Möglichkeiten zur Tongestaltung am Akkordeon

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Interessant, kannst Du vielleicht doch je einen Titel nennen, in denen man das hört?
Hier hört man das wabern des "kirmisklantensounds" bei langen Tönen


Nach dem deuringer-wahwah zu suchen ist schwieriger ..
 
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Hier hört man das wabern des "kirmisklantensounds" bei langen Tönen

Haaaalt!
Selbst auf die Gefahr hin, von @Wil_Riker in seiner Eigenschaft als Moderator wieder einen Rüffel wegen akkordeonfremder Abschweifungen einzustecken, muss ich hier dennoch einhaken:
Das Wesentliche am "Kirmesmusikanten-Sound" hat nichts mit Akkordeon-Tongestaltung zu tun:

Die vielgeschmähten Kirmesmusikanten hatten ein Akkordeon mit einer Art "Luftverwirbler-Lesley" mit dem sie ihren typischen sound gemacht haben. Man hört es deutlich auf diversen Aufnahmen, ich verzichte auf soundbeispiele.

Ein "Luftverwirbler-Lesley" wäre ja einerseits nur ein Effekt, der nicht akkordeonspezifisch ist, obwohl dieser berühmten nach Don Leslie benannten Rotor-Effekt primär für die (Hammond-)Orgel entwickelt wurde.

Aber um ein solches Leslie-Kabinett geht es bei den Kirmes-Musikanten auch überhaupt nicht:
Diese typische dauerwabernde Sound-Bestandteil kommt von keinem Akkordeon, sondern von Zusatzinstrumenten (Synthesizern!!!), die parallel auch noch mitspielen:
  • flötenähnlicher sinusartiger Klang à la Theremin mit starkem penetranten Dauer-Tremolo/Vibrato
  • Wichtig: Man hört stellenweise deutlich ein stufenloses Gleiten zwischen zwei Tönen (Portamento-Effekt), das ging damals eigentlich nur mit analogen Synthesizern. Und auch noch mit monophonen, weshalb ich auch sogar von mehreren Synthesizern spreche.
    Vielleicht war es auch irgendeine elektronische Orgel, die so etwas konnte, das glaube ich aber nicht und das ist hier auch nicht das Thema - wichtig ist: kein Akkordeon und erst recht keine spezielle Akkordeon-Tongestaltung.
  • Ohne MIDI damals glaube ich auch behaupten zu können, dass dieser wesentliche Sound-Bestandteil auch nicht ferngesteuert über die Akkordeons mitgespielt wurde, sondern tatsächlich von "Fremd-Instrumenten" beigesteuert wurde.
  • Paradoxerweise komm also ausgerechnet der für den typischen Kirmesmusikanten-Sound verantwortliche Teil überhaupt nicht von irgendwelchen Akkordeons, sondern von Zusatz-Instrumenten.
Viele Grüße
Torsten



Ich bilde mir ein, bei meinem Instrument klingt derselbe Ton in laut oder in leise gleichzeitig heller oder dunkler.
Statt "dunkler" und "heller" würde ich eher "weicher" und "schärfer" sagen und das ist ja bei den meisten akustischen Instrumenten so, dass bei lauterem Spiel mehr "schärfere" Obertöne hinzukommen.
Ist also praktisch bei allen Instrumenten so, auch bei Klavieren, Klarinetten oder Keigen Geigen.
 
