Morbid Angel / Gateways to Annihilation / 2000 / CD

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C. Shadow
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Morbid Angel - Gateways to Annihilation
Genre: Death Metal
Release: Oktober 2000
Herkunft: USA (Florida)
Label: Earache Records
Homepage: http://www.morbidangel.com / http://www.myspace.com/morbidangelofficial
Line-Up:
Trey Azagthoth - Guitars, Guitar Synth (Additional Vocals on "Secured
Limitations")
Steve Tucker - Bass, Vocals
Erik Rutan - Guitars, Keyboards
Pete Sandoval - Drums

Tracklist:
1. Kawazu 00:35
2. Summoning Redemption 07:17
3. Ageless, Still I Am 05:18
4. He Who Sleeps 04:05
5. To the Victor the Spoils 03:43
6. At One with Nothing 04:34
7. Opening of the Gates 05:15
8. Secured Limitations 04:40
9. Awakening 01:21
10. I 03:50
11. God of the Forsaken 03:50
Total playing time 44:28

__________________________________________

Im Jahr 1998 war Morbid Angel in der Lage, ein Album zu erschaffen, das mit den Vorgängern nur wenig zu tun hat. David Vincent (Gesang, Bass) hat die Band nach Domination verlassen, der Ersatz für ihn war Steve Tucker. Die Erwartungen an Formulas Fatal to the Flesh waren hoch, besonders nach den vier gigantischen Alben mit David Vincent. Das fünfte Album (traditionell übrigens mit dem 5. Anfangsbuchstaben des Alphabets beginnend) war jedoch eine Überraschung: Das ganze Album entfernte sich klanglich weit vom Vorgänger. Anstatt dem genauen und exakten Sound, der noch von Domination bekannt war, setzte man nun wieder auf einen kratzigen und dreckigen Sound, den man bereits von den ersten drei Alben (besonders Covenant) kannte. Hinzu kamen die bösen Growls von Steve Tucker - mal abgesehen davon, dass das sumerische Wirrwarr ohnehin kaum verstanden wurde. Morbid Angel-Fans sagen bis heute, dass Formulas Fatal to the Flesh Treys stärkstes Album ist. Die Gitarrensoli sind schnell, kratzig und klingen irgendwie außerirdisch... Zu Pete Sandoval gibt es nicht viel zu sagen: Genialer Job, wie immer.
Zwei Jahre später: Der Gitarrist, der Hate Eternal gegründet hat, bereits auf Domination zu hören war und den Jamming-Sessions mit Morbid Angel nie abgeneigt war, kehrte wieder zu Morbid Angel zurück. Das Quartett konnte nun alles geben, um den Vorgänger zu schlagen.

