Konzerte werden weniger und immer schlechter bezahlt

Was heute fehlt sind diese genialen Künstler über man in 50-100 Jahren redet wie heute über Hendrix oder BB King.

Die gibt es heute nicht mehr !

Ich halte dagegen und formuliere um:

Erster Satz: Es gibt heute eine so diversifizierte Musik- und Genre-Welt innerhalb der Popmusik, dass es (fast) weltweit bekannte und einheitlich geschätzte Künstler wie die von dir genannten Hendrix oder BB King kaum noch geben wird.
(Das ist aber nicht notwendigerweise schlecht. Ich kann mit einigen der "Besten" heutigen Künstler nichts anfangen, es gibt aber eben genug andere).

Zweiter Satz: Geniale Künstler gibt es auch heute jede Menge, tolle Musiker und Instrumentalisten. Aber: (1) man findet sie schwerer weil mehr auf Genres verteilt bzw. Bedeutung von Genres heute anders ist als früher und (2) Rock&Roll kann man eben nur ein Mal erfinden, modernes E-Gitarrenspiel ebenso - wo "alles schon mal da" war, werden bahnbrechende Innovationen schwerer.
 
Letzteres will ich nicht abstreiten, ABER es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen einem hervorragendem Musiker und einem der noch Jahrzehnte oder Jahrhunderte nach seinem Ableben Massen begeistert unabhöngig davon ib sie mal Fan waren oder nicht.
 
Bedeutung von Genres heute anders ist als früher und (2) Rock&Roll kann man eben nur ein Mal erfinden, modernes E-Gitarrenspiel ebenso - wo "alles schon mal da" war, werden bahnbrechende Innovationen schwerer.
Das ist sicher richtig. Man muß aber auch den größeren Zusammenhang beachten, der mit den gesellschaftlichen Umwälzungen von den '50s bis Mitter der '70s zu tun hat. Gerade da waren Musik und Musiker geradezu Identifikationsfiguren der Bewegung. Dieser Aspekt fehlt heute m.M.n. völlig.
 
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Das ist sicher richtig. Man muß aber auch den größeren Zusammenhang beachten, der mit den gesellschaftlichen Umwälzungen von den '50s bis Mitter der '70s zu tun hat. Gerade da waren Musik und Musiker geradezu Identifikationsfiguren der Bewegung. Dieser Aspekt fehlt heute m.M.n. völlig.

.... zudem kommt, daß es eine ungeheure Menge an guten Musikern gibt die pausenlos zu sehen/hören sind. Stichwort "Talenteshow".
Wird etwas als "gut" empfunden wird es fast pausenlos gespielt - bis es tot ist.
Die Anzahl an Talenten gabs sicher schon immer. Aber heute werden Sie schnell ins Rampenlicht gestellt und verkauft.

Der Unterschied zum "Hero" von gestern zum fehlenden "Superhero" von heute ist m.M.n., daß man "damals" einfach viele mehr an Ergeiz oder auch Leidensfähigkeit benötigte um die Zeitspanne durchzustehen, die man bis zur Spitze brauchte. Das bedingt auch eine - zumindest in Teilbereichen - starke Persönlichkeit.

Selbst wenn das heute beim einen oder anderen vorhanden ist muss er sich gegen eine Heerschar an Mitbewerbern durchsetzen. Alleinstellungsmerkmale sind ungemein schwer zu generieren. Eine rundum starke Persönlichkeit ist eine der Voraussetzungen um nicht nach ein paar Monaten verbrannt worden zu sein.
Ganz zu schweigen von der Musik die ja in fast jeder Form schon einmal da gewesen ist.

Als die erste E-Gitarre von Rosette Tharpe gespielt wurde regte das noch auf - nicht nur positiv.
Bei Hendrix war das schon eine neue Kunstform die grad mal von der älteren Generation als "Negermusik" abgetan wurde. Der neuen Kunstform stand u.a. Hendrix als Leitfigur vor.

Hätte es zu Zeiten von Rosetta Tharpe die Form der Medien gegeben die heute vorhanden sind wäre sie vermutlich auf der ganzen Welt innerhalb kurzer Zeit bekannt gewesen.
Hendrix, Beatles, Stones etc. haben da noch einige Zeit dazu gebraucht.

Heute geht das innerhalb weniger Monate um die Welt - und genauso schnell verschwindet der/die wieder.

Bei der "Umschlagshäufigkeit" ist es fast unmöglich einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen - zumindest nicht mit Musik. Eher schon durch vorzeitiges Ableben oder werbewirksamen Exzessen.
 
Wo wir wieder beim Thema Internet wären.

Jeder hat seine Vorzüge, aber mal ehrlich ... diese Vorzüge kann ich wirklich
gerne gegen die Alternative eintauschen, wenn es dafür wieder Musik gäbe die
_wirklich_ heraussticht und neu ist ... Ich habe in den letzten Monaten so viele
Genres durch und immer wenn ich was neues anfing, über Spotify, und zuerst
denke "Oh man wie geil!!!" wandere ich ernpüchtert nach 2 Wochen zum nächsten Genre,
weil das was ich für den Moment toll fand in dem Genre irgendwie alle machen ...