Aber um ein solches Leslie-Kabinett geht es bei den Kirmes-Musikanten auch überhaupt nicht:
Diese typische dauerwabernde Sound-Bestandteil kommt von keinem Akkordeon, sondern von Zusatzinstrumenten (Synthesizern!!!), die parallel auch noch mitspielen:
@Be-3
Da hast Du aber falsch geraten, denn ..
Doch ! .. es kam von einem Akkordeon !
Ich erinnere mich sehr genau (weil es mich faszinierte) an einen Artikel in der Zeitschrift"Harmonika International" des DHV , es war ein Interview mit den Kirmesmusikanten und dort stand das Henny van Voskuylen ein Akkordeon mit motorischen "Luftrotoren" ausgestattet hatte um den Klangeffekte zu erzielen der den Kirmesmusikantensound auszeichnete. Leider habe ich meine Heftesammlung vor Jahren entsorgt, sonst könnte ich es beweisen.
Höchstwahrscheinlich sah man dieses Instrument nie in den Auftritten da in dem Genre Vollplayback gespielt wird.

.. der Disput führt uns direkt zur Frage wie ein Akkordeon mit den üblichen Effektgeräten klingt ..
(kommt hier üblich von Übel?) :D
 
Zuletzt bearbeitet:
@Be-3
Da hast Du aber falsch geraten, denn ..
Doch ! .. es kam von einem Akkordeon !

Oh - das ist aber interessant!

Wobei dann immer noch die Frage offen wäre, wo denn der Portamento-Effekt herkommt?

Hier als beliebiges Beispiel die Portamento-Sektion des Roland SH-101 (monophoner Analog-Synthesizer):
Man kann die Geschwindigkeit einstellen, in der sich die Tonhöhe zwischen zwei Noten gleitend ändert:

1653185540676.png


So etwas kann man mit einem Akkordeon nicht machen, dieser Effekt ist aber in manchen Aufnahmen sehr deutlich zu hören. Da helfen auch keine Motoren.
Der Gleit-Effekt ist meiner Meinung nach z. B. an dieser Stelle (im "oberen Pfeifton") deutlich zu hören:



Vielleicht hat sich im Laufe der Zeit ja auch die Kermisklanten-Technologie geändert.
Und es klingt für mich sehr elektronisch und Theremin-ähnlich. Das soll wirklich ein Akkordeon sein? :gruebel:

Viele Grüße und danke für den Hinweis!
Torsten
 
Die Helligkeit verändert sich im Lautstärkeverlauf kaum.

Kann man hier ungefähr bei 1:10-1:40 ganz gut hören. Der Versuchsaufbau war genau wie Du beschreibst.

 
Hier hört man das wabern des "kirmisklantensounds" bei langen Tönen
Oh - da bin ich eher bei Torsten, klingt verdammt nach Synthie.
Wahrscheinlich haben sie extra noch am Akkordeon rumgemacht. Ich glaube Dir ja, dass so etwas in den Zeitungen stand und dass sie das Tremoloflirren extra noch verstärken wollten. Luftleslie - mag sein. Aber was wir hier hören (unten rum) ist definitiv ein Synthie.
Oder reden wir von verschiedenen Dingen und hören auf etwas anderes?
 
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Ich hätte noch einen Effekt den ich auf dem Akkordeon nie höre aber bei Piazzolla oft: Bei starkem Druck / Zug die Klappen / Tasten bewusst / mit Schwung loslassen.

Quasi das Gegenteil eines Balgstopps der mir soo eingetrichtert würde. Bei harter expressiver Musik (Piazzolla eben) kann aber das Tonende mit dem perkussiven Effekt der Klappe unterstützt werden.

Falls das jemand einsetzt oder aus der Literatur kennt bitte Infos, da ich mir das selbst ausgedacht habe :)

VG Dostl...
 
Vielleicht hat sich im Laufe der Zeit ja auch die Kermisklanten-Technologie geändert.
Das halte ich auch für sehr wahrscheinlich .. und mehr Fakten kann ich dazu leider nicht beisteuern ..
Ausserdem das ich damals kurz davor war mit irgendwelchen batteriebetriebenen eingebauten Propellerwalzen zu experimentieren .. aber es gab wichtigeres °°
 
