Klassisches Stück "harmonisch verjazzen"?

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In meinem Facharbeitsthread kam der interessante Vorschlag von cello und bass ein klassisches Stück nach der Harmonielehre und Satztechnik aus dem Jazz zu reharmonisieren und neu auszusetzen.

Ich habe immer noch nur eine ungefähre Vorstellung, wie das anzugehen wäre, aber das Thema lässt mich nicht mehr los und ich könnte es mir tatsächlich vorstellen es für meine Facharbeit zu verwenden.

Da ich jetzt näheres zu diesem Thema herrausfinden will, hielt ich es für angebracht hier einen neuen Thread aufzumachen (der andere war ja zur Sammlung von Vorschlägen gedacht, wäre übrigens immer noch dankbar für Alternativvorschläge).

Was meinen die Profis dazu? Ist das Projekt umsetzbar? Reicht es als Grundlage für eine 30seitige Arbeit? Wie würdet ihr es angehen? Vielleicht Vorschläge für ein Stück, das dafür geeignet wäre? Wie könnte der Titel der Arbeit ggf lauten?
Nur harmonisch unter Beibehaltung der Originalthemen oder auch rhythmisch verjazzen? Nur harmonisch, käme mir unvollständig vor, das Ergebnis klänge weder klassisch noch jazzig.
Im Bebop wurden die show tunes ja auf ähnliche Weise bearbeitet, dieses Prinzip könne man vielleicht als Vorlage nehmen...
 
Eigenschaft
 
... ein klassisches Stück nach der Harmonielehre und Satztechnik aus dem Jazz zu reharmonisieren und neu auszusetzen.

Hi,

das Thema ist sehr interessant. Es gibt hierzu meiner Meinung nach verschiedene Ansatzpunkte.

1.) man lässt eine Komponente, z.B. die Begleitung (Klavier L.H.) in etwa dem Original vergleichbar stehen, so dass ein Wiedererkennungswert besteht und improvisiert Thema und Durchführung den Harmonien oder eben Reharmonisationen gemäß.
Hierzu ein von mir bearbeitetes Beispiel. Es handelt sich um die Mondscheinsonate von van Beethoven.

2.) Man ändert überwiegend das rhythmische Konzept und lässt den Rest im großen und ganzen unberührt.
Hierzu ein von mir bearbeitetes Beispiel. Es handelt sich um J.S. Bachs BWV 999.

3.) Man ändert das rhythmische Konzept und umspielt das Originalthema, den Harmonien gemäß.
Hierzu ein von mir bearbeitetes Beispiel. Es handelt sich um Bachs Präludium in C Dur aus dem WTK I.

Im Moment arbeite ich an den 15 zweistimmigen Inventionen von Bach. Sie eignen sich hervorragend um darüber zu improvisieren. Die harmonische Analyse steht dabei zunächst im Vordergrund. Nachdem das aufgearbeitet ist, kann man allein durch Spielen die Hauptlinien umspielen, mit Verzierungen bereichern, ausdünnen, bestehende Sequenzen erweitern, reharmonisieren. Das alles zusammen, aus dem Stehgreif heraus produziert, ergibt dann eine sogenannte Improvisation über ein vorgegebenes Thema.
Ich muss sagen, mir macht das unglaublich viel Spaß, da es jedesmal wieder anders klingt.
Ich glaube, ohne damit jetzt jemand zu nahe treten zu wollen, dass es so in Bachs Sinne ist, diese Inventionen zu behandeln.


Hier einige von mir eingespielte Inventionen.

Inventio 3
Inventio 4
Inventio 5
Inventio 8
Inventio 9
Inventio 12
Inventio 14
Inventio 15



Wenn Du Fragen zur Analyse von Stücken hast, lass es mich wissen.


CIAO
CUDO
 
Also CUDO, mein Kompliment! Das klingt ja alles höchst originell.
Ich denke, da wirst Du dem Threadsteller mehr helfen können mit diesen praktischen Umsetzungen, die ja auf harmonischer Analyse aufbauen, als andere hier.
Interessant auch die Idee, in die F-Dur Invention Lobe den Herren zu integrieren.

