Pflege (ölen) der Darmsaiten

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Hallo Kollegen der tönenden Hundehütte!

Ich habe seit einiger Zeit (blanke Lenzner-) Darmsaiten auf meiner Violine und möchte diese natürlich genauso pflegen wie auch reinigen. Teuer genug sind die Schissdinger ja:D.....

In vielen Foren wird dazu "gutes", natives Ölivenöl (also säurefrei) empfohlen.
Nun, gutes Öl habe ich (sogar dieses Jahr aus der Toskana mitgebracht).

Nun frage ich mich:
Müssen die Saiten komplett runter um sie damit zu behandeln? (Also evtl. jeweils eine Saite, damit die Stimme nicht umfällt).
Irgendwie erschließt sich mir der Sinn nicht, nur den zugänglichen Teil der Saite zu pflegen (also Mensur und runter zum Saitenhalter), während hinter dem Obersattel und auf den Wirbeln alles trocken bleibt.

Wie macht Ihr das?


Greetz,

Oliver
 
Eigenschaft
 
Hi Oliver!

Ich teile Dir mal meine Erfahrungen mit dem Kontrabaß mit:

Ganz wichtig: Der Bereich für den Bogenkontakt - vom Steg bis ca. 25 cm nach oben, bei der Violine dürften es ca. 10 cm sein - darf auf gar keinen Fall geölt werden. Ruhig etwas mehr ungeölt lassen, das Öl wandert ja durch Kapillareffekt.

Du hast recht: Auch ich finde, daß gerade der Bereich oberhalb des Obersattels besonderer Pflege bedarf, ebenso wie der Einhängebereich am Saitenhalter wegen der starken Biegung der Saiten. Ich lasse die Saiten auf dem Baß und nehme einen kleinen Pinsel, zur Not auch ein Wattestäbchen, zum Auftrag des Öls.

Olivenöl? Dies ist ein nicht oxidierendens Öl und kann nach einiger Zeit ranzig riechen, nicht sehr angenehm. Ich rate zu einem oxidierenden Öl, wie es auch für Ölfarben verwendet wird. Das sind Leinöl, Walnußöl, Sonnenblumenöl, Saflor(=Distel)öl, Mohnöl. Leinöl trocknet sehr schnell und riecht auch nicht für jeden angenehm, ich nehme Sonnenblumen- oder Distelöl aus der Küche.

Ob man bei meiner Technik nicht die Wirbel der Violine versaut, möchte ich mal offen lassen, da wird es wohl besser - und auch einfacher - sein die Saiten einzeln nacheinander abzunehmen und zu behandeln. (Bin jetzt etwas durcheinander, ob Du so einen 1/256tel Baß (="echte" Violine) oder einen Richtigen Baß meinst. - Unterscheid zwischen einem Baß und einer Violine? Mit Olivenöl behandelt stinkt ein Baß viel stärker...)

Grüße

Thomas
 
Hallo Thomas!

Vielen Danke für Deinen Beitrag!

Ich habe mir jetzt mal die Mühe gemacht........
Von der E-Saite beginnend jeweils eine Saite runtergenommen, dann im Abstand von etwas 20 Minuten 3x die Saite komplett (ich spiele nicht mit Bogen) mit Sonnenblumenöl "eingeölt" und nach dem Trockenreiben wieder aufgezogen.

Also selbst im ausgebauten Zustand merkt man schon nach der ersten Behandlung einen deutlichen Unterschied in der Steifigkeit und Geschmeidigkeit der Saite.
Das Spielgefühl nach der Behandlung ist toll! Läßt sich butterweich greifen und bespielen. Das anfänglich noch leicht "flutschige" Spielgefühl war nach ca. 1 Stunde komplett weg (da hat's dann wohl auch den letzten nicht entfernbaren Rest in die Schafsinnereien gesaugt:D).
Weiterhin klingt der Bass nun deutlich wärmer, irgendwie voller und ich bilde mir ein, daß das Sustain besser geworden ist. Die Saiten scheinen "freier" zu schwingen.
Aber der positivste Unterschied ist tatsächlich die Bespielbarkeit. Ich kann das wirklich nur empfehlen.
Wird in Zukunft ein fester Bestandteil, mal so alle 2-3 Monate mit einem Sixpack Berliner Kindl und schicker Mucke im Hintergrund die Saiten werterhaltend zu pflegen. Das Ergebnis ist die Mühe allemal wert.
Und das Griffbrett hat sich über eine Schippe Öl auch sehr gefreut:).

(Bin jetzt etwas durcheinander, ob Du so einen 1/256tel Baß (="echte" Violine) oder einen Richtigen Baß meinst.
Nee, ich meine schon die große 3/4 Fiddel. Hat halt nur Violinenform.;)

Besten Dank und viele Grüße,

Oliver
 
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Hi Oliver!

Danke für Dein feedback - anscheinend war mein Beitrag nicht so ganz daneben. Hat mich nur gewundert, daß nicht mehr Erfahrungsberichte und Hinweise für Dich kamen.