Hallo, kaum zu Hause hab ich mal kurz mit nem Lappi-Ventilator probiert und da so gut wie keinen Effekt gespürt/gehört. Es ist ein sanftes kleichmäßiges Lüftchen halt. Entweder ist das Gerät zu schwach oder hat eine zu hohe Frequenz oder zu dünne Blättchen, um signifikante Luftwirbel zu erzeugen. Egal ob ich die Luft von frontal oder von oben drüber leite. Der viel langsamer schwingende, dafür aber mehrere Kilos schwere riesige Deckenventilator dagegen bringt extreme "Ruckelbewegungen" in die Schallwellen- so dass sich das fast schon synthetisch bis "kaputt" anhört beim Spielen. Und das über einen größeren Bereich im Raum darunter, also nicht nur direkt drunter. Zumindest macht das meiner in der Küche so :D

Ein echtes Lesie ist ja auch recht massiv vor die Lautsprecherbox verbaut. Vielleicht brauchts da echt richtig Masse und das machts natürlich irgendwo unpraktikabel. Es sei denn man nimmt so ein Deckenteil mit Ständer mit, baut es über sich auf und schaltet damit rum ... :D

Jemand bessere Ergebnisse?
Bzgl Bending: Ja das mit Öffnen und Schließen habe ich auch schon mehrmals gehört und ist auch plausibel bzw. man merkts ja. Ich glaube Herr Deschamps (oder F. Lips oder beide) empfiehlt sogar bestimmte Spielweisen, z b ein bestimmtes Leggiero, ausschließlich über (starken) Zug zu machen, weil dann die Klappen ein gutes Stück schneller wieder zurückschnappen durch den Sog. Da brauchts ja abruptes Schlließen, um insbesondere SCHNELLE Passagen überhaupt leggiero oder staccato spielen zu können. (Sonst wären die Finger ggf schnell genug aber die Mechanik kommt nicht hinterher.)

Grüßle
Beitrag automatisch zusammengefügt:

... Und dass wir die Kirmesmusikanten mal wegen Sounderzeugung hinzuziehen ist schon die Härte ... :D Echt gespannt, was die da wohl genutzt haben als Konstruktion!
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn ich beim Rasenmähen pfeife klingt das auch eigenartig interessant.
Sicher, dass der beschriebene Ventilatoreffekt der Luft geschuldet ist und nicht einfach das Geräusch des Ventilators mit dem des Akk. interferiert? :gruebel:
 
Wenn ich beim Rasenmähen pfeife klingt das auch eigenartig interessant.
Sicher, dass der beschriebene Ventilatoreffekt der Luft geschuldet ist und nicht einfach das Geräusch des Ventilators mit dem des Akk. interferiert? :gruebel:
Da Schall ja zwingend Masse braucht um sich zu verbreiten (anders als Licht) und diese Masse in dem Fall stark bewegt wird, denke ich schon, dass die Luftbewegung zu den Schallbrechnungen führt. Die Tonhöhe bleibt ja gleich, bloß bildet sie beim Deckenventilator eine Art Lautstärketremolo. Es kommt quasi abgehackt daher, nicht mehr linear.

Ergänzend und zum eigenen Verständnis:
Ich hab das so gelernt, dass es drei Arten Tremolo gibt:

1. Alternierend (also zwei Töne oder mehr Töne schnell wiederholend hintereinander gespielt) das wird ja in Orchesternoten z. B. dann gekennzeichnet. Praktisch durch trillerähnliche Spieltechnik umgesetzt.

2. Lautstärkeschwankung (das geht also auch mit nur einem Ton) Akkordeon z. B. Durch Balgvibrato.

3. Interferenzeffekte (zwei oder mehr nah gelegene Frequenzen führen periodisch zu Abschwächung und Verstärkung- je nach Nähe der Frequenzen unterschiedlich schnell) = „unser“ Tremoloregister
Letzteres Tremolo führt bei Sinustönen bis hin zum kurzzeitigen Erstummen, wenn die Interferenz kurz zu kompletter Auslöschung führt. Wegen der Obertöne des Akkordeons bzw generell bei natürlichen Klängen kommt es dazu aber nicht, weil immer nicht betroffene Frequenzen weiterklingen.

