Klavier spielen in Big Band

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Hallo,
Ich habe hoffentlich ab kommendem Semester die Möglichkeit, in der Big Band von meiner Uni zu spielen. Das würde ich natürlich äußerst gerne machen.
Allerdings steht seit jeher dick und fett in meinem Kopf: Als Big Band-Pianist muss man richtig gut sein! Und das würde ich von mir nicht behaupten.
Aber woher mein Eindruck eigentlich kommt, weiß ich gar nicht genau - daher meine Fragen:
1. Was muss man in einer Big band können, was man in einer kleineren Jazzband (wo ich seit 3 oder 4 Jahren spiele) nicht unbedingt braucht? (Stichwort Noten?)
2. Um auf das Level zu kommen, dort mitspielen zu können, was kann man üben? (Hm, eigentlich nochmal die gleiche Frage^^)

Gruß,
Louis
 
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Ich würde sagen, dass der Unterschied hauptsächlich im Umgang mit dem Arrangement besteht. Bestimmte ausnotierte Sachen müssen dann eben genau so wie sie stehen da hin wo sie stehen. Das wäre was, was sich zuhause üben lässt. Blattlesen ist schon eine recht wichtige Sache.
Orientierung im Arrangement behalten hilft auch dabei, gemeinsam anzufangen und gemeinsam aufzuhören :) Das lernst du wohl eher in der Probe als zuhause.

Um den Rest brauchst du dir meiner Meinung nach keine großen Sorgen machen. Wo du wie und wann am besten begleitest, muss sich aus dem Gesamtklang der Band ergeben. Ratschläge übers Netz sind da wohl nicht sehr sinnvoll.

Doch eine Sache: Es ist begrüßenswert, eine gewisse Lautstärke vorzulegen, um in dem ganzen Haufen noch irgendwie hörbar zu sein. Außerdem ist die Rhythmusgruppe ja u.a. dazu da, die Band zu befeuern. Also, sofern musikalisch sinnvoll, ruhig Gas geben - chitty chitty bang bang :)
Der Versuch, die natürlichen Grenzen des Instruments zu sprengen, ist darin allerdings nicht enthalten. Ich weiß, das klingt jetzt bescheuert, aber warts ab, die Situation wird kommen. Will heißen: Versuche nicht, mit der Band bei fff-Tuttis mitzuhalten - das schaffst du eh niemals und dein Timing geht durch den hohen Kraftaufwand nach hinten. Ich wollte das eine Zeit auch nicht glauben, bis uns beim LJJB gesagt wurde, wir sollen doch mal drüber nachdenken, warum Count Basie während der Tuttis seiner Band meistens mit verschränkten Armen am Klavier saß :)
 
Ich kann andi85 da nur voll und ganz zustimmen. Wichtig ist der richtige Mix zwischen *Akkordspiel* und *Notenspiel*. Soll heißen, dass man sich überlegen sollte, wo es wichtig ist genau die vorgegebenen Voicings zu spielen und wo es vielleicht interessanter ist, ein paar eigene Sachen einzubauen. Insbesondere bei swingingen und jazzigen Sachen sind leichte Fills oftmals viel wirkungsvoller, als die ganze Zeit Akkorde durchzuhämmern. Da ist das auch nicht so schlimm, wenn man mal nen paar Takte nicht spielt und sich ne "kreative Pause" gönnt :D.
Ansonsten sollte man sich beim Bassspielen genau mit dem Bassisten absprechen. Wenn es nicht perfekt zusammenpasst, klingts sehr schwammig. Von daher, im Zweifel lieber kein Bass spielen :D (oftmals sind die Voicings eh auf beide Hände aufgeteilt)

MFG BurtaN
 
Hallo ich gebe meinen Vorrednern absolut recht.

