Plattenbruch

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Ich habe heute mal wieder so einen Fall gehabt, wo ich am liebsten das Instrument wieder zusammengebaut hätte ohne mein Werkzeug überhaupt anzufassen.

Worum es geht?

Finaler Plattenbruch - solche Instrumente mag ich am liebsten gar nicht mehr stimmen weil 1. die Stimmhöhe auf den Kammerton gar nicht mehr möglich ist und 2. die Stimmhaltung sehr begrenzt ist.

Ich kann nur jeden Kollegen empfehlen, bei lange nicht gestimmten Klavieren sich vor dem Stimmen erst einmal die Gußplatte anzuschauen um böse Überraschungen zu vermeiden.

Der Plattenbruch in dem Bild mag für den Laien zwar harmlos aussehen, ist er aber nicht.

Eine Stimmung selbst auf 435 Hz, hätte dem Instrument entgültig den Garaus gemacht.

Eine Gußplatte muß bei 440 Hz eine Spannung zwischen 16 und 20 t aushalten können, was bei einem solchen Schaden einfach nicht mehr möglich ist.

Wenn ein Kunde ausdrücklich eine Stimmung trotz Kenntnisnahme des Schadens wünscht, sollte die Tonhöhe einen Halbton unter dem Kammerton nicht überschreiten.

Zu guter Letzt noch