Welches Blasinstrument ist das richtige für mich?

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Jochenman
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Hallo zusammen!

Ich spiele schon lange mit dem Gedanken ein neues Instrument zu lernen, nämlich eines zum Blasen!

Vorgeschichte:
Ich bin 17 und spiele Klavier, Gitarre, Bass, Schlagzeug und einige andere kleine Instrumente und singe, also an musikalischer Vorerfahrung mangelt es mir nicht.
Ich weiß zwar, dass einige sofort aufschreien werden, aber ich möchte gerne ohne Lehrer lernen, aus Zeit- und Kostengründen. Im NOtfall kenn ich einige Leute, die mir bei evtl. Fragen weiterhelfen könnten, also wär ich nicht ganz auf mich allein gestellt.

Anforderungsprofil:
Ich möchte damit klassische Musik spielen können, aber nicht nur. Auch Ausflüge in Jazz, Ska, Reggea, Blues, Bigband oder Dixieland sollten möglich sein. Es sollte außerdem nicht allzu schwer alleine zu lernen sein, vor allem der Ansatz.

Und es geht hier bitte noch nicht über Modell und Preis sondern nur um die Entscheidungshilfe für das eigentliche Instrument.

Die Verdächtigen:

Posaune:
Taugt mir vom Sound und von der Vielseitigkeit. Irgendwie erscheint mir auch das Fehlen von Ventilen sympatisch, fragt nicht wieso.

Flügelhorn:
Angenehmerer Klang wie Trompete. Mit der kann ich ja eigentlich auch klassiche Trompetennoten spielen

Kornett:
siehe Flügelhorn, aber der Klang ist Trompetenähnlicher als der des Flügelhonrs richtig?

Klarinette:
Sanfter weicher Klang, vielseitig. Außerdem scheint mir der Ansatz am leichtesten zu sein.


Nun meine Fragen:
1. Kurz zu Flügelhorn und Kornett, was sind die Unterschiede zwischen den beiden und zwischen denen und der Trompete?
2. Zu Klarinette, wie oft bräuchte ich da ein neues Blatt? Ich rechne da so mit ungefähr 3-4 Spielstunden pro Woche
3. Bei welchem Instrument werde ich am schnellsten Fortschritte machen? Ich weiß das geht nur Erfahrungsgemäß und theoretisch, man muss auch dazusagen, dass ich relativ schnell lerne
4. Ansatz: Welcher ist am einfachsten zu lernen bzw. bei welchem kann man am wenigsten falsch machen oder wo ist ein korrekter Ansatz am wichtigsten? Welchen muss man am meisten trainieren?
Versteht mich nicht falsch ich will nicht nur das einfachste nehmen und bin auch bereit zu lernen und zu üben, aber aus den genannten Gründen ist das ein wichtiger Faktor für mich.


Das wars erst einmal!
Ich würde mich über jede Antwort freuen und hoffe ihr könnt mir weiterhelfen!

Danke, Tobi
 
Eigenschaft
 
Ich spiele schon lange mit dem Gedanken ein neues Instrument zu lernen, nämlich eines zum Blasen![...]Ich weiß zwar, dass einige sofort aufschreien werden, aber ich möchte gerne ohne Lehrer lernen, aus Zeit- und Kostengründen.

Naja, die Fragesteller hier befürchten wesentlich öfters ein Aufschreien der Pro-Lehrer-Fraktion, als es tatsächlich passiert. Du offensichtlich auch. Das Schöne hier im Bläser-Unterforum ist, daß wir weitgehend ohne Aufschreien auskommen. Was du hier maximal bekommst, ist ein wohlbegründeter und gut gemeinter Rat, den du annehmen oder ablehnen kannst. Ich bin selbst Lehrer für Posaune, habe aber lange Jahre autodidaktisch gelernt, bevor ich an die Musikhochschule kam. Ich kann das autodidaktische Lernen aus guten Gründen daher nicht empfehlen.

Ich möchte damit klassische Musik spielen können, aber nicht nur. Auch Ausflüge in Jazz, Ska, Reggea, Blues, Bigband oder Dixieland sollten möglich sein. Es sollte außerdem nicht allzu schwer alleine zu lernen sein, vor allem der Ansatz. [...] Die Verdächtigen: [Posaune/Flügelhorn/Kornett/Klarinette]

Bei dem Anforderungsprofil fehlen definitiv die Saxophone. Für Ska,Reggea und Blues sind dagegen Flügelhorn und Kornett eher untypisch. Das Kornett ist allerdings extrem passend zum Dixieland. Der Ansatz bei einer Klarinette erfordert tendenziell mehr Kraft als bei den meisten Saxophonen. Flügelhorn und Kornett sind meist Nebeninstrumente der Trompeter, nur im Blasmusik- und Brass-Band-Bereich gibt es Spezialisten für diese Instrumente. Allen Blasinstrumenten gemeinsam ist aber, daß deine Lippenmuskulatur (der Ansatz) auf das spezielle Instrument hin trainiert sein muss, sonst wird kein sicherer und variabler Ton entstehen. Daher ist das Kriterium "nicht allzu schwer zu lernen" sehr relativ: einen vernünftigen Ton auf einem Blasinstrument bekommst du nur durch viel Übung.

