Musikalische Sinnkrise oder doch „Quader-Life“-Crisis

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Hallo Leute,

ich möchte mir einmal von der Seele reden was mich seit etwa einem ¾ Jahr beschäftigt. Primär geht es mir dabei um den musikalischen Aspekt, der aber wie bei den meiste andere hier, auch bei mir einen ziemlich großen Teil meines Lebens einnimmt .. oder einnahm ..

Vor eben einem ¾ Jahr bin ich mit dem Zivildienst (Österreich), der oft nicht einfach und bei Gott nicht stressfrei war, fertig geworden. Mit der Matura in der Tasche ging es dann auf Arbeitssuche, wobei ich eigentlich absolut keine Probleme hatte. Der erste Job war zwar, aus Gründen die wohl nur mein damaliger Arbeitgeber kennt, schnell wieder verloren, doch ich war kein Monat arbeitslos.
Weil mein Arbeitsplatz etwa 140km von zuhause entfernt ist, beschlossen meine Freundin und ich um- bzw. zusammen zu ziehen. Wir haben eine wirklich tolle Wohnung und das Leben zu zweit läuft super!
Doch was meine Band angeht, läuft seit dem Umzug irgendwie nichts mehr richtig. Da es schwer in Worte zu fassen ist, hier eine schlagwortartige, chronologische Auflistung der Ereignisse:
- Beschluss Stilwechsel (Die ganze Band war sich einig)
- Zweiter Gitarrist wurde dazu genommen (um mir alles zu erleichtern)
- Erster Song mit neuem Line-Up/Stil
- Umzug (jetzt ist es Dezember)
Nach dem Umzug habe ich wieder viel Zeit in die Band investiert und einen weiteren Song geschrieben - doch genau hier fängt es an .. ich habe den Song wieder geschrieben, unser zweiter Mann hat kaum etwas gemacht. Aufgrund dessen ging ich dann mit immer weniger Motivation ans Werk, ich fühlte mich ungerecht behandelt. Dadurch lief alles immer schleppender bis wir zu dem Punk gekommen sind unser erstes ernstes Gespräch zu führen. Es war sehr emotionsgeladen und wir waren kurz davor uns auf zu lösen, doch es kam nicht dazu, wir waren wieder frisch motiviert und wirklich heiß darauf dass es weiter geht!
Die Euphorie hielt allerdings nicht lange an, der dritte Song war zwar geschrieben, doch irgendwie ist die Luft raus. Ich versuche meine Jungs zu motivieren, schaffe es aber selbst kaum etwas Brauchbares zu schrieben. Der zweite Gitarrist ist zur Zeit auch noch beim Bundesheer, was die ganze Situation noch schwieriger macht, denn er hat absolut keine Zeit auch nur irgendwas zu machen.
Mittlerweile ist seit gut 2 Monaten nicht mehr viel passiert und es kommt mir so vor als ob keiner mehr Lust auf die Band hat. Es werde zwar immer Gründe wie "die Arbeit ist im Moment so stressig, ich habe kaum mehr Freizeit" usw. genannt, doch jeder behauptet auch das er total Bock auf die Band hat und es kaum erwarte kann wenn es wieder richtig los geht. Es kommt mir aber so vor als ob dieser Zeitpunkt in weiter Ferne liegt und wohl nie erreicht wird.
Heute habe ich unseren einzigen Gig den wir dieses Jahr fix gehabt hätten abgesagt, da wir es wohl nicht schaffen werden bis in den Oktober das neue Set fertig geschrieben und eingeprobt zu haben.

Ich will die Band nicht aufgeben, sie gehört zu meinem Leben und ohne kann ich es mir schwer vorstellen. Andererseits fühle ich mich mit 23 aber irgendwie aber schon zu alt um das zu machen, was wir machen, was aber das einzige ist, was ich machen will. Ich kann mich kaum mehr dazu "überwinden" die Gitarre in die Hand zu nehmen, im Hinterkopf kommt es mir immer so vor als wäre es vergeudete Zeit, weil ohnehin keiner mehr Lust darauf hat.

Ich weiß einfach nicht weiter, sollen wir nochmal miteinander reden, was aber bisher nichts brachte. Einen Schlussstrich kann und will ich nicht ziehen, aber so macht es auch keinen Sinn.. Diese ganze Unsicherheit wirk sich natürlich auch auf mein Privatleben aus, da die Jungs aus der Band auch meine besten Freude sind und einfach alles zusammen hängt. Musik war immer ein großer Teil in meinem Leben, aber sie rückt immer mehr in den Hintergrund.