Tut mir leid, daß ich mich selbst so konfus mit "Violine"/Baß gemacht habe, aber prinzipiell gelten die Hinweise für alle Instrumente mit Darmsaiten.

Klar kann man die Saiten komplett ölen, wenn man wirklich gar nie zum Bogen greift - Öl und Kolophonium vertragen sich nicht so gut.

Statt die Prozedur alle drei Monate mit einem Sixpack durchzuführen empfehle ich es monatlich mit drei Sixpacks zu machen;).

Grüße

Thomas
 
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Danke ich werds wohl auch mal versuchen, ich hab große Probleme mit meinen Saiten und dem Bogen. Ich glaube nicht, dass sich das Geqietsche dadurch geben wird aber wenn es nur einen psychologischen Effekt hat solls mir auch recht sein.

Wenn etwas von dem Öl aufs Griffbrett kommt macht das nix ja? Ich will die Saiten ungern abnehmen, weil ich auch den Steg nicht gefährden will und ich ehrlichgesagt die Saiten noch nie komplett abgenommen habe :D (tolle Logik).
Ich mach das dann mit nem eingeölten Tuch und dann die Saite mit nem trockenen abreiben?

Den Bereich zum Streichen werde ich dann mit Brennspiritus reinigen (muss den Bogen sowieso auswaschen).
 
Hi Fastel,

mach lieber kein Öl auf die Kontaktstelle. Das Quietschen ist dann zwar weg, aber der Ton auch ;)

Bogenhaare auswaschen? Was soll das bringen, wenn ich fragen darf?
Das macht man eigentlich nur, wenn die Haare noch gut sind, aber ein Fett-Problem haben.
Ansonsten sind solche Bastel-Aktionen eher unsinnig. (ich weiß, Bassisten haben da öfter ne
eigene Auffassung) Ich will aber auch niemanden in seinem Heimwerker-Eifer einbremsen.


cheers, fiddle
 
Also mein Basslehrer hat mir bestätigt dass "das alles mal gewartet" werden müsste. Er meinte ich soll die Bogenhaare mit Brennspiritus (?) auswaschen um altes Kolophonium raus zu bekommen. Ich habe heute eine neue Sorte Kolophonium ausprobiert, der Lehrer meinte man soll es eigentlich nicht mischen. Aber jetzt kommt das Geqietsche noch häufiger. Teilweise greift die Saite erst bei 2-3 Anläufen. Wie soll ich so eine flüssige Tonleiter spielen? :D
Daher dachte ich, dass es vielleicht Sinn macht. Allerdings habe ich hier nur 90% Ethanol und weiß nicht ob das zu krass ist für die Haare.

Die Kontaktstelle werde ich natürlich nicht einölen - auch da dachte ich an das Ethanol. Noch hab ich nichts gemacht...
 
Ob 50% oder 90% Alk ist dem Kolofonium relativ egal und den Haaren auch.

Naja, Kolofonium mischen.. Wenn es zwei extrem unterschiedliche Harze sind,
dann kann das eventuell anfangs n bischen komisch sein. Aber nach ner kurzen
Weile wird der Charakter des aktuellen Harzes durch kommen.

Ansonsten: schönen Gruß an deinen Lehrer: In der gesamten Streicherwelt wäscht
sonst niemand seine Bogenhaare aus.

Was du machen kannst: mit Spiritus die Kontaktstelle reinigen!
Das bringt deutlich mehr. Wenn da verbackene Kolofoniumreste drauf kleben, kann das
die Ursache für Pfeifen sein. Bei Geigen ist die dünne E sehr anfällig für sowas.


cheer, fiddle
 
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Die Kontaktstelle werde ich natürlich nicht einölen - auch da dachte ich an das Ethanol. Noch hab ich nichts gemacht...

Sorry, wenn ich jetzt unke. Aber ich würde mir fast denken können, daß das Öl durch die Kapillarwirkung vielleicht trotzdem an die unbehandelten Stellen gelangen könnte?
Nicht das Du Dir die Saiten für die nächsten Monate unbespielbar machst (für Bogenspiel).
Wie gesagt, nur eine Überlegung.

Gibt es da Erfahrungswerte?


Greetz,

Oliver
 
Vielleicht 20 cm über dem Griffbrett aufhören. Natürlich nicht zu dick, tropfend einreiben wie ein Hühnchensteak. Erstmal nur einen Film - der wird sich doch nicht so sehr gen Süden bewegen?
 
hmm?
http://www.geigenbau.com/tippsundtricks/cellobogen/bogenhaarewaschen/bogenhaare.html

überhaupt, habe ich einige Diskussionen im Netz zum Thema "Bogenhaare waschen" gefunden...