Musik ist Schublade - auch eine Folge des Internets.
 
wenn es dafür wieder Musik gäbe die
_wirklich_ heraussticht und neu ist ...

Auch hier kommt von mir Einspruch - denn ich finde (für mich) durchaus Musik, die heraussticht. Allerdings nicht über Spotify-Playlisten - Spotify ist das Abspiel-Medium bei mir, nicht das Finde-Medium. Finden tu' ich über mein jahrelanges Abonnement der UNCUT, den genialen New York Times "Popcast", den "All Songs Considered" Podcast von NPR Music, viele Programme auf BBC Radio 6, in meiner US-Zeit bei SiriusXM "The Spectrum", sowie SoundCould. Und dann kommt eins zum andern - man folgt interessanten Kuenstlern, kriegt dadurch neue Inspirationen, und so geht's immer weiter. Man hört einen Song, einen Namen, und geht dann auf die Suche.

Ich bin aber auch einfach gestrickt - ich mag "handgemachte" Pop/Rock/Soul/Americana Sachen, echte Menschen mit echten Instrumenten und/oder sonst gut gemachte Songs. Entdeckungen der letzten Jahre (für mich) sind viele dabei gewesen, viele liebgewonnene Alben die ich mir letztlich auch als LP gekauft habe (Vinyl ist mein Medium für die absoluten Klassiker, die ich mir dann gerne als Ritual im Gesamt-Album anhöre).

Aber bevor ich jetzt anfange alles mögliche aufzuzählen und noch weiter weg vom Topic zu gehen... es ist schade, dass es bei uns keine Kultur von kleinen Kneipengigs, Open-Mic-Nights und ähnlichem gibt. Klar, manchmal tun einem die Künstler leid, die da vor einem wenig interessierten Publikum ihr Bestes geben, aber es gibt immerhin Auftritts-chancen. In Deutschland ist es aber auch mit GEMA und Veranstaltungen und Lizenzen und Versicherungen und Regeln und und und für alle Beteiligten etwas schwierig.
 
In Deutschland ist es aber auch mit GEMA und Veranstaltungen und Lizenzen und Versicherungen und Regeln und und und für alle Beteiligten etwas schwierig.

Nicht nur in Deutschland!

In Österreich gibt es für Unternehmer (alles in Allem lt. Wirtschaftskammer) über 100.000 (in Worten: Hunderttausend) Vorschriften, Regeln und Gesetze.
Würde ein kleiner Veranstalter (z.B. eine normale Kneipe in mittlerer Größe die bis max 200 Personen "reinquetschen" kann) ) eine Band mit € 1200.- an einem Abend bezahlen müsste er rund 8 bis 10x mehr an Reinertrag lukrieren um die Band, zusätzliche Ausgaben wie AKM (in DE GEMA) und zusätzlichen Personalaufwand, Sicherheitspersonal usw. zu bezahlen.
Für die Band wären das bei 5 Mitgliedern pro Kopf abz. MWSt. € 200.- vor Steuern. Da ist noch kein Instrument oder PA eingerechnet. Wenn da von 19:00 bis 00:00 gespielt wird sind das € 40.- pro Stunde brutto - also net wirklich viel. Ein Mechaniker kostet da fast das Doppelte.

Der Veranstalter hat da aber noch nix für seinen Mehraufwand verdient - warum sollte der sich das antun?

Die wenigen Veranstaltungen im kleineren Rahmen finden meist nur dann statt wenn die Musiker für "heiße Luft" spielen und/oder die Abgaben etc. am Gesetzgeber vorbeigeschummelt werden. Aber auch das wurde und wird immer schwerer bzw. gefährlicher.
 
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sind das € 40.- pro Stunde brutto - also net wirklich viel. Ein Mechaniker bekommt da fast das Doppelte.
Das zahlst du vielleicht /h Service oder Reparatur in Summe an den Betrieb, aber "Mechaniker" die 6.500.- Brutto verdienen kenne ich nur wenige, sehr wenige :engel: Im Gegenteil, 40/h sind eigentlich schon recht ordentlich für Fachkräfte, sehr ordentlich sogar und eher illusorisch. "Das Doppelte" wären >12.000 und den Mechaniker möcht' ich sehen :eek: Weiß nicht woher du die Zahlen nimmst, aber für Gewerbe und Industrie ist das blanker Unfug.
 
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Weiß nicht woher du die Zahlen nimmst, aber für Gewerbe und Industrie ist das blanker Unfug

Ich sagte auch "kostet" fast das doppelte!

Das heist ja nicht das der das in den Sack steckt.

Lt. meiner letzten Service Rechung waren für den Mechaniker € 70.-/Stunde zu berappen und der Fliesenleger nimmt auch € 50.-.



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Nachträgliches, den Sinn veränderndes editieren ist unfeiner Stil!

Schau mal auf die Uhrzeit der Änderung!
Dein Post kam erst nach meiner Änderung. Das hat sich vermutlich um ein paar Minuten überschnitten.

Dur verrechnest aber direkt gegen die Gagen der Musiker und das ist Unfug.

Warum ist das Unfug?
Wenn einer mit einer Mndharmonika auftritt versteh ich ja wenn der deutlich weniger velangt.