Vielleicht war jemand von euch schon einmal in einer ähnlichen Situation, was habt ihr gemacht, was denkt ihr soll ich machen. Irgendwelche Tipps, Ratschläge oder sonstiges?

(Sorry das der Text ab der zweiten Hälfte etwas konfus ist, ich kann alles nur schwer in Worte fassen und für das Quader.. hab den Text am Handy geschrieben und Autocorrect an gehabt)

- Thomas
 
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Gerade mit Anfang 20 ist es vermutlich besonders schwer, weil man sich vielleicht gerade im Berufseinstieg befindet, was zum eine Umstellung ist, wie z.B. geregelter Tagesablauf, Prioritäten etc., genauso wie für einige - für Dich ja auch - eine neue Lebensphase in Form von fester Partnerschaft beginnt. Einfach nur ne Freundin haben, ist was anderes, als wenn man plötzlich eine gemeinsame Wohnung hat. Auch hier kommen jetzt zusätzliche "Verpflichtungen", finanzielle Belastungen, aufgaben aber auch Krisen etc. dazu. Du musst plötzlich viel mehr Kompromisse eingehen, die sich auf alle Bereiche Deines Lebens auswirken. Möglicherweise befindet sich jedes Bandmitglied in einer anderen individuellen Situation. Solange alle noch zur Schule gingen und bei den Eltern wohnten, war das einfacher.
Oft hängt es auch davon ab, wie der Partner zu Hause zu Deinem Hobby steht, ob es toleriert wird, wenn Du Dich abends nach der Arbeit zu Hause mit Deiner Gitarre in die Ecke verziehst, um an neuen Songs zu feilen, ob Du überhaupt die Möglichkeit oder die Ruhe dazu hast.

Vielleicht solltet Ihr Euch einfach mal zusammensetzen und herausfinden, was Ihr überhaupt wollt, in welche Richtung es gehen soll, wie eure Ansprüche sind, um einen gemeinsamen Nenner zu finden. Seht Ihr die Musik und Band als Hobby, quasi Freizeitausgleich, oder soll es tatsächlich in Richtung Profi-Band weitergehen, wo auch alle bereit sind, die nötige Zeit bis hin zur Aufgabe des Jobs, in Kauf zu nehmen?
Soll es Hobby bleiben, dann muss auch der Stress und der Druck raus. Ich nutze Musik als Ausgleich zum Job und auch zur Familie, zum Abschalten, relaxen und Herunterkommen. Wenn es in meiner Band nur Stress und Unzufriedenheit gäbe, hätte dies genau den gegenteiligen Effekt. Ich würde mir ggf. sogar eine andere Band suchen, vielleicht sogar parallel zu der bestehenden, und wenn sich herausstellt, dass es mir dort besser gefällt, würde ich die erste auch fallen lassen.
 
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  • Gelöscht von dr_rollo
  • Grund: dreiste Eigenwerbung anstelle guter Tipps. Wenn du versuchen willst, ihn abzuwerben, schick ihm ne P
Danke für die ausführliche Antwort :)
Du konntest es mit weniger Worten besser auf den Punkt bringen als ich und ehrlich gesagt weiß ich gar nicht so recht was ich darauf antworten soll.

Von meiner Freundin erhalte ich jede erdenkliche Unterstützung, bei dem Thema ist sie wirklich sehr tolerant und es gibt keine Probleme. Man hat einfach weniger Zeit, alles spielt einfach zusammen. Das spielt sicher auch eine große Rolle.
Bezüglich der Band.. Wir haben uns zwar schon zusammen gesetzt und alles beredet, aber vermutlich vom falschen Gesichtspunkt aus gestartet. Die von dir aufgezählten Punkte werde ich auf jeden Fall ganz oben auf die Liste der zu klärenden Dinge setzten.

Vermutlich sehe ich alles viel zu ernst und muss wieder viel relaxter an die Sache gehen, vielleicht kommt dann der Spaß auch wieder!

Oft reichen wirklich ein paar Worte eines Außenstehenden um jemanden in die richtige Richtung zu bewegen. Danke!

Ich bin noch gerne für andere Meinungen und Erfahrungen offen!
 
