Muss Kunst schön sein?

  • Ersteller LordAbstellhaken
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Genau...... "Jeder ist ein Küntsler" - Joseph Beuys :D
 
Günter Sch.;4119475 schrieb:
Man ging ins konzert, um schöne musik , in die oper, um schöne stimmen und melodien zu hören, an "neu-töner" wie Berlioz, Liszt, Wagner und Strauss gewöhnte man sich oder auch nicht, dann es gab ja noch Brahms, Verdi und andere, außerdem das schier unerschöpfliche réservoire der "klassiker" im engeren sinne.

Das ist mir auch ein wichtiger Aspekt, den ich angesprochen hatte.
Man muss es auch im Kontext der Zeit sehen.
Berlioz mit seinen riesigen Orchestern und Liszt mit seiner gewagten Harmonik, oder Wagner mit seinem Tristanakkord.
All das ist ja heute weitgehend etabliert.
Zugegeben, es gibt immer noch Leute, die hören selbst manches davon als "neu-tönerisch", aber trotzdem:
Was damals zum Skandal verkam, oder einfach aufsehen erregte, ist heute längst etabliert.
Wer es schafft das ganze im Kontext der Zeit zu betrachten, der kann vielleicht auch einsehen, was es für einen Komponisten heute heißt, der "unschöne" Musik macht.
Denn die freie Tonalität ist genauso eine Weiterentwicklung, wie das Dur/Moll System sich von den Kirchentonarten weiterentwickelt hat (Modal zu tonal), mal abgesehen davon, dass sich auch schon Liszt, Wagner und Strauß in die erweiterte Tonalität begeben haben.
Und bei dem Stilpluralismus heutzutage kann man sowieso nicht pauschal von "Atonal" oder "Freitonal" reden.
Wichtig ist, dass man einsieht, dass sich die "Schönheit" in all ihren Facetten und Geschmacksrichtungen ja auch über die Jahrhunderte verändert hat und das ist auch gut so.

Genau...... "Jeder ist ein Küntsler" - Joseph Beuys

Jeder hat das Potenzial dazu, weswegen ich auch desöfteren Leute dazu ermutige, mit ihren künstlerischen Ergüßen weiterzumachen.
 
Wer es schafft das ganze im Kontext der Zeit zu betrachten, der kann vielleicht auch einsehen, was es für einen Komponisten heute heißt, der "unschöne" Musik macht.
Denn die freie Tonalität ist genauso eine Weiterentwicklung, wie das Dur/Moll System sich von den Kirchentonarten weiterentwickelt hat (Modal zu tonal)...

Da stimme ich absolut zu und ich will noch einen anderen Aspekt in die Diskussion bringen:

Der Funktionswandel der Musik und die Veränderungen der Musikrezeption:
War es im MA noch die mächtige Kirche, die Musik in den Dienst der Liturgie stellte und damit ihre Funktion festlegte, so wurde in den Zeiten des Absolutismus die Musik profaner, die Adeligen, Fürsten und Könige holten diese Kunst an ihre Höfe und Residenzen, nahmen mehr oder weniger Einfluss auf die Kompositionen und bezahlten ihre Hofkomponisten, die ihre Aufträge zu erfüllen hatten. Beethoven ist das wohl erste Beispiel eines unabhängigen Komponisten, der sich gegen viele Widerstände durchsetzen musste, um seine Musik frei komponieren zu können(welch gewaltigen Dienst hat er damit den nachfolgenden Musikern erwiesen). Mit dem 19.Jahrhundert bemächtigt sich das Bürgertum der "schönen" Künste und der Musik, sie ist nun nicht mehr allein dem Adel vorbehalten. Das Klavier als Instrument zieht in die bürgerlichen Häuser ein und die Hausmusik wird "geboren".
Aber immerhin noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts erreicht klassische Musik nur einen geringen Teil der Bevölkerung, eben jene, die selber Musik ausübten oder die Konzertbesucher. Man darf wohl annehmen, dass eine gewisse Sachkundigkeit über Musik bei dieser Klientel vorhanden war.
Nun kommt es auf Grund der rasanten technischen Entwicklung von Tonträgern und Medien zu völlig neuen Möglichkeiten. Musik erreicht die große Masse der Menschen, überall auf der Welt , und es gibt zudem dieses riesige, unübersichtliche Angebot diverser Musikgattungen.
Nun kann man aus dem Vollen schöpfen, sich bedienen, wie man möchte. Der Einfluss der Kirche und des Adels auf die Musik und wie sie sich anzuhören hat, ist verschwunden.
Medien und Plattenfirmen haben zwar einen großen Einfluss auf Trends und Modeentwicklungen, aber verbieten kann man nicht mehr. Jetzt habe ich die Qual der Wahl, aus diesem überreichen Angebot das für mich Richtige und Wichtige herauszufinden.
Das braucht nicht nur sehr viel Zeit, sondern auch durch Beschäftigung mit dem Gegenstand erworbene Bildung, die mich durch diesen Dschungel leiten kann.