Ventilator müsste theoretisch zu Effekt 2 führen: ein Ton, der unterschiedlich schnell weitergetragen wird. Das entspräche dem schnellen Wechsel der Lautstärke, also auch dem was ein Balgvibrato macht, bloß halt viel schneller möglich und von außen herbeigeführt.
 
Genau, habs vorhin wieder probiert. Es ist wie ein RRRRRRRR.
Lässt sich aber in einer Aufnahme schwerer hören als live. Vermutlich fährt der Ton nicht weit genug runter.
Leslie ist meiner Meinung aber was anderes, nämlich ein Trichter, der den Abstrahlaustritt in der Richtung verändert. Dadurch kommt es eigentlich zum Doppler Effekt, also nicht nur zu Lautstärke- sondern auch zu Tonhöhenschwankungen, welche mMn. dafür viel charakteristischer sind.
Der Ventilator gleicht eigentlich eher dem Sound, wenn man auf einem Rüttler sitzt oder im Bus oder Schiffsmotor.
 
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Für einen ordentlichen Leslie-Effekt muss der Spieler samt Akk auf einen Drehstuhl. :D

Die Frage ist, inwiefern bauliche Veränderungen vorgenommen werden sollen.
cantulia hatte hier mal ein Reflektorblech vorgestellt. Das allein wird den Ton wahrscheinlich schon ändern. Wenn man das noch zum Schwingen bekäme, hätte man vll. auch einen hörbaren Doppler-Effekt. :gruebel:
Seine einstellbare Bassabdeckung sah auch interessant aus.

Dann gibt's IIRC Akk. mit Vierteltönen oder Registern, in denen die Töne nicht um Vielfache einer Oktave verschoben sind. Und wenn man einmal baut, könnte man einen Stimmstock gegen eine Mini-Zitter oder Schellen tauschen und einige Stimmzungen durch Tröten/Pfeifen ersetzen. ;) - Ok, jetzt merk ich selbst, dass es mit mir durchgeht. :tomatoes:

Vll. doch lieber mit den Analogen einen ordentlichen Klang zaubern und die Effekte preiswerter, einfacher und kontrollierbarer mit den Digitalen? :nix:
 
Grund: rs
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Kein Akkordeon aber mal was zum Thema Kreativität bei der Tonerzeugung


hört sich ähnlich an wie Akko mit Ventilator :D
 
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Dazu würde die Accordinette gut passen ab ca 5,0
 
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Na da haben wir doch ne Erfindung. Wow. 1955 wie sie sagt!
 
1955 paßte der Klang der Accordinette ungefair zu den damals populären Hawaiischlagern .
https://de.wikipedia.org/wiki/Hilo_Hawaiians
Das Instrument (Druckwindakkordeon) setzte sich aber leider so wenig durch daß ich keine weiteren Tonaufnahmen davon finden kann.
Es ist ja auch wie die Gitarre mit der Angelrutenrolle am Sanitärgriff in seinen Möglichkeiten nicht nur erweitert sondern auch begrenzt.
Ich habe minimalinvasive Veränderungengen vorgenommen zB am Hohner Basso durch Abrunden der Tastenkanten ohne Einschränkung anderer Eigenschaften
oder das Einsprühen von Tasten und Knöpfen mit Ballistol.
(Weissöle trocknen rückstandslos ab)
Alternativ geht aber ein weicher Handschuh sicher mit Einschränkungen.
 
Im folgenden Video wird bei 16:11 (Link auf diese Zeit gesetzt) eine Kombination aus Bending und Tremoloeffekt besprochen und dann vorgeführt.

Links und rechts wird der gleiche Ton gespielt. Je nach Stärke des Bendings rechts verändert sich die Tremolowirkung stufenlos.

 
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