Modes im Verhältnis zur Pentatonik

Pentatonic sind eben nur 5 Töne (von 7), Modes sind jeweils eine Tonleiter aus 7 Tönen, bei der sich die Halbtonschritte an unterschiedlichen Stellen befinden. Das auszumultiplizieren ist eher eine Aufgabe für Mathematiker...
Genau das meinte ich ja auch Eingangs in #33, dass das wenn man so will einfach Statistik ist, dass es schon passt bis zumindest irgendwie geht, aber selten so lange bzw. so oft hintereinander es gar nicht passt wenn man Penta Patterns mehr oder weniger planlos ausprobiert.

Und zwar nicht nur im Bezug auf die Position der Halbtonschritte, derer gibt es bei den Modi, die ja diatonisch sind (das definiert wenn du so willst uA. mit, dass die Halbtonschritte immer genau einmal 3 und einmal 4 Töne auseinander liegen) nur 7 verschiedene Konstellationen, eine pro Tonleiter, da muss man nicht viel rumrechnen - sondern vor allem im Bezug auf die Intervalle, die mit der Begleitung entstehen können.

Spiele ich zu einem Dur/Mollakkord immer nur die jeweilige Penta sind die Intervalle, die mir begegnen können:
- Prime/Terz/Quinte, sprich: Die Akkordtöne, kann nicht falsch klingen, gehört ja zum gerade klingenden Akkord
- In Dur die große Sekunde und die große Sexte
- in Moll die Quart und die kl. Septime

Die einzige "richtige" Avoid Note ist die Quarte beim Moll-Akkord, die anderen 3 bringen schon Farbe, passen aber meist recht gut. Die große Sekunde zu einem Durakkord etwa, als None betrachtet, erster Akkord von "Every Breath You Take" von The Police besteht genau aus dieser Harmonie, die große Sexte ist auch noch durchaus in Akkorden verbaubar, die kl. Septime sowieso, im Jazz gehört die noch zum Grundklang (und kann in dieser Konstellation, wo sie nur zu einem Mollakkord erklingt auch keinen Tritonus mit der Terz bilden).
Also zusammengezählt 6x "Passt garantiert perfekt" + 3x "Passt ganz gut" + 1x Avoid Note. Da muss man nicht mehr viel verstehen, solange man nicht nur auf der Avoid Note herumhämmert kann nicht viel passieren.
Sprich: Man merke sich die Patterns, viel kann nicht falsch klingen (und falls doch, greif einfach irgendwo anders hin)

Das ist jetzt der eine Extremfall auf der einen Seite, probiert man aber nun etwa über ein Pendel aus 2 Akkorden die Penta eines dieser Akkorde kommt aber wiederum zum tragen, dass man einen davon ja als Tonika wahrnimmt. Nimmt man nun die Penta des Tonika-Akkords gilt für diesen das vorher geschriebene und auch, wenn der andere mehr "dissonante Berührungspunkte" mit dieser Penta hat, da kommt dann das Prinzip aus Anspannung und Entspannung zu tragen, das unsere moderne, funktionale Musik antreibt, der andere Akkord verträgt dann um einiges mehr an Dissonanz, wird ja eh im nächsten Akkord aufgelöst, so funktioniert ein sehr großer Teil unserer modernen Musik.

Nach wie vor gilt: Man merke sich die Patterns, viel kann nicht falsch klingen.
Es wird ja auch jeder musikalisch nicht ganz untalentierte Mensch genau deswegen sich für "seine" Jamtracks ggf. ganz unwillkürlich im Laufe der Zeit die Pentas zusammensuchen, die durch solche Umstände in die Akkordfolgen passen.