Ich habe in einer ähnlichen Situation (spielte Drums, Klavier, Violine mit 11) die Posaune gewählt. Diese Wahl hat sich als ziemlich gut herausgestellt, denn Posaunisten werden überall gebraucht, aber nicht so viele Leute spielen das Instrument. Es war extrem einfach, überall mitzuspielen. Das Kriterium der Ensemblefähigkeit würde ich durchaus mit einbeziehen, immerhin kannst du mit 17 schon abschätzen, welche Ensembles für dich in Frage kommen. Eine sehr sinnvolle, aber eher exquisite Wahl wäre z.B. Baritonsaxophon: wird in jeder Big-Band gebraucht, und einen guten Spieler zu finden, ist schwer. Auch in einem Soul-Bläsersatz ist das Baritonsax unverzichtbar.

Deine Fragen sind nicht so speziell posaunistisch, da können andere sicher konkreter drauf antworten. Von mir also erst mal nur diese paar Gedanken dazu.

Harald
 
hi!

welches dieser instrumente spricht dich denn am meisten an?
ich würde das bevorzugen, das mich am meisten interessiert, denn an dem werde ich dann auch die besten fortschritte machen.

man kann übrigens auch am sax klassik spielen! ;)
 
Aus meiner Sicht als Hobby-Trompeter: Trompete, Flügelhorn und Kornett werden gerne zusammengefasst. Ich habe bzw. hatte auch alle drei Instrumente, das Kornett wurde dann vor einem Jahr mangels Einsatzmöglichkeiten wieder verkauft.
Einzelheiten zu den Instrumenten kann man ganz gut bei wikipedia nachlesen.

Wie dir schon aufgefallen ist, besitzt das Flügelhorn einen warmen, schmeichelhaften Klang. Der kommt durch die stark konische Mensur (= Verhältnis Länge zu Durchmesser) des Schallstücks zustande und verschluckt beim Amateur so manche spieltechnische Schwäche. Dieser Top-Trompeter ist über Schwächen natürlich erhaben:



Das Kornett war bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts statt der Trompete das beliebteste Sopran-Blechlasinstrument. Deshalb tragen viele ältere Lehrwerke den Untertitel "for Cornet and Trumpet". Ein ganz großer Trompeter mit meisterlichem Kornettspiel:



Die Trompete ist das modernste und immer noch weiter entwickelte Instrument unter diesen Drei. Sie ist aber auch besonders anspruchsvoll, was die notwendige Technik zur Beherrschung angeht.



Praktisch gesprochen kann man als Trompeter ohne besonderen Übungsaufwand Flügelhorn und Kornett spielen. Spezialisten in Brass Bands werden vielleicht die Nase rümpfen und auf andere Klangvorstellung und Anspieltechnik usw. hinweisen, aber einem Zuhörer, der nicht vom Fach ist, wird da kaum etwas auffallen.
Umgekehrt wird ein reiner Flügelhorn-Spieler im Regelfall nicht überzeugend mit einer Trompete umgehen können, weil sämtliche spieltechnischen Mängel überdeutlich gehört werden und die speziellen Anforderungen der Trompete nie geübt wurden.

Insofern darf die Trompete als "schwierigstes" Instrument meiner Auswahl gelten, gefolgt von Kornett und Flügelhorn. Ich selbst bin erst sehr spät das erste Mal an eine Posaune geraten, sonst hätte die gut meine Neigungs-Wahl werden können.

