Opern - Thread

  • Ersteller Mr. Key
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Günter Sch.;5094461 schrieb:
...un-orthodox, aber plausibel inszeniert ...

Was heißt das genau? Ich suche nämlich gerade im Auftrag eines Herren (wenige Jahre jünger als Du ;)) nach Opern-DVDs, die Mitschnitte von der Bühne sind und von Inszenierung und Bühnenbild her den (vermutlichen) Intentionen der Komponisten entsprechen, also das exakte Gegenteil der Eisenacher "Zauberflöte" von 2005 sind :eek.

Da der Herr kein Inet hat, trat er mit der Bitte an mich heran, doch die Auswahl ist ja riesig und über den Inszenierungsstil kann man beim Shopping nichts lesen. Daher werde ich mich auf diesen Thread stürzen und ihn von A - Z noch einmal durchforsten ;) :great:.
 
Was heißt das genau?

Man trägt nicht rokoko, man spielt tennis, wo es im gemischten doppel auch verschiedene positionen gibt, die frauen wissen von vornherein, was die kerle vorhaben, und als Ferrando sich über die "eroberte" Fiordiligi mokiert, bekommt er eine schallende ohrfeige.
Kurzum, ich habe regie und bild wie so oft nicht als störend empfunden und mich über gelungene gags gefreut, wenn auch nicht alles in diesem werk zusammengeht.
Für den bewussten herren gibt es gewiss authentischeres, da empfehle ich Glyndbourne.
 
Gaetano Donizetti, "Anna Bolena"

3 stunden eitel wohlklang, alle rollen ideal besetzt, bel canto vom feinsten, die halsbrecherischen partien mit bravour gemeistert, prächtige chöre, eine unaufdringliche, der handlung angemessene regie, die Wiener Philharmoniker in bester spiellaune, was will man mehr!

Man wird in das jahr 1830 versetzt, da war das werk eine sensation, historische romane wurden gern gelesen, und in der oper gab es standard-situationen von liebe, leidenschaft, eifersucht, mit einer prise gruseln gemischt und mit großer geste und opernsprache dargeboten. Die musik mit immer ähnlichen wendungen, doch wechselnden begleitfomen erfreute das ohr, so kannte man es, und so genoss man es.
Wer will, höre ein "aber" heraus.
 
Hallo Günter,

wir haben die Übertragung zwar nicht gesehen, aber trotzdem würde mich Dein "heraushörbares" Aber interessieren? ;)
 
Es war alles zu schön und glatt, mit standard-situationen und standard-musik, um unter die haut zu gehen, gegen schluss zeigten sich bei mir ermüdungserscheinungen.
Eine bekannte von mir hatte das stück in einer weniger opulenten aufführung gesehen und es extrem langweilig befunden.
Auch die musiker lieben nicht, wenn sie immer die gleichen begleitfiguren schruppen müssen und sind froh, wenn das ding vorbei ist. Sie sehen manches respektlos aus ihrer frosch-perspektive. Sie vermerken auch gern die länge der akte in der stimme, um sich auf freizeit und ende einrichten zu können. Davon merkt das illustre premièren-publikum freilich nichts, und bei laufenden kameras mimen die musiker eifrig beschäftigung, beim nächsten mal hat der dirigent mühe, sie wachzuhalten. Bitte nicht weitersagen!

À propos. ich kenne Claire Waldoff, gemocht habe ich sie nicht.
 
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Nur 16% der karten für premièren im Festspielhaus Bayreuth gelangen in den freien verkauf: Die übrigen sind freikarten für politiker und prominente, die sich so etwas nicht leisten können, bzw.nicht durch ihre anwesenheit glänzen würden, wenn sie bezahlen müssten.
 
"Lohengrin" in Bayreuth

Es ist dem regisseur Hans Neuenfels gelungen, dem werk das aufdringliche pathos zu nehmen. Wenn all die "heil"- und zwischen gunst und mussgunst schwankenden volksgesänge aus den kehlen von ratten erklingen, stellen sich kaum patriotische gefühle ein. Aber die chöre klingen prächtig.
Man vergisst das drum und dran, weil gesang und darstellungskraft aller partieen überzeugen und in anspruch nehmen. Lohengrin nicht als strahlender held (boshafter theaterklatsch spielt mit "vernickelter floh" auf bestimmte interpreten an) sondern fast melancholisch, stimmlich auch mehr lyrisch als "heldisch", ist überaus sympathisch. Mit Elsa durchlebt man alle phasen vom visionären zum tragischen zweifel. Ob Ortrud als vertreterin der alten götter so böse, - darstellerisch wie stimmlich ein kabinettstück -. der könig ein schwächling, das spiel mit rattenschwänzen und der schock am schluss sein müssen, lasse ich dahingestellt.

In der eher störenden moderation wurde die nähe des regisseurs zu Magritte erwähnt, das war zu sehen.
 