Ich kann dir definitiv sagen dass es nicht nur dir so geht. Bei uns hat sich ähnliches abgespielt - Schule endet, Zivildienst, Berufsleben oder Studium beginnen, die Leben driften auseinander usw.
Wir haben unsere Band gegründet als wir gerade mal 11 waren und das hat dann sage und schreibe 10 Jahre gehalten. Dann haben wir uns zu unserem zehnten Jubiläum aufgelöst - in Freundschaft und mit hammergeilem Abschiedskonzert. Ich arbeite gerade daran eine neue Band zu gründen, wahrscheinlich mit meinem damaligen Gitarristen.
Das muss bei dir natürlich nicht so laufen. Aber selbst wenn, mach Musik für dich selbst. Wenn du dir denkst es wäre Zeitverschwendung zu üben weil andere Leute keine Lust mehr haben, denk daran dass du vor allem für dich selbst üben solltest - um dich und deine Fähigkeiten zu verbessern.
 
Gerhard Eichberger


Hiermit werde ich versuchen, mich zu verbessern.

Also...

Frag' doch mal die anderen Musiker, was sie motivieren würde. Viele Musiker wollen nicht herumproben, wenn gar kein Auftritt ansteht. Von daher empfehle ich Dir, den Auftritt im Oktober NICHT abzusagen. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, mehr als nur einen Auftritt im Jahr zu haben. Muß ja nichts Großes sein, vielleicht als Support wo eine Dreiviertelstunde.

Die Motivation der Musiker kann (je nach Person) recht unterschiedlich sein:
- Freundschaft mit den anderen Bandkollegen
- gemeinsames Entwickeln neuer Lieder
- Musik machen
- mit Auftritten Geld verdienen
- berühmt werden (= gut fürs eigene Ego)
- Group... pardon ... Freundinnen bekommen
- ins Fernsehen kommen
- Videoclips machen und auf YouTube stellen
- CD und/oder DVD herausbringen

Wenn man erst ein paar eigene Lieder hat, dann nimmt man halt ein paar Covers dazu (möglichst solche, die in Euer Konzept passen). Und man muß auch diese Lieder nicht originalgetreu spielen - spielt sie lieber in EUREM Stil.

Wenn die anderen Musiker aus Zeitmangel wenig machen können und Dir das zuwenig ist, kannst Du ja versuchen, zusätzlich noch in einer anderen Band zu spielen. Das heißt NICHT, daß Du die Band, in der Du derzeit bist, aufgeben sollst. Wenn beide Bands wenig Auftritte im Jahr haben, werden sie sich diesbezüglich schon nicht ins Gehege kommen.

Nunja, soweit also mal ein paar Gedanken.

Übrigens:
Wenn die Mitmusiker wenig Zeit haben, dann werden sie erst recht keine Zeit zu einem Bandgespräch haben. Dann wird eben hin- und hergemailt, wie das derzeit bei meiner Band der Fall ist.

Rollo, ich hoffe, dieses Posting von mir war jetzt besser.


Gerhard
 
Also ich habe ja schon ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel und will es mal mit den "Erfahrungen meines Lebens" versuchen zu erklären:

Zur Beruhigung (auch wenn es wohl nicht wirklich beruhigend ist) kann ich Dir sagen, daß das was Du grade durchmachst wohl völlig normal ist. Gerade in Deinem Alter und Deiner Situation ändert sich ja das komplette Leben. Die unbeschwerte Jugendzeit ist vorbei, der Ernst des Lebens beginnt und irgendwie verändern sich die Prioritäten, Freunde gehen, Freunde kommen, man versucht sich etwas Eigenes aufzubauen, irgendwie ist alles im Umbruch. Klingt jetzt verdammt sentimental, sorry dafür, ist aber wohl wirklich so.
Und genau diese Probleme hat wohl jeder in Deiner Band. Wenn Dir/Euch viel an der Band liegt, Ihr nicht nur miteinander Musik macht sondern auch privat sehr gut befreundet seid, dann setzt Euch nochmal zusammen und redet ausführlich darüber. Ich würde das nichtmal im Proberaum machen sondern vielleicht eher in gemütlicher Atmosphäre beim Grillen o.ä.
Oder, wenn Ihr es nicht schafft miteinander zu reden ohne Euch anzubrüllen und Euch gegenseitig Vorwürfe an den Kopf zu hauen dann macht es halt schriftlich. Ja, klingt lustig, kann aber wirklich ungemein hilfreich sein. Jeder schreibt auf, was ihm an der Band wichtig ist, wie er sich die Zukunft damit vorstellt, was er erreichen will, was ihn stört, was man verbessern könnte usw. Klare Worte. Dann kann jeder sehen ob man noch auf einer Wellenlänge liegt, ob man vielleicht doch eigentlich die gleichen Ansichten hat, sich im Gespräch aber grundsätzlich mißversteht oder aber ob man das Ding vielleicht doch einstampfen soll weil die Puzzleteile nicht mehr zusammenpassen.
Eventuell wäre auch eine Auszeit eine Möglichkeit, wobei das wiederum eine gefährliche Sache ist. Das verläuft sich dann meistens und kann auch nie wieder wirklich reaktiviert werden. Muß nicht, ist aber gerade in Eurer Altersgruppe nicht unwahrscheinlich.