Die Entscheidung für ein Instrument würde ich jedenfalls nur nach der Liebe zum Klang des Instruments treffen, denn eine Menge regelmäßigen Übungseinsatz fordern letztlich alle Blechblasinstrumente.
Du benötigst im Gegensatz zu laienhaftem Klavier- oder Gitarrenspiel und ähnlich der Geige oder dem Gesang z.B. von Anfang an eine gute Tonvorstellung, damit die Töne überhaupt passabel intoniert werden.
Auch die Klangformung liegt vollkommen an dir, ein wenig am Mundstück und fast überhaupt nicht am Instrument. Bei finanziellen Entscheidungen und "Verantwortung" ist es meist umgekehrt, am liebsten wird von Amatueren in teure Trompeten investiert, gefolgt von Mundstücken und gespart wird üblicherweise am Unterricht.
Bei spieltechnischen Problemen ist es natürlich die Trompete, die "oben zu macht" und nie die Stimmlippen des Spielers oder das Mundstück ist zu eng, weit, groß, klein, flach, tief und irgendwas mit dem Rand, der Bohrung oder Rückbohrung nicht in Ordung, aber der Ansatz ist "eigentlich ganz ok".

Blechblasinstrumente funktionieren nach dem Prinzip der (kontrollierten) Kräfte von Luft und Lippe. Ansatz und Stütze sind die beiden zentralen Begriffe und ihre Ausbildung un dWeiterentwicklung ist für viele Spieler eine Lebensaufgabe. Man sollte unbedingt Spaß am geduldigen/ausdauernden Üben von technischen "Basics" haben, wenn man Trompete oder Kornett spielen will. Für's Lernen ist es in jedem Fall auch wichtig, dass man viel und in allen Lautstärken ausprobieren kann. Übungsdämpfer sind kein Ersatz für einen ungestörten Proberaum.

Es gibt unter den Blechbläsern übrigens viele Naturbegabungen: probiere bei deiner Entscheidungsfindung am besten auch einmal aus, ob du hinsichtlich Luftkoordination und Ansatz bereits natürliche Vorteile für eines deiner gewünschten Instrumente mitbringst (bzw. nicht mitbringst), das würde dir viel Extra-Aufwand bzw. Frust ersparen.

Mit Klassik bekommst Du als Autodidakt bei Kornett und Trompete das Problem, das dich damit niemand wirklich hören will. Für den Anschluss an ein Ensemble hättest Du auch keine Chance, dafür läge die Latte selbst bei Amateuren zu hoch.
Es ist nämlich schlicht unmöglich, eine halbwegs fortgeschrittene klassische Spieltechnik ohne mehrjährigen qualifizierten Unterricht zu erlernen.

Selbst einen sehr begabten Autodidakten erkennt man schon bei den ersten Trompeten-Tönen am Anstoß, abgesehen von der Ahnungslosigkeit in vielen kleinen Dingen, die man als formal ausgebildeter Trompeter durch seinen Lehrer mitbekommt. Dafür hat man die besten Chancen, sich Fehler anzugewöhnen, die nur sehr schwierig oder manchmal auch gar nicht zu korrigieren sind. Ich kannte persönlich einen Trompeter, dem ausgerechnet im letzten Jahr an der Hochschule eine "kleine Ansatzumstellung" zum Verhängnis wurde. Nach viel Hin und Her hat er sein Studium im Diplom abgebrochen, weil für ihn gar nichts mehr ging. Er wurde schließlich dennoch Musiker, aber spielte de facto trotz einer Anläufe im Abstand von Jahren nie wieder Trompete.

Zum Lernen finde ich aber gut und richtig, auch auf "klassisches" Material zurückzugreifen.
Als Unterrichtsmittel kann ich dir für Trompete, Kornett oder Flügelhorn folgende Grundlagenschulen empfehlen:
Edwards/Hovey, Method for Cornet or Trumpet (2 Bände)
Varasdy/Nagyivan Trompetenschule (4 Bände)
Beide Hefte bieten "Klassik" ohne Lehr-Text, aber mit einer intelligenten und abwechslungsreichen Zusammenstellung von Übungen und Etüden, Varasdy enthält hauptsächlich Spielstücke.
Mit dem jeweils ersten Band (Edwards und Varasdy parallel bearbeiten) könntest Du dich leicht die ersten 6, 12 oder mehr Monate beschäftigen.
Mit Lehrer wären Arban, Clarke, Colin, Irons, Saint Jacome, Stamp usw. zu späteren Zeitpunkten weitere Begleiter. Autodidaktisch kann man das alles eigentlich vergessen, denn es braucht Einiges an "Know How", damit man von den Übungen profitieren kann. Wie immer liegt das Geheimnis des Fortschritts nicht in den Noten, sondern in der Ausführung.