Wenn ich mir die Leute so ansehe die da (auch im kleineren Rahmen) auftreten haben die aber ganz schön Geld in Ihr Equipment investiert.
Das muss ja auch irgendwie wieder rein.
Von den Fahrt- und Transportkosten und evenuellen Übernachtungen ganz zu schweigen.
 
Hm... Also diese Stones-Preise da ... das waren meines Wissens die teuersten Karten der letzten 2 Touren (die D abdeckten - also 2006 und 2017), die solche Angebote enthielten.

2006 stand da ja dieses Ding auf der Bühne, rechts und links je eines, das wie n kleines Parkhaus aussah. Da saß man dann drin, hat umd 500 € gelöhnt inklusive Buffet, so um die 360 ohne. War bis kurz vor Beginn ast komplett leer, kurz vor Beginn wurden die verbliebenen Plätze in nem SMS-Gewinnspiel verlost (ich hab da zwei Plätze gewonnen, aber mein Akku war leer, ich habs erst daheim gesehen). Die billigsten Karten lagen bei um die 100, beide Touren, hab ich beide Male gekauft.

Das ist es ja... Nach vielem offenem Hören komme ich zu dem Ergebniss, dass die Musik meiner Eltern und meiner Großeltern einen wesentlichen höheren Anteil Genialität beinhaltet als heutige Musik und ich bewege mich wirklich weit abseits vom Mainstream und sauge alles möglich an Musik auf.

Was heute fehlt sind diese genialen Künstler über man in 50-100 Jahren redet wie heute über Hendrix oder BB King.

Die gibt es heute nicht mehr !

Hm... Also wirklich hervorragende, virtuose Musiker gibt es noch. Viel zu erfinden gibt es nicht mehr, aber soweit ich weiß, lebt z.B. Brian Setzer noch und daß der mehr als nur n Bißchen kann - wird niemand bestreiten, der auch nur eine Tasse im Schrank hat. Ok, er ist nicht mehr sooo jung (müßte um die 60 sein), aber aktiv ist er noch und er sieht nicht aus, als würde er bald sterben.

Prince war mehr als genial. Den gab es vor 2 Jahren auch noch, und an den wird man sich erinnern - nicht, weil er das Spielen mit der Hausapothke verkackt hat, sondern weil er das mit diversen Instrumenten nicht verkackt hat.

Aber auch der war nicht mehr sooo jung, der war auch 57.

Was die generelle Genialität angeht ... naja, ich seh das so, daß u.A. durch Castingshows vor Allem formbares Material an die Oberfläche gespült wird. Keiner, der sone Nummer gewonnen hat, konnte mich bisher überzeugen, und nach kurzer Zeit sind die auch alle wieder weg, gibt ne neue Ernte, das ist wie mitn Gemüse ausm Garten, das magst nächstes Jahr auch nich mehr fressen (ist auch besser so...). Der Castingschund ergibt natürlich ein brachiales Hintergrundrauschen, klar, und gegen den muß man erstmal ankommen.

Es ist aber auch tatsächlich eine Art Problem, daß man als Gitarrist kaum noch Neues erfinden kann. Ja, alles war schonmal da - aber das Bekannte besser zu machen (laß uns jetzt mal nicht über besser diskutieren, sondern einach stehenlassen, daß es sowas geben kann) macht auch die Mehrheit jeglichen Fortschritts aus (Elektromotoren werden gebaut wie vor 100 Jahren - kein neues Prinzip dazugekommen - bei Verbrennungsmotoren ist es schwieriger, weil sie allgemein viel komplexer sind, aber neue Entwicklungen sind da oft alte Idenn, die zu ihrer Premiere an Material, Regelungstechnik etc scheiterten - ... - nicht so wichtig, nicht hier...), es liegt da immer immer im Detail. Eine der genannten Maschinen heute signifikant in irgendeiner Eigenschaft zu verbessern bedarf mehr Hirn und Einsatz, als das kurz nach ihrer Erfindung der Fall war.

Und diese ganze Genrerei ... meine Güte, kann nicht gute Musik einfach gute Musik sein? Darf ich ein Lied aus Powerchords auf ner SG über nen Laney schreiben, ohne daß es mich zum Metal-Gitarristen macht? Darf ich kaputte Haushaltsgeräte verwenden, ohne daß Tom Waits und die Einstürzenden Neubauten öfter als ich selbst in der Rezension erwähnt werden? Ok, wär mir ne Ehre, ich hab ja nichtmal ne Band ... aber ... es gibt auch die andere Seite, die kleinen Läden, die Stamm-Spielstätte vieler Musiker auf jeder Tour sind, bei mir in der Nähe z.B. dieses Geschäftle...

http://www.bluesgarage.de/

..., da treten Hundred-Seventy Split fast jedes Jahr auf, die Pretty Things, Banned From Utopia, Tito & Tarantula - sind schonmal vier Pflichttermine im Jahr (außer ich bin krank und bekomme dann ne Widmung aufn Poster signiert, weil ich brauchbare Verwandte für sowas hab...), wers mag (das ist bei mir son vielleicht-Termin) kricht auch Wishbone Ash und wer weiß wen noch alles. Wieviele Leute da reinpassen weiß ich garnicht, aber es ist ziemlich oft brechend voll und kostet meist zwischen 20 und 30 € Eintritt - gibs nix zu meckern.

