Musikstudium oder doch Lehramt?

[Gast 2408]

Hallo Leute!
Ich(zehnte Klasse) plane nach dem Abi Musik zu studieren.
Ich habe vor in Nürnberg klassischen Gesang zu studieren und im 3.Semester Jazztrompete als Zweitfach anzufangen(spiele Trompete seit ich sieben bin, sehe mich aber nicht so gut, als dass ich es als Hauptfach belegen könnte). Nun plagen mich aber die Gedanken, da dieses Studium ja trotzdem recht unsicher ist da ich ja keine Garantie habe an ein Theater als klassischer Sänger angestellt zu werden oder in einer größeren Big Band als Trompeter, oder dass ich mit einer Gruppe berühmt werde, nicht vielleicht doch lieber Lehramt Musik/Englisch zu studieren. Nun zu meinen Fragen:
Kann man bei einem Lehramtsstudium beides(Trompete und Gesang) als Hauptfach belegen?
Wenn ja, wie vertieft studiert man diese dann(im Vergleich zum normalen Musikstudium)?
Kann man mit einem Lehramtsstudium an ein Theater etc. übernommen werden?
Wie sieht es mit der Freizeit bei beiden Studiengängen aus?
Was könnten Absicherungen nach ein Musikstudium sein? Eventuell eine Übernahme an ein Musikgymnasium? Und Reicht dafür der Bachelor aus?
Wo liegt bei einem Lehramtsstudium, musikgenremäßig gesehen, der Schwerpunkt(Klassik, Jazz)?
LG

 

[Das_Wesen]

Du solltest mal auf die Webseiten der Hochschulen gehen. Da steht nämlich alles.

1. Die Chancen als Musiker eine feste Stelle zu bekommen sind fast null.
2. im Prinzip kann man auf Lehramt alle Instrumente studieren. Denk auch an Klavier - ist für Schulmusik (Gymnasium) überall Pflichtfach und nicht ohne.
3. Die Instrumentalausbildung ist immer weniger als bei einem reinen Instrumentalstudium, aber wenn du gut bist, kannst du von einem guten Dozenten auch im Lehramtsstudium alles lernen.
4. Am Theater kannst du im Prinzip mit jeder Vorbildung arbeiten - sofern du gut bist. Nur: die haben nicht auf Dich gewartet. Hier am Theater hat lange ein reiner Autodidakt die Klavierbegleitung für das Balett gemacht. Aber der kann was...
5. Freizeit??? willst Du ein extravagantes Fach wie Musik studieren oder Party machen? Man kann auch DJ werden - da braucht man nur ne große Klappe und einen Plattenspieler.
6. Ein Bachelor reicht definitiv nicht für das Lehramt am Gym - für kein Lehramt.

Mir scheint ein wenig: du willst alles haben, aber nix dafür bezahlen. Das jibbet im Kapitalismus nicht. Wenn dir eine sichere Anstellung wichtig ist, mach Lehramt-Gym. Da hast du keine Geldsorgen und jede Menge Freizeit für die Musik und kannst dein Leben lang weiterlernen. Bei meinem Professor nehmen so manche ehemalige Lehramtsstudenden hinterher weiter Klavier-Unterricht.

 

[Gast 2408]

zu 1. Ich meinte eigentlich ob ich beides zusammen als Hauptfach belegen kann.
Und die restlichen Fragen wurden eigentlich sehr schön beantwortet, danke!

 

[Fastel]

Ich habe vor in Nürnberg klassischen Gesang zu studieren....

Ok cool, dann hast Du bereits Unterricht? Ich rate Dir jetzt schonmal zu einer Probestunde zu einem Hochschuldozenten zu gehen, mal vorzusingen und die Situation zu klären "2-3 Jahre Zeit - wie sind meine Chancen?"
Denn Gesangslehrer werden manchmal Betriebsblind für ihre (langjährigen) Schüler. In der Prüfungskommission sitzen dann 3-4 Leute, die dich noch nie gehört haben - also lass dir alles halbe Jahr mindestens mal von einem anderen Gesangslehrer (an ner Uni) sagen was er so denkt, wo du dran arbeiten musst. Find ich wichtig...

