruhe, geht natürlich nicht auf der tiefen ES.

Zum Beispiel: Ich würde die Melodie weitestgehend nur auf der GS spielen, also das H in der vierten Lage: 1 0 1 0 / 4 0 1 0 u.s.w, dann stimmen die Tondauern genau. Die Halbe tief D würde ich am Ende des Takts 3 mit der Außenseite des Daumens dämpfen. Ein Dämpfen des G Ende Takt 4 ist bei meinem Fingersatz nicht notwendig. Das Hohe E in Takt fünf würde ich konsequenter Weise auch nicht auf der Leersaite spielen, sondern mit Mittelfinger auf der HS, vierte Lage. Die tiefen Ds im vorletzen Takt auch wieder mit dem Daumen dämpfen. Und hoch Fis und G am Ende natürlich nicht mit 3 und 4 sondern mit 2 und 3, wir spielen hier ja nicht Kontrabaß :D !

Grüße

Thomas
 
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Die Achtel wären nur abzudämpfen, wenn es explizit so verlangt würde, als Staccato zum Beispiel. Das wäre dann aber extra notiert mit einem kleinen Punkt über oder unter jeder Note.

"Staccato" ist schon was ganz anderes als "abdämpfen, wenn die Tondauer vorbei ist." Da ist ja auch der Impuls schon ganz anders.

Bei dem Beispiel gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Man braucht prinzipiell gar nicht dämpfen. Das gibt dann aber ein paar "unschöne" Stellen.
Beispielsweise wird das D in Takt 2 klingt dann z.B. automatisch kürzer, als die leeren Saiten. (man könnte nun alle anderen auch kürzen, indem man dämpft, oder sogar das D gewollt etwas länger liegen lassen, damit es sich anpasst)
Das Bass-D in Takt 3 würde ich in jedem Fall dämpfen, sobald man Takt 4 erreicht. Es ist zwar nicht direkt ein falscher Ton, weil D ja auch Teil des G-Dur Dreiklangs ist, aber einen Dominant-Sept-Akkord in die Tonika mit Quinte im Bass (Quart-Sextakkordstellung/Zweite Umkehrung) auflösen, klingt nicht wirklich so fein, wie das Liedchen eigentlich angelegt ist. Evtl würde ich da sogar das G noch ne Oktave tiefer doppeln, damit sich die Schlusswirkung etwas mehr entfaltet, und an der Stelle noch ne Mini-Pause einlegen. Ich finde übrigens auch, dass das an der Stellt unschön notiert ist, und dem ersten G in Takt 4 eigentlich der Hals nach unten gehört. Mag man diskutieren ;-)

Ansonsten find ich, dass man bei dem Stück als Solist durchaus viel "verschmieren" kann (also wenig dämpfen, viel weiterklingen lassen), tut nicht weh und klingt nen bisschen fetter.
Wenn man es aber ganz fein haben will, oder mit andern Instrumenten zusammen spielt, kann man ruhig viel dämpfen.
 
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Tja, da ist er dahin, der Traum vom einfachen Gitarrenspiel :redface:.

Danke allen für die Antworten. :great:

Vorher war ich immer nur froh, wenn ich die richtige Saite im richtigen Bund getroffen habe, jetzt höre ich das Nachklingen - jedes Mal. Etwas verstolen dämpfe ich schon automatisch ab, wenns unschön klingt, wenn gerade ein Finger in der Nähe ist.

Zumindest weiß ich jetzt, dass ich mich auch hi mit dem Thema Dämpfen zu beschäftigen habe, ähnlich wie auf der E-Gitarre. Wenn es aber mal passt, dann werde ich mir dafür auch noch nen Lehrer suchen, bevor ich mir wieder selbst irgendwelche "krummen" Hilfslösungen antrainiere.

Gruß,

Roland
 
Hi Ro1land!

Ich würde mich jetzt mal gar nicht so sehr auf das Thema "Dämpfen" konzentrieren, das kommt mit der Zeit wie so anderes auch. Du sagst ja selbst, daß Du es bisweilen schon hörst und entsprechend reagierst. Und das ist auch gut so. Mit der Zeit wird sich Dir das alleine beim Bilck auf den Notentext erschließen. Wichtig halte ich auch Notenmaterial das optimale Fingersätze enthält, das erleichtert so vieles beim Spiel. Für mich sind - obwohl ich nicht mehr so ganz in der Gitarrenszene integriert bin - die Ausgaben von Karl Scheidt bei der U.E. nach wie vor das Maß aller Dinge.

Danke noch für die Kekse :D !

Grüße

Thomas

P.S. Natürlich ist "richtig" Gitarre spielen alles andere als einfach - sonst könnt's ja jeder...
 

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