Bonamassa kostete letztes Jahr (vor einer Ewigkeit war er mal in Isernhagen zu Gast - ich leider nicht - in Hannover, das Ding, das früher Stadionsporthalle hieß und jetzt nach irgendeiner Firma benannt ist) knapp 80 € - nicht gerade geschenkt, aber schön wars doch.

Insgesamt kommt es mir eher vor, als müsse man selbst mehr schauen, suchen, recherchieren (wie in vor-Internet-Zeiten ja auch), weil der ganze große Kommerz-Bombast-Scheiß soviel Raum einnimmt und einem, gewollt oder nicht, ständig umme Ohren gehauen wird. Aber schlechter als früher ... man muß ja nicht alles machen, nur weil es angeboten wird ... ich fand ehrlich die Konzerte der Pretty Things immer besser als die der Stones, gerade weil es so klein ist da ... da kommt man auch mal dazu, daß man mit einem reden kann oder so. Ok, nur kurz - stehen ja alle an und wollen irgendwas kaufen und signiert bekommen.

Und so in der Größenordnung gibs innerhalb der Stadt noch so zwei, drei Läden (Glocksee, Faust, ...), da wirst nicht arm und auf nem wirklich schlechten Konzert war ich noch nicht, ob bekannt oder unbekannt.

Früher war nicht alles besser. Die einzige belastbare generelle Aussage über früher ist, daß früher alles früher war.
 
Der Unterschied zum "Hero" von gestern zum fehlenden "Superhero" von heute ist m.M.n., daß man "damals" einfach viele mehr an Ergeiz oder auch Leidensfähigkeit benötigte um die Zeitspanne durchzustehen, die man bis zur Spitze brauchte. Das bedingt auch eine - zumindest in Teilbereichen - starke Persönlichkeit.

Was nützt denn ein klasse Talent, wenn 10.000 weitere Künstler genau das gleiche könnnen und insbesondere, was die Vocals angeht, GENAU GLEICH klingen...
Das brauch echt niemand in Bezug auf "Bewegt auch nach dem Ableben noch die Massen".

Wer bringt denn heutzutage noch sowas wie Freddie Mercury, Michael Jackson, Prince, Axl Rose, Phil Collins etc...?
Das hat alles so dermaßen Charakter gehabt....
 
Wer bringt denn heutzutage noch sowas wie Freddie Mercury, Michael Jackson, Prince, Axl Rose, Phil Collins etc...?
Bei Axl Rose kann man sich streiten...aber das ist Geschmackssache.
Man darf aber auch immer icht vergessen das die Großen eine Hand voll unter Millionen sind. Die wohl oftmals auch einfach verdammt viel Glück hatten.
Heute versuchen es eben viel mehr über solche nervigen Castingshows, Youtube usw. in der Hoffnung auch groß raus zu kommen. Klar machen die meisten von den das gleiche...wer weiß wie viele es damals noch gab die so singen konnten wie Jacksen,Rose usw. ??
 
Haben wir ein personelles Problem ?

Bei der weichgespülten Musik heutzutage könnte man meinen die Schuld trägt der Feminismus :D
 
Mal ein interessantes Interview bzgl des Themas von Misha Mansoor (Periphery)
http://www.metalinjection.net/its-j...says-he-cant-making-living-from-just-the-band
Lt. seiner Instagramseite fährt er einen Ferrari, was aber nichts mit der Tatsache an sich zu tun hat.
Er ist ja einer, der viel geschäftig aussenrum macht, daher sei ihm seine Autoleidenschaft gegönnt.
Trotzdem interessant, dass eine Band, die eigentlich mittlerweile gut bekannt ist, nicht davon leben kann.
 
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Man vergisst gerne, das bestimmte Sachen, die man als gegeben nimmt, teilweise gar nicht so alt und schon gar nicht so beständig sind.

Das "Album"? Im Bereich der U-Musik zunächst die Möglichkeit alle Singles auf eine Langrille zu bekommen und dann nochmal als Gesamtpaket zu verkaufen. Vor den 60er war das quasi kaum bis gar nicht relevant. Dann kam das Konzeptalbum und das wirtschaftliche Prinzip: Vorabsingle, Album, Single, Tour, Single, Single, Live-Album... und man hat jahrzehntelang damit verdient, erst das Radio an den Rand gedrängt. Mittlerweile ist dann auch das Fernsehen anachronistisch, in den 2000ern haben einige Künstler von den Plattenlabeln zu Konzertveranstaltern gewechselt.

Das Album als solches mag noch nicht tot sein, aber es wird nur noch künstlich am leben gehalten.

Geniale Musiker? Gab es vor der Industrialisierung und wird es auch nach Digitalisierung 5.0 etc. geben, oft wurden und werden die aber einfach nicht erkannt. Genügend Künstler hatten zu ihren Lebzeiten kein einfaches Auskommen.

