Modal Interchange

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Das Konzept des modal Interchange ist ja eigentlich wunderbar und hilft sehr den tonalen Raum zu erweitern und Akkordfolgen zu erklären. Indes habe ich auch meine Schwierigkeiten mit der Praxis...

So weit ich das Konzept verstanden habe, kann man also die Akkordfunktionen aller Modes zu einem Akkordfunktionsreservoir machen aus dem man sich bedienen kann, also etwa so:

lydisch
Akkorde: Ij7 (#11) II7 IIIm7 #IVm7b5 Vj7 VIm7 VIIm7

ionisch
Akkorde: Ij7 IIm7 IIIm7 IVj7 V7 VIm7 VIIm7b5

mixolydisch
Akkorde: I7 IIm7 IIIm7b5 IVj7 Vm7 VIm7 bVIImj7

dorisch
Akkorde: Im7 IIm7 bIIIj7 IV7 Vm7 VIm7b5 bVIIj7

äolisch
Akkorde: Im7 IIm7b5 bIIIj7 IVm7 Vm7 bVIj7 bVII7

phrygisch
Akkorde: Im7 bIIj7 bIII7 IVm7 Vm7b5 bVIj7 bVIIm7

lokrisch
Akkorde: Im7b5 bIIj7 bIIIm7 IVm7 bVj7 bVI7 bVIIm7

dann gibts ja auch noch:

harmonisch moll

hm1 Imj7 IIm7b5 bIIIj7#5 IVm7 V7 bVIj7 VIIo7
hm2 Im7b5 bIIj7#5 bIIIm7 IV7 bVj7 VIo7 bVIImj7
hm3 Io7 bIImj7 bIIIm7b5 IIIj7#5 bVm7 bVI7 VIj7
hm4 Imj7 IIm7b5 bIIIj7#5 IVm7 V7 bVIj7 VIIo7
hm5 Im7b5 bIIj7#5 bIIIm7 IV7 bVo7 VIo7 bVIIm7
hm6 Ij7#5 IIm7 III7 IVj7 bVIo7 VImj7 VIIm7b5
hm7 Im7 II7 bIIIj7 bVo7 Vm7 VIm7b5 bVIIj7#5

melodisch moll sollte man dann auch noch hinzufügen... das spar ich mir jetzt

Heraus kommt dann diese Zusammenschau:

Ij7#5 Ij7 I7 Imj7 Im7 Im7b5 Io7 /
bIIj7#5 bIIj7 bIImj7 /
II7 IIm7 IIm7b5 /
bIIIj7#5 bIIIj7 bIII7 bIIIm7 /
III7 IIIm7 IIIm7b5 /
IVj7 IV7 IVm7 /
bVj7 bVm7 bVo7 /
Vj7 V7 Vm7 Vm7b5 /
bVIj7 bVI7
VImj7 VIm7 VIm7b5 /
bVIIj7#5 bVIIj7 bVII7 bVIImj7 bVIIm7
VIImj7 VIIm7 VIIm7b5 VIIo7

Ich empfinde diese Liste etwas wahllos... einerseits eine Liste des "anything goes" für eine konkrete Auswahl von passenden Möglichkeiten kann ich keinen "Fahrplan" erkennen, nur eine willkürliche Liste. Andererseits fehlen mir auch ein paar Akkorde: Was ist z.B. mit der Dur VI? die ist doch nicht immer Zwischendominante und kommt oft vor... ich hab die nirgends leitereigen entdeckt, hab ich die übersehen?

z.B.
Sittin on a dock of a bay (Refrain)

I / VI / I / VI

In diesem Sinn angewendet ist sie ja bestimmt keine Zwischendominante, sondern passend weil sie mit der I terzverwandt ist. Das Mediantenkonzept finde ich in diesem Zusammenhang stimmiger: es kann den tonalen Raum auch erweitern, beschreibt aber gleichzeitig ein funktionales Verwandtschaftsverhältnis (Kleinunterterzmediante) die Terminologie mit diesen Variantklängen finde ich zwar recht kompliziert und für Schüler schwer verdaubar, aber das Grundkonzept Terzverwandtschaft gibt mir einen sehr gut nachvollziehbaren verwandtschaftlichen Bezugsrahmen, der für mich deutlich musikalischer ist als diese MI Akkordliste, die einerseits so viele Akkorde bereitstellt dass es einem schwindlig wird, andererseits oft vorkommende Funktionen auslässt weil sie in keinem Mode leitereigen sind.