Absolut professionell!
Beste Grüße
Effjott
 
Hi CUDO

deine Version von der Mondscheinsonate kannte ich schon, der Rest war mir neu. Großes Kompliment :great:

Die Analyse sollte das kleinere Problem sein.
Erstmal muss ich mich auf ein Konzept festlegen und eben da bin ich noch sehr unschlüssig.
Ich würde gerne mit den Harmonien spielen, also reharmonisieren, nur den Rhythmus zu verändern wirkt zwar, wie du mit deinem Werk zeigst, aber reicht wohl nicht für mein Arbeit.
Es sollte auch nicht zu sehr auf Improvisation aufbauen, also ein nachvollziehbares System beinhalten. Immerhin habe ich ca. 30 Seiten zu füllen :redface:

Ich überlege gerade alles ein bisschen einzubeziehen:
Erstmal einfach reharmonisieren, dann jazztypisch ausschmücken, dann den Rhythmus verändern usw. Stück für Stück. Vielleicht ist das die beste Lösung (soll keine endgültige Entscheidung sein, also gerne Vorschläge in andere Richtungen machen).

Dann bräuchte ich nur noch ein Stück. Eigentlich ist es ja egal ob ein Klavierstück oder eine Sinfonie die Grundlage bietet, ich muss es ja nicht für die Originalbesetzung aussetzen.
 
Wie wär's hiermit:

Man übernimmt aus dem klassischen Stück quer durch alle Stimmen nur die obligaten (unersetzbaren) Stellen, reharmonisiert das ganze (Akkordsymbole) und arrangiert das Stück dann für z.B. eine Big Band. Rhythmen werden jazztypisch angepasst, evt. Lücken (lange themenlose Passagen im Orgininalstück) werden mit Improvisationen ausgestopft.
 
Vielleicht kann man auch weniger musikalisch/handwerklich, als auch künstlerisch an die Sache rangehen.
So kann man nur Teile eines Stückes nehmen, als nur ein Thema, und das dann richtig verwursten - da kann man dann alles neu machen...

Oder man kann aus mehreren Stücken ein neues machen, quasi die analoge Form des Samplingsgedankens. Auch hier ist man grenzenlos frei, wie man etwas variiert.

Beides braucht aber eine Geschichte. Ohne eine Geschichte bekommt das keinen Biss oder wirkt schnell als zusammenhangslos.

Die Stilistik ist dann wieder eine andere, zweitrangigere Frage. Die würde ich dann beantworten, wenn ich die Geschichte hätte.

Es haben schon 1000 Leute vorher solche Dinge versucht. Meist sind sie im Versuchsstadium steckengeblieben, was auch keine Schande ist, weil die Aufgabe schwer ist. Und noch öfter, weil man merkte, daß es ein Experiment ist und der ROTE FADEN gefehlt hat. Und ganz bitter sind einige geendet, die dann irgendwo zwischen Schlager und Popjazz gelandet sind. Ein wenig verjazzt ist wie ein wenig gefökelt, was zwar zeitweise durchaus Spaß machen kann, aber sicher nicht ausreichend beglückt.

Aber vielleicht denke ich auch wieder zu abgedreht...
 
Wie wär's hiermit:

Man übernimmt aus dem klassischen Stück quer durch alle Stimmen nur die obligaten (unersetzbaren) Stellen, reharmonisiert das ganze (Akkordsymbole) und arrangiert das Stück dann für z.B. eine Big Band. Rhythmen werden jazztypisch angepasst, evt. Lücken (lange themenlose Passagen im Orgininalstück) werden mit Improvisationen ausgestopft.

Vielleicht kann man auch weniger musikalisch/handwerklich, als auch künstlerisch an die Sache rangehen.
So kann man nur Teile eines Stückes nehmen, als nur ein Thema, und das dann richtig verwursten - da kann man dann alles neu machen...

Der handwerkliche Weg sollte schon da sein, es ist ja für meine Facharbeit, da zählt nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Weg, nicht nur Kreativität, sondern auch ein gewisser wissenschaftlicher Anteil.

Oder man kann aus mehreren Stücken ein neues machen, quasi die analoge Form des Samplingsgedankens. Auch hier ist man grenzenlos frei, wie man etwas variiert.

Daran hab ich noch gar nicht gedacht...

