Musikalische Selbstüberschätzung; ein deutsches Phänomen?

  • Ersteller MarkFrisch20
  • Erstellt am
Ich finde es einfach nur nervig, wie man so arrogant, aufmerksamkeitsgeil und selbstüberschätzt sein kann, dass man alles bei YouTube postet, das weder besonders noch hörenswert ist. Und nein, ich finde nicht jemanden sehenswert der drei Akkorde schrammelt und dazu schief singt.

Das ist aber kein rein deutsches Phänomen ... Ansonsten habe ich kein Problem damit, wenn ein Anfänger ein vielleicht auch schräg gespieltes Stück bei youtube postet und dabei auch sagt, daß er Anfänger ist. D.h. wenn keine Diskrepanz zwischen dem besteht, was er spielt und was er vorgibt zu sein, dann ist das für mich schon o.k.

ciao,
*dust
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieviel Gitarristen mit weltbekanntheitsgrad gibt es denn in/aus Deutschland ? Volker Kriegel, Michael Sagmeister, Michael Schenker, Jan Uli Roth; dann vielleicht noch Viktor Smolski, Alex Beyroth, Rolf Schenker, Matthias Jabs , mehr fallen mir momentan nicht ein. Wir sind halt kein typisches Gitarristenland, unser musikalischer Hintergrund wird spätestens dann hörbar, wenn alle Zuhörer auf die eins klatschen, also Marschmusik. Aus diesem Grund werden wir auch nie die Leistungsdichte erreichen, wie sie beispielsweise in den USA herrscht. Und um Flamenco Gitarre zu spielen darf man halt nicht so hüftsteif sein wie wir Deutschen, das ist dann halt eher Sache der Spanier und Südamerikaner.
 
Ich meine Musiker, die denken Profi zu sein, alles gelernt zu haben, aber noch nichteinmal eine Facette der Materie begriffen zu haben.
Ich glaub´ ich weiß, was Du meinst, und ich kenne leider auch eine Vielzahl solcher Leute. Und ich glaube auch, dass das auch schon etwas deutschspezifisches ist. Bei diesen "Profis" gibt´s auch noch zwei Gruppen. Die eine Gruppe setzt sich aus Leuten zusammen, die zwar "gut" spielen können, sich aber nicht professionell verhalten. Die andere Gruppe setzt sich aus Leuten zusammen, die sich für die Größten halten und ihrem eigenen Anspruch nicht gerecht werden (können). Das sind Leute, die einem eigentlich Leid tun können.
Ich bin auch ziemlich viel rumgekommen (zwar nicht in der ganzen Welt ;)), aber ich habe sehr viele Musiker kennen gelernt, die nicht aus Deutschland kommen. Und da ist keiner dabei, der einer dieser beiden Gruppen angehört.
Es ist doch überhaupt nichts dran ausszusetzen zu Hause aus Spaß Gitarre zu spielen, ohne sich mit der Materie tiefer zu beschäftigen. Kein Problem.
Diesen Spaß sollte man jedem überall zugestehen können. Auch auf YouTube. Dafür ist der Laden ja da :) Ich - als YouTube-User - habe dann die Wahl zu entscheiden, ob ich mir das Video dann anschaue, oder nicht. Was gut und was schlecht, was gefällt, oder nicht gefällt, mag dann jeder für sich entscheiden. Es kann kein Kriterium sein zu sagen, nur weil eine Band, oder ein "sogenannter Musiker" nicht alle Kriterien erfüllt Profi zu sein, darf er sich nicht präsentieren. Und wenn es nur 3 schief geschrammelte Akorde sind. Na und? Wenn das früher ein Kriterium gewesen wäre, hätte es die Rolling Sones nie gegeben ;)
Trotzdem gibt es diese Leute, die sich für die "Größten" halten. Warum auch immer. Wie gesagt, die tun mir eigentlich immer ein wenig Leid, weil es die Bands sind, die ständig auf die Nase fallen und die selten länger als ein Jahr in derselben Besetzung spielen (oft aus dem Grund, weil ein Bandmitglied nicht mehr "gut genug" ist)

Wir sind halt kein typisches Gitarristenland,
Weil es hier kaum jemanden gibt, der mutig genug ist mal einen anderen oder eigenen Weg zu gehen. Auch wenn ich jetzt stark verallgemeinere, ist es so, dass wir uns eher an den englischen und/oder an den amerikanischen Gitarristen orientieren. Die Threads hier im MB sind voll davon. Das ist letztendlich auch okay. D.h. aber nicht im Umkehrschluss, dass wir keine guten Gitarristen hätten. Dem ist nicht so! Überhaupt ist das technische Niveau der Musiker hier im Lande in den letzten Jahren gestiegen. Ich saß letztens noch wieder in einer Jury und war erstaunt, wie hoch das musikalische Niveau, gerade bei den sehr jungen Bands war. Gerade durch Lern-DVDs, YouTube etc. Auch aus den Fehlern anderer kann man lernen ;)
Nichtsdestptrotz gabe es auch bei dem Wettbewerb deren Jury ich vorsitze Bands, die sich für die größten halten. Da kann man sich als Musiker nur noch die ganze Zeit fremdschämen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Endlich mal jemand, der den Nagel auf den Kopf trifft :D

