musikalische Identität finden

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Hallo,

in letzter Zeit mache ich mir immer wieder Gedanken zu einem Thema
mit welchem sich wohl jeder Musiker, vorallem Songwriter, schon einmal auseinandergesetzt hat.

Es geht um das finden der eigenen musikalischen, künstlerischen Identität.
Wer bin ich als Musiker, wo will ich hin, was ist mein Stil, was will ich ausdrücken und kann ich das
auch transportieren ?

Was mich interessieren würde sind persönliche Erfahrungen. Wie ist euer "Selbstfindungsprozess" abgelaufen ?
Gab es überhaupt einen oder wusstet ihr schon von Anfang an wo euer Weg, euer Stil, liegt ?

Meine Gedanken dazu:

In meiner Brust schlagen zwei Herzen:

Ich bin großer Hendrix und Cream Fan und liebe Blues und das Improvisieren. Das ist ein entscheidender
Teil meiner musikalischen Persönlichkeit. Meine eigenen Songs jedoch sind zum Großteil durchkomponierte,
deutschsprachige Pop/Rock Songs. Das kommt eben dabei heraus wenn ich Songs schreibe. :)

Man kann sich natürlich in verschiedenen Bands, unterschiedlich austoben. Das ist aber nicht mein Ziel.
Mein Ziel ist es ein künstlerisches Profil zu entwickeln das meine Persönlichkeit in allen ihren Facetten
wiederspiegelt. Ohne mich zu verbiegen. So wie es (dem Anschein nach) bei erfolgreichen Musikern der Fall ist.

Ich möchte von euch keinen Lösungsvorschlag für mein "Problem" sondern eure eigenen Erfahrungen
zu dem Thema.

Kennt ihr das beispielsweise auch, dass eure eigene Musik ganz anders ist als das was ihr eigentlich hört ?
Wie geht ihr damit um ?

Bin gespannt auf eure Gedanken !

Gruß,

I_dunno
 
Eigenschaft
 
Wir kommen ja musikalisch aus derselben Ecke ;)

Der Prozeß des Selbstfindens hat sich bei mir eigentlich automatisch ergeben. Who, Hendrix, Beatles, Clash etc als "Vorbilder" plus dem Equipment, was mir damals zur Verfügung stand. Welches sich auch eigentlich eher zufällig bei mir eingefunden hat. Daraus entwickelten sich die ersten Sachen, die entweder nach Clash, Who etc klangen, oder später aus einem Mix von allem ein bisken resultierten. Dabei hab ich eigentlich sehr früh mich davon verabschiedet so klingen zu wollen wie Townshend, Hendrix und co. Zum einem hatte ich nicht das Equipment und zum anderen wollte ich keine Kopie von irgend jemand sein. (wobei ich natürlich nicht behaupten möchte, dass Hendrix "irgendjemand" ist) Aber ich habe von diesen Jungs trotzdem viel gelernt :)
Was die Kompositionen angeht, so hat es schon eine Zeit gedauert, bis so etwas wie was eigenes dabei herauskam. Das verlief parallel zum eigen Gitarrenstil finden. Wichtig dafür war, dass ich Leute hatte, die bereit waren meine Ideen umszusetzen. So hat es sich irgendwann eingespielt, dass ich die Texte bekam, zu denen ich dann die Musik machte und dann mehr oder weniger alle gemeinsam am Arrangement gearbeitet haben.

Kennt ihr das beispielsweise auch, dass eure eigene Musik ganz anders ist als das was ihr eigentlich hört ?
Wie geht ihr damit um ?
Ich höre z.B. auch sehr viel Klassik, Jazz und momentan wieder (sehr) viel Zappa. Das alles findet sich fast gar nicht in den Kompositionen wieder. Dafür ist das alles viel zu weit weg. Aber wahrscheinlich beeinflusst es doch irgendwie.
 
Ich rede mal aus meiner Drummersicht. Auch wenn das mit Songwriting wenig zu tun hat.

Ich denke, die musikalische Selbstfindung hat kein Ende oder zieht sich zumindest durch den Großteil des Lebens.
Für mich ist Musik machen ein (während meiner Lebzeit wahrscheinlich) nie in der Entwicklung endender Prozess, während dem man sich umorientiert, zu alten Musikrichtungen zurückfindet, seinen Stil innerhalb dieser verändert, nicht zuletzt mit Equipment experimentieren wird und so weiter.