Günter Sch.;5391229 schrieb:
Nur 16% der karten für premièren im Festspielhaus Bayreuth gelangen in den freien verkauf: Die übrigen sind freikarten für politiker und prominente, die sich so etwas nicht leisten können, bzw.nicht durch ihre anwesenheit glänzen würden, wenn sie bezahlen müssten.

Den "Kartenstrich" und diverse "Kartendealer", die man als Einheimischer kennt (einer läuft in der Festspielzeit immer mit der Jackentasche voller Spitzenplätze für alle Vorstellungen rum) gab es ja schon immer, aber dieses Jahr wäre man sogar in fast jede Vorstellung an der Abendkasse reingekommen!

Günter Sch.;5476415 schrieb:
"Lohengrin" in Bayreuth

Es ist dem regisseur Hans Neuenfels gelungen, dem werk das aufdringliche pathos zu nehmen. Wenn all die "heil"- und zwischen gunst und mussgunst schwankenden volksgesänge aus den kehlen von ratten erklingen, stellen sich kaum patriotische gefühle ein. Aber die chöre klingen prächtig.
Man vergisst das drum und dran, weil gesang und darstellungskraft aller partieen überzeugen und in anspruch nehmen. Lohengrin nicht als strahlender held (boshafter theaterklatsch spielt mit "vernickelter floh" auf bestimmte interpreten an) sondern fast melancholisch, stimmlich auch mehr lyrisch als "heldisch", ist überaus sympathisch. Mit Elsa durchlebt man alle phasen vom visionären zum tragischen zweifel. Ob Ortrud als vertreterin der alten götter so böse, - darstellerisch wie stimmlich ein kabinettstück -. der könig ein schwächling, das spiel mit rattenschwänzen und der schock am schluss sein müssen, lasse ich dahingestellt.

Beim Schluss fiel mir nur das ein :)
 
Günter Sch.;5476415 schrieb:
... der könig ein schwächling, das spiel mit rattenschwänzen und der schock am schluss sein müssen, lasse ich dahingestellt...
Meine Frau hat jedenfalls die ganze Vorstellung über (bis auf die Unterbrechung durch eine technische Panne:() herzlich gelacht :D.
 
Noch eine Geschichte aus Bayreuth: Gerade nach Tristan meinen alten Chemielehrer getroffen - er war dieses Jahr in 11 (in Worten: ELF!) Vorstellungen im Festspielhaus! Und zwar komplett, nicht aktweise, das kann ja jeder Taxifahrer, der die enttäuschten Wagnerianer nach dem ersten Akt ins Hotel chauffiert.
 
Das Moskauer Bolschoi-Theater wurde mit einer große gala wieder eröffnet.
Beneidenswert die fülle des personals: 200 tänzer und tänzerinnen, chor und komparsen in menge und hervorrragende solisten/innen. Das verführt zu großen tableaux und apotheosen mit einem nostalgischen hauch von vergangenem jahrhundert, wenn nicht jahrhunderten, zumal bewährte inszenierungen und choreographien sich dort lange halten. Woanders wird modernismus beklagt, ein wenig davon täte dem Bolschoi gut.
Der abend war russischen werken gewidmet, die Polowetzer tänze fehlten eben so wenig wie der/das pas de deux aus "Schwanensee", aber es gab neben Minkus, Glinka und Tschaikowsky ein wiedersehen/hören mit Asawjew, Chatschaturjan, Prokofjew und Schostakowitsch, von ihm einen düsteren tango, der mal so, mal blues zu sein schien. Von all denen hört man jetzt recht wenig.
Originell war der "tanz der platzanweiserinnen", da spürte man die "sozialistische" tradition, all die helfer nicht zu vergessen, die nicht im rampenlicht stehen. An großen stimmen mangelte es nicht, ich war gespannt auf eine wiederbegegnung mit Angela Gheorghiu, in die jahre gekommen, aber stimmlich voll präsent. Man ehrte auch bewährte mitglieder des ensembles, denen bekanntlich die nachwelt keine kränze flicht, wenn sie einmal von der bühne abgetreten sind, wer kennt noch Galina Ulanova und Maria Plissezkaja?
Man darf gespannt sein auf "Ruslan und Ludmilla", das demnächst übertragen wird (ARTE).
 
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Bryn Terfel, der walisische bass-bariton widmete sich den "bösen buben" der oper, kabinettstücke nicht nur der sangeskunst, sondern vollendeten komödiantentums.
Man darf sich freuen auf seinen Leporello am kommenden mittwoch (Arte) zur eröffnung der saison in Milano. Fernsehen ist doch eine gute sache, auch wenn kultur so manchem wehtut, aber es gibt ja mehrere kanäle!
 