Geh ich mit dem MI konzept falsch um? was ist der eigentliche praktische Nutzen, außer der Erkenntnis das man die Diatonik auch verlassen kann?

LG Hagen
 
Eigenschaft
 
Du hast, glaube ich, den Kern des Ganzen noch nicht erwähnt: Nämlich, daß man sich eine Funktion aus einer anderen Tonart "ausborgt".

Zum Beispiel: Du hast ein Stück in C-Dur, und verwendest darin die Akkordfolge Fm - Gm7 - C

Diese Akkordfolge, bzw. genauer gesagt, die Akkorde Fm und Gm7 haben an und für sich in C-Dur nichts verloren (wenn "diatonisch bleiben" die Aufgabe ist ... ). Nun verlangt es aber die Melodie oder Du willlst den besonderen Kick hineinbringen, oder was auch immer. Jedenfalls sollen diese (nicht zu C-Dur gehörenden Akkorde) Verwendung finden .....ALSO: borgt man sie sich aus der Tonart, in der sie regulär "zu Hause sind" aus (im dem Fall aus C-äolisch).
Fertig.

Schlichteren Gemütern (wie mir zum Beispiel) ist schleierhaft, warum diese Vorgangsweise mit "Modal Interchange" einen eigenen Namen bekommen muß, und warum man nicht einfach Fm in C-Dur verwenden soll ... ganz ohne theoretische Begründung.

Aber sei´s d´rum: Wenn man sie will, die "theoretische Rechtfertigung" ... DAS IST SIE ... !!

Das MI-Konzept kann Dir vielleicht in gewissen Situationen als Ideen-Lieferant dienen, wenn Dein Ohr oder die Klangvorstellung schlapp macht .... aber ansonsten ist es vor allem dazu da, Menschen eine plausible und gut klingende Antwort zu geben, die zum Beispiel aufjaulen könnten "Hey, was soll der Bb7-Akkord da in C-Dur! Den gibt´s doch gar nicht in C-Dur !!".

NICHT eignet sich das Konzept als Liste möglicher Blaupausen für Akkordfolgen ... da definitionsgemäß im dem Pool des Konzeptes ALLE Akkorde erst einmal vorkommen (Zumindest alle "Normaln" Drei-Vierklänge).

LG, Thomas

- - - Aktualisiert - - -

... was ist der eigentliche praktische Nutzen, außer der Erkenntnis das man die Diatonik auch verlassen kann?

Eben keiner. Das Konzept liefert auch keine ERKENNTNISSE, sondern BEGRÜNDUNGEN für schon geschehene oder im Plan befindliche harmonische Vorhaben, die "diatonisch nicht zu rechtfertigen sind" ... :)
 
ok, aber kommen denn überhaupt alle Möglichkeiten vor? Was ist mit der Dur-VI? wo ist die leitereigen? muß ich die mühsam aus irgendeinem Mode von melodisch moll zuammenkratzen? und wenn ja, wozu soll das gut sein?

LG, Hagen
 
Ist eine gute Frage ... eventuell ist die richtige Antwort HTGT ... aber wie gesagt ... ich bin ein schlichtes Gemüt und weiß es auch nicht.
Genausowenig, wie die Antwort auf Deine Frage, wozu das um Himmels Willen gut sein soll ...

:)
Thomas

PS: Vielleicht genügt als Rechtfertigung für das Auftauchen eines VI7 auch das Wort "Zwischendominante", und womöglich muß man da den ganzen MI-Zauber gar nicht bemühen ... wer weiß ...
 
also ich habs eben gecheckt, die Dur VI ist in mm6 leitereigen. aber eben: so what??

ach ja, natürlich kann eine VI7 Zwischendominante sein, aber in "Dock of the bay " nicht:

I / VI / I / VI

Ich finde die Erklärung der Folge als terzverwandten Variantklang deutlich erhellender, als die Erkenntnis, dass die VI in mm6 leitereigen ist, was sagt das denn musikalisch aus? rein gar nichts

:whistle:
Hagen
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ... mit Verlaub ... aber "terzverwandter Variantklang" ist musikalisch auch nicht tiefschürfender ... :)

Es gibt einfach Dinge, über die man nicht reden/schreiben sollte, weil man über sie nicht reden/schreiben KANN ...
 
hm... das finde ich nicht, die Terminologie geht mir zwar auch nicht so richtig gut rein, aber das Konzept, daß terzverwandte Akkorde gut zueinander passen, egal wie weit sie einen vom Tonalen Zentrum entfernen find ich super. Damit kann ich echt etwas anfangen.
C-Ab z.B. oder C-Eb oder C-A das sind doch klasse Verbindungen auf die man leicht kommen kann wenn man die terzverwandten Akkorde durchprobiert.
 