Die Menschen haben seit jeher über Musik reflektiert, Musik als etwas wahrgenommen, was sie neugierig macht, interessiert, anspricht und oft genug emotional bewegt.

Das Schlimmste, was dieser wunderbaren "Kunst" widerfahren kann, ist, dass man sich ihrer bedient wie einem Wegwerfartikel.
 
Das Schlimmste, was dieser wunderbaren "Kunst" widerfahren kann, ist, dass man sich ihrer bedient wie einem Wegwerfartikel.

Und das ist für mich die "hässliche" Kunst.
Leider, leider ist das nun mal der Fall seit MTViva und vermutlich auch schon davor.
Wer hört noch regelmäßig sein erstes Britney Spears Album, wen interessieren wirklich noch die No Angels?
Wenn diverse Bands und Acts ausgedient haben, würfelt man das altbekannte neu zusammen und erschafft ein weiteres Einwegalbum.

Das führt aber schon wieder ein wenig weg von der eigentlichen Diskussion, trotzdem bietet das auch wieder genug Stoff für weitere Diskussionen.
 
Das Schlimmste, was dieser wunderbaren "Kunst" widerfahren kann, ist, dass man sich ihrer bedient wie einem Wegwerfartikel.

Was in sich geschlossen seit der Moderne auch eine Kunstform sein kann.;)
 
Eine industrialisierungswelle hatte das 19.jh. erfasst, nach Deutschland floss nach dem gewonnenen krieg französisches geld, Berlin schmückte sich mit museen und dom, gründerjahre und wilhelminisches aufrüsten veränderten das land. Volksmusik zog sich in einsame täler zurück, hausmusik wurde mechanisiert, musikverlage vertrieben leicht absetzbare ware, der tanz unter der dorflinde wich großstädtischem "schwoof", eine flut von tonal zurechtgezimmerter musik, 8taktig/periodisch mit weit voraussehbaren harmoniewechseln und hm-ta-ta und umpa-umpa ergoss sich: marsch, walzer, polka, mazurka, galopp, unzählige "charakterstücke" und "intermezzi" erklangen in caféhäusern, vergnügungs-etablissements, vorstadtbühnen und auf den grammophonen daheim. Da war in Rixdorf musike, der käse wurde zum bahnhof gerollt und die heinzelmännchen zogen zeitgemäß/militaristisch zur wachtparade auf. Von ferne wetterleuchtete schon Afro-Amerika.
In diesen chor von trivialmusik wollten sich ernsthaft bemühende komponisten um die jahrhundertwende nicht einstimmen und suchten nach neuen möglichkeiten. wobei sie das risiko eingingen, als "kakophonisten" beschimpft zu werden. Die "Neue Wiener Schule" um Schönberg ging ganz neue wege, andere suchten ihr heil an den grenzen der tonalität, der ganztonleiter, musik wurde zum experimentierfeld. Und das ist es bis heute geblieben, eine großflächige änderung liebgewordener hörgewohnheiten fand im "harmonischen" nicht statt, "neue musik" blieb experimentalmusik, der wenige ihr ohr leihen, und nur wenige werke wurden zum répertoirestück des noch bestehenden musikbetriebes. Eine allgemein verbindliche neue tonsprache wie die traditionelle, die ja auch mal neu war, hat sich nicht etabliert.
Über die verschiedenen funktionen von musik, ihre aufspaltung, formen der darbietung, des "konsums" und der rezeption wird noch zu reden sein, Effjott hats schon getan.
 