Die Fächerkombination im Lehramtsstudium ist egal. Du kannst Gesang und E-Bass studieren. Akkordeon und Schlagzeug. Wie oben gesagt: es ist extrem hilfreich gut Klavier spielen zu können. Dabei ist die Sache noch etwas wichtiger, dass Du spontan spielen kannst. Stichwort "Blattspiel". Du hast ja noch Zeit, aber es ist hilfreich, das von Anfang an immer mal zu üben.

Wenn ja, wie vertieft studiert man diese dann(im Vergleich zum normalen Musikstudium)?

Tja meiner Meinung nach tun sich da schon manchmal welten auf bei den klassischen Studiengängen. Lass es mich so sagen: Einer der Hauptfach klassisches Klavier auf Diplom/Bachelor studiert, von dem wird erwartet, dass er jeden tag 4 Stunden übt. Jemand der auf Lehramt studiert wird diese Zeit schlicht und ergreifend einfach nicht haben. Das liegt auch in der Natur der Sache: die künstlerische Ausbildung ist über Umwege auch darauf hin ausgerichtet, sich im Haifischbecken der Musiker konkurenzfähig zu halten. Die Schule hingegen braucht keinen perfekten Musiker sondern einen Pädagogen. Der Unterschied ist gewaltig und gute Musikpädagogen sind extrem wertvoll für die musikalische Kulturlandschaft Deutschland. Begeisterung fürs Fach vermitteln, das kann zukünftige Musikstars backen. Da musst Du Dir überlegen was Du willst. "Für Musik brennen" reicht als Motivation nicht mehr so aus finde ich. Wo willst Du hin damit? Willst Du Dich perfektionieren, besser sein als andere (ein vollkommen normaler/zuakzeptierender Anspruch) oder willst Du diese Flamme weiter geben.

Wer Musik auf Lehramt studiert hört ja übrigens auch nicht sofort auf mit dem üben oder mit seinen Bands. Vielleicht fällt es sogar eher den Berufsmusikern schwer privaten musikalischen Spaß und den Job gleichzeitig zu vereinbaren. Ich kenne Berufsmusiker, die haben keinen Bock in ihrer Freizeit auch noch Musik zu machen. Aber es gibt auch Leute die anders herum gepolt sind.

Ansonsten wirst Du nur als "voller" Musikstudierender im Studium regelmäßig die Chance auf schöne Projekte haben. Zum Beispiel wenn ein Musik-Theaterstück mit Orchester aufgeführt wird. Dann werden die die Hauptrolle nicht mit einem Schulmusikstudierenden besetzen... nein definitiv nicht. Das ist dann auch egal wie gut Du bist. In der Studentenszene ist das dann anders, da werden eigene Projekte erbrütet und man kann sich da auch richtig austoben wenn man Schumu studiert. Spaß machts allemal, aber die Zielsetzung ist wie gesagt eben schon eine andere...

Kann man mit einem Lehramtsstudium an ein Theater etc. übernommen werden?

Solange Du ein Vorsingen hinbekommst ist alles offen. Da spielt neben dem Vorsingen auch der menschliche Faktor eine nicht zu unterschätzende Rolle. Die Leute, da suchen nicht selten lieber einen "kollegen" als einen reinen angestellten. Man kann sich im Studium vielleicht schon spezialisieren, Kontakte aufbauen. Wer da nicht schläft, hat gute Chancen auf gute Chancen

Wie sieht es mit der Freizeit bei beiden Studiengängen aus?

Kommt drauf an welche musikalischen Eigenschaften bei Dir wie gut ausgeprägt sind. Grade für Instrumentalisten gilt wer gut Lesen kann, kann länger in der Kneipe bleiben
Das gilt auch für leute die sich schnell Sachen merken können. Wenn Du in kurzer Zeit Dir etwas drauf schaffen musst, dann hängt dein Freizeitfaktor davon ab wie lange Du brauchst um etwas neues zu lernen.
In Popmusikstudiengängen kann es heißen: "Übermorgen spielen wir die folgenden 3 Songs - hier die Noten, bitte vorbereiten"
Wer gut lesen kann spielt das 1 mal durch sagt: "ok läuft" und geht in die Kneipe. Wer schlecht lesen kann hat Samstag/Sonntag zu tun damit das drin ist. Verstehste?