Da Du ohne Lehrer auf verschiedene weitere Tips angewiesen bist, solltest Du zusätzlich auf Hefte mit ausführlichen Texten und Spielhilfen zurückgreifen. Dazu könntest Du dich an diesen orientieren:

- Stefan Spielmannleitner, Trompete lernen
Ein Heft für die Jugendausbildung, aber nicht so penetrant kindlich wie manche andere. Das Gute daran ist neben der Methodik die CD, denn man muss auch bei einfachen Tönen und Übungen wissen, wie ein Trompete "richtig" klingen soll.
- Stefan Spielmannleitner, Modern Trumpet
Ebenfalls mit CD, aber nicht für Kinder geschrieben. Von Anfang an wird besonderer Wert auf die rhythmische Ausbildung gelegt, wie man sie für die Trompete in Pop/Rock/Jazz braucht.
Waterman/O'Neill, Jazzmethode für Trompete
Wieder mit CD und gar nicht soo jazzig, aber ebenfalls für Ältere konzipiert und mit Betonung auf schöne Melodien (= lange Töne, Klangbildung) geschrieben.

Im klassischen Bereich gibt es die MMO Reihe. Da sollte man wissen, was man will, denn bisweilen ist nur die Begleitung aufgenommen (= keine Trompete zu hören) und im anderen Fall (Stücke sowohl mit als auch ohne Trompete aufgenommen) haben vor allem die älteren Ausgaben oft einen geradezu schauerlichen Trompetensound.
http://www.musicminusone.com/

Falls kein Musikalienhandel in deiner Nähe ist, für Bläser gibt es (kenntnisreiche) Spezialversender:
http://www.spaeth-schmid.de/shop/
http://www.koebl.com

Hier sind meine Tips für einen Trompetenanfänger zum Umgang mit der Hardware:
https://www.musiker-board.de/blechb...-fragen-rund-um-die-trompete.html#post5538862

Hier sind einige sinnvolle Youtube-Clips zum Einstieg auf dem Instrument:
https://www.musiker-board.de/blechb...-fragen-rund-um-die-trompete.html#post5540777
Auch zu einigen der oben genannten Lehrwerke gibt es inzwischen reichlich Beispiele auf Youtube.
Hier führt ein Profi einen Blog über seine Übungspraxis: http://thesystematicapproach.com/
Es gibt übrigens gewisse "Glaubensrichtungen" bei der Trompetentechnik. :D


Übrigens kann Trompete spielen sehr anstrengend werden, es ist aber kein Kraftsport, wenn man es richtig macht. Zur Anschauung hier ein Kiddie mit Kornett (weil das für Kleine besser zu halten ist als eine Trompete):



Und hier noch zwei weitere Lieblings-Clips von mir, man achte neben der Musik als Trompeter auch die extrem gute Ansatzmaske bei Tine Thing Helseth:



 
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Saxophon ist nur ein Instrument, dass mir überhaupt nicht gefällt :D

aber danke zu den vielen Denkanstöße Harald!!

Zu Beginn habe ich Posaune favorisiert aber im Moment tut es mir das Flügelhorn sehr an!
Die Klangfarbe ist ja ungefähr die gleiche wie bei der Trompete, nur etwas angenehmer wie ich finde, also würde ich einfach die Trompetennoten spielen. Zu Ska oder Dixieland würde es sehr gut passen finde ich, weil mir einerseits die Trompete zu schrill aber die Posaune zu mächtig klingt (lustige Beschreibung^^). Aber würde mich ein Orchester (Natürlich keine Profis) mit einem Flügelhorn als "Trompeter" aufnehmen? Weil die beiden würde ich sozusagen als Trompetenersatz spielen.

Zur Posaune: Ich wollte mit der sogenannten Pbone (einfach auf youtube suchen) anfangen und laut diesen Musikern funktioniert diese auch sehr gut! Kann man den Ansatz mit dem eines anderen Instrumentes vergleichen? Trompete im Idealfall? (hab einen Freund der spielt).

Zur Lehrerfrage: Wie sähe es aus den Ansatz mit einem Lehrer zu erarbeiten und danach alleine weiterzumachen? Nicht in einer Musikschule sondern Privat alle 2 Wochen oder so?

@petite fleur
Natürlich da gebe ich dir uneingeschränkt recht! Deswegen fällt die Klarinette mittlerweile auch aus meiner Vorauswahl hinaus ;)
Aber die anderen interessieren mich alle gleich viel, deswegen die Frage nach dem Ansatz.

Sind die Ansätze evtl auch gleich, sodass man einfach wechseln kann? Oder komplett unterschiedlich?

Edit: @zonquer (du warst schneller!)
Danke für die ganzen Informationen! Ich kann mir schon vorstellen, dass man einen autoditakt sofort erkennt, aber andererseits ist es nicht mein Ziel, professionell mit diesem Instrument zu spielen. Aber wenn ich nicht in einem Ensemble/Orchester spielen könnte wäre das schon doof... Ist das denn bei der Posaune genauso? Auch bei der Ansatzfrage?
 

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