Es wird aber auch heute noch Musiker (und damit meine ich etwas, das die meisten hier auch als Musiker verstehen) geben, die ihre Lücke haben und zumindest davon leben können. Nachhaltigen Erfolg werden aber nur die die haben, die sehr, sehr viel arbeit reinstecken (schaut man sich die bekannten Bands der 70er, 80er an, sieht man, dass da in den ersten Jahren teilweise 300+ Konzerte pro Jahr nicht unüblich waren. Man übersieht aber auch gerne, dass auf eine Band die es geschafft hat, sehr viele gab die trotz ähnlichem Einsatz wieder in der Versenkung verschwunden sind (und das hat dann auch erstmal nicht viel mit musikalischem Genie zu tun).

Aber nur weil man selber mit Neuem wenig anfangen kann, bedeutet das nicht automatisch, dass da nichts hinterherkommt. Es ändert sich halt (mir fallen jetzt spontan keine Richtungsweisenden Cembalo-Spieler der letzten 40 Jahre ein) und erst aus Veränderung heraus sind überhaupt Künstler wie Hendrix möglich gewesen.

Da draussen gibt es unzähliger andere Kunstformen die für die meisten Künstler brotlos sind. Man kann für sich selber entscheiden ob man da der Passion folgen mag und am Ende des Tages froh ist überhaupt auftreten zu können (oder zumindest soviel zu verdienen, dass man einen Teil der Kosten decken kann) oder ob man die Berufung zum Beruf macht. Bei Letzterem kann man sich auch überlegen sich treu zu bleiben oder ob man über seinen Schatten springt und zumindest mit Musik seinen Lebensunterhalt verdient (wenn das Geld stimmt, würde ich auch für Helene Fischer Gitarre spielen, das ist definitiv cooler als viele andere Jobs die ich gemacht habe (oder die ich mir noch vorstellen könnte)).

Vielleicht ändert sich das Konsumverhalten irgendwann auch wieder, Festivals an sich sind ja auch heute keine Seltenheit.
 
Er ist ja einer, der viel geschäftig aussenrum macht, daher sei ihm seine Autoleidenschaft gegönnt.
Trotzdem interessant, dass eine Band, die eigentlich mittlerweile gut bekannt ist, nicht davon leben kann.

Das gehört vielleicht auch einfach zur Wandlung des Musiker-Berufs dazu. Man sieht es sehr oft, dass eingiermaßen bekannte Künstler Werbung machen, Online-Kurse geben, als Produzenten arbeiten, Szene-Klamotten verkaufen.

Von den tausenden Cloudrappern die in ihrem Zimmer produzieren und die Jugendlichen auf Youtube beigesitern verdienen auch nur ein paar wenige Geld damit und werden wohl auch bald wieder in der Versenkung verschwinden.

Ich glaube auch nicht, dass es je wieder Mega-Stars wie ACDC, Metallica usw. geben wird die über die Jahrzehnte erfolgreich sind. Aber unabhänig davon ist für mich die eigentliche Misere, dass es zwar viele Leute gibt die unterhalten werden wollen, 7 € an der Abendkasse für 3 motivierte Hobby-Bands (teils auf überragendem Niveau) trotzdem zu viel sind.
Die Profis "sind nach dem 1ten Album zu mainstream" geworden, aber die Amateure sind es auch nicht wert gesehen zu werden.
 
Darüber hinaus finde ich es seltsam, von Festivals zu hören, wo an Stelle einer Band, die Hand gemachte Musik anbietet, ein DJ auf der Bühne steht, der einen USB-Stick aus der Tasche zieht, Kopfhörer aufsetzt und dem Publikum zuwinkt. So sieht sowas aus:

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Es geht uns doch eindeutig was verloren, wenn etwas, das über Jahrtausende kultiviert wurde - das Erlernen
und Spielen von echten Musikinstrumenten - weniger Anerkennung findet und vom Publikum auch
nicht mehr vorausgesetzt wird. Dass Festivals, wo kein einziger Live Gig stattfindet, 6-stellig Besucher anlocken.
Das ist letztlich das, was seit Ende der 80er Jahre aus elektronischer Musik gemacht wurde.

Zugegeben, es gibt wirklich nur wenige elektronische Acts, die je weitgehend oder komplett live und handgespielt aufgetreten sind, wo also wirklich jede Note, jeder Drum- oder Percussionschlag und jeder letzte Klangeffekt von Menschenhand ausgelöst wurde. Kraftwerk taten das ab 1974 eine Zeitlang, aber dann haben sie den maschinenhaften Charakter von Sequencern kennen- und lieben gelernt. Jean Michel Jarre hatte bei seinen China-Konzerten im Oktober 1981 und bei den Tourneen 2008 bis 2011 fast komplett handgespielte Musik – aber gewisse Drumfiguren und gewisse Ostinato-Parts müssen auch bei ihm zwingend von einem Sequencer kommen, weil Menschen diese gar nicht mit der notwendigen Gleichförmigkeit und Präzision spielen können oder diese Parts überhaupt nicht für Menschen spielbar sind.