Also rein systematisch betrachtet ist es doch so: Wenn sich ein Akkord nicht irgendwie anders erklären lässt, kann man ihn auf jeden Fall mit dem Konzept Modal-Interchange totschlagen. Gerade weil die Definition so beliebig ist, findet sich natürlich auch viel unmusikalischer Mist. Ich kann mir ja (abstrahiert) auch bei jedem Akkord einen eigenen Modus ausdenken aus dem ich ihn geborgt habe. ;)
 
:evil:

na dann... gibts denn keine Fürsprecher, die den tieferen musikalischen Sinn der MI Funktionen deutlich machen können?
klar, manchmal ist es schon ganz nett wenn man sagen kann: "den Akkord hab ich mir aus lydisch geliehen" aber warum sagen wir nicht einfach: jedwede Akkordverbindung ist möglich!
und denken darüber nach, was warum in welchem Zusammenhang gut oder weniger gut klingt, anstatt darüber nachzugrübeln in welchem Mode irgendeiner Skala ein bestimmter Akkord leitereigen ist...
Wie gesagt das Mediantenkonzept find ich schon mal sehr schön. Auch der Quintenzirkel ist natürlich ganz wunderbar.
Was sagt eigentlich die Jazzharmonielehre zu den Medianten? das kann ich irgendwie nirgendwo finden.
Was gäbe es noch für theoretische Ansätze um die Verwandtschaften und typischen Verläufe nicht diatonischer Akkordverbindungen zu fassen?

viele Grüße
Hagen
 
Also rein systematisch betrachtet ist es doch so: Wenn sich ein Akkord nicht irgendwie anders erklären lässt, kann man ihn auf jeden Fall mit dem Konzept Modal-Interchange totschlagen. Gerade weil die Definition so beliebig ist, findet sich natürlich auch viel unmusikalischer Mist. Ich kann mir ja (abstrahiert) auch bei jedem Akkord einen eigenen Modus ausdenken aus dem ich ihn geborgt habe. ;)

Modal Interchange basiert eigentlich auf dem Konzept prägnante Akkordwendungen aus parallelen Modi auszutauschen. Also nicht eigentlich willkürlich Akkorde aus parallelen Modi zusammenwürfeln, sondern gezielt diejenigen zu nehmen, die prägnant sind für einen bestimmten Modus. Um also MI sinnvoll anzuwenden, sollte man sich zunächst den einzelnen Modi zuwenden und deren Charakteristik studieren.



@ gitwork,
die verdurte VI, betrachtet man die von Dir im Thread #1 aufgezählten Modi, ist natürlich kein MI Akkord. Wenn Du sagst dieser Akkord tritt häufig in Erscheinung, kannst Du noch mehr Beispiele aufzählen?

Sitting On A Dock Of The Bay ist in G Dur. alle in dem Song vorkommenden Stufen (I, II, III, IV und VI) sind verdurt. Es gibt, so glaube ich, auch in vielen alten Bluesstücken oft Harmonien die einfach durch paralleles Verschieben von Akkorden auf der Gitarre zurückzuführen sind.
 
@cudo

Ich kann nachvollziehen, dass es interessant ist den besonderen Charakter eines Modes in Form eines Akkordes auszuleihen und in einem anderen Zusammenhang auftauchen zu lassen und ihn dann als z.B. dorischen oder mixolydischen Akkord zu bezeichnen. Werden die Modes von hm und mm eigentlich überhaupt mit in die MI Liste genommen? Ich war zunächst davon ausgegangen, daß man mit dem Modal Interchange Konzept mit Sicherheit auch eine Dur VI erklären kann, hab diesen Akkord aber erst in mm6 gefunden, sonst nirgends. Das erschien mir dann sehr weit hergeholt und für die Charakteristik dieses Akkordes kaum von Bedeutung zu sein. Jetzt sagst Du er ist gar kein MI Akkord, gilt das z.B. auch für eine Dur III ? Die kommt ja auch erst in hm6 vor und ist auch nicht immer eine Zwischendominante.
Was sind das dann aber für Akkorde, wenn nicht MI Akkorde?
Leider habe ich gerade keine weiteren Beispiele für die Dur VI auf Lager, aber durch die Terzverwandtschaft klingt I-VI doch sehr überzeugend und familiär, gar nicht exotisch, wenn ich weitere Beispiele finde, sag ich bescheid. Das man I-VI durch Verschieben eines Barreegriffs auf der Gitarre erreicht stimmt nicht, das wären ja 9 Bünde und klänge schrecklich. Stimmführung gibts auch auf der Gitarre ;-) Bluesig klingt das allerdings auch in meinen Ohren.
 
