Passende:n Cello-Lehrer:in finden

[murmichel]

Ich lerne als sehr erwachsener Anfänger inzwischen seit etwas über sechs Jahren Cello. Die ersten fünf davon mit Lehrerin. Das letzte Jahr war ich gut allein mit dem Cello beschäftigt, aber es wird nun wieder Zeit für Unterricht. Wenn das denn so einfach wäre.

Ich hatte in meinem Leben neben Cello für einige Instrumente Unterricht. Durchweg bei netten Menschen, seltener bei Lehrern die gut zu meinen Bedürfnissen gepasst haben. Ich habe mich beinahe daran gewöhnt, dass Lehrer in ihr Standardprogramm zurückfallen, statt zu versuchen, herauszufinden, was ich als Schüler brauche und will. Es ist anscheinend der Normalfall, dass Lehrer auch nur das weiter führen, was sie vor langer Zeit von ihren Lehrern oder in der einen Weiterbildung in den letzten 10 Jahren gelernt haben.

Für mich gehört dagegen die Reflexion über das Tun dazu, auch wenn das nicht immer gut gelingt. Wenn mich ein Instrument interessiert, dann werde ich in absehbarer Zeit ein oder mehrere Bücher darüber lesen. Das führt unweigerlich zu Fragen.

Zur Illustration: Ist es wirklich gut, die nicht benutzten vorderen Finger immer auf den Saiten liegen zu lassen? Ist es entspannter, wenn ich die Finger erst spreize, wenn es nötig ist? Auf diese Fragen gibt es unterschiedliche Antworten, die unterschiedlich guten Rückhalt in der modernen Cello-Pädagogik haben (soweit ich das etwa in den Büchern von Mantel sehe). Meine Erwartung an einen Lehrer ist, dass er/sie unterschiedliche Ansätze kennt und mit mir gemeinsam nach der für mich passenden Technik sucht.

Unter allen meinen Musiklehrern habe ich bisher keinen einzigen erlebt, mit dem es möglich war einen Plan aufzustellen, um bestimmte Lernziele zu erreichen. Dabei sollte es nie um einen Zeitplan gehen, sondern lediglich um eine Zerlegung in Schritte, die bis zum Ziel nötig sind. Auch immer mit dem Verständnis, dass sich ein Plan unterwegs ändern kann. Selbst wenn mal etwas Planartiges entstanden war, haben meine Lehrer das unterwegs einfach wieder vergessen.

Ich finde meine Wünsche nicht extravagant, die Erfahrung sagt mir aber, dass es schwierig wird, sie zu erfüllen. Hat von euch jemand ähnliche Probleme gehabt und gelöst? Habt ihr Vorschläge für eine Strategie, wie ich eine passende Lehrerin oder Lehrer finden kann?

 

[HaraldS]

Instrumentalunterricht ist halt eine sehr dynamische Sache, in der sich die Ziele durchaus ändern können. Und damit die Methoden und Inhalte. Da kann man zwar durchaus einen Plan aufstellen (und grundsätzlich sollte jeder Lehrer einer VdM-Musikschule dazu in der Lage sein - wenn nicht er persönlich, dann evtl. der Streicher-Fachbereichsleiter), aber Unterricht mit Erwachsenen ist oft so dynamisch und wenig vorhersehbar, dass ein Plan nicht viel Sinn macht.

Es gibt im Verband deutscher Musikschulen VdM aber durchaus Lehrpläne. Auf die Inhalte des Cello-Lehrplans kannst du jeden Cellolehrer an einer VdM-Musikschule verpflichten. Ob es geschickt ist, das zu tun, ist eine andere Frage. Immerhin hat ein Cellolehrer idealerweise eine Biographie und künstlerische Identität, die dich bei deinem Lernen unterstützt. Und wenn eine funktionierende Lehrer-Schüler-Beziehung entsteht, ist diese oft ergiebiger, als das Abarbeiten der Punkte eines Plans.

Meiner Erfahrung nach gehen Erwachsene Schüler oft in ihren Zielen eingeschränkter an das Instrument heran, als es vielleicht gut wäre. Ohne dir das unterstellen zu wollen. Dein Lehrer sollte dich aber durchaus mit Kammermusik, Orchesterspiel, Solospiel, den verschiedenen Spieltechniken, der Literatur verschiedener Epochen und zumindest den Grundlagen der Musiktheorie vertraut machen. Er sollte dir vielseitige und trotzdem strukturierte Hilfestellung geben und dich auf deinem Weg unterstützen. Ganz wesentlich ist, dass er es unterstützt, dass du in Ensembles spielst.