Literatur zur praktischen Stimmführung auf (E-)Gitarre

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Heyho!

Vorab: Ich studiere Musikwissenschaft im fünften Semester und denke, dass ich musiktheoretisch in einigen Bereichen schon sehr fit bin.
Was wir im Studium vorläufig gelernt haben, beschränkt sich leider auf den Barock, speziell auf bach'sche Choralsätze und deren Stimmführung.
Das das ganze verallgemeinerbar ist und Grundvoraussetzung für alles weitere ist mir klar, dennoch stehe ich vor der Diskrepanz, dass nun instrumentale Musik doch anders funktioniert als Vokalmusik - das ist ja an sich auch nicht weiter schlimm, jedoch habe ich bis auf banale Erkenntnisse bei den Übertragen bzw. Kompositionen für Gitarre erhebliche Probleme, die es für's Klavier in beschränkterem Maße gibt und im Choralsatz so gut wie nicht.
Davon mal abgesehen, dass meine banalen Erkenntnisse, wie ich sie genannt habe, darauf regredieren, dass es lediglich häufiger zu Akkordbrechungen kommt, "Ornamente", der ryhthmische "Duktus" bzw der rhythmisch-harmonische ein ganz anderer ist.
Ein weiteres Problem bezieht sich tatsächlich auf die Stimmführung, sodass es - und ich denke nicht, dass es dem Klang instrument geschuldet ist - doch recht ungewohnt klingt, versucht man einen Bachschen Choralsatz auf Gitarre ganz "einfach" nur originalgetreu wiederzugeben. Stimmführungen von Zwischendominanten kommen mir - anders als auf dem Klavier - auch auf der Gitarre teilweise recht merkwürdig vor, wenn es um Sachen wie bspw einen [Dv]mit7und9 geht beispielsweise.
Aus diesen Gründen wollte ich mich recht gern erkundigen, ob ihr Literatur zu diesem Thema kennt.
Ein weiterer Knackpunkt wären noch soetwas wie die Integration von Modes in einem harmonischen-vertikalen System. Diese Linearität der Stimmführung klingt einfach recht "seltsam", wenn man sich an Sachen wie zB Palestrinastilartige Melodieverläufe wagt.

Mit freundlichen Grüßen,
Martin
 
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Hallo!

Fühlt sich niemand in der Lage mir zu helfen?
 
Tja, Choralsätze sind für Chor. Selbst auf dem Klavier klingen sie schon deutlich anders - Dissonanzen prallen in voller Härte aufeinander (und werden nicht, wie im Chor, manchmal durch den Text "abgefedert") und das Klavier ist natürlich wesentlich perkussiver als die menschliche Stimme. Also ist schon das Klavier keine gute Referenz dafür, wie ein bachscher Choralsatz klingen kann.

Du strebst jetzt an, sie auf der Gitarre zu spielen. Natürlich müsste das theoretisch funktionieren...aber Bach hätte sie dann vermutlich doch anders geschrieben. Seine Werke für Laute geben eine Vorstellung davon, wie er Polyphonie für Zupfinstrumente schrieb. Vielleicht geben auch die Cellosuiten eine Anregung, wie man Polyphonie andeuten kann, ohne real mehrere Stimmen gleichzeitig auszuführen.

Aus diesen Gründen wollte ich mich recht gern erkundigen, ob ihr Literatur zu diesem Thema kennt.

Tut mir leid, kenne ich nicht. Aber ich bin auch kein Gitarrist. Du könntest im Akustik-Gitarren-Forum unter "Lehrmaterial" mal diese konkrete Frage stellen.

Diese Linearität der Stimmführung klingt einfach recht "seltsam", wenn man sich an Sachen wie zB Palestrinastilartige Melodieverläufe wagt.

Ich hab mal ein paar Bicinien im Palestrinastil für Synthesizer geschrieben, das klang auch merkwürdig ;)...aber so ist das nun mal. Solche Musik ist Vokalmusik zum Lobe Gottes in einem Kirchenraum, und wenn man sie aus diesen Zusammenhängen herausnimmt, funktioniert sie meiner Erfahrung nach nicht mehr.

Harald
 
... Fühlt sich niemand in der Lage mir zu helfen?

Ich verstehe nicht ganz, worauf der Einsatz alter Musik auf der E-Gitarre hinauslaufen soll, wenn Du andererseits mit den konstruktiven Einschränkungen des Instruments und mit dem ganz anderen Klang solcher Übertragungen zu hadern scheinst. :gruebel:

Damals wurde bekanntlich für die Laute komponiert, z.B. von Bach. Die gab es in verschiedenen Stimmungen und mit verschiedenen Chören.
Dieser Umstand erübrigt m.E. eigentlich schon eine Diskussion über "originalgetreue Wiedergabe", eine Übertragung von Choralsätzen sowieso. Das ist einfach nicht möglich.
Es gibt jedoch einige Transkriptionen von Bachs Kompositionen für die moderne (akustische) Gitarre, die kennst Du wahrscheinlich schon.

Den Versuch einer klassischen Harmonielehre auf der Gitarre wagte vor gut 30 Jahren einmal Fred Harz .Es gab ein Heft mit Harmonielehre plus Heft mit Lösungsteil der Aufgaben.
Vielleicht ist das noch antiquarisch bzw. als Ausleihe über Bibliotheken erhältlich und kann dir beim Arrangieren deiner Musik speziell für Gitarre weiterhelfen.
Um Verwechslungen vorzubeugen, es gibt auch eine inhaltlich natürlich anders gestaltete Jazz-Harmonielehre für Gitarre von ihm.

... Stimmführungen von Zwischendominanten kommen mir - anders als auf dem Klavier - auch auf der Gitarre teilweise recht merkwürdig vor, wenn es um Sachen wie bspw einen [Dv]mit7und9 geht beispielsweise.

Da fühle ich mich schon eher heimisch. Zwischendominanten werden im Jazz bei Standards am laufenden Band verwendet und Akkorderweiterungen von der None aufwärts sind üblich.
Für empfehlenswerte Bücher zu den dabei auf der Gitarre verwendeten Voicings halte ich z.B.

Peter O'Mara, A Chordal Concept For Jazz Guitar
John Thomas, Voice Leading For Guitar

Außerdem als "praktische Studien":
Barry Galbraith, Guitar Comping
Barry Galbraith, Guitar Solos, 2 Vols.
 
Zuletzt bearbeitet:
Primär ging es mir darum, wie speziell Elemente durmolltonaler ("ernster") Musik in modernen Kompositionen integrieren kann - das ganze betrifft eben Arragements für E-Gitarre.
 

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