Werden die Modes von hm und mm eigentlich überhaupt mit in die MI Liste genommen?

Ja. Allerdings nur in ihrer Grundform und nicht, wie Du in Erwägungs ziehst, auch ihre Derivate.

Hier die Liste aus meiner Harmonielehre. Du hast ja oben schon alles aufgeführt (leider ohne MM):






modalinterchangechords 001.jpg



Ich war zunächst davon ausgegangen, daß man mit dem Modal Interchange Konzept mit Sicherheit auch eine Dur VI erklären kann, hab diesen Akkord aber erst in mm6 gefunden, sonst nirgends. Das erschien mir dann sehr weit hergeholt und für die Charakteristik dieses Akkordes kaum von Bedeutung zu sein. Jetzt sagst Du er ist gar kein MI Akkord, gilt das z.B. auch für eine Dur III ?
Ja. Man kann diese Akkorde mit dem Prinzip Constant Structure erklären das ja auf totale Parallelführung beruht.


Leider habe ich gerade keine weiteren Beispiele für die Dur VI auf Lager,
Ich leider auch nicht. Der Akkord kommt genauso wie Dur III äußerst selten vor.

Das man I-VI durch Verschieben eines Barreegriffs auf der Gitarre erreicht stimmt nicht, das wären ja 9 Bünde und klänge schrecklich. Stimmführung gibts auch auf der Gitarre ;-) Bluesig klingt das allerdings auch in meinen Ohren.

... oder 3 Bünde nach unten. ;-). Jegliche Stimmführungsgesetze treten bei dieser Technik außer Kraft.



Hier noch ein Tabelle der häufiger gebraucht MI-Chords:


modalinterchangechords2.jpg
 
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Ja. Allerdings nur in ihrer Grundform und nicht, wie Du in Erwägungs ziehst, auch ihre Derivate.

Ich leider auch nicht. Der Akkord kommt genauso wie Dur III äußerst selten vor.

... oder 3 Bünde nach unten. ;-). Jegliche Stimmführungsgesetze treten bei dieser Technik außer Kraft.

Ja, Akkorde einfach platt parallel durchs Gemüse zu ziehen ist wohl eine gitarristische Unsitte... egal wie groß der Sprung ist. Gott sei dank gibt es aber genügend Gitarristen die das nicht so machen. Die Verbindung I-VI klingt ja auch nur dann schlüssig wenn man den gemeinsamen Ton liegen lässt und die 1 der I chromatisch zur 3 der VI führt.

Danke für den Hinweis mit hm und mm, werde meine Liste oben entsprechend korrigieren.
erschien mir gleich komisch diese ganzen Derivate durchzugehen.

Das mit der constant Structure leuchtet mir in dem Zusammenhang I-VI noch nicht ganz ein. Ich weiß schon was mit dem Constant structure Ding gemeint ist, aber das Verwandtschaftsverhältnis I-VI oder auch I-bVI oder I-bIII erklärt das doch nicht. Was ist mit dem Mediantenkonzept, warum finde ich das in keiner Jazzharmonielehre? Oder habe ich da was überlesen?

Danke für die Tabellen, sehr übersichtlich!

viele Grüße
Hagen

p.s
hm. ich kann meinen ersten Beitrag oben nicht mehr bearbeiten, na ja mit cudos Tabellen sind wir ja gut bedient
 
Zuletzt bearbeitet:
(nach Modal-Interchange...)

z.B. C - #D - #F - A ?

Oder kann ein Vollverminderter mit M.I. gar nicht geborgt werden?
 
Ja, Akkorde einfach platt parallel durchs Gemüse zu ziehen ist wohl eine gitarristische Unsitte... egal wie groß der Sprung ist.
Ein Sprung kann im Prinzip nicht größer als ein Tritonus sein - aber das nur nebenbei.