Während das fünfte Album der Death Metal-Legenden den Hörer sofort überrollt hat, beginnt Gateways to Annihilation anders: Leise "Froschgesänge" umgeben den Hörer. Ich dachte damals sofort an die Sümpfe Floridas, die bereits in Domination verkörpert werden sollen. Doch nach mehr als 30 Sekunden wird der Hörer erschlagen: Summoning Redemption beginnt mit einem langsamen, aber effektiven Riff. Soll das sechste Album etwa an Domination anknüpfen? Der Hörer bemerkt es wohl nach ein paar Minuten: Gateways to Annihilation ist viel geradliniger als der Vorgänger. Aber das bedeutet nichts Negatives: Die Riffs sind bombastisch, der Gesang ist tief und böse. Und ab 2:28 wird dem Song eine neue Farbe verliehen. Pete Sandoval zeigt ein Drum-Solo und die beiden bisherigen Riffs werden durch zwei neue abgelöst. Wieder langsam, aber dennoch diabolisch. Die Atmosphäre wird bis ca. 4:40 gehalten und dann schlägt Erik Rutan zu. Wer Hate Eternal oder das vierte Album von Morbid Angel kennt, weiß, dass seine Soli sehr inspiriert von der Klassik sind. Und dann wird er abgelöst vom Mastermind Morbid Angels: Trey Azagthoth. Das Solo ist in meinen Augen eins seiner stärksten, da er hier alle Kenntnisse verbindet: Tapping, Shredding und am Ende diesen unverwechselbaren, außerirdischen Gitarrensound. So setzen die Froschgesänge aus und leiten über zum nächsten Song: Ageless, Still I Am.
Der beweist sich etwas schneller als Summoning Redemption, aber der Groove geht dennoch nicht verloren. Besonders Petes Drumming trägt hier viel dazu bei. Die Riffs sind facettenreich, böse und groovig - genau das macht das ganze Album aus. Ab 2:11 und 3:33 zeigt Trey wieder seine Solo-Künste und in dem Song bemerkt man den Unterschied zwischen Treys und Eriks Leadgitarrenspiel ganz besonders. Während Treys Soli noch rockig klingen, zeigt Erik Rutan ab 4:40 eine ganz andere Seite: Melodien, die aus der Klassik stammen könnten. Ein besseres Ende kann ich mir für den Song nicht vorstellen.
He Who Sleeps, geschrieben von Steve Tucker lenkt die Tempokurve ein ganzes Stück nach unten. Das Lied wirkt beim ersten Hören fast einschläfernd (passend zum Name...) und wirkt anfangs wie ein Lückenfüller. Der Song ist allerdings nicht zu unterschätzen. Die langsamen Riffs erinnern stark an Morbid Angels Klassiker God of Emptiness, nur noch grimmiger. Steve Tucker untermalt den Song mit langsamen und tiefen Growls, die den Track doch stark von God of Emptiness unterscheiden. So schlagen die Glocken bei 2:44 - die Riffs werden noch schläfriger, noch diabolischer und werden durch deutlich hörbare Doublebase-Passagen untermalt.
To the Victor the Spoils dreht den Spieß um: Der Song beginnt schnell, die Tremolo-Riffs ertönen aus allen Röhren und erinnern stark an Dawn of the Angry. Das Lied hält sich weiterhin recht zügig und ab 2:12 wird es noch durch ein Solo von Trey untermalt, das wieder einmal seinen typischen Old School-Klang trägt. Nach dem langsamen He Who Sleeps gibt es keine bessere Abwechslung als diesen Song.
Es geht weiter mit At One with Nothing. Hier geht es ähnlich zu wie im vierten Song: Langsam, beinahe schläfrig. Zu unterschätzen ist der Song trotzdem nicht. Ab 1:42 folgt eine hypnotisierende Gitarrenmelodie, die den Hörer in andere Welten versetzt. Nach weiteren schleppenden Riffs folgt ab 3:05 ein Solo Treys, das zwar schnell beginnt, dann aber langsamer wird und sogar etwas den Charakter von Eriks Soli trägt.
Opening the Gates beginnt zerstörerisch und schleppend, schlägt jedoch ein wie eine Bombe. Ab 0:45 wird das Tempo sogar erhöht: Tremolo-Riffs überrollen den Hörer und erinnern stark an Zeiten von Domination. Besonders die rasanten Doublebase-Passagen Petes ab der dritten Minute sind beeindruckend. Die negative Stimmung wird bis zum Ende des Songs gehalten und passen meiner Meinung nach wunderbar zum Album des ganzen Covers. Auf Soli muss man in dem Song verzichten.
Secured Limitations beginnt mit einem schleppenden, extrem groovigen Riff und gehört in meinen Augen zu den besten Riffs des Albums. Hier wird Steve Tucker von der zerreißenden Stimme Treys begleitet, die locker in den Black Metal passen könnte. Die zerstörerische Atmosphäre wird gehalten und langsam wird auf den Höhepunkt des Songs aufgebaut. Ab 2:10 ertönen Synth-Sounds, gepaart mit seltsamen Gitarrenmelodien. Secured Limitations ist ein Erfolg für Trey: Es erinnert an das Vorgängeralbum und bringt Treys Vorliebe für die Musik aus Quake & Doom perfekt näher. Diese hypnotischen Gitarrenmelodien, gemischt mit schnellen Shredding-Passagen halten sich bis zum Ende des Songs und gehen über in das Instrumental Awakening. Hier hört man düstere und leise Töne, gemischt mit synthetischen Rasseln, die wunderbar zur Stimmung des Albums passen.
I beginnt ähnlich wie Opening the Gates: Schleppend aber zerstörerisch. Hier sind die Vocals von Steve Tucker besonders stark. Ab 0:52 beginnt eine kurze Gitarrenmelodie, die nach einem Aussetzen ab 1:34 wieder fortgesetzt wird. Es wird eine Stimmung wie in Secured Limitations herübergebracht: Hypnotisch, untermalt mit Synthesizer-Sounds. Der Song wird zerstörerisch wie eingangs beendet. I ist sowohl für Trey als auch für Steve ein voller Erfolg.
God of the Forsaken, geschrieben von Erik Rutan ist einer der stärksten Songs der ganzen Platte. Der Anfang erinnert mich sofort an Sons of Darkness (Hate Eternal) und an Songs von Morbid Angels Domination. Recht schnell, technisch anspruchsvoll aber dennoch passend zur Atmosphäre der Platte. Ab 1:40 beginnt jedoch ein Umschwung des Songs. Nach diversen Spielereien mit der Gitarre beginnt ein diabolisches, rasantes Riff, das auf das richtige Solo von Erik Rutan aufbaut. Ab 2:27 wird es wieder klassisch: Erik Rutan beginnt mit schnellen Arpeggios und spielt eine wundervolle Melodie, die beinahe romantisch klingt. Beendet wird der Song wieder mit dem vorherigen diabolischen Riff und dem ersten anspruchsvollen und zerschmetternden Gitarrenriff und mit einem Schlag wird das ganze Album beendet.