Die wenigen verbliebenen Elektroniker, die tatsächlich noch ihre Hände auf Klaviaturen legen, um darauf händisch und in Echtzeit zu musizieren (statt damit Sequenzen zu triggern, on-the-fly zu programmieren oder zu transponieren), sind überwiegend Solisten. Die können gar nicht alles gleichzeitig per Hand spielen und sind auf Maschinenhilfe angewiesen. Zahlreicher sind die, die sich auf die Berliner Schule (Tangerine Dream, Klaus Schulze et al.) berufen, zwar mit Hardware auftreten, aber das Spielen einem oder mehreren Stepsequencern überlassen, derweil sie selbst an den Sounds und den Sequenzen herumdrehen.

Aber die, die heute Teenager oder Anfang 20 sind, die kennen auch das alles nicht mehr. Für die ist es unvorstellbar, daß elektronische Musik auch nur teilweise händisch spielbar ist – sie kennen es nur, daß die in FL Studio zusammengeklickt wird. Für die ist es auch unvorstellbar, daß es elektronische Musikinstrumente gibt – sie kennen nur Software, und sollten sie jemals von Hardwaresynthesizern hören, werden sie davon ausgehen, daß das von vorgestern ist und niemand mehr so etwas benutzt, weil hoffnungslos veraltet.

Dieser Generation kann man mit händisch gespielter Elektronik eh nicht mehr kommen. Seit 30 Jahren wird die elektronische Musik dominiert von solcher, die zu 100% vom Sequencer gespielt wird. Perfektes Timing im Nanosekundenbereich und Intonationsgleichheit auf Maschinenniveau – keine Kunst, wird es doch von Maschinen gemacht. All das wird heutzutage erwartet. Deswegen verstehen sich diejenigen, die elektronische Musik produzieren, heutzutage auch längst nicht mehr als Musiker, sondern als DJs und treten auch als solche auf. Von denen wird auch erwartet, daß sich ihre Performances anhören wie Radio, CD oder Spotify, also wie Studioproduktion. Die machen sich nicht mal mehr die Mühe, onstage ihre DAW-Projekte abzufahren oder sie gar auf Ableton Live umzubauen, damit es spannender wird, sondern sie fahren die fertig gemixten und gemasterten Releases ab.

So ist es kein Wunder, daß elektronische Musik bis heute nicht richtig ernstgenommen wird. Die meisten wirklich Musikinteressierten haben mit elektronischer Musik nichts am Hut. Für die sind elektronische Instrumente keine Musikinstrumente. Da werden die Klänge ja nicht erzeugt mit mechanischen Schwingungen, die direkt durch die Muskelkraft des Musikers angeregt werden. Und weil diese Geräte immer wieder anders klingen, jedenfalls nicht wie irgendetwas Natürliches, muß das alles ja zwingend unecht sein. Abgesehen davon: Elektronisch = digital = Computer = macht eh alles vollautomatisch, ohne daß der Musiker irgendwas machen muß, womöglich sogar mit einer KI. Das wird teilweise heute noch sogar 50 Jahre alten Modularsynthesizern nachgesagt – denen gerade, weil die für den Laien aussehen wie Großrechner, obwohl da drin nicht nur kein bißchen Digitaltechnik steckt, häufig auch kein einziger integrierter Schaltkreis, sondern teilweise nicht einmal Platinen.

Seit Walter Carlos' Switched-On Bach halten sich genau diese Gerüchte hartnäckig. Ein einziger Musiker macht mit einem einzigen Synthesizer Musik, die eigentlich für ein ganzes Orchester produziert wurde: Da stimmt doch was nicht. Daß hinter einer vielleicht vierzigminütigen Platte monatelange Overdub-Orgien steckten, weil der Synth immer nur eine Note zur Zeit spielen konnte, wußte keiner und interessierte auch keinen. Und irgendwer hat irgendwann mal an einem Moog oder Buchla den Stepsequencer vorgeführt. So eingeschränkt der auch war, verleitete er die Leute dazu zu glauben, daß der Synthesizer alles, aber auch wirklich alles vollautomatisch spielen kann.

1974 brachten Kraftwerk ihr erstes (damals noch fast) vollelektronisches Album heraus: Autobahn. Das einzige, was da irgendwie automatisiert war, das war vielleicht mal ein Delay oder ein LFO. Damit tourten sie dann monatelang durch die USA. Kraftwerk waren eigentlich das, was der elektronischen Musik eine bessere Reputation hätte geben können: eine Art Rockband, nur mit elektronischen Instrumenten, die aber trotzdem von Menschen gespielt werden. Bevor sie das aber konnten, wurden sie immer maschineller und verabschiedeten sich allmählich vom menschlichen, händischen Spielen.

Als Die Mensch-Maschine raus war, hätten eigentlich neu entstehende britische Bands in die Lücke vorstoßen können. Aber die wenigsten waren hinreichend elektronisch, die meisten waren für den Mainstream zu dilettantisch, und daß Kraftwerk einen bis zwei elektronische Drummer hatten, hat sich dort nicht wiederholt. Als dann in den frühen 80ern der Synthpop in den Mainstream kam, war er schon zu poliert. Da gab es schon zu ausgefuchste Studiotricks, die unbedingt angewandt werden mußten, da waren Drummachines endgültig unerläßlich, und da machte sich endgültig niemand mehr einen Kopf darum, wie das Ganze vielleicht einem Publikum live vorgeführt werden könnte – was es dann ja auch nicht wurde. Modern Talking wurde ja schon Mitte der 80er vorgeworfen, daß bei ihnen bis auf den Gesang alles vollautomatisiert sei. Wenn sie mal irgendwo ihre Musik vorführten, war das ausschließlich im Fernsehen, und auch dann war es immer Vollplayback. Auch manch ein anderer 80er-Jahre-Popstar ist damals nie getourt.