Es haben schon 1000 Leute vorher solche Dinge versucht. Meist sind sie im Versuchsstadium steckengeblieben, was auch keine Schande ist, weil die Aufgabe schwer ist. Und noch öfter, weil man merkte, daß es ein Experiment ist und der ROTE FADEN gefehlt hat. Und ganz bitter sind einige geendet, die dann irgendwo zwischen Schlager und Popjazz gelandet sind. Ein wenig verjazzt ist wie ein wenig gefökelt, was zwar zeitweise durchaus Spaß machen kann, aber sicher nicht ausreichend beglückt.

Genau das ist auch meine Befürchtung. Was meinst du mit einem roten Faden genau?
 
Das wird ja richtig spannend hier :great:

Der handwerkliche Weg sollte schon da sein, es ist ja für meine Facharbeit, da zählt nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Weg, nicht nur Kreativität, sondern auch ein gewisser wissenschaftlicher Anteil.

Die Stilistik ist dann wieder eine andere, zweitrangigere Frage. Die würde ich dann beantworten, wenn ich die Geschichte hätte.

Deswegen ist hier "Handwerk" gefragt. Hier soll erst das Handwerk im Vordergrund stehen, weniger das künstlerische.

Du (Bassistenschwein) musst dir überlegen, welches Handwerk du zu Grunde legst. Nemen wir an, du nimmst Reeders Ansatz
Man übernimmt aus dem klassischen Stück quer durch alle Stimmen nur die obligaten (unersetzbaren) Stellen, reharmonisiert das ganze (Akkordsymbole) und arrangiert das Stück dann für z.B. eine Big Band. Rhythmen werden jazztypisch angepasst, evt. Lücken (lange themenlose Passagen im Orgininalstück) werden mit Improvisationen ausgestopft.
, der meine Ursprungsgedanken sinnvoll ausführt (so ungefähr war mein Gedanke :great: Reeder). Dann musst du das Ursprungsstück analysieren, die Regeln der Reharmonisation auf die du dich berufst ausführen und dann die praktische Arbeit erledigen.
30 Seiten sollten damit schon zu füllen sein.


Was meinst du mit einem roten Faden genau?
Ich denke, dass PVaults dieses meint:
Beides braucht aber eine Geschichte. Ohne eine Geschichte bekommt das keinen Biss oder wirkt schnell als zusammenhangslos.

Ich verfolge das hier weiter!!! (... und bin nicht deine Musklehrerin :p)

Es grüßt Cello und Bass
 
Ja, ich meine eine Geschichte mit dem roten Faden. Wenn der da ist, ist es wesentlich einfacher, mit handwerklichen Mitteln etwas gutes zusammenzustellen.

Ohne bleibt´s halt eine Studienarbeit, aber auch nicht mehr. Und wenn man sich die letzten Jahre etwas mit Harmonielehre, Satz und Form beschäftigt hat, sollte das Handwerkliche eigentlich das kleinere Problem sein.

30 Seiten kannst du da allein mit Analysen und S c h a u b i l d e r n füllen, da brauchst du nicht einmal eine Note.

Denke auch dran, dir mal anzuschauen, wie das Original orchestriert ist. Und nochmals möchte ich dir die Formanalyse nahelegen, die meist zu interessanten Betrachtungen führen kann, und vergiß nicht den geschichtlichen Aspekt - so kann man z.B. wunderbar ein Thema aufgreifen, das ein früherer Komponist bewegt hat, aber heute noch genauso aktuell ist.

Gut ist es auch, wenn immer wieder Detailwissen mit eingefügt wird, das imponiert nämlich enorm - und das betrifft nicht nur den historischen Kontext, sondern auch Handwerkliches.

Nur stumpf ein klassisches Stück in die Moderne zu übertragen, ist sicher nicht der ideale Weg, weil man dabei meist das Stück zerstört, weil man den ganzen Hintergrund nicht kennt.
Ohne ausreichenden künstlerischen Ansatz bleiben solche Arbeiten dann nur im Versuchsstadium stecken, da denke ich nicht, daß da dann eine wirklich gute Bewertung möglich ist.
 
Ich versuche zusammenzufassen.

1. Obligate Themen reharmonisieren, Takt für Takt neu setzen, dabei rhythmisch anpassen (nach cello und bass und Reeder)
2. Nur einzelne Themen (rest des Originals erstmal wegschmeißen) verwenden und vor einer Hintergrundgeschichte (die ich mir immer noch nicht richtig vorstellen kann) verarbeiten und so im prinzip ein neues Stück daraus machen (nach PVaults)

Dass dem in jedem Fall eine Analyse der Vorlage vorrausgeht ist klar, denke ich.
Hab ich euere Ansätze richtig verstanden?
 