Was für ein Album! Ich persönlich frage mich nach wie vor, warum Gateways to Annihilation von so vielen Morbid Angel-Fans unterschätzt oder gar unterbewertet wird. Das Album braucht zwar einige Versuche, bis es wirklich zündet, aber hinter dieser Fassade verstecken sich Songs, die nicht einmal auf den langsameren Werken Blessed are the Sick oder Domination gefunden werden können. Hier bekommt der Death Metal-Fan ein abwechslungsreiches Album, das ich sonst nirgendwo finde: Groovige Passagen, zerstörerische Stellen, kreative Soli von zwei Top-Gitarristen, erstklassige Arbeit am Schlagzeug und mächtige Vocals. Einziges Contra am Album: Ein Bass-Solo hätte nicht geschadet. Aber immerhin geht er nicht so extrem unter wie auf vielen anderen Metal-Platten.
Da kann ich nur sagen: Zugreifen!
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Bewertung:

Songs (doppelt gewertet):
1. Kawazu: 8/10
2. Summoning Redemption: 10/10
3. Ageless, Still I Am: 10/10
4. He Who Sleeps: 8/10
5. To the Victor the Spoils: 9/10
6. At One with Nothing: 9/10
7. Opening of the Gates: 8/10
8. Secured Limitations: 9/10
9. Awakening: 8/10
10. I: 9/10
11. God of the Forsaken: 10/10

Produktion / Qualität: 9/10
Songwriting / Struktur: 9/10
Technik: 9/10
Atmosphäre: 10/10
Abwechslung: 9/10

93%

Ist zwar schon ein etwas älteres Review von mir, aber ich stelle es trotzdem mal hier online.
 
Eigenschaft
 
Also bei mir hat's nicht gezündet, der Vorgänger übrigens auch nicht. Vielleicht auch weil ich ein Fan der ersten Stunde war und MA für mich nur mit Vincent vollständig sind, aber auch sonst war ich rein musikalisch nicht so begeistert.
 
Formulas Fatal to the Flesh ist auch eins meiner Lielbingsalben von Morbid Angel. Das ist ziemlich verrückt, wenn man das mit den alten Alben vergleicht.
Aber die ersten Morbid Angel-Platten sind natürlich auch erste Sahne, besonders Altars of Madness, das würde ich immer noch besser als Gateways to Annihilation bewerten.
 
Schönes Review, sehr ausführlich:great:

Allerdings muss auch ich sagen, daß ich die Gateways eher zwiespältig sehe. Einerseits viele gute Ideen, aber stellenweise sind die Songs einfach zu langatmig und ziehen sich hin. Da hätte man in Puncto Songwriting etwas mehr Wert auf Kompaktheit legen sollen. Ich meine damit keine 3min Popmetal Strukturen, aber manche Passagen hätte man schon kürzen, weglassen, nicht so oft wiederholen oder evtl. abändern können.
 
Schönes Review, sehr ausführlich:great:

Allerdings muss auch ich sagen, daß ich die Gateways eher zwiespältig sehe. Einerseits viele gute Ideen, aber stellenweise sind die Songs einfach zu langatmig und ziehen sich hin. Da hätte man in Puncto Songwriting etwas mehr Wert auf Kompaktheit legen sollen. Ich meine damit keine 3min Popmetal Strukturen, aber manche Passagen hätte man schon kürzen, weglassen, nicht so oft wiederholen oder evtl. abändern können.
Danke. :)

Ja, mittlerweile sehe ich das in der Hinsicht auch etwas anders. Würde ich das Album heutzutage kennen lernen, wäre mir auch Einiges zu langatmig. Ich hab' ja geschrieben, dass das Review schon etwas älter ist. Gateways to Annihilation hat mich damals einfach erschlagen und ist bisher auch eins meiner Death Metal-Lieblingsalben.
 

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