Wo liegt bei einem Lehramtsstudium, musikgenremäßig gesehen, der Schwerpunkt(Klassik, Jazz)?

Meistens Klassik. Da musst Du dann nachfragen. Grade im Fach "Gitarre" kann man ja alles machen und letztlich kenne ich das so, dass die Hochschule den Wünschen der Studierenden nachgeht ... wenn sie das kann. Wenn es in Nürnberg keinen Jazzmusikstudiengang gibt, dann gibts vielleicht einfach keine Lehrkraft für Jazztrompete...


So ich hab Dir n bisschen was erzählt, von dem ich hoffe, dass es Dir weiter hilft.

 

[Fastel]

Hallo Wesen,
da Du neu bist rate ich Dir gleich einfach mal einen seichteren Ton bei Kritik. Dann hast Du bessere Chancen darauf, dass reagiert wird.

Dass Klavier Pflicht ist, ist klar. Ich bin davon ausgegangen, dass der Threadersteller das weiß. Hilfreich ist es sich diesbezüglich gut vorzubereiten, denn es wird gerne unterschätzt.

Was ist so schlimm an dem Wort "Uni". Ist doch voll Hip. Yo das sagen die coolen Leute! Oder wollen wir jetzt immer "Fachhochschule mit künstlerischem Studienprofil" sagen? Sorry for slang

Und Grundschullehramt ist Pillepalle? Naja ich finde nicht, dass Du nun so geeignet dazu bist, hier Empfehlungen bezüglich Lehramtsstudium zu geben.
Respekt vor anderen Musiker, Respekt vor Lehrenden und so...

 

[Das_Wesen]

zu 1. Ich meinte eigentlich ob ich beides zusammen als Hauptfach belegen kann.

Nein. Man hat ein Haupt- und ein Nebenfach. Bei Grundschule udgl. oft nur ein Instrument. Zusätzlich ist bei Schulmusik Stimmbildung vorgesehen, sodaß Du bis zu zwei Instrumente plus etwas Gesang hast (oder Gesang als reguläres Fach) - eines ist immer Klavier. Zwei Instrumente kannst Du an der MuHo als ganz normale Hauptfächer studieren. D.h. aber auch Aufnahmeprüfung auf entsprechendem Niveau in beiden Fächern. Das wirst du neben einem Lehramtsstudium mit der Überei kaum schaffen. Manche schließen nach dem Schulmusikstudium ein Instrumentalstudium an. M.E. ein guter Weg, weil das Berufliche schonmal gesichert ist und vor Allem auch eine gewisse Breite in der Ausbildung. Die kommt im Instrumentalstudium mitunter zu kurz, weil da echte Vorspielkids dressiert werden. So mancher Virtuose hat von Theorie/Tonsatz und Gehörbildung null Ahnung und im Studium nur die notwendigsten Leistungsnachweise in diesen Fächern gemacht. Leider wird ihnen manchmal auch von ihren Instrumentalprofs gesagt, daß alles Andere als das Instrument zu üben überflüssig sei.

 

[Gast 2408]

Danke Fasten für die ausführlich Antwort!
Ich hatte sowieso vor, sobald bei entsprechenden Hochschulen "Tag der offenen Tür" ist mal mich genauer zum Thema informieren, eventuell auch Vorsingen.
Dass man Klavier braucht, war mir klar. Ich meinte ja eigentlich, ob, in meinem Fall Trompete und Gesang, gleichermaßen vertieft dann studiert wird.