Mailand wartete mit einigen überraschungen auf, die man schmunzelnd quittierte, und am ende gingen die wenigen buhrufe im prasselnden beifall unter. Der galt allerdings in erster linie den sängern und dem maestro.
Endlich erfuhr man, was sich zwischen Anna und Giovanni anfangs abgespielt hat, was bisher immer nur vermutung war: einen solchen liebhaber lässt man nicht unerkannt gehen, und nur die unzeitige störung durch den papá wurde ursache des verbrechens. Man vermisste den friedhof nicht, als das grabmal aus der präsidentenloge zur umkehr mahnte, und den schlussgag verrate ich nicht, falls jemand nach Milano reist oder die aufzeichnung wiederholt wird.
Summa: es gibt hervorragende sänger/darsteller und musiker, oper ist vielseitig interpretierbar, lässt in menschliche abgründe blicken, hat eine starke ausstrahlungs- und aussagekraft und somit ihre unzweifelhafte daseinsberechtigung.
 
B
  • Gelöscht von Gast 23432
  • Grund: Gelöscht als Eigenwerbung von Piotr Prochera / Baritone ...
Hallo,

geht ihr in die Kino-Oper?

Ich muss sagen, für mich ist das die perfekte Alternative. Zum einen kann ich mir die richtige Oper nicht leisten, zum zweiten sind die Opern-Aufführungen viel zu weit weg von meinem Wohnort.

Natürlich würde ich das alles auch gern viel lieber life sehen! Überhaupt keine Diskussion!!! Das ist noch immer am allerbesten!

Aber bevor ich eine Oper gar nicht sehe, gehe ich doch lieber ins Kino!

Und jetzt startet es wieder mit VERDI !!!! Juhu, ich liebe ihn!!!!!!!!!
Und ich freu mich schon so total darauf!!!

Wer noch?
:)
 
Die diesjährige Premiere bei den Bayreuther Wagner-Festspielen am Donnerstag, den 25.7. wird zeitversetzt ab 22:15 Uhr in der ARD übertragen, und zwar zeitgleich sowohl im TV in HD als auch auf ihrer Homepage als Stream. In der jüngeren Vergangenheit geschah dies immer live auf ARTE sowie im letzten Jahr in Zusammenarbeit mit vielen Kinos in Deutschland, wobei diesmal auch Österreich, die Schweiz und einige nicht-deutschsprachige Länder dabei sind. Im Radio wird der BR wie immer direkt ab 18:00 Uhr live übertragen.


Dabei steht die Wagner-Oper "Der fliegende Holländer" unter der Leitung von Christian Thielemann auf dem Programm der Festspiele, wobei am Freitag mit dem "Rheingold" die diesjährige Neuinszenierung des "Ring des Nibelungen" beginnt, die eigentlich die interessantere Übertragung gewesen wäre.
 
Hallo,

da bei uns eben im Wohnzimmer die Zauberflöte gelaufen ist, komme ich jetzt auf dieses Thema und dadurch auch den Sänger.
Vermutlich schon des öfteren erwähnt, aber ich kann es einfach nicht lassen bei jeder passenden Gelegenheit meinen absoluten Lieblingssänger einzuwerfen: Fritz Wunderlich!

Geistern hier vielleicht noch ein paar Wunderlich-Verehrer herum? Würde mich sehr freuen :)

LG Klavierkatha
 
Hallo zusammen,

ich hab diesen Opernthread gerade erst entdeckt :great:
- deshalb schreibe ich jetzt hier, auch wenn der letzte Post schon zwei Jahre her ist ... :eek:

Ich persönlich mag vor allem bekannte Sopranarien wie "Caro Nome", "Suicidio", "O mio babbino caro".
 
Thielemann hat Anna Netrebko eingeladen, in Dresden die Elsa im "Lohengrin" zu singen. Er versprach, sie in die kunst des "Wagner-singens" einzuführen. Ich hörte nur einen kurzen ausschnitte aus den proben, mein eindruck ist somit nur flüchtig und womöglich irreführend.
Ich hatte erwartet, dass die lyrische partie schön gesungen würde, freilich mit den fürs deutsche typischen konsonanten.
Sorache und gesangston zu einer einheit verschmelzen, gelingt nicht immer, konsonantenspuckerei unterbricht die tragfähigkeit der stimme, das verweilen auf vokalen mindert die textverständlichkeit.
Wie Anna damit fertig wird, war dem ausschnitt nicht zu entnehmen, mein eindruck war, dass sie meinte, besonders laut singen zu müssen.
Inzwischen ist das werk mit viel lob aufgeführt worden, hat es jemand gesehen oder gehört?

.
 
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Ich habe es noch nicht genauer angesehen, meine aber auf Youtube Clips davon (Netrebko Elsa Debüt oder so ähnlich) gesehen zu haben.
 
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Interessant, ich werde mal suchen - sehen - hören. Nach ihrer Schwangerschaft und Geburt hat sie ja stimmlich durchaus gewonnen, vielleicht bklappt es nun auch mit Wagner ;) :)
 

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