Ich rede hier aber nicht von einer Unsitte sondern von einem Arranging Device.
Bei diesem Verfahren soll die Struktur eines Akkordes konstant durch die Akkordprogression beibehalten werden. Die Akkorde verlieren dabei ihren funktionalen Charakter und haben nur noch klangfarblichen Charakter.

Ein gutes Beispiel dafür ist z.B. auch das instrumental-Riff in "Proud Mary". In D Dur wäre das: | C C A _|C C A _|C C A G | F D F_|

Hier ein anderes Beispiel für Constant Structure:


constantstructure.jpg

Danke für den Hinweis mit hm und mm, werde meine Liste oben entsprechend korrigieren.
... und die Blues-Scale nicht vergessen.



Was ist mit dem Mediantenkonzept, warum finde ich das in keiner Jazzharmonielehre? Oder habe ich da was überlesen?
Medianten 1. Grades stehen in der Regel als Stellvertreter der Hauptfunktionen im Jazz. Medianten 2. Grades sind für gewöhnlich MI Chords und die Medianten 3. Grades kommen wie gesagt sehr selten vor. In Deinem Beispiel könnte man das eben mit CS erklären.

- - - Aktualisiert - - -

(nach Modal-Interchange...)

z.B. C - #D - #F - A ?

Oder kann ein Vollverminderter mit M.I. gar nicht geborgt werden?


Ein Vollverminderter Septakkord wird in Dur Tonart auf der VII Stufe mit Hilfe des Akkordes aus dem Gleichnamigen Harmonisch Moll gebildet.
Kommt er auf anderen Stufenals der VII vor hat er für gewöhlich Stellvertreterfunktion einer Sekundärdominante.
 
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Die Verbindung I-VI klingt ja auch nur dann schlüssig wenn man den gemeinsamen Ton liegen lässt und die 1 der I chromatisch zur 3 der VI führt.

Aus einem gemeinsamen Ton können auch leicht drei werden, wenn man die I als I6 oder als vi7 begreift. Dann wäre zur VI7 nur ein chromatischer Schritt nach oben. Das wäre der Vorgang einer Verdurung, der auch bei einer chromatischen Modulation eigesetzt wird.

Die Verbindung I-VI kann auch noch durch einen weiteren Grund plausibel klingen. Genau nach vier Akkorden (four chord change) kommt man im Quintfall zurück zum Ausgangsakkord: I-VI-II-V :|
Das entspräche einer verdurten und leicht modifizierten Doo-wop Progression: I-vi-IV-V, in der die IV durch die ii (Stellvertreter) ersetzt wurde.

Etwas Phasenverschoben ist die Folge als VI7-II7-V7-I als Ragtime progression bekannt.

Zitat von gitwork
Leider habe ich gerade keine weiteren Beispiele für die Dur VI auf Lager,
Ich leider auch nicht. Der Akkord kommt genauso wie Dur III äußerst selten vor.

Die Dur III tritt doch recht häufig auf, einfach weil sie die Dominante der Mollparallele vi ist. Die beide letzteren Akkorde sind auch noch terzverwandt zur I.
Mir fallen gerade zwei Beispiele ein:

Yesterday (Beatles), wenn man das vorgeschaltete Em wegläßt, das ja nicht durch die Melodie unterstütz wird: F-(Em)-A7-Dm ...

Hymne A L'amour (Edit Piaf): C-E-Am-Am/G-Dm-G ...

Viele Grüße

Klaus
 
@cudo

Ah, ok jetzt kapier ich besser worauf Du hinaus willst. Gute Beispiel mit Proud Mary!
In D Dur wäre das: | C C A _|C C A _|C C A G | F D F_| also:
bVII bVII V / bVII bVII V / bVII bVII V IV / bIII I bIII
sieht für mich sehr rocktypisch aus: Durakkorde auf den blue Notes bVII und bIII. Das die keine kadenzierende Wirkung haben und reine Klangfarben sind, höre ich auch so... aber liegt das an der constant structure oder nicht doch auch daran, dass da keinerlei V-I Verhältnis zu sehen ist?