Ich bin ja jetzt auch schon etwa 8 Monate in den USA und kann euch sagen, dass das Niveau hier viiiiiiiiel höher, als in Deutschland ist.
In Deutschland hab ich irgendwie noch nie jemanden so richtig geil auf einer A-Gitarre abrocken gesehen (ja, es ist möglich!), hier in den USA aber schon.

In Deutschland kommt mir alles immer so vor, als ob die A-Gitarre "nur" ein Einstiegsinstrument oder ein Instrument, dass man beim Real für unter 100€ kaufen kann, ist. Viele meiner Bekannten hier in den USA spielen in erster Linie A-Gitarre unter greifen nur gelegentlich zur elektrischen Variante, weil A-Gitarren einfach geiler sein :D :D :D (auch meine persönliche Meinung).

Meine Gastmutter zum Beispiel hat ein geiles Rhythmusgefühl, so was hab ich vorher noch nicht gesehen. Die hat mir einen Song vorgespielt (ich kenne den Namen nicht), aber das Lied hätte man im Leben nicht so geil auf der E-Gitarre (selbst mit allen Effekten der Welt) hin bekommen.

Ich kann behaupten, dass ich hier in den USA einige richtig geile Sachen auf der Gitarre gelernt habe, die ich so in Deutschland bestimmt nicht gelernt hätte.

Meiner Meinung nach ist das Musiklevel in Deutschland eh total niedrig, was bestimmt zum Teil an solchen "Azzlacks" wie Haftbefehl und anderen wanna be Musikern liegt (ich will damit nicht den Musikgeschmack anderer Menschen angreifen, aber naja :D) Meinen Erfahrungen nach spielen in Deutschland auch viel zu wenige Leute ein Instrument, vielleicht kenne ich auch einfach nur die falschen Leute... :/
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Eigentlich kann ich gar nicht mitreden, weil ich persönlich keine deutschenn Gitarristen kenne, die sich selbst überschätzen.
Ich tu es trotzdem. Stimmt schon, die akustische Gitarre hat in der deutschen Volksmusik nicht so eine dominante Role gespielt, wie das in anderen Ländern der Fall war. Bei uns war das mehr ein Begleitinstrument, wichtiger waren bei uns die verschiedenen Akkordeons, die Geige und die Mandoline.
Im Moment ist die Nachfrage nach deutschen Akustikgitarristen nicht unbedingt gegeben, diese Musik ist hierzulande wohl nur mäßig populär. Als das mal vorübergehend so war, hat diese Welle auch tolle Gitarristen hervor gebracht: Weiland, Kolbe, Illenberger, Lämmerhirt. Ich glaube nicht, dass die sich allesamt selbst überschätzt haben.
Ich kenne mich in der Klassik Szene derzeit nicht so gut aus, bin mir jedoch ziemlich sicher, dass wir da auch in Deutschland eine ganze Menge hervorragender Leute haben.
 
Ich werfe mal sowas in den Raum:

http://www.youtube.com/watch?v=QwjGytOVVQA
Kann der Mann wirklich (noch) Gitarre spielen? Nö. Kommt er geil rüber? Ja (wenn man in dieses "Feeling" reinkommt, sonst grauenhaft). Guter Gitarrist?

http://www.youtube.com/watch?v=BBP16ygLpYw&feature=related
Kann das mit spanischen Flamenco-Gitarristen mithalten? Mitnichten. Ist es ein geiler Blues-Rhythmus? Ja (wenn man Blues mag). Guter Gitarrist?

http://www.youtube.com/watch?v=lg3hFbgh1Ow&feature=related
Ist der so fix wie ein Metal-Shredder? Hm. Macht er sein ganz eigenes Ding? Ja.

Das waren jetzt nur drei Gitarristen, die Akustik mit Slide spielen. Wie weit sind die weg vom Flamenco? Verdammt weit. Zwei singen auch noch dabei. Kann man das vergleichen? Wer ist "besser"? Hm.

Ganz ehrlich: Wen interessiert's? Es gibt soooooo viele Facetten, da ist für jeden was dabei. Wer der Welt mitteilen mag, was er/sie "kann" - dann immer auf! Ich muss es mir ja nicht anschauen.