Zuletzt bearbeitet:
Günter Sch.;4121691 schrieb:
In diesen chor von trivialmusik wollten sich ernsthaft bemühende komponisten um die jahrhundertwende nicht einstimmen und suchten nach neuen möglichkeiten. wobei sie das risiko eingingen, als "kakophonisten" beschimpft zu werden. Die "Neue Wiener Schule" um Schönberg ging ganz neue wege, andere suchten ihr heil an den grenzen der tonalität, der ganztonleiter, musik wurde zum experimentierfeld. Und das ist es bis heute geblieben, eine großflächige änderung liebgewordener hörgewohnheiten fand im "harmonischen" nicht statt, "neue musik" blieb experimentalmusik, der wenige ihr ohr leihen, und nur wenige werke wurden zum répertoirestück des noch bestehenden musikbetriebes.
Über die verschiedenen funktionen von musik, ihre aufspaltung, formen der darbietung, des "konsums" und der rezeption wird noch zu reden sein...

Wobei man in diesem Zusammenhang auch der Frage nachgehen könnte, wo denn die Grenzen zwischen "Kunst" und "Kitsch" verlaufen.
Wo hört Kunst auf, wo beginnt Kitsch? Kann Kitsch "schön" sein in dem Sinne, wie man sich hier diesem Begriff angenähert hat?
Ist das alles wirklich rein subjektiv oder gibt es sowas wie objektive Kriterien?
Kann eine kunstvolle Komposition allein durch ihre Rezeption zu Kitsch werden?
Fragen ohne Ende...
 
Wobei man in diesem Zusammenhang auch der Frage nachgehen könnte, wo denn die Grenzen zwischen "Kunst" und "Kitsch" verlaufen.
Wo hört Kunst auf, wo beginnt Kitsch? Kann Kitsch "schön" sein in dem Sinne, wie man sich hier diesem Begriff angenähert hat?
Ist das alles wirklich rein subjektiv oder gibt es sowas wie objektive Kriterien?
Kann eine kunstvolle Komposition allein durch ihre Rezeption zu Kitsch werden?
Fragen ohne Ende...

Hier müsste man wieder ewig diskutieren, was Kitsch überhaupt ist, auch wenn Wikipedia da schon viel für tut.

Ich kann "Kitsch" nicht ausstehen. Jeder singt heutzutage über Liebe, über Trauer, über Tod.
Gut, das sind zentrale Themen, aber die Art und Weise, wie das gemacht wird und von welchem Blickwinkel kann einem schon die Nerven rauben.
Und die einfältig, naiven unter den Filmkomponisten untermalen die Liebe und Trauer mit heulenden Streichern, die Wut mit brodelndem Blech und alles verkommt zum Cliché.

Es gibt wenige Komponisten, die mit Kitsch umgehen können.
Bernsteins Westside Story ist für mich ein großartiges Machwerk.
Teilweise hart an der Kitschgrenze, dafür ist aber gerade dieser Kitsch handwerklich wunderbar komponiert.
Auf der anderne Seite haben wir das seichte Gedudel von Sir(!) Andrew Lloyd Webber, der jedes cliché des Musicals bedient und dabei handwerklich Welten von Bernstein entfernt ist.
Bei einer Rockoper wie Jesus Christ Superstar, bekam man auch was draufstand, aber "Phantom der Oper" ist für mich viel zu kitschig, ganz zu schweigen von den handwerklichen Schwächen.
Rückung statt Modulation, überall (auch in JCS), die schwache Orchestration, etc.