Hier steht das selbe, was ich auch geschrieben habe: bei Kindern, die ihre Bögen etwas mehr einsauen, als Erwachsene.
Problem Handschweiß und Fett. Wenn die Haare an sich noch gut sind, aber vor allem am Frosch nicht mehr greifen,
dann kann man die mit Spiritus wieder auswaschen.
Für den Profi-Musiker oder einen viel-spielenden Amateur stellt sich dieses Problem nicht. Denn die Haare sind dann
schneller abgespielt, als sie in der Zeit eingesaut werden können. Auswaschen mit dem Gedanken: "da spar ich mir die
Kröten für einen neuen Bezug" funktioniert leider nicht, denn die Haarschuppen sind trotzdem runter.

Wenn man seine Haare in ihrer Spielzeit einmal zwischendurch mit Spiritus auswäscht.. kann man machen,
bringt nicht viel, muß an nicht machen und die meisten machen das auch nicht.
Inwiefern Alkohol die Haarstruktur beeinträchtigt, weiß ich nicht. Kann sein, daß die bei mehrfachem Waschen
spröde werden und dann gehts rats-fatz. (brechen, reißen)

Ich schreibe hier nur meine Erfahrungen. Ich behaupte sogar, daß die meisten Geigenbauer meine Ratschläge
sinngemäß bestätigen, wenn man bei ihnen reinschaut. Wenn dann abweichende Ratschläge auftauchen, gut
- ich lerne auch gern noch was dazu. Was abseits des Fachpersonals im Netz diskutiert wird, ist mir relativt bums.
Schließlich kann jeder selber glauben, was er will. ;)


cheers, fiddle
 
Hi!

Interessant, wie sich dieser Thread entwickelt hat. Da ich ein paar Tage nicht "auf Sendung" war, hier nochmal eine Zusammenfassung:

- Darmsaiten mit geeignetem Öl sparsam ölen, das Öl aber großzügig von der Bogen-Kontaktstelle fernhalten ist sehr ratsam, beides.

- Sollte das Öl in Kontakt zum Griffbrett kommen, so ist das nur eine gute Pflege fürs Griffbrett.

- Die Bogenkontaktstelle bei allen Streichinstrumenten und Saitenarten häufiger mit einem leicht mit Alkohol (Spiritus) angefeuchtetem Tuch säubern. Vorsicht: Der Alkohol darf nie in Kontakt zum Instrumentenlack kommen, kann Flecken geben oder im Fall von Schelllack sogar anlösen/ruinieren.

- Das Auswaschen von Bogenhaaren bei Baßbögen kann schon sinnvoll sein, auch wenn ich es selbst noch nie gemacht habe. Das sehr weiche Baßkolophonium kann die Bogenhaare schon ziemlich zuschmieren, mache Sorten sind dafür besonders prädestiniert wie etwa Kolstein. Aber selbst mit dem sehr weichen Pops reicht es bei mir, wenn ich nach jedem Spiel den Bogen vollständig entspanne und ordenlich ausschüttle. Danach werden die Bogenhaare wieder ganz, ganz leicht zur Aufbewahrung unter Spannung gesetzt. Was oben zum Instrumentenlack gesagt wurde, gilt natürlich erst rech für den Bogenlack: Alkoholkontakt unbedingt vermeiden. Ich würde einen Bogen - selbst wenn er aus Carbon wäre - vollständig abschirmen, z.B. mit Cellophanfolie. Nach dem Alkoholbad eine Reinigung mit Haarschampoo vornehmen und wirklich lange mit Wasser auswaschen.

- Ein Fall, bei dem eine Bogenwaschung aufgrund eines Kolophoniumwechsels notwendig und sinnvoll gewesen wäre, ist mit nicht bekannt, je nach Temperaturen verwende ich zwei verschiedene Kolophoniumsorten - und das am selben Tag.

Grüße

Thomas
 
Ok nur noch einmal wegen des Auswaschens des Kolos: Es ist so, dass ich den Bogen gebraucht gekauft habe und da teilweise noch (eventuell sehr) altes Kolo vom Vorbesitzer drin war. Ein Auswaschen sollte den Bogen leicht(!) aufnahmefähiger machen für frisches, neues Kolo. Er ist schon leicht verklebt, wenn man ihn ganz genau betrachtet.
Also schlug er vor, mit Brennspiritus die alten Reste auszuwaschen. Hat mir nicht dringen zu geraten, nur ein "das würde ichvielleicht mal machen. Das könnte was bringen."

---------- Post hinzugefügt um 15:14:25 ---------- Letzter Beitrag war um 13:53:09 ----------

Ok nur noch einmal wegen des Auswaschens des Kolos: Es ist so, dass ich den Bogen gebraucht gekauft habe und da teilweise noch (eventuell sehr) altes Kolo vom Vorbesitzer drin war. Ein Auswaschen sollte den Bogen leicht(!) aufnahmefähiger machen für frisches, neues Kolo. Er ist schon leicht verklebt, wenn man ihn ganz genau betrachtet.
Also schlug er vor, mit Brennspiritus die alten Reste auszuwaschen. Hat mir nicht dringen zu geraten, nur ein "das würde ichvielleicht mal machen. Das könnte was bringen."
 

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