Als dann 1987 das Chicagoer DJ-Trio Phuture mit Minimalstbudget den Acid House erfand, bei dem endgültig absolut nichts mehr per Hand gespielt wurde, und damit die bis heute andauernde EDM-Welle in Gang setzte, auf die das auch zutrifft, war endgültig alles vorbei.

Waren das musikalische Vorbilder? Kaum. Für viele Leute fiel elektronische Musik einfach vom Himmel, oder sie war einfach "da". Es interessierte niemanden, wie sie gemacht wurde, auch weil man befürchtete, das wäre zu "technisch". War es ja auch. Im Synthpop interessieren sich die meisten Leute nur für die Sänger. Auf die Musiker achteten nur die Geeks. Und die hatten nie das Budget, um auch nur ansatzweise auf das Niveau ihrer Idole zu kommen (außer bei einigen Underground-Acts in den späten 70ern). Spätestens in den 80ern wurde alles, was kein Gitarrenrock war, nur gemacht von denen, die das Geld dafür hatten, und die gingen immer maschineller vor, weil sie es konnten. Keine Chance für ehrliche, handgemachte Synthesizermusik, gegen den zunehmend überproduzierten Hochglanzpop anzukommen, denn mit den damaligen Mitteln wäre sie zu primitiv und dilettantisch rübergekommen. Und mit jedem Jahrzehnt wurde die Hürde höher und die Motivation, diese zu nehmen, geringer. Selbst Amateure machen heutzutage nur vollmaschinelle EDM oder gleichermaßen vollmaschinelle Berliner-Schule-Musik. Wer noch per Hand spielen kann, wird von den Synthgeeks insgeheim bewundert (vor allem von denen, die das nicht können), öffentlich aber ausgelacht.

Heute kommt ein nicht unerheblicher Teil der elektronischen Musik komplett aus jeweils einem einzigen Rechner. Generell scheint es ohne Computer und DAW nicht mehr zu gehen. Damit ist die Glaubwürdigkeit elektronischer Musik als etwas Handmachbares endgültig dahin, denn einem Computer glaubt man schon eher, "alles vollautomatisch und ganz von alleine" zu machen, als einem 50 Jahre alten gefühlten Laborgerät. Und weil man niemanden sieht, der solche Musik komplett ohne jegliche Zuspielung per Hand spielt, glaubt auch niemand, daß so etwas grundsätzlich möglich wäre – die älteren nicht, weil sie diesen "neumodischen" Maschinen immer noch nicht trauen, und die jüngeren nicht, weil sie es anders nie kennengelernt haben.

"Handgemachte" Musik ist seit spätestens Mitte der 80er Jahre eigentlich nur noch Rock, bevorzugt Indie/Alternative Rock, weil Musik, die nicht von Synthesizern dominiert wurde, bei den großen Mainstream-Labels nur noch von Musikern und Bands gemacht werden durfte, die bei dem Label schon seit den 70ern Hits abwarfen (AC/DC, Meat Loaf, Rolling Stones, ZZ Top, Van Halen etc.). So guckten damals diejenigen, die noch "handgemachte" Musik haben wollten, aber was Neues hören wollten, an den Major-Releases vorbei und orientierten sich Richtung Indie-Labels. Von Mitte der 80er an, als nach dem allmählichen Niedergang des frühen Punk und der klassischen New Wave fast nur noch The Smiths übrig waren, entstand da ein neues, elektronikfreies Genre nach dem anderen. Thrash Metal (als Antwort auf den Hair Metal), die Wiedergeburt des amerikanischen Punk Rock, College Rock, Grunge. Während Popmusik und damit auch R&B bei den Major-Labels immer ausgefuchster wurde, wurde die zumeist bei Indie-Labels beheimatete Rockmusik immer roher. Und simpler. Seit damals bedeutet Rhythmusgitarre, daß man mit maximal möglicher Verzerrung dasselbe spielt wie der Bassist, und zwar Grundtonachtel. Gerade damals paßte das zum Gefühl der Rebellion gegen die Pop-Giganten mit ihren übertechnisierten Produktionen.

Und genau das blieb alles Elektronische seitdem: übertechnisiert und vollautomatisiert. In den 80ern hatte man nur als Außenstehender den Eindruck, daß bei elektronischer Popmusik keine Handarbeit mehr stattfand. Seit den 90ern trifft das tatsächlich zu, da werden nur noch Sequenzen programmiert. Rücksicht auf die Live-Umsetzbarkeit wird schon seit ca. 1980 nicht mehr genommen, teilweise schon seit noch früher, und einige Künstler haben das noch nie.

Handgemachte elektronische Musik ist immer noch möglich – so weit handgemacht, wie man das als Solomusiker kann, überwiegend handgemacht, weil man trotzdem noch eine Drummachine hat und braucht, oder tatsächlich komplett handgemacht, weil es nie mehr elektronische Drumkits am Markt gab als heute. Das macht aber kaum mehr jemand. Die, die das können, werden eher weniger als mehr. Der Rest will es gar nicht und/oder kann es womöglich gar nicht, hat damit aber einen derartigen Bombenerfolg, daß man damit die komplette öffentliche Wahrnehmung elektronischer Musik prägt. Die großen Aushängeschilder elektronischer Musik heißen heute David Guetta, Calvin Harris und Avicii – und das sind DJs, die am Rechner produzieren und "live" nur Vorproduziertes abfahren können. Selbst in der Synthesizernerd-Szene kommen auf einen, der wirklich per Hand spielt, Dutzende Anhänger der Berliner Schule, für die händisches Spiel pfui ist – auch weil sie es selbst nicht können. Aber die stellen dann auf Nerdtreffen so ziemlich alle Live-Acts.

Unter nichtelektronischen Musikern dürfte sich derweil die Ablehnung gegenüber allem Elektronischen seit den 80ern sogar noch verstärkt haben. Wenn ein Musiker wie Kebu zwar beidhändig auf mehr als 30 Jahre alten Synthesizern live spielt, aber eben nicht alles gleichzeitig selbst spielen kann und daher einiges an Sequencerhilfe braucht, dann ist das nicht mehr "handgemacht" – eine Rockband würde alles per Hand spielen, nur eben ganz andere Musik. Wenn eine drei- oder vierköpfige reine Elektronikgruppe auftritt, noch mehr per Hand spielt, aber eben auch auf einen Drumcomputer zurückgreifen muß, dann ist das auch nicht "handgemacht". Häufig ist elektronisch generell nicht "handgemacht" – mit dem Argument, daß die Instrumente nicht "echt" sind und die Musiker die Klänge eben nicht selbst direkt erzeugen, indem sie Saiten, Felle oder Luftsäulen in Hohlräumen mit ihrer eigenen Körperkraft in Schwingung versetzen, sondern da eben "irgendwas Technisches" passiert, was bei "richtigen" Instrumenten eben nicht passiert und nicht gebraucht wird.

Musik ist Schublade - auch eine Folge des Internets.
Genres gibt's schon viel länger.

Die Untergenres in der Rockmusik wurden von der Musikpresse erfunden, die die ganzen Releases ja in irgendwas einordnen mußten. Schon Anfang der 70er hatte man auf einmal Hard Rock, Folk Rock, Roots Rock, Garage Rock, Blues Rock, Psychedelic Rock, Art Rock, Progressive Rock, Krautrock usw., und da war noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht, auch weil dann irgendwann der Metal kam, der spätestens ab ca. 1990 in immer mehr Untergenres aufgeteilt wurde. Damit entfiel auch der Aufwand zu beschreiben, wie die Musik jetzt klingt. Wenn man sagte: "Das ist Wagnerian Rock", dann war alles klar, dann war das typisches Jim-Steinman-Zeugs. Und die Bands zogen sich natürlich die Genre-Schuhe an, denn je leichter es der Redaktion des Rolling Stone Magazine fiel, sie in Schubladen zu stecken, desto dankbarer war sie, desto großzügiger fielen die Plattenrezensionen aus.

Das machte es ja auch damals schon leichter, neue Hörer zu kriegen. Wer z. B. auf Post-Syd Barrett-Prä-Final Cut-Pink Floyd stand, sah sich beim Art Rock um und stieß, so noch nicht bekannt, auf Barclay James Harvest. Und wer damals schon Iron Maiden hörte, vom kitschig-bunten Hair Metal aber genervt war, der wurde über die New Wave Of British Heavy Metal direkt zu Judas Priest geführt (oder umgekehrt). Wie Spotify oder Last.fm, nur offline, analog und sogar ganz ohne Strom.

Zur gleichen Zeit wie Metal wurde auch die elektronische Musik in Schubladen aufgeteilt, vor allem, damit die DJs wußten, wo sie suchen mußten, um das zu finden, was ihrem Geschmack am nächsten kam, und damit die Produzenten elektronischer Musik wußten, was sie machen mußten, um welcher Zielgruppe zu gefallen. Auch wenn der Volksmund das alles ausnahmslos pauschal unter "Techno" verbucht, kennt schon der interessierte Laie dutzendweise Genres und Subgenres und findet dadurch sehr leicht das, was ihm gefällt. Ohne Genres müßte derjenige, der einfach nur House hören will, sich widerwillig durch Unmengen an Hardtrance, Detroit Techno, Gabber, Goa, Schranz usw. kämpfen, bis er etwas gefunden hat, was ihm gefällt. (Das wurde schwieriger, als auch House sich breiter und in mehr Fragmenten aufstellte.) Einzig die elektronische Nicht-Pop-Musik von vor 1987 ist nicht in Genreschubladen aufgeteilt, weil die nicht DJ-kompatibel und meist auch nicht tanzbar ist.


Martman
 

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