Musik studiert, aber kein Berufsmusiker geworden?

Ich habe mal einige Zeit in der IT-Branche mit einem ausgebildeten Opernsänger zusammengearbeitet.

Der hatte aber auch einen Bezug zu Technik und aus unterschiedlichen Gründen keine Lust mehr beruflich zu singen,
So z.B.: Die Kohle, du musst erstmal etwas finden, du musst dich da auch ständig neu beweisen, Arbeitszeiten, finanzielle Sicherheit, "die Szene" insgesamt. Es war einfach zu viel, was ihm den Spaß genommen hat.

Ich denke, das ist alles recht vielfältig und auch je nach der musikalischen Richtung sehr unterschiedlich. Punkrock und Orchester sind halt z.B. in der Regel schon recht unterschiedliche Welten. Nicht wenige der studierten Musiker, die ich so kenne, haben z.B. auch mehrere Jobs rund um die Musik. Studio Geschichten, mehrere Bands, Unterricht, irgendwelche Nebenjobs. Da gibt es alles Mögliche.

Einige wechseln in andere Berufen als Haupterwerb und lassen das dann als intensives Hobby laufen. Andere wagen, zumindest für eine Zeit, die Arbeit als Berufsmusiker.

Ich kenne aber auch Leute, die Musik einfach nur studiert haben, weil es sie begeistert. Das ist ja nicht umsonst, nur weil man vielleicht kein „Berufsmusiker“ wird. Viele verstehen sich ja auch eher als Künstler.
 
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Was Du eventuell meinst, sind überambitionierte Eltern, die versuchen, ihren mutmaßlich hochbegabten Nachwuchs dahin zu peitschen.

Das kann ich nicht beurteilen, weil ich die Übungsstunden der Kinder nicht erlebt habe. Aus meiner Erfahrung (mit meinen Kindern) weiß ich, daß sie alle sehr gerne musiziert haben, die Jungs wollten in die Musikschule, haben auch (freiwillig) geübt, aber nicht sehr lange (vielleicht 2-3 Stunden die Woche). Das war auch OK, es sollte ja Spaß machen.
Der Vater der jungen Frau, über die ich im Post #7 geschrieben habe, war ein ehrgeiziger Musiklehrer, der seine Tochter musikalisch gefördert hat (aber nicht unterrichtet). Wieviel Eigenwunsch der Tochter, musikalisch ausgebildet zu werden, bzw. Ehrgeiz des Vaters in ihrem Werdegang war, weiß ich nicht. ¯\_(ツ)_/¯

Wieso meinst Du, dass man sich hier mehr kasteien müsste, als jemand, der mathematisch interessiert ist und z.B. Maschinenbau oder Physik studieren möchte.

Ich betrachte nur den Werdegang der jungen Frau (seit ihrer Kindheit 20 Jahre ausschließlich musikalische Tätigkeit in den Schulen und in der Freizeit) und meiner Söhne, die in ihrer Kindheit bis zum Abitur (und zum Teil auch danach) ihre Freizeit mit Musizieren, Klettern, Schach, Paddeln, Basteln, Zeichnen und Fußball verbracht hatten, und nach dem Abi Maschinenbau bzw. IT studiert haben und diese Berufe üben sie auch aus.
Die Junge Frau ist aber keine Berufsmusikerin, auch nicht Musiklehrerin, sie arbeitet in der Verwaltung. :unsure:

Gruß, Bjoern
 
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die Jungs wollten in die Musikschule, haben auch (freiwillig) geübt, aber nicht sehr lange (vielleicht 2-3 Stunden die Woche). Das war auch OK, es sollte ja Spaß machen.
Ob und wieviel "Druck" bei Kindern sinnvoll ist, ist glaube ich eine unbeantwortete Frage.

Es gibt Extremfälle - Kinder, die von allein aus Spaß zwei Stunden üben auf der einen Seite, und Kinder, die totalen Widerwillen haben und wo gar nichts geht, auf der anderen Seite. Da ist die Sache klar.

Alles dazwischen ist echt Abwägungssache. Mir hat Klavierspielen immer grundsätzlich Spaß gemacht und ich wollte das lernen. Aber es gab auch viel am Üben, was ich nicht wirklich gerne gemacht habe. Die Technikübungen, Czerny, zeitgenössische Stücke, Stücke, die mir musikalisch nicht gefallen haben .... Ohne ein gewisses Pflichtgefühl und bisschen Druck hätte ich das nicht so geübt, und auch deutlich weniger.
Ob das besser gewesen wäre ... keine Ahnung, schwer zu sagen.
Ich sehe das bisschen wie beim Sport, da macht auch nicht jedes Training Spaß, aber irgendwie ist allen klar, dass Krafttraining, Techniktraining usw. dazugehört, auch wenn man sich mal quält. Wird es übertrieben, sind die Grenzen zum Missbrauch und Körperverletzung/seelischer Verletzung beim Sport oft schon erreicht, bei der Musik ist es vielleicht nicht ganz so kritisch, aber es bringt dann imo auch nichts.

Zu DDR-Zeiten (bin aus dem Osten) war das aber auch von Seiten der Musikschule mehr leistungsorientiert. Da wurde schon geschaut, ob man Leute in Richtung Studium kriegt und es gab imo auch Leistungsanforderungen. Also halbjährliches Vorspiel mit Zensur. Wer die nicht brachte, wurde an ein sog. Musikunterrichtskabinett (wenn ich mich richtig erinnere) abgegeben, dort ging es entspannter zu, das war eher Freizeitspaß. Am oberen Ende gab es noch die Spezialschulen.
Heutzutage hätte doch kein Lehrer außerhalb der Spezialschule einen Grund, seinen Schüler so zu triezen, dass er eventuell überfordert ist und zu einem anderen Lehrer geht, außer die Schüler stehen Schlange bei ihm.

Ich würde aber auch niemanden beruflich in Richtung Musik drängen, weil einfach die Berufsaussichten nicht so toll sind. Wer es unbedingt will, macht es; für alle anderen bringt es meiner Meinung nach nichts, wenn der Berufswunscht nicht zu 100% aus Eigenmotivation kommt.
 
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Nun habe ich meinen Fehler erkannt:
Das Erlernen einer beruflichen Tätigkeit ist nicht für jeden Menschen wichtig. So mag es zu meiner Zeit gewesen sein, aber heute gibt es so viele Möglichkeiten, mit ungelernter Tätigkeit Geld zu verdienen, daß einem bestimmten Studium kein bestimmter Beruf folgen muß. Man studiert einfach das, was einen interessiert und Spaß macht, ohne es mit einem späteren Job verbinden zu müssen. :great:

Wenn ich den Werdegang der jungen Frau aus dieser Spaß-und-Interesse-Perspektive betrachte, dann ist es heute durchaus üblich, seine ganze Kindheit und Jugend auf Musikwissen und Perfektion im Spiel eines Musikinstruments zu fokussieren, ohne sich als Berufsmusiker betätigen zu wollen.

Die Vorbereitung der Kinder auf einen späteren Beruf war bei mir so tief eingebrannt, daß ich die Möglichkeiten der puren Freude an einem einzigen Fach nicht so klar vor Augen hatte.

Gruß, Bjoern
 

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