Mit "ganzen" Tonleitern sieht das aber etwas anders aus, da ist die Chance, keinen Akkordton sondern etwas anderes (und ggf. auch etwas wie einen Tritonus oder eine b9) zu erwischen und vor allem, zur nächsten harmonischen Situation wieder und vielleicht auch zur übernächsten nochmal (oder etwa leider bei der Dominanten die akkordeigenen und bei der Tonika die akkordfremden Töne zu erwischen) - das funktioniert dann schnell vorne und hinten nicht mehr wenn man von derlei Pentatonik-Spielerei gewohnt war, eh oft genug unbewusst eine harmonische Logik zu bedienen.

Und bis jetzt hab ich nur von Harmonik geschrieben ("wie verhalten sich welche Töne miteinander"), die Melodik wird durch die Leittöne und Halbtonschritte auch wesentlich stringenter (und damit weniger willkürlich bzw. es fällt deutlich mehr auf, wenn man eigentlich eher willkürlich auf Patterns herumspaziert).


Ich glaube schon, dass das ja ein bisschen das Problem am Pentatonik-Pattern-Spiel ist, wenn man dann mal darüber hinaus kommen will - man kann ja durchaus etwas machen und das vor allem schnell. Und dann kommen bei vielen wohl persönliche Variationen dazu ("bei der Akkordfolge XYZ spiel ich über alles die Am-Penta außer bei Akkord Z, da klingt dieser eine Ton furchtbar"). Ich hab z.B. auch schon mal einen Gitarristen gehört, der knallhart gemeint hat, über einen Mollakkord lydisch zu spielen. Es kamen bezeichnenderweise weder die Durterz, noch die gr. Septime und vor allem nicht die lydisch-typische übermäßige Quarte vor - hat wohl mal seine lydische Pattern gelernt und beim herumspielen gedanklich darauf referenziert und festgestellt, dass er zu diesem in dem Fall ja auch noch Mollakkord diesen und jenen Ton (oder wohl eher Griffpositionen) aus dem, was bei ihm aus welchem Grund auch immer als "Lydisches Griffmuster" im Hinterstübchen hinterlegt ist spielen kann.
(Nur ist die erzeugte Farbe von Lydisch fast so weit weg wie der Mount Everest vom Marianengraben)

Solange er das für sich selbst so regelt kann er das ja halten wie er will, aber dass man sich so massiv selbst im Weg steht wenn er dann z.B. mal meint, sich weiterführende Literatur zu besorgen kann man sich wohl vorstellen.
Und interessanterweise, meistens wenn man an derlei Stellen sagt, dass man da nochmal gedanklich schon in gewisser weise von vorne beginnen muss und nun begonnen mit Stufenakkorden, Intervallen (sowie deren Bestimmung), Dur-Mollunterscheidung,.... beschäftigen sollte weil sich das nunmal nicht von selbst erledigt, nur weil man Penta-Patterns (oder irgendwelche anderen Patterns) rauf und runter läuft wollen die Betroffen das idR. nicht hören :engel:


Vor langer Zeit trafen sich zwei alte Freunde, ein Gitarren- und ein Klavierbauer.
Gitarrenbauer:" Wie gehts?"
Klavierbauer: "Furchtbar, niemand will mehr ein Klavier kaufen"
"Sind ja auch ein bisschen unhandlich"
"Nein, das ist weniger das Problem, sondern der lange Unterricht und das viele, viele Üben"
"Ach, das Problem hab ich nicht, ich drücke meinen Kunden eine Tabelle mit Pentatoniken in die Hand und schon glauben sie, sie können spielen"
"Wie, das heißt, wenn ich sagen wir mal eine Pentatonikskala auf meinen Klaviere irgendwie hervorhebe, also z.B. die Tasten höher mache und schwarz anmale und den Leuten sage, sie sollen mal nur darauf spielen verkaufe ich mehr Klaviere? Glaubst du nicht, dass sich die Leute fragen werden wozu sie die anderen Tasten kaufen sollen?"
"Nee, die brauchen das. Ich verkaufe auch andauernd Gitarren mit 22-24 Bünden an Leute, die maximal die ersten 4 davon brauchen"

LG
 
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