Aber ich glaube dennoch, über Kitsch zu diskutieren bringt einen da nicht viel weiter.
 
^ Wobei es aber spätestens seit der Postmoderne durchaus bewusst eingesetzten "Kitsch" gibt, welcher genau mit Elementen wie "Zu schön, um wahr zu sein" spielt, zum Beispiel als eine Art ironische Perspektive auf das "objektivistische" Fortschritts- und Wahrheitsstreben der Moderne. Gerade in der bildenden Kunst gibt es viele Ansätze, welche Aspekte wie das "Dekorative", den "Kommerz", das "Unechte" ins Zentrum stellen und gerade damit vielleicht wichtige Fragen zu unseren Ansichten zu Ästhetik, Moral, und Kunst im Allgemeinen eröffnen. Aber das gibt es natürlich auch in der Musik, wenn auch oft nicht ganz so plakativ wie in den bildenden Künsten möglich.

Da gibt es Geigen, welche mit absurdem Vibrato und Portamento romantischst schmachten. Unmittelbare, strahlende Dur-Kadenzen in der atonalsten Musik. So köstliche harmonische Folgen wie As-Dur/B-Dur/C-Dur. Mit Ornamenten vollgestopfte Melodielinien. Oder Stücke, welche bewusst auf einer Sammlung von musikalischen Clichés basieren, und seien dies die Clichés der "Neuen Musik".

Ein intelligentes Spielen mit "Kitsch" finde ich etwas wunderbares - es ist allerdings schwierig nicht in eine von zwei Richtungen abzudriften: Einerseits, sich dem "Kitsch" ganz unhinterfragt hinzugeben und sich der bedienten Clichés nicht bewusst zu sein. Andererseits, das "kritische Zur-Schau-Stellen von Kitsch" zur Masche werden zu lassen, im Sinne von "Seht mal her was ich da wage!" - ohne sich bewusst zu sein, dass dies keineswegs eine neue Entdeckung ist, sondern bereits lange "abgehandelt" ist.

Dem Hören von älterer "kitschiger" Musik stehe ich sehr zwiespältig gegenüber. Es gibt Musik welche ich als überaus kitschig empfinde und trotzdem sehr gerne höre (alte Operetten, Strauß-Walzer, etc.), während ich einige andere Musik als auf eine kaum ertragbare Weise kitschig empfinde (wie viele Musik von Tschaikowsky, Bizet, u.A.). Vielleicht kommt dies daher, dass die erste Art von Musik sich klar als "Unterhaltungsmusik" gibt, wo für mich eine gewisse Form von Kitsch absolut legitim ist, welchen ich hier richtig geniessen kann; während die zweite Art von Musik einen höheren "Kunstanspruch" für sich erhebt, bei welchem ich weniger bereit bin, den Gebrauch musikalischer Clichés zum Zweck einer bestimmten Publikumswirkung zu akzeptieren.

Es ist mir aber klar, dass diese Grenze absolut willkürlich von mir gezogen ist. Natürlich widersprechen sich "Kunstanspruch" und "Unterhaltungsanspruch" nicht fundamental und sind vielleicht beide in jeder Musik zum Teil vorhanden. Aber ich habe halt meine persönliche (sicher auch vorurteilsbelastete) Grenze, bei welcher ich eine solche Unterscheidung unbewusst ansetzte (während ich hier bewusst sicher keine Qualitätsbewertungen anbringen möchte).
 