... ein klassisches Stück nach der Harmonielehre und Satztechnik aus dem Jazz zu reharmonisieren und neu auszusetzen.

... war Dein Ursprungsgedanke, BS.

Hör' mal hier rein.

Original
Bearbeitung

Interessant, oder?
Ich denke dass der ursprüngliche Geist, rote Faden oder wie auch immer Du es nennen magst, erhalten bleiben sollte.
 
Vielleicht gebe ich mal ein ganz krasses Beispiel:
http://de.youtube.com/watch?v=R_nO0F4ugss

Sicher nicht das, was man unter einer Nationalhymne verstehen würde.

Doch was ist die Aussage? Gesellschaftskritik, vielleicht Kritik an der Rassendiskrimminierung, oder geht es gegen den Krieg? Vielleicht alles zugleich.
Das Thema ist fast bis zur Unkenntlichkeit verarbeitet... - sicher nicht DER Weg für eine Prüfung, es soll aber mal einen Gedankengang anregen, es reicht vielleicht 10, 20, 30% davon - und damit meine ich das Denken.

Auch viele klassische Stücke haben einen historischen, politischen oder einfach persönlichen Hintergrund, der sich vielleicht auf die heutige Zeit übertragen läßt. Auch hier kann man wieder mit Zitaten arbeiten. Etwas Modernität darf man - denke ich - schon im Jahr 2009 erwarten, wir sind ja nicht im Jahr 1750, wo das Denken noch vorgeschrieben war.

Cudo´s Beispiel ist sehr schön und trifft sicher für seine Sichtweise zu, mir wäre das zu langweilig, auch wenn´s sehr schön klingt, vielleicht ein wenig zuuuu schön, aber das ist immer eine Sache des persönlichen Geschmacks.

Gut, Bassistenschwein, du mußt wissen, was du den Harren zumuten kannst, das weißt du garantiert besser als ich... ;)
 
... war Dein Ursprungsgedanke, BS.

Hör' mal hier rein.

Original
Bearbeitung

Interessant, oder?
Ich denke dass der ursprüngliche Geist, rote Faden oder wie auch immer Du es nennen magst, erhalten bleiben sollte.

Klingt gut... Aber was willst du mir damit bezüglich des "roten Fadens" sagen :redface:?
Auch viele klassische Stücke haben einen historischen, politischen oder einfach persönlichen Hintergrund, der sich vielleicht auf die heutige Zeit übertragen läßt. Auch hier kann man wieder mit Zitaten arbeiten. Etwas Modernität darf man - denke ich - schon im Jahr 2009 erwarten, wir sind ja nicht im Jahr 1750, wo das Denken noch vorgeschrieben war.

Ich verstehe ungefähr was du meinst, es fällt mir nur auf dieser allgemeinen Ebene noch etwas schwer mir das konkreter vorzustellen...
Also, ein Stück, dessen Charakter z.B. voller Sehnsucht ist, sollte in der Bearbeitung kein hektischer Bebop sein?
Ein energisches Orchesterwerk kein unbeschwerter Swing?
 
Klingt gut... Aber was willst du mir damit bezüglich des "roten Fadens" sagen :redface:?

Nun ja, wenn Du all das machst

1. Obligate Themen reharmonisieren, Takt für Takt neu setzen, dabei rhythmisch anpassen (nach cello und bass und Reeder)
2. Nur einzelne Themen (rest des Originals erstmal wegschmeißen) verwenden und vor einer Hintergrundgeschichte (die ich mir immer noch nicht richtig vorstellen kann) verarbeiten und so im prinzip ein neues Stück daraus machen


wird von der Originalidee (roter Faden) nicht viel übrig bleiben.


Aber ich denke, bevor wir hier noch lange über ungelegte Eier reden, solltest Du einfach mal ein einfacheres klassisches Werk zur Hand nehmen und analysieren.
Ob dann eine jazz-typische Reharmonisation interessant sein könnte, kann man meist schon im voraus erahnen. Also suche Dein Stück mit Bedacht aus!

Ich glaube Du musst erst einmal diesen Punkt erreichen. Das ist übrigens genau der Punkt, den der Pianist in meinem letzten Post erreicht hat ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Das ist nicht einfach.