Unabhängig deiner Vorbilder, die von Zeit zu Zeit ja auch durchaus wechseln und deine Kompositionen beeinflussen können, besitzt du deine eigene, individuelle Kreativität, die sich letztendlich in deinen Songs wiederfindet wird. Und ich denke das ist letztendlich das, was einen Musiker ausmacht. Ein gewisser Stil, den man auch genreübergreifend wiedererkennen kann.
Diesen Stil und einfach eine gewisse Art, Musik zu machen hat man denke ich von Anfang an, durch Erfahrung und Können wird sich diese mit der Zeit eben nur ausbauen/verbessern.

Das ist aus Sicht eines 22jährigen, der seit keinen 10 Jahren Musik macht, vielleicht auch etwas blauäugig dahergesagt, ich kann mir aber gut vorstellen, dass viele Musiker einen solchen Weg gehen.

Ich persönlich höre und spiele viel unterschiedliche Musik, denke aber, dass ich doch überall meine eigene, gewisse Note einbaue, die mich letztendlich ausmacht. Und diese Note ist für mich letztendlich meine Identität.
 
In meiner Anfangszeit hatte ich versucht, zwanghaft die Musik zu machen, die ich auch hauptsächlich gehört habe. Das endete meist in eher unbefriedigenden Ergebnissen ... teils wegen fehlender Erfahrung, aber auch weil mir andere Stile mehr gefallen.

Und so schaue ich mittlerweile, dass ich die Musik, die ich gut schreiben kann, mit Aspekten verziere, die ich gerne höre. Dabei ist es sehr witzig, dass ich vor 2 Jahren niemals die Musik hätte schreiben können, die ich heute schreibe. Und auch nicht heute die Musik, die ich vor 2 Jahren geschrieben habe. Mit diesem Verlauf muss man einfach leben und gut damit zurechtkommen. Also legt man seinen Fokus darauf, das zu spielen/schreiben/machen, was einem Spaß macht und nicht was man gerne machen/schreiben/spielen würde.

Hat wohl auch alles viele Parallelen zur Lebensphilosophie. Meiner Meinung nach lebt es sich am besten, wenn man mit seinen Fähigkeiten und seinen Unzulänglichkeiten im Reinen ist, sie kennt und dennoch alles nutzt. So auch bei der Musik.
 
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Und so schaue ich mittlerweile, dass ich die Musik, die ich gut schreiben kann, mit Aspekten verziere, die ich gerne höre. Dabei ist es sehr witzig, dass ich vor 2 Jahren niemals die Musik hätte schreiben können, die ich heute schreibe. Und auch nicht heute die Musik, die ich vor 2 Jahren geschrieben habe. Mit diesem Verlauf muss man einfach leben und gut damit zurechtkommen. Also legt man seinen Fokus darauf, das zu spielen/schreiben/machen, was einem Spaß macht und nicht was man gerne machen/schreiben/spielen würde.

Das deckt sich ziemlich mit meinen Gedanken der letzten Tage. Es ist wohl so wie mit der eigenen Gesangsstimme. Die muss man aktzeptieren wie sie ist und versuchen das Beste
daraus zu machen.

Ich bin aber echt immer wieder beeindruckt wie viele meiner Vorbilder (Beatles, Who, Dylan, Hendrix ....) in ganz jungen Jahren schon einen unverkennbaren Stil
hatten und wohl schon immer genau wussten was sie eigentlich machen wollten. Wahrscheinlich sind sie deshalb Legenden ;)

- - - Aktualisiert - - -

Vielleicht liegt es auch an unserer Zeit. Zu viel Information, zu viel Auswahl ... wie soll man da zu sich selbst finden ?
Neil Young schreibt in seiner Autobiographie wie er in den 70ern alle möglichen Konzepte, Ideen, Songs, etc. auf der Bühne ausprobieren konnte.
Heute würde er sich das nicht mehr trauen, da alles sofort auf Youtube landet und zerissen wird.
Man muss quasi als fertiges Produkt auftreten und hat keine Zeit mehr Ideen reifen zu lassen.
 
Meiner Meinung nach lebt es sich am besten, wenn man mit seinen Fähigkeiten und seinen Unzulänglichkeiten im Reinen ist, sie kennt und dennoch alles nutzt. So auch bei der Musik.

erstklassiges Statement ! Dann kann man endlich anfangen, autentisch Musik zu machen.
 
Es geht um das finden der eigenen musikalischen, künstlerischen Identität.
Wer bin ich als Musiker, wo will ich hin, was ist mein Stil, was will ich ausdrücken und kann ich das
auch transportieren ?

Ich stelle mir diese Frage ganz bewusst NICHT!

Ich will nicht überlegen wo ich hin will, da ich gar nicht wissen will wo die Reise hin geht.
Ich lassen mich stilistisch natürlich von der Musik beeinflussen, die ich zur Zeit höre.
Da aber die Musik und auch mein Geschmack sich über die Zeit verändern, verändert sich auch die Musik die ich spiele.
Jeder Song, den ich neu schreibe enthält wieder Aspekte, die ich bisher noch nicht bedacht habe, oder bisher nicht verwirklichen konnte.

Ich trete aber nicht auf der Stelle. Ich will als Musiker nicht etwas bestimmtes darstellen.
Meine Musik ist immer eine Momentaufnahme. Es reflektiert, was ich derzeit empfinde/denke und privat höre.

Ich habe so meine grobe Richtung, auch spieltechnisch, im Hard Rock und Metal-Bereich aber weiteres festlegen halte ich für überflüssig.
Die musikalische Selbstfindung dauert meiner Meinung nach ein Leben lang an, da man auch immer weiter von außen neuen Input bekommt, der einen beeinflusst.
 
Ich schreibe meine Songs nicht planvoll. Ich schreibe auf, was mir gerade in den Kopf und die Finger kommt. Im Nachhinein stelle ich fest, dass es hauptsächlich akkordbasierte Akustikgitarrensongs und riffbasierte Hardrocksongs sind. Irgendwo zwischen Bob Dylan und Motörhead. ;)

Hören tu ich aber auch gern progressives Zeug, was sich in meiner Musik praktisch null widerspiegelt. Auch den "Blues" hab ich einfach nicht so in den Fingern. :)

Alex
 
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Folgendes kann ich genauso unterschreiben :)

Ich höre z.B. auch sehr viel Klassik, Jazz und momentan wieder (sehr) viel Zappa. Das alles findet sich fast gar nicht in den Kompositionen wieder. Dafür ist das alles viel zu weit weg. Aber wahrscheinlich beeinflusst es doch irgendwie.

Ich lasse mich stilistisch natürlich von der Musik beeinflussen, die ich zur Zeit höre.
Da aber die Musik und auch mein Geschmack sich über die Zeit verändern, verändert sich auch die Musik die ich spiele.

Zum Teil hat das, was man gern hört und selber spielen will, einen Einfluss auf das, was man im Endeffekt spielt, aber irgendwie auch nicht direkt :D
Ich habe schon 100e Male Songideen a la Oasis, Rage against the machine oder System of a down zuhause ausgeklügelt und bei der Bandprobe war keiner wirklich interessiert. Dann spiel ich drei Power-Akkorde a la Green Day und ein Aufschrei der Begeisterung folgt....:(
Irrenhaus lässt grüßen...
Manchmal sollte man sich nicht so viele Gedanken machen :D Zumindest wenn es um den Anfang der Idee handelt. Wenn Songs ausgearbeitet werden sollen, darf mehr nachgedacht werden!
Hört sich off topic an, aber die Songs sind ja ein wesentlicher Aspekt der Identität, nicht wahr? :)

Was zwei Herzen in einer Brust angeht: Ich passe mich da an. Ich stehe auf John Mayer und spiele in einer meiner zwei Bands Songs a la Iron Maiden. Ich stehe auf Van Halen und spiele in der anderen Band Songs a la Revolverheld.

Und wo ich grad den Van Halen am Schopfe habe.... :)
Macht der nicht was mit LL Cool J? Fergie und Slash?
Kennt ihr Limp Bizkit?
Glaubt ihr vor 25 Jahren hat jemand an Hiphop geschweige denn Rockgitarren mit Sprechgesang gedacht???
Crossover!
Dadurch gibt´s doch tolle Neuentwicklungen ;)
 

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