Probanden zogen aus einer reihe von fotos mit gesichtern die vor, bei denen mehrere übereinander kopiert waren. Sie fanden einen so nicht existierenden typ schöner als einzelne, reale individuen.
Das lässt sich freilich nicht aufs akustische übertragen, ein halbes dutzend "schöner stellen" wäre nicht "schöner", erklängen sie gleichzeitig.
Was ist schön für das ohr? Der einzelne wohlklang, eine tonreihe in hrem zeitlichen ablauf, rhythmische bildungen, gar alles zusammen ?
Der Otto-normal-hörer liebt "melodien", aber so richtig geht die post ab ab, wenn der beat einsetzt. Da gab es den schlager "Butterfly", die vorstrophe säuselte so dahin (bis zum überdruss beliebtes verfahrent, etwa bei Konstantin Wecker), dann setzte der kehrreim ein mit bum-trara, und aller augen leuchteten. Wenn er dann einen halben ton höher wiederholt wird, steigt die spannung, kennt das vergnügen keine grenzen mehr: das ist schön! Nicht für den, der die machart durchschaut. Die kastratenstimme von Rudi Schuricke schmeichelte sich in die herzen der frauen, auch hohe tenortöne zeigen beinahe physiologische wirkung, was gewiss als erregend/angenehm/schön empfunden wird. Rummelplätze machen davon gebrauch mit karussell und achterbahn. Männlein und weiblein reagieren verschieden, ebenso altersgruppen, eine boy-group mit juvenilem brunftgeschrei und sex-symbolik wird alte herren nicht zum kreischen bringen, und 13jährige mädchen werden sich kaum an Goethes "Marienbader elegie", seiner alterslyrik erbauen. Da liegen welten dazwischen.
Niezsche unterschied das edle apollinische und das triebhafte dionysische, ich sehe eher eine synthese, sind triebe nicht edel und edles nicht triebhaft ? Was ist überhaupt "edel"? Aristokratisch, wohlgeboren, wohlgeraten, formal schön, bei pferden würde man sagen: zur zucht geeignet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da fällt mir noch ein Zitat einer Kunstprofessorin ein:
"Zur Schönheit fehlte ihr nur noch der Makel."

Zu glatt ist mir langweilig. Schön kann auch schön nichtssagend sein.

Grüße
Roland
 
Flüssigkeiten nehmen die form des gefäßes an, in das man sie gießt. Sonst zerrinnen sie, wenn nicht der seltene fall eintritt: "schöpft des dichters reine hand, wasser wird sich ballen!" , nämlich zur schimmernden kristallkugel, die das weib des brahmanen in den händen tragen konnte, bevor sie einen vorüberfliegenden gott sah und dabei "unreine" gedanken hatte. Was diffus ist, widerstrebt dem korsett einer definition, argumente sind dann die bereitgehaltenen gefäße. In einer politikerrunde haben alle recht, das jeweilige sujet nimmt in den parteieigenen gefäßen die gewünschten, aber sehr verschiedenen formen an.

Ist ein einzelner wohlklang kunst? Er mag an sich schön sein, aber erst im zusammenhang mit anderen wird er zum "werk", was noch nicht ein "kunstwerk" sein muss. Ein ziegelstein mag eine schöne oberfläche haben, ein gebäude wird er durch das zusammenwirken mit vielen anderen. Das ergebnis kann ein unschöner kasten sein, ungegliedert und langweilig. Aber die ziegelbauten in Nordfrankreich und Flandern zeigen diese kleinen bausteine in phantasievollen mustern versetzt, man spürt "des dichters reine hand" und betrachtet die fassaden mit wohlgefallen. Die baumeister des Freiburger Münsters wählten zwei verschiedene sandsteine, rötlich und gelblich, um dem auge lebendige flächen zu bieten, von zieraten und skulpturenschmuck ganz abgesehen.