Es wird Dir auch sicher nicht auf Anhieb gelingen diesen Punkt mit aller Zufriedenheit zu erreichen. Dazu gehört nämlich eine Menge Erfahrung, gerade in der Materie Reharmonisieren. Oft zerstören Reharmonisationen regelrecht den Ursprungsgedanken des Stückes. Das erfordert sehr viel Feingefühl.

Also nimm Dir nicht zu viel auf einmal vor. Gehe lieber Schritt für Schritt. Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden.


CIAO
CUDO
 
Gut, man muß unterscheiden zwischen dem m u s i k al i s c h e n Gedanken und dem thematischen / künstlerischen Gedanken. Die können sehr unterschiedlich sein.

Aktuell zum Weihnachtsfest folgender Gedanke, der vielleicht etwas klarer macht, was ih meine:
Das Stück "Stille Nacht" kennt ja sicher jeder. Normalerweise spielt man es sehr getragen, leise, festlich, sakral - eben so, wie man sich eine Stille Nacht vorstellen mag. Irgendwas von Romantik und Bedächtigkeit, umgeben von göttlicher Aura... kurzum - schmalzig, bis zum Geht-nicht-mehr.

Wenn man aber das Leben kennt, kommt einem der Text nur noch absurd vor.
Zusammengefasst kann man sagen, es fand eine Geburt statt. Wer jedoch einmal bei eine Geburt dabei war, kann sicher bestätigen, daß da sicher nichts von Ruhe und Stille da ist.
Nein - es ist ein Riesengebrüll, ein Radau, Hektik, Aufregung... - und wenn der Wurm erstmal da ist, wird das Ergebnis ausgiebig begutachtet.
"Alles schläft" - nunja.... - die Textstelle "einsam wacht" - welch ein Blödsinn, da war sicher die "Alte" da, die Hebamme, vielleicht sogar eine Amme.
"Holder Knabe im lockigen Haar" - meist haben die Kindchen ja gar keine Haare...
Und daß Joseph sicher nicht arm war, zeigt ja, daß sie mit einem Esel unterwegs waren und Geld für eine Herberge hatten, die ärgerlicherweise gerade voll belegt war, und ich bin sicher, selbst der Stallplatz hat eine Menge Asche gekostet - nunja, Joseph war ja auch Zimmermann, was damals sicher kein Beruf eine Unterschicht war - im Gegenteil, im Gegenteil...

Du siehst - wenn man den Text zerlegt... - ich spielte es dann als überaus verswingte und fröhlich lärmende Version - ich denke, du weißt, was ich meine... ;)

Der ROTE FADEN ist hier eben die Geschichte an sich, nicht die Musik an sich.

So kann man das auch mit Instrumentalstücken machen. Wenn man den geschichtlichen Hintergrund sich anschaut, vielleicht die Lebensumstände etc., dann wird man ein Stück anders interpretieren.
Ich weiß nicht mehr, welcher große Musiker gesagt hat, daß er nicht improvisieren könne, wenn er nicht den Text des Stückes kenne... und da ist was sehr Wahres dran.

Auch viele große klassische Interpreten beschäftigen sich sehr genau mit den historischen Umständen, unter denen ein Stück entstand, was ja unbestreitbar wichtig ist, wenn ein Stück meisterhaft interpretiert wird.

Vielleicht ein Tipp beim Umsetzen, wenn du dich doch eher für eine milde Form der Reharmonisierung/Bearbeitung entscheiden solltest:
Untersuche das Ausgangsmaterial ganz genau, was die Funktionen angeht. Wenn du dann reharmonisierst, wirst du gewisse Originalsequenzen im Kopf haben. Gleiche kannst du bei Jazz-Stücken suchen und sie ganz frech kopieren und ggf. anpassen - glaube nicht, daß es noch einen Akkord gibt, der nicht irgendwo schon mal geschrieben wurde - von daher - keine Hemmungen, du kannst es sogar so weit treiben, daß du alle Harmonien sozusagen virtuell samplest, also einfach erstmal 1:1 abkupferst und dann etwas anpasst. Das ist zumindest künstlerisch kein Problem, weil damit ja trotzdem ein neues Werk geschaffen wurde.