Danke für das All the things Beispiel - wow alles im Violinschlüssel - das nenn ich ja mal gitarrenfreundlich
Das Voicing ist allerdings auf der Gitarre unspielbar, müsste ich schon ne Zusatzsaite aufspannen und einen Ton mit der Nase greifen ;-)
Seh ich das richtig? Durakkorde mit 5/#5 gleichzeitig im Bass? das ist ja heftig, hab ich so noch nie gesehen, schade hören kann ich das gitarristisch nicht, das kann man beim besten willen nicht greifen.

aber trotzdem Danke, bin gerade sehr froh um die feedbacks hier im Forum
ich hatte mich ja jahrelang nicht blicken lassen wegen dieses doofen Streits damals
sorry nochmal, da waren auch blöde Äusserungen von mir dabei, die dich zurecht geärgert haben müssen.

viele Grüße
Hagen

- - - Aktualisiert - - -

@Klaus
Ja, I6-VI klingt auch sehr schön und verbindet die beiden Akkorde noch besser, ich zähle dabei aber immer noch nur zwei gemeinsame Töne, nicht drei..., ach so zur VI7 sinds drei Töne, klar, aber dann wirkt die VI7 wieder wie eine Zwischendominante und dafür gibts natürlich viele Beispiele. Es ging ja hier um eine "freilaufende" VI die keine Zwischendominante ist.

Die Nähe zur Doowop Progression und Ragtime Kadenz ist natürlich interessant, werde ich mal genauer anschauen.

Das gleiche gilt für die III. Bei Yesterday hab ich die immer als Zwischendominante zur VIm gesehen. Dafür gibts natürlich auch wieder viele Beispiele, spontan fällt mir Hallelujah (Cohen/Buckley) ein.

Hymne A L'Amour ist ein schönes Beispiel, danke

viele Grüße
Hagen
 
Kleiner Sidestep zur Verwendung von III7:

Einige (von mir sehr geschätzen (Blues-)Pianisten verwenden den auf oft als Approach zu IV7.

Funktioniert dann wie ein Tritonusvertreter, nur halt "von der anderen Seite" ... wenn ihr wißt, wie ich das meine ...

Thomas
 
III7 ... oft als Approach zu IV7

Ja, ich habe da auch noch einige Songs ausgegraben, die in den Versen I-III7-IV verwenden:

Ringo Starr - You're Sixteen: C-E7-F-C ...
David Bowie Space Oddity (This is ground control to Major Tom): C-E7-F-Fm ...
The Hollies - The Air That I Breathe: G-B7-C-Cm-...

I-III7-IV kann man auch als Ellipse (Aussparung) von VIm sehen. Der Ursprung wäre dann eine Progression I-III7-VIm, die ja meist mit IV fortgesetzt wird.

Oder man sieht in III7-IV den Ursprung direkter als Moll-Trugschluss (V7-VI statt V7-Im), wobei wir wieder bei der klassischen Harmonielehre wären.

Viele Grüße

Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
@klaus

Au ja! sehr schöne Beispiele, danke

Ellipse war mir gar kein geläufiger Begriff, aber klar, so kann man es auch sehen.

@turco

danke für den Hinweis, im unteren Beispiel kommt das auch genauso vor

viele Grüße
Hagen

...

also Space Oddity ist wirklich ein Super Beispiel, da kann man einiges sehen. Sowohl ne weitere VI die keine Zwischendominante ist, (Interlude) als auch ne III7 die nicht dominantisch zur IV geführt wird, dann eine lydische II, überhaupt lydisch mit dem IVj7#11, der zwar wohl ursprünglich nur als IVj7 gedacht ist, aber die#11 passt einfach wunderbar (natürlich auch zum Thema) ne schöne Mollsubdominante gibts auch...
Das ist genau der Sound den ich schon seit meiner Jugend heiß liebe...

Space Oddity

intro
IVj7#11 / IIIm / IVj7#11 / IIIm /

vers
: I / IIIm / I / IIIm /
VIm VIm/b7 / II7/3 :/

chorus
:I / III7 / IVj7#11 /
IVm I/3 / Fj7#11 /
IVm I/3 / Fj7#11 :/

bridge
IVj7#11 / IIIm7 / IVj7#11 / IIIm7 /
bVII7 VIm / V IVj7#11 /

interlude
I IV / V VI /I IV / V VI /
IVj7#11 / IIIm7 / VI / I / bVII / III / I / III7 / IVj7#11

Vers...

bridge 2
V III7 / VIm VIm/b7 /
II7 / I /
V

interlude/outro
 
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