Klang reiht sich an klang, die abfolge kunstvoll anzuordnen, einer idee folgend mit gegenstimmen, modulationen, kontrasten, varianten, wiederholungen wie überraschungen aller art zu bereichern, setzt ein komponist sein handwerkliches können ein. Gelingt es ihm gar, seinem werk eine seele einzuhauchen, hat er ein kunstwerk geschaffen. Wobei "seele" jenes undefinierbare bezeichnet, was organisch gewachsenes, lebendes von totem regelkram unterscheidet. Dann klingt musik nicht "wie eine tönerne schelle", sie wird aus der hand des nachschaffenden im ohr des aufgeschlossenen hörers zum kunsterlebnis.
Ein weiter weg!
 
Zuletzt bearbeitet:
. Schön kann auch schön nichtssagend sein.
Glatte schönheit lächelt uns von jeder titelseite an, und sie erklingt auch oft genug. Ich habe einen bestimmten komponisten im ohr, dessen "eitel wohlklang" mir wenig sagt, von einigen charakteristischen werken abgesehen. Höre ich solch schöne musik, die ich nicht kenne, weil sie sich mir nicht einprägt, sage ich immer "Das kann nur von NN sein".
Man kann musik auch interpretatorisch verniedlichen und glätten oder durch überzogene tempi über schönheiten und abgründe hinweghüpfen. Das ist geradezu ein merkmal unserer zeit.
Man reist auch heutzutage weniger, um die gegend zu besehen, sondern ein paar minuten früher anzukommen und nimmt dafür perspektivische verschiebungen, böschungen, tunnel und lärmschutz in kauf. Die vorgehaltene zeitung entschädigt für den verlust an natur.
 
Günter Sch.;4126985 schrieb:
Klang reiht sich an klang, die abfolge kunstvoll anzuordnen, einer idee folgend mit gegenstimmen, modulationen, kontrasten, varianten, wiederholungen wie überraschungen aller art zu bereichern, setzt ein komponist sein handwerkliches können ein. Gelingt es ihm gar, seinem werk eine seele einzuhauchen, hat er ein kunstwerk geschaffen. Wobei "seele" jenes undefinierbare bezeichnet, was organisch gewachsenes, lebendes von totem regelkram unterscheidet. Dann klingt musik nicht "wie eine tönerne schelle", sie wird aus der hand des nachschaffenden im ohr des aufgeschlossenen hörers zum kunsterlebnis.
Ein weiter weg!

Können wir also überspitzt sagen, Komponisten versuchen Götter im klassischen Sinne zu sein?
Sie schaffen die Hülle und versuchen ihr Leben einzuhauchen?
Manche schaffen dies, manche nicht und manche bekommen nicht mal eine gute Hülle hin.
Ich finde den Vergleich in dem Fall ziemlich angebracht, weil zwischen der "Seele" eines guten Kunstwerks und der "Seele" eines Menschen vielleicht gar nicht so viele Unterschiede sind.
Wenn man davon ausgeht, dass beides eigenständige "Werke" sind.

Glatte schönheit lächelt uns von jeder titelseite an, und sie erklingt auch oft genug. Ich habe einen bestimmten komponisten im ohr, dessen "eitel wohlklang" mir wenig sagt, von einigen charakteristischen werken abgesehen. Höre ich solch schöne musik, die ich nicht kenne, weil sie sich mir nicht einprägt, sage ich immer "Das kann nur von NN sein".

Ok, vielleicht steh ich grad auf der Leitung, aber welchen Komponisten meinst du? Notfalls per PN.
 
Glatte schönheit lächelt uns von jeder titelseite an, und sie erklingt auch oft genug. Ich habe einen bestimmten komponisten im ohr, dessen "eitel wohlklang" mir wenig sagt, von einigen charakteristischen werken abgesehen. Höre ich solch schöne musik, die ich nicht kenne, weil sie sich mir nicht einprägt, sage ich immer "Das kann nur von NN sein".

Ich weiss nicht, wen Günter meint.