Am allerwichtigsten dabei ist die Kommunikation mit dem Band-Leader bzw. Dirigenten.
Sprich mit ihm, was er gerne hören möchte. Ich habe viele Big-Band-Piano-Arrangements gesehen,
die einfach "unnötig" waren, das steht zum Teil Zeugs drin, was im Bläsersatz überhaupt nicht hörbar ist und dafür fehlen oft essentielle Dinge.
Deshalb halte ich es auch immer so, dass ich versuche den richtigen Mix zwischen Notenspiel und freiem (Akkord)-Arrangement zu finden. Hierzu hilft es natürlich, die Songs vorher ein paar mal anzuhören....
Wenn der Dirigent natürlich auf 100 % Notenspiel besteht, kriegt er das, aber meist wollen die Jungs "Musik" hören und nich "Schwarze Punkte auf Papier"

Gruß

bluebox
 
Hey, vielen Dank für die Tipps!
Das mit dem Notenlesen hab ich schon befürchtet, das kann ich dann gleich mal üben...
Ansonsten scheint mir das ja dann doch ziemlich generell der Spielweise in ner Jazzband zu gleichen.
Ich hab jetzt keine Big Band-Noten (kann ich mir aber besorgen); gehts denn da beim Lesen hauptsächlich um Voicings?
 
Mein Tip "how to play piano in a Bigband" by Bill Dobbins.

Sehr gutes Buch zu diesem Thema.

Ansonsten gilt das was die vorredner gesagt haben. Bei den Swing-Tunes wenig spielen. Dann spielst du weniger und das wenige was du dann spielst reduzierst du dann um 80 %:)

Das kommt dann der Spielweise vom Count Basie schon recht nahe.

Ab und zu hast du dann aber einen wichtigen Fill / Intro und bei dem ganzen entspannten Pausen zählen verhaust den dann glatt :mad:

Bigband Spiel macht echt laune. Hab ich früher viel gemacht und mir neben viel Spass auch viel Erfahrung gebracht. Hab keine Angst. Ist echt kein Hexenwerk. (ich krieg fast Lust das mal wieder zu machen, naja vielleicht Anfang März ergibt sich was..)

Gruss Mark
 
Lesen hatte für mich bis jetzt nur selten mit den Voicings zu tun. Spontan fallen mir ein...

...ein kleiner Einwurf nach 1248579 Takten freien Begleitens, der aber haargenau so sitzen muss und zu allem Überfluss auch noch ein Cue für die Band ist. Die Band mit drei Tönen auszuhebeln ist zwar ein bisschen so David/Goliath-mäßig, und daher eigentlich sehr lustig, aber dummerweise lachen die Leute dann über dich. Hm.

...reine Rhythmusnotation mit Akkordsymbolen drüber bei Stellen, an denen du mit der ganzen Band mitspielen musst, oder dagegen. Das ist eigentlich der Hauptteil. Die Band macht "daah dat dat deeduwap" und du solllst das mitspielen. Oder nur Teile: Kingfish ist so ein Ding. Die Band macht "Prak-ooh Prak-ooh" und du spielst das "ooh" mit. Da kann man viel mit dem Gehör lernen - die Noten sind dann nur noch Gedächtnisstütze.

...bestimmte Melodielinien, die eben auch so sollen, wie sie stehen. Besonders interessant, wenn man mal Galaprogramm spielt. Seitdem kann ich "Something Stupid" spielen. Vorher hätte ich es vielleicht auch hinbekommen, aber niemals probiert. Nicht für die Band, sondern für das Leben lernen wir. Jaja.

...ausgeschriebene Vamps oder Ostinati. Kann prinzipiell überall vorkommen, besonders interessant ist das allerdings für Latin-Grooves. Zitat der Bigband-Leitung: "Hast du dir diese kleine Figur am Anfang schon mal angeschaut?" Diese Frage bedeutet, dass da eventuell mal eine Satzprobe fällig wird, wenn du noch nie afro-cubanisch gespielt hast.

...Voicings lesen ist eher selten. Was normalerweise drin steht, sind ja eher so Minimalvorschläge. Manchmal gehört es zum Arrangement dazu, oder du hast da andere Auffassungen als der Rest, dann wird eben Tinte gespielt.
 

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