Herbolzheimer hat ja auch immer ein paar schöne Kadenzen, die sich sicher auch gut für Mozarteskes eignen, beide sind ja für ihren Swing berühmt... ;)
 
Mittlerweile überlege ich, ob ich mir das Thema nicht lieber gleich für die Bachelorarbeit aufheben sollte :p

Nächsten Montag sollen wir, wie man uns heute sagte, unser Thema schon ungefähr wissen und festlegen. Ich schlag ihr das jetzt mal vor und warte ab was sie sagt. Wird natürlich eine Herrausforderung, aber ich hab vor schon möglichst bald anzufangen, dann bleibt mir hoffentlich genug Zeit .
Vielleicht kann ich das Thema erstmal (seeeehr) allgemein auf "Jazzharmonik" oder so festlegen und mich dann entweder (hoffentlich) auf das hier diskutierte Konzept oder (im Notfall) auf etwas unverfänglicheres spezialisieren :redface:
 
Vielleicht kann ich das Thema erstmal (seeeehr) allgemein auf "Jazzharmonik" oder so festlegen und mich dann entweder (hoffentlich) auf das hier diskutierte Konzept oder (im Notfall) auf etwas unverfänglicheres spezialisieren :redface:
Drum war ja mein Vorschlag, nicht ein ganzes Stück zu nehmen, sondern nur ein Thema, oder zwei, meinentwegen. Und mit diesem kannst du eine G e s c h i c h t e erzählen, dich harmonisch und formal ausdrücken, vielleicht eine Art Jazz-Sonatine mit einem Improvisationsteil, wobei vielleicht der wie der klassische Kadenzteil genutzt werden kann, um nicht zu sehr die klassische Linie zu verlassen, da hast du Formen dann drin, alles Erdenkliche an Harmonien, Stimmführung, ... - wenn´s zum Stück gehört, serviere deinen Zuhörern einen Kaffee, das gehört zum Konzept... nein - ich werd´ schon wieder zu verrückt...! ;)

Denk´ dir einfach was aus, da wird schon was Gutes bei rauskommen!
 
Update: Die Deadline für die Themenabgabe wurde aus irgendeinem Grund von Januar auf März verlegt! Ich hab also noch etwas Zeit mich einzuarbeiten und dann zu entscheiden.

Eine andere Alternatividee für die Facharbeit kam mir heute nachmittag: Mein Vater ist (als Religionswissenschaftler) zufällig auch Experte für Afrika und kennt außerdem einen afrikanischen Jazzmusiker dessen Musik ich sehr gerne höre (Zim Ngqawana). Letzterer hat uns eingeladen mal nach Südafrika zu kommen, wo er einen Jazzclub besitzt - sollte sich das idealerweise in den nächsten Sommerferien ergeben, könnte ich mir gut vorstellen in Richtung afrikanische Musik/Jazz zu gehen.
Falls ich mich dafür entscheide, ist das hier diskutierte Thema ja nicht komplett verworfen, damit kann ich mich ja immer noch privat beschäftigen...
 
Hallo Bassistenschwein,

und was macht die Facharbeit? Lass uns hier mal teilhaben, oder verweis auf einen neuen thread zu deinem neuen Thema ;).

Grüße Cello und Bass
 
Hallo

Ich hab immer noch kein Thema abgegeben - die Deadline für das (üblicherweise noch sehr allgemeine) arbeitsthema ist jetzt irgendwann Mitte März.

Von dem hier diskutierten thema, habe ich etwas Abstand genommen, weil ich befürchte, dass ich mir zu viel vornehme. Ich will mich aber auf jeden Fall weiter damit beschäftigen - nur nicht als unbedingt Facharbeit :(

Wie gesagt, das Thema afrikanische Musik oder speziell afrikanischer Jazz. Ich denke das ließe sich ausbauen. Ich könnte die Bedeutung afrikanischer Musik in der Jazzgeschichte und ihren Einfluss auf die westliche Musik untersuchen. Vielleicht ein bisschen was transkribieren, analysieren, vergleichen, etc.
Einer meiner Lieblingsmusiker ist Richard Bona, der zum Beispiel die meisten seiner Texte auf Douala schreibt.

Hier in Bayreuth gibt es außerdem so ein Afrikazentrum mit Vorträgen, Konzerten und Ausstellungen und das Thema Afrika ist eines der Hauptforschungsgebiete unsere Uni (mein Vater ist einer dieser ca. 40 Forscher): http://www.african-studies.uni-bayreuth.de/index.html
 
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