Bei mir wäre es Mozart.
Das Mozart-Jahr war hart für mich.

Grüße
Roland


PS:
"Glatte schönheit lächelt uns von jeder titelseite an" ... da habe ich mal ein sehr schöne(!) Dokumentation gesehen. Es ging um das Titelfoto einer Modezeitschrift. Da hat man
- erst ein Model einer Modelagentur ausgesucht
- stundenlang (4? 6?) geschminkt und dann weitere zwei Stunden Fotos geschossen
- am nächsten tag noch 8h mit Photoshop nachgearbeitet ("ja, die Nase an dieser Stelle ist *etwas* zu breit, der Schattenwurf dort ...")
für *ein* Titelfoto.
Und das nehmen sich dann weibliche Jugendliche diese Bild als Vorbild. Mehr Kunstprodukt als alles andere.
Überflüssig zu erwähnen, dass die abgebildete Schönheit ... hm ... äusserst langweilig war. Kann mich gerade mal an die Hautfarbe erinnern, aber auch nicht so richtig.
 
Ich mag auch längst nicht alles von Mozart, aber wenn du mal meinem Theorielehrer ne Stunde über Mozarts Klarinettenquintett zugehört hast, teilst du die Euphorie über manche seiner Werke. :D

Bei Mozart muss man manchmal genauer hinschaun, um über die vermeintliche Einfachheit und den "Kitsch" hindurchzusehen, das klappt allerdings nicht immer.

Aber seine letzten beiden Sinfonien und das Requiem, sowie das erwähnte Klarinettenquintett, da würd ich meine Hand für ins Feuer halten.
 
Vielleicht nicht götter, aber "schöpfer". Andere nennen das "inspiration", aber da bewegen wir uns in "mysterien". Beethoven meinte das mit "göttlichem funken" oder "wenn der geist über mich kommt" oder schlicht "von herzen - -".
Vor Mozart habe ich größte hochachtung, seine musik ist nie "nur" schön.
 
Günter Sch.;4128077 schrieb:
Vor Mozart habe ich größte hochachtung, seine musik ist nie "nur" schön.

Das hat mir mein Theorielehrer beigebracht, diesen Respekt für sein Werk, die Hochachtung für sein Genie.
Als Theoretiker fängt man irgendwann an in den kleinsten Details die genialsten Ideen zu finden.
Und gerade bei Mozart gibt es soviel zu entdecken.
Er hält die Spannung mit diesen genialen formellen "Kunstgriffen", oder einfach nur mal der Aufbau seiner Melodien, der geschickte verwobene Kontrapunkt in dem sonst so galanten, eleganten Stil...
Zwar finde ich ihn manchmal zu, naja, "fröhlich" und vermisse ab und zu etwas Tiefgang, aber Mozart war, ist und bleibt genial.
 
P
  • Gelöscht von Gast 23432
  • Grund: Der Witze-Thread ist anderswo ;)
@tonstudio2: Du hast die Kunst nicht erkannt, weil sie nicht "schön" war.....es war die Kunst "einen dummen Spruch mit minimalem Themenbezug zur richtigen Zeit zu machen" da ich mich ja bereits aktiv an diesem Thread beteiligte.....

abgesehen davon, die Kugeln sind wirklich sehr sehr fein......


@ all: das war ein kleiner gemeiner subversiver Test, um den Beweis zu liefern, dass die meisten Künstler bzw. deren Kunst zu deren Lebzeiten verkannt wird, weil sie nicht als solche erkannt wurde.

Wenn wir schon wieder bei den Klassikern sind und einen Bezug zu meinem kleinen Test, des zu Lebzeiten verkannten Künstlers zu machen, dann darf einer meiner Lieblinge aus diesem Kontext hier nicht fehlen: Robert Schumann;)


Kinderszenen: "Träumerei" (das ist "SCHÖN") - Keith Jarret, du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, gib sie wieder her....:p
 

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