 

[Fastel]

Kein Ding. Was "Das Wesen" sagt ist allerdings auch richtig und in dem folgenden Punk genauer als ich es formuliert habe:
Kombinieren kannst Du alles was angeboten wird, aber es gibt in der Tat immer ein Hauptfach und dann Nebenfächer meines Wissens nach. Also Gesang und Trompete geht in Kombi wobei eines davon eben als Hauptfach sein muss.
Lehramtsstudierende haben aber immer Gesang im Nebenfach wie auch Klavier, sofern sie es nicht als Hauptfach belegen.

Um deinen letzten Satz aufzugreifen... vertiefen kannst Du wie Du möchtest. Es kommt viel mehr darauf an wieviel Du übst und wie gut Dein Dozent (für Dich) ist. Im Nebenfach hast Du allerdings etwas weniger Unterrichtszeit, was auch eine Rolle spielen kann aber nicht muss

 

[Gast 2408]

Hmm. Okay, muss ich mich in der kürzeren Zeit eben reinhängen.
Wegen einem am Lehramt angeschlossenen Musikstudiums. Weiß jemand ob man das neben der Tätigkeit als Lehrer machen kann? Ansonsten würde es ja elf Jahre dauern, bis ich erstmal mit Studium fertig bin, was auch nicht so schlimm wäre, wäre dann halt erst mit 29, zum Beispiel richtiger Lehrer und zum Referendariat wären ja auch nochmal 4 Jahre vergangen.

 

[Jazzman91]

Super dass du dich so früh über dein mögliches Studium informierst. Die wesentlichen Dinge zum Thema Lehramtsstudium sind zwar gesagt; als Lehramtsstudent würde ich trotzdem gerne einige Dinge klarstellen:

Es gibt von Bundesland zu Bundesland und teilweise sogar an den Unis der einzelnen Bundesländer Unterschiede bzgl der Vorgaben, welche Instrumente kombiniert werden können. Meistens ist es so: Du studierst zwei Instrumente, davon eines Klavier (bei Grundschule oft: Akkordinstrument). Wenn keines davon Gesang ist gibt es meistens noch Stimmbildungsunterricht. Deine Instrumentenkombination mit Trompete und Gesang könntest du also an den meisten Universitäten nur so lösen: Hauptinstrument Trompete, Nebeninstrument Klavier, Stimmbildung weil kein Gesang. An der Stelle Vorsicht: An meiner Uni bedeutet Stimmbildung eine halbe Semesterwochenstunde (22,5 Minuten) Gesangsunterricht für zwei Semester... das würde dich wahrscheinlich nicht zufriedenstellen.

Mein Tipp: Man kann bei den meisten Unis auf deren Internetseiten sehen, welche Instrumentenkombinationen möglich sind. Meist findest du auch Modulpläne (das ist sowas wie ein Bausatz für deinen Stundenplan), aus denen du erkennen kannst, in welchem Umfang du die Instrumente studieren wirst. Guck dir doch mal an, was an den Unis, die für dich evtl. in Frage kommen angeboten wird.

Klar sein sollte dir aber auch: zum Lehramt gehört wesentlich mehr, als das Spielen von Instrumenten. Das gilt zwar auch für ein Fachstudium, doch sollte dir - auch für deine spätere Arbeit - bewusst sein, dass du dich zu einer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen entschließt. Wenn dir das nicht liegt und du Lehramt nur studierst um mit der Musik sicheres Geld zu verdienen wirst du (und auch deine Schüler) später nicht glücklich.

 

[Das_Wesen]

Ich meine, daß du viel zu viel vorausplanen willst. Vielleicht willst Du als Lehrer auch gar nicht mehr studieren. Vielleicht reicht weiterer Unterricht bei einem entsprechend fähigen Instrumental-Lehrer/Prof. Die Nebenfächer hast Du doch alle aus dem Lehramtsstudium. Sowas kann man sich für ein weiteres Studium z.B. auch anrechnen lassen. Hängt aber immmer auch von der Hochschule ab.

 

[Gast 2408]

Das kann durchaus sein, nur ich bin der Meinung, dass es nicht schlecht wäre, wenn ich mir schonmal ein paar Gedanken mache.