Auch die Möglichkeit einer Zweitband, wie hier schon genannt wäre eine gute Option. Hat vor allem den Vorteil, daß Du aus dem alten Trott rauskommst und über kurz oder lang manche Dinge klarer siehst.
Ist nicht einfach und ich wünsch Dir da alles Gute und daß Du eine Lösung findest mit der Du gut leben kannst. Manchmal ergeben sich die Dinge auch von alleine.
 
Ich muss schon sagen Leute, wirklich hilfreiche Antworten die ich hier bekomme. Vielen, vielen Dank :)
Es ist wirklich interessant, dass ich nicht der erste in dieser Situation bin und da mir alle hier positiv berichten bin ich zuversichtlich eine Lösung für die Band und mich zu finden.

Wir haben in der Band schon einiges erreicht, eigentlich mehr als wir uns erwartet hätten .. viele Gigs gespielt, sogar mit einigen unserer Vorbildern aus Übersee, eine EP aufgenommen und viele interessante Leute kennen gelernt - Man muss sich einfach bewusst die positiven Ereignisse in Erinnerung rufen. Ich sehe die ganze Sache jetzt schon von einer anderen Seite.

In den nächsten Tagen werden wir sicher ein interessantes Gespräch in der Band führen, ich hoffe ich kann den Jungs dann alles auch so rüber bringen wie es gerade in meinem Kopf abgespielt wird.

Die Möglichkeit einer Zweitband fällt für mich aber auf jeden Fall flach. Ich habe noch einige andere Hobbys und meine ganze Freizeit verplanen, nein - es muss noch Zeit für anderes bleiben :p
 
Auf den Punkt gebracht aus der Sicht eines, bei dem alle Band-Mitglieder älter sind, zum Teil Familie haben und anstrengende Jobs: "Ist halt so". So lange man sich nicht in der Profi-Liga tummelt (=wir leben von der Musik und für sie ODER haben ein paar geldbringende Nebenjobs leben aber eigentlich für die Band), wird es immer Kompromisse geben und geben müssen.

Eine Band "nach der Schule / nach dem Studium" (wo man halt trotz gefühltem Stress eigentlich verdammt viel Freizeit hat) kann meiner Meinung nach nur funktionieren, wenn bei folgendne Themen grundsätzlich Einigkeit besteht:
- Ziele / Ambitionen der Band
- Musikstil und Songauswahl
- Proben- und Auftrittshäufigkeit
- Stellenwert des Hobbys Band/Musik im Leben jedes Einzelnen
- zwischenmenschliche Basis

Will sagen: Eine Band, die sich nur ein Mal im Monat einen Samstag lang trifft, Bier trinkt, ein paar Skynyrd-Covers spielt und ein Mal im Jahr beim Geburtstag vom Sepp einen Garten-Gig hat, kann wunderbar funktionieren - wenn sich alle einig sind. Eine Band, wo 2 Mal wöchentlich geprobt wird, wo alle täglich daheim zusätzlich die Stücke üben, die jedes WE 2 Mal auf einer Bühne steht ebenso - wenn sich alle einig sind.

Wenn nicht, dann muss man eben "sortieren" - entweder die gemeinsamen Ansprüche oder die Band-Mitglieder. Und es ist halt mal so - je knapper die Zeit wird, um so weniger Hobbys gibt es.
 
Da hast du Recht.

Wir haben und jetzt dazu entschlossen eine Pause zu machen, ob und wie es weiter geht steht somit in den Sternen .. :/

Danke für eure Hilfe!
 
Eine Pause muß ja nicht zwangsläufig das Ende sein. Und wenn doch ist ein Ende auch immer ein neuer Anfang ;). Mit ein bisschen Abstand betrachtet sieht man die Dinge auch anders, nüchterner, klarer, kann eher trennen was einem wichtig ist. Und vielleicht sagst Du ja in ein paar Jahren: "Hey, das war damals ne gute Entscheidung. Hätte ich da so halbherzig weitergewurstelt würde ich heute nicht mit dieser verdammt geilen neuen Band die Bühnen der Welt rocken" :D
 

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