Ach ja - internationale (...und zum Teil vielleicht selbstüberschätzte, aber wer weiß...) Gegenbeispiele zu oben:
http://www.youtube.com/watch?v=Ggm4InOK45U
http://www.youtube.com/watch?v=-vt63v6WMQg
http://www.youtube.com/watch?v=Kv87LIlO0jY

Kurzum:
1) Kein deutsches "Problem"
2) Gar klein "Problem" überhaupt - jeder, der Musik macht, ist "besser" als jemand, der keine Musik macht
3) "Besser" bei 2) oben heißt: besser für sich, für die Welt, für seine Freunde, für die Welt an sich...
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Schöne Beispiele, Zauberer! Die alten Blueser waren sehr wohltuend.
Zu Leo Kottke: Der Mann hatte mal richtig Vorbildfunktion, für viele war das einer der wichtigsten Akustiker überhaupt. Wie sich doch die Zeiten ändern, da hat sich der Zeitgeist enorm gewandelt. Heute sind sehr viele besonders von Tommy Emmanuel beeindruckt, und gegen den wirkt Kottke regelrecht rauh, ungehobelt...ich mag's so!
 
Es ging ja auch nicht um die Frage, ob wir gute Gitarristren haben. Die haben wir ohne Zweifel. Es geht ja um die musikalische Selbstüberschätzung. Und die begegnet mir leider hier in Deutschluad sehr häufig.
Ich habe das Jurybeispiel nicht ohne Grund hier angführt. Es ging/geht (das Auswahlverfahren läuft noch ;)) um ein Konzert, wo sich die Band unplugged präsentieren sollen. Ihr glaubt nicht, was da an Bewerbungen auf meinem Schreibtisch landeten. Wirklich von jeseits Gut und Böse, bis große Klasse. Die beigefügten Schreiben waren ganz großes Kino. Da waren 3-4 bei, wo man beim Lesen dachte, die Band muss jeden Moment durchstarten. Was für ein krasser Gegensatz dann, als man dazu das Demo hörte. Die Krönung war ein Demo, wo das Stück mit einer verstimmten Gitarre anfängt. Die anderen Juroren meinten, mach das aus, das brauchste gar nicht weiterhören. Ich hab mir das Ding bis zum Schluss angehört (mache ich grundsätzlich) und musste den Kollegen recht geben. Es war schlimm. Dabei ist es für mich persönlich unerheblich welches Genre die Band bedient, oder welche musikalische Qualität sie hat. Es muss insich stimmig sein. Bei besagten Bands ist es aber nicht stimmig. Da passt die bandeigene Wahrnehmung nicht zudem, was die Band imstande ist zu leisten.
Für mich stellt sich eher die Frage, wie es überhaupt dazu kommt, dass sich etliche Bands/Musiker dermaßen überschätzen.
 
Ich kann zwar nicht beurteilen ob es sich tatsächlich um ein deutsches Phänomen handelt, wohl aber dass ich das Ganze eigentlich nicht so eng sehe. Jemand der gerade etwas Neues gelernt hat worauf er stolz ist, warum sollte derjenige das nicht zeigen, auch wenn es vielleicht nicht perfekt gespielt ist oder publikumstauglich ist? Es stimmt wohl auch, dass viele Gitarristen bei YouTube auch nicht unbedingt auf höchstem Niveau spielen - aber ich schaue mir die Videos trotzdem gerne an, um Anregungen oder Ideen zu bekommen. Dabei ist es mir dann auch egal ob sie vielleicht nicht das perfekte Feeling oder technische Level haben. Einige der Uploader stellen ihre Videos bestimmt auch mit dem Hintergedanken ins Internet um Feedback zu bekommen, nicht nur zwecks Selbstpräsentation.
Klar gibts auch Leute, deren Gitarrenspiel nicht gerade zu längerem Zuhören einlädt - aber das muss ich mir ja auch nicht antun. Ich denke oftmals ist es ja gar nicht mal die Selbstüberschätzung, die ein Problem darstellt. Viel mehr könnte ich mir vorstellen dass es daran liegt, dass die technischen Defizite nicht ausreichend aufgedeckt oder erklärt werden. Es ist schwer zu lernen, wenn einem niemand zeigt was man falsch macht. Aber letztlich ist es ja auch vielleicht gar nicht so wichtig, sollte doch der Spaß im Mittelpunkt stehen. So kommt es dann halt auch, das vielleicht schlechte Demos an eine Jury gelangen, drittklassige Videos im Internet landen, oder ein unmusikalischer Tropf am Lagerfeuer aus heiterer Kehle sein schlechtes Gitarrenspiel begleitet.

Und Leute die sich für die Größten halten, wo trifft man die denn nicht? Der Golf-Fahrer, mit Bassrolle und glänzenden Felgen, der meint der "King of the Road" zu sein oder der tolle Macho, der Dutzende Frauen verführt hat. Dagegen tut man in der Regel ja auch nichts - jedem das Seine eben und wems gefällt .. würde man beginnen sich über Selbstüberschätzung, egal ob im musikalischen Sinne oder einem anderen, zu ärgern, da würde man aus dem Ärgern doch gar nicht mehr herauskommen. ;)
 
Irgendwie ne Frage des Augenmaßes:

Wenn junge Leute sich am Anfang etwas selbst überschätzen ist das völlig normal und sollte bis zu einem gewissen Grad hingenommen werden. Wer mit der Prämisse anfängt "ich spiel ja doch nur Bockmist, bin klein, dumm und schlecht" wird kaum motivert genug bei der Stange bleiben. Am Anfang erscheint doch jeder neue Akkord als eine kolossale Verbesserung, ganz zu schweigen von den ersten Zupfmustern oder Sololinien. Je länger man spielt, desto mehr bemerkt man eigentlich erst die Unzulänglichkeiten. Wenn Gitarristen auch nach 30 Jahren Praxis nichts besseres vorweisen können als "house of the rising sun", damit u.ä. Repertoire allerdings pausenlos auftreten und ihren Kram ins Netz stellen, kann es freilich schon kritikwürdig sein. Trotzdem haben solche Leute manchmal sogar mehr Publikum als manch großer Virtuose. Ich hab auch schon Leute erlebt, die Tommy Emmanuel und Joscho Stephan abgelehnt haben und darum baten, endlich mal "Streets of London" anzumachen, das sei doch viel besser als diese hektischen Typen (Autsch). Und nun ja, die Geschmäcker sind nun mal verschieden (leider, möchte man bei letzerem Beispiel fast hinzufügen).

Kolossale Selbstüberschätzung durften wir doch gerade am Wochenende beim ESC erleben. Oder wie möchte man dort sonst rechtfertigen, daß so ziemlich jeder helbwegs bekannte Radiohit Welten besser ist als das vermeintlich Beste, was dort so geboten wird (bis hin zum bodenlosen Schwachsinn und schamlosen Geklaue).

Dass nun allerdings deutsche Musiker arroganter sein sollen, als andere, glaube ich nicht. Möglicherweise trifft es aber zu, daß sie sich (weil mehr Geld vorhanden ist als anderswo), zu sehr in Equipmentfragen verheddern, statt sich hinter das Lernen von Stücken zu hängen. Vielleicht sind sie auch vor lauter Reiz- und Datenüberflutung nicht mehr in der Lage oder bereit, sich so akribisch hinter ihr Instrument zu klemmen, wie es der Bauernjunge in Andalusien tut oder Django Reinhard als junger Kerl im Zigeunerwagen und später trotz Verlust zweier Finger an der Griffhand (übrigens soll der ziemlich arrogant gewesen sein).

Ein wesentliches Problem jedenfalls für ambitionierte Amateure, die sich das ein oder andere anspruchsvolle Stück draufbringen, erscheint mir hierzulande aber, dass nur die wenigsten Menschen bereit sind, überhaupt einem Musiker zuzuhören (am allerwenigsten Musiker selbst, deshalb wird auch gleich dazwischen gedudelt oder geknüppelt, wenn einer mal was außerhalb der Reihe vorstellt. Jeder will sich halt am liebsten selbst hören.) Das bedeutet in puncto Darstellung, entweder man spielt wirklich professionell. Dann muß man - als Akustikgitarrist zudem die Fähigkeit haben - sich clever zu vermarkten, um in Zeiten abnehmender Werschätzung überleben zu können. Oder man ist Amateur, läßt vom Vortrag mehr oder weniger die Finger, verbannt die anspruchsvolleren Stücke hinter die eigenen 4 Wände, und beschränkt sich auf´s allseits gefällig Begleiten der allseits bekannten Stückchen hier und da am Lagerfeuer o.ä..
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Guter Beitrag, Zwetsche, kann ich nur unterstreichen. Und vielleicht noch hinzufügen, dass es immer auf eins ankommt: Authenzität. Da machen uns andere einiges vor.
Und schon tritt auch Equipment und Technikwahn in den Hintergrund, genauso wie ausufernder Perfektionismus.

Ist natürlich nicht leicht, authentisch zu sein, wenn man genug Mittel hat, sich jeden Kram zuzulegen.

Interessant finde ich in diesem Zusammenhang auch den folgenden Artikel:

http://www.spatzier.net/komponieren.html

Typisch deutsche Intonation - autsch, das hat gesessen.
 
Naja, aber wenn ich die Lieder "Trinkt Bier" und "Ich sauf mich zu" höre, dann denke ich mir, sag lieber nichts und ich glaube, er hätte am besten dasselbe tun sollen.
 
Haha, das stimmt :)
Habe ich mir gar nicht angehört bisher. Ich fand nur den Beitrag interessant.
Als Proberaumnachbar diverser reiferer Coverbands bin ich da einiges an Leid gewohnt.
Bei diversen leidenschaftslosen Versuchen, die 30 größten Hits der letzten 40 Jahre richtig zu singen (und dabei korrektes Englisch zu verwenden) scheint nicht viel Energie für Tiefgang über zu bleiben.
Und da klingt halt alles typisch deutsch intoniert.
 
Deutsche Gitarristen überblicken die Vielfalt ihres Instruments nicht. Es gibt nur: E-Gitarre, Klassikgitarre (das olle ding mit den Nylonsaiten ein "Einsteigerinstrument" und die Westerngitarre (die Lagerfeuergitarre)
Neulich fragte mich einer: "ey was gibstn deiner Kohle für sone olle Nylonstring aus? 4000€ für eine Nylonstring? Kauf dir lieber nen Mesa Boogie"
Wie ignorant.
Es gibt viel mehr! Da sind Welten die vielen Gitarristen unentdeckt bleiben.
Es ist nicht getan mit ein paar Akkorden die auf der Gitarre im 4/4 Takt unsicher geschrammelt werden!

Was sagt ihr?

Zum ersten Teil Deines Postes besser gar nichts, da hast Du schon wesentlich freundlicheren Input bekommen, als ich im Moment zu geben bereit wäre. Um nicht zu sagen, der nervt mich total an.

Ab dem Zitat sind wir dann einigermaßen beieinander. Es gibt wirklich viel mehr als "nur 4/4 Takt Geschrammel". Letzteres kann aber durchaus auch den Zuhörern Spaß machen, und zwar gewaltig viel :)

Ich bitte dich doch meine letzten Post nocheinmal durchzulesen. Du bist leider am Thema vorbei.

Seltsam. Ich scheine das genauso aufgefasst zu haben wie BenChnobli. Vielleicht hast Du ja einfach Deine Fähigkeit, Dich auf Deutsch auszudrücken, ganz gewaltig überschätzt ;) Oder er oder ich ;) Wer weiß das schon so genau.

Ich bin ja jetzt auch schon etwa 8 Monate in den USA und kann euch sagen, dass das Niveau hier viiiiiiiiel höher, als in Deutschland ist.
In Deutschland hab ich irgendwie noch nie jemanden so richtig geil auf einer A-Gitarre abrocken gesehen (ja, es ist möglich!), hier in den USA aber schon.

Auch sehr seltsam. Vielleicht ist ja mein Anspruchsniveau zu niedrig, aber was die Spider Murphys live unplugged abliefern (gehört im Jubiläumskonzert von Schmidbauer im Kronebau) klingt schon verdächtig nach "richtig geil abrocken". Da habe ich in meiner US-Zeit nichts besseres gehört :nix: War aber nicht so in der Gitarren- oder Rockszene :redface:

Meiner Meinung nach ist das Musiklevel in Deutschland eh total niedrig, was bestimmt zum Teil an solchen "Azzlacks" wie Haftbefehl und anderen wanna be Musikern liegt (ich will damit nicht den Musikgeschmack anderer Menschen angreifen, aber naja :D) Meinen Erfahrungen nach spielen in Deutschland auch viel zu wenige Leute ein Instrument, vielleicht kenne ich auch einfach nur die falschen Leute... :/

Vielleicht. Also, ich habe die Erfahrung gemacht, dass wir Europäer für unsere Klassik und unser damit quasi ererbtes hohes Musikniveau heftig "beneidet" werden. Beneidet ist vielleicht nicht so der richtige Ausdruck, sie träumen eher davon, einmal durch Europa zu reisen und so richtig in Klassik zu schwelgen.

Was übrigens das Thema Selbstüberschätzung angeht, schien es mir in US schlimmer zu sein als hier, ganz allgemein gesehen, nicht auf Gitarre bezogen. Das ist aber an sich kein Wunder, denn genau dort habe ich erst einmal erlebt, im Erwachsenenalter(!), dass Kinder ermutigt werden aufzutreten, auch, wenn die Darbietung noch weit von perfekt entfernt war (milde ausgedrückt ;) ) und/oder es einfache Lieder waren.

Hier sehe ich eigentlich eher genau das Gegenteil - viele, viele wirklich begnadete Musiker, denen (vermutlich mit Meinungen, wie sie im Ursprungspost zum Ausdruck kommen!) jedes Selbstvertrauen im Keim erstickt wurde und die deswegen einfach nicht auftreten. Finde ich extrem schade.

Ich muss mir nicht jeden Mist anhören, ich kann bei entsprechenden Videos auf Youtube z.b. auf Stop klicken. Geht ganz einfach :D Dann muss ich mich auch nicht darüber aufregen.

Jeder auch noch so tolle Flamenco-Gitarrist hat irgendwann einmal klein angefangen, und irgendwer muss ihm, auch wenn es anfangs noch grauslig klang, gesagt haben, er habe schon viel gelernt oder so. Sonst hätten die nämlich nicht weitergemacht. Ich kenne viel zu viele "Leichen" des deutschen Perfektionismus, um an eine generelle Selbstüberschätzung im Land zu glauben.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 16 Benutzer
Ich denke schon, dass es sich bei dem hier angesprochenen Thema um ein spezifisch deutsches Problem handelt - oder besser: eine typisch deutsche Eigenschaft. Nämlich der Hang zur Perfektion.
In Deutschland werden Gitarristen als "gut" empfunden, wenn sie "viel" können. Wenn man das was man kann, messen kann und beim Messen viel rauskommt. Also etwa viele Töne in kurzer Zeit spielen kann. Viele Flamencotechniken kann. Viele Tonleitern spielen kann. Viel dB aus dem Verstärker holt. Ganz viel Theorie auswendig gelernt hat. Viele Zupfmuster kann. Und so weiter.
Sowie: die einzig richtige Gitarrenhaltung weiß. Die einzig richtige Weise, den Blues zu spielen, beherrscht (und dazu dann ganz viele Techniken, wie das genau geht, s.o.). Nur Metal spielt, der auch "true" ist. Und so weiter.
Das führt dann, zusammen mit dem Hang zur Selbstüberschätzung und der Tatsache, dass man ja messen kann, was man alles gaaaanz toll kann und was man alles weiß, dazu, dass der typisch deutsche Gitarrero sich für den Supermusiker hält. Und schei3e Musik macht.
Doch, das ist typisch deutsch.

Andernorts ist man bescheidener. Da trifft man dann in den USA auf den Gitarristen, der drei Schlagmuster und sieben Akkorde kann - und super Musik macht. In Spanien auf den Flamencogitarristen, der vier Techniken und fünf Lieder kann - und sein Publikum begeistert. In Brasilien den Gitarristen, der zwei Schlagmuster, zehn Akkorde und acht Lieder kann - und ein Lokal einen ganzen Abend lang verzaubert. Um es mal etwas pointiert auszudrücken, aber ich denke, ihr wisst, was ich meine.
Was dort anders als bei uns ist, ist der fehlende Anspruch, in allem perfekt sein zu wollen. Dort schaut der Musiker, eben auch der Hobbymusiker, darauf, was er wirklich KANN - und das pflegt man dann. Was zu Stars wie J.J. Cale oder Kris Kristofferson führte - drei Akkorde und eine brüchige Stimme; in Deutschland hätte man die ausgelacht, weil die ja "nichts" können. Zumindest nichts, was man messen kann, denn musikalische Genialität ist nun mal nicht messbar.

Es ist dieser deutsche Hang, immer noch besser und dann noch besser werden zu wollen, und zwar messbar, nachprüfbar besser, der sich so störend auswirkt. Dabei geht die Musik, geht das Gefühl nämlich baden. Übrig bleibt der musikalisch tote Saitenbenutzer, der seine messbaren Fortschritte der Saitenbenutzung pflicht- und ordnungsgemäß dokumentiert. Sei es durch Teilnehmerurkunden von "workshops" oder YT-Videos.
Ich finde es grässlich.

Wo ist die Bescheidenheit? Du kriegst das mit dem 13/4-Takt nicht hin? Okay, dann lass es. Spiel einfach dein Lied und habe Freude daran. Und dann spiele dein Lied von mal zu mal schöner. Nein, nicht schneller, nicht mit noch ein paar mehr Akkorden oder tollen Sololäufen, spiele es einfach schöner, gefühlvoller.
Höre deiner Gitarre mal zu. Zwinge sie nicht, "so zu klingen wie..." (ich hasse diese Fragen a la 'wie kriege ich den Sound von NN hin'), sondern lass dein Instrument klingen und finde DEINEN Klang, finde DEINE Musik. Die steht nicht in Lehrbüchern, die steht nicht in "50 Licks und Tricks für Gitarre". Die findest du in dir selbst.
Und dann nimm ein Video auf. Mit drei Akkorden, langsam und gefühlvoll, singe ein schönes Lied, wenn du singen möchtest. Oder spiele eines der vier Blues-Stücke, die du kannst und seit Jahren spielst (weil du mehr nicht kennst und dir die vier reichen). Andere mögen mehr Techniken kennen, schneller spielen können, viele Fachwörter wissen, aber denen will ich nicht zuhören, ich will dir zuhören, wenn du deine eigene, deine ganz private, nur dir gehörende Musik spielst.


(Pardon, das wurde jetzt etwas emotional).
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 13 Benutzer
Wo ist die Bescheidenheit? Du kriegst das mit dem 13/4-Takt nicht hin? Okay, dann lass es. Spiel einfach dein Lied und habe Freude daran. Und dann spiele dein Lied von mal zu mal schöner. Nein, nicht schneller, nicht mit noch ein paar mehr Akkorden oder tollen Sololäufen, spiele es einfach schöner, gefühlvoller.
Höre deiner Gitarre mal zu. Zwinge sie nicht, "so zu klingen wie..." (ich hasse diese Fragen a la 'wie kriege ich den Sound von NN hin'), sondern lass dein Instrument klingen und finde DEINEN Klang, finde DEINE Musik. Die steht nicht in Lehrbüchern, die steht nicht in "50 Licks und Tricks für Gitarre". Die findest du in dir selbst.
Und dann nimm ein Video auf. Mit drei Akkorden, langsam und gefühlvoll, singe ein schönes Lied, wenn du singen möchtest. Oder spiele eines der vier Blues-Stücke, die du kannst und seit Jahren spielst (weil du mehr nicht kennst und dir die vier reichen). Andere mögen mehr Techniken kennen, schneller spielen können, viele Fachwörter wissen, aber denen will ich nicht zuhören, ich will dir zuhören, wenn du deine eigene, deine ganz private, nur dir gehörende Musik spielst.

(Pardon, das wurde jetzt etwas emotional).

Mit den Stereotypen kann man diskutieren, aber diesen Part des Posts unterschreibe ich. Gefühl geht oft ab, und dabei sollte doch genau das transportiert werden.
 
@schoscho: word up, man!
 
Ich bin der Meinung, dass hier zu viele Klischees bedient werden. Warum sollte das ausgerechnet ein deutsches "Phänomen" sein? Wo gibt es denn sonst noch eine besonders hohe dichte an überragenden Gitarristen als den USA und Großbritannien? Ich hätte eher behauptet, dass genau aus diesen Ländern die kommerziell erfolgreichsten kommen, nicht aber unbedingt die "besten". Ich war seinerzeit als klassischer Gitarrist in Spanien und Italien unterwegs, ich habe da Gitarristen angetroffen die bei einem Glas Wein mit ihren Liedern ganze Geschichten erzählen konnten. Die waren technisch sehr versiert, denn, es tut mir auch leid, aber gerade z.B. die Wiener Klassik, Mozart, Beethoven, oder Vivaldi, sind ohne höhere Spieltechnik nicht zu meistern. Ich erinnere nur an Ave Maria von Schubert (in Tremolo) oder gar Recuerdos de la Alhambra als Johannes Mollers Interpretation. Dafür muss man eben sehr sehr sehr viel an Zeit investieren.

Es geht doch gar nicht darum, möglichst viele, oder wenige Töne/Akkorde zuspielen. Es geht immernoch darum, was die "Gitarristen" damit anstellen. Ist ja auch immer eine geschmackliche Frage. Während die einen Kurt Cobain als "Gitarrengott" feiern, finden ihn andere zum Kotzen. Wieder andere unterstellen Yngwie Malmsteen, er könne auch nur möglichst viele Terzen aneinander schichten, hätte aber keinen Ton.

Egal wo ich in der Welt für mein großes Hobby zu gegen war, man hat mir noch nie gesagt "Ihr deutschen habt aber nicht viele gute Gitarristen, die meisten sind eh dreck!". Und genau das wurde hier zum Glück angesprochen. Diesem Ruf werden anscheinend nur die asiatischen Kids in YouTube gerechnet, die nach einem Jahr 16tel bei 300 Schlägen pro Minute spielen können. Oder mit 3 Jahren das erste mal eine Gitarre in der Hand halten, und von ihren Eltern bis zum 6 Lebensjahr zu Klassikgöttern getrimmt werden. (Natürlich nur kopieren, nichts eigenes erfinden. Ton? Überbewertet!)

Was aber natürlich nicht ganz unwahr ist... Wie oft habe ich es auch erlebt, dass Schüler zu mir kamen, und nach einigen Wochen gefragt haben welche Klampfe sie sich zulegen sollen. Nicht etwa eine Harley Benton oder Fender Squier, die sie eh schon besitzen. Das muss 'ne originale USA Strat sein. 2 Scheine? Gar kein Problem. Die Alten bezahlen das. Der Junge wird ja auch immer mit dem Mercedes zum Unterricht gegurkt. Aber darüber muss ich mich nicht aufregen. Die sind eh nie lange da ;-)

Ich habe jedoch nie die Erfahrung gemacht, hier mit selbstüberschätzten Gitarristen zuspielen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
super diskussion hier.

also aus der sicht eines hobbymusikers, der ich nunmal bin, sage ich:

klar gibt es immer jemand der besser ist, egal in welchem bereich. auch kann man versuchen das niveau zu erreichen.

wenn man aber, wie ich, mittleren alters ist, wo einem das lernen eh nicht mehr so leicht fällt, zeitlich begrenzt ist (kann leider nicht 24std am tag üben), sollt man sich auf das beschränken, was man kann und das versuchen stück für stück auszubauen.
sich ständig mit besseren sängern oder gitarristen zu vergleichen kann frustrierend sein und bremst nur aus.

wenn ich aber mit dem können, was ich hab, selber songs komponieren kann, diese auch gut vortragen kann und damit die menschen berühre, habe ich dann nicht genau DAS erreicht, wobei es bei der musik ankommt ...nämlich menschen zu berühren ??

ich bin weder der beste gitarrist noch beste sänger. aber das feedback das ich nach meinen auftritten bekomme, zeigt mir, das ich auf dem richtigen weg bin.

wenn ich jetzt noch besser singen könnte und noch bessere spieltechniken draufhätte, würde das zwar den STAUN-Faktor beim publikum erhöhen, aber notwendig ist es mMn nicht, wenn man es schafft, auch so die menschen zu berühren

als beispiel wie man trotzdem erfolgreich sein kann, seien hier mal aktuell MRS. GREENBIRD genannt, die X-Factor Gewinner.

sicher gibt es bessere sängerinnen wie sarah (obwohl sie schon super singen kann) und bessere gitarristen wie steffen. trotzdem sind sie zurzeit mega-erfogreich....und das, trotzdem sie musik am mainstream vorbei machen.
warum ist das nur so??
ganz einfach!
SIE SIND AUTHENTISCH !!! besinnen sich auf das was sie können und versuchen niemanden zu kopieren. UND: sie berühreen mit ihrer art und ihren (wohlgemerkt selbsgeschriebenen) songs die menschen....THAT IS THE SECRET !!!
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Servus,

an anderer Stelle hier im Forum habe ich bereits mal geschrieben, dass ich selbst bei einer 50 Stunden Arbeitswoche im Feierabend noch 1-2 Stunden Zeit finde, zu üben/lernen. Wer übt schon "24 Stunden" am Tag? Warum auf etwas beschränken? Man sollte sich keine Grenzen setzen, sondern alles probieren. Man sollte immer mit besseren Gitarristen oder Musikern allgemein zusammenarbeiten, da man von denen am besten lernt - und natürlich wesentlich mehr als von Leuten auf gleichem Niveau.

Die Frage sollte sein, inwiefern man selbst mit dem zufrieden ist, was man erreicht hat. Nicht jede Hürde, und es gibt tausende beim Musizieren, sollte man nutzen um gesteckte Ziele nicht zuerreichen. Bei mir hat es 10 Jahre gedauert die Motivation zu finden, mehrere Stunden am Tag zu üben. Trotz Arbeit, Freundin, eigener Haushalt, Freunde, Haustier, 95jährige Nachbarin die ständig Hilfe brauch... Und das über Jahre hinweg.

Leute, die ihr Können dazu missbrauchen um sich damit zu rühmen, sind für mich nicht mehr wert als jene die vorgeben etwas zu sein, was sie nicht sind. Und das ist meiner Meinung nach der entscheidende Punkt. Für mich war immer klar, warum ich mal ein professioneller Gitarrist werden möchte: für mich selbst. In erster Linie nur für mich selbst. Um mir selber zu zeigen dass ich es erreichen kann, und weil ich es einfach mehr wollte als alles andere. Ich respektiere Leute, die sich für etwas ganz gezielt entscheiden und dann auch zu ihrer Meinung stehen. Wenn jemand nicht über "Kurt Cobain-Niveau" hinaus spielen möchte, dann rechne ich diesem jemand das zig mal mehr an, als jemand der auf einem Malmsteen-Niveau spielt, aber das nur um sich darum zu brüsten.

Musizieren/Musik sollte niemals ein Wettbewerb wie im Sport werden. Ich verachte Videos in denen Rekorde aufgestellt werden wer denn nun wieder mal der schnellste Gitarrist der Welt ist. Nur um es den anderen mal so richtig zu zeigen?

Keep on rockin'
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben