Musik für "die Alten" - was spielt ihr da so? Wer sind heute "die Alten"?

  • Ersteller lillymarleen
  • Erstellt am
Hallo, wen ihr wüsstet wie neuerdings gerade auch die Jugend auf die alten und neuen Schlager abgehen, dann würdet ihr sie mit ins Programm nehmen, mitsingen und mitgröllen geht halt am besten mit deutschen Schlagern, ist halt so und habe das selbst erlebt an verschiedenen Abenden, das Schlager einfach Stimmung machen.
 
Wir "Partyrockgirls" haben derzeit nur Schlager und Volksmusik im Programm.
Und wir üben derzeit "es ist Ferienzeit" (Orginal: "Schürzenjägerzeit").
Und haben das unserer Schulleiterin schon vorgestellt und sie ist begeistert.
 
Off topic: Meine liebsten Verhörer sind :) :) der "Chief One" und der "Mercy Dispense".
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On topic:

Dann kann’s ja auch noch sein, dass das Publikum (Ü50) gar nicht zum Tanzen oder Musikhören gekommen ist, sondern einfach gepflegt zusammensitzen und schwatzen möchte. Kommt vor. Blöde Geschichte.

Da ist es dann vielleicht besser,

  • die Lautstärke runterzufahren
  • die Akustikgitarren auszupacken
  • das Set "Leichte Musik" aus der Rack-Schublade zu ziehen

Klingt grauenhaft? Muss nicht sein. Leicht ist nicht gleich seicht. Es gibt einen Haufen Songs die sich für diesen Zweck eignen, ohne dass es gleich dröge, peinlich oder beides wird. Also:

  • Alles, was sich irgendwie "abgenudelt" anfühlt (ist übrigens subjektiv), weglassen. Klar, Songs können mithilfe rhythmischer / harmonischer Variationen aufgepeppt werden. Oft ist das aber verlorene Liebesmüh.
  • Mehr Dur als Moll – macht einfach mehr Spaß
  • Alle Quellen anbohren (Liederbücher, Erinnerungen, Omas Plattenschrank, Musicals, Filmmusik, Originale von deutschen Schlagern, Zufallsfunde im Radio…)

Hier einige Beispiele:

Night and day, I’ve grown accoustomed to her face, What a wonderful world, I can see clearly now, Proud Mary, Sittin’ on the dock of the bay, Son of a preacher man, Lucky lips, Everybody’s somebody’s fool, Watching over you, I’ve just called to say I love you, Jamaica farewell, City of New Orleans, Mrs. Robinson, I’ve just seen a face, When I’m sixty-four, I will follow him, Are you lonesome tonight, Stuff that works, Skinny genes, New soul, Brighter than the sun, A night like this, …

Das klappt übrigens auch in Minimalbesetzung (Gitarre, Vocals, Cajon). Da's hier nicht um treibende Beats geht, könnte im Notfall sogar Kollege Drum Computer einspringen, klingt bei "leichten" Nummern lange nicht so zahm/lahm wie bei rockigen Stücken.

Die Musik bleibt dann sehr unauffällig. OK, schon klar. Es ist nicht schön, nach Auftritten abzubauen, und kein Mensch kommt rüber und sagt was Nettes zur Musik. Aber hast du die Füße wippen und die Leute mitsummen sehen? Anscheinend hatten sie eine gute Zeit. Darum geht’s bei Musik – unter anderem.
 
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Interessanter Thread, vieles wieder erkannt, und noch mehr gelacht. Aber zu dem Thema hab ich auch einiges an eigenen Erfahrungen gemacht.
Zum einen ist "alt" total relativ. Es gibt beide Fraktionen, die alte Rocker-Generation und die Anhänger der Volksmusik- und Schlagerhitparade. Beiden wirst Du allein mit der "richtigen" Song-Auswahl nie gerecht. Es kommt zum größten Teil immer darauf an, wie die Band ihr Programm verkauft. Mal ist es einfach nur die richtige Balance, dann ist es sehr entscheidend, wie ein Song interpretiert wird. Wenn man merkt, dass die Band sich einen abbricht, weil sie keinen Bock drauf haben, sollten sie's lieber gleich bleiben lassen. wenn man sich schon auf dem Dienstleistungssektor bewegt, muss man mit einer gewissen Professionalität einfach da drüber stehen, wenn man eine Abneigung gegen einen Song hat. Wenn man ihn lustlos spielt, kann das nicht Spaß machen, wenn man sich trotzdem Mühe gibt - und es findet sich bei fast jedem Song etwas, was es wert macht, ihn zu spielen - dann kommt das auch beim Zuhörer an.

Aufgabe einer Band ist es, den musikalischen Rahmen einer Veranstaltung mit einer passenden Stimmungskurve zu gestalten. Da gehört natürlich dazu, dass man mit einer passenden Songauswahl versucht, jeden anzusprechen. Hab ich eine Tanzveranstlatung, macht es überhaupt keinen Sinn "Nicht-Tanzbare" Songs zu spielen, nur weil sich die jemand gewünscht hat. Gerade bei Veranstaltungen, die vom Alter durchwachsenen sind, hat es sich auch selten als produktiv erwiesen, wenn man anfangs zu "forsch" für die Jugend startet. Die kommen üblicherweise erst später aus dem Ei, während die Älteren normalerweise gleich loslegen, und nicht selten die Jüngeren auch mal mitziehen. Das kann man als Band gut für sich nutzen, weil man bringt den Laden schneller in Schwung, hat die "Alten" auch schnell befriedigt, die dann auch früher verschwunden sind, weil aufgebraucht, und man kann "rockiger" werden.

Auch kann eine entsprechende Ansage hilfreich sein, z.B. zu Gary Moore - Walking by Myself: "Jetzt zeigt der Brautvater, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Feuert ihn mal richtig an!" und ganz wichtig: Immer freundlich die Gäste anschauen :)

Das größte Problem mit den "Alten" - egal welche Fraktion - ist die Lautstärke. Je leiser um so besser, vor allem bei den rockigen Songs. Das Trompetenecho kann nie zu laut sein :p
Wir sind mal auf einem Schützenfest gewesen, da hat uns - als wir die PA-Boxen reingerollt haben - eine kleine Fraktion der "älteren" Schützen gleich mit den Worten begrüßt: "Bloß nicht so laut!" Die standen die ganze Zeit an der Theke, haben skeptisch rübergeschaut und gelästert. Zum Soundcheck - quasi wirklich der erste Ton - haben wir einmal volle Pulle "Alte Kameraden" angespielt. Danach kam sofort einer von den Typen mit einem Tablett Bier rüber und alles war in Butter. Ich hab die den ganzen Abend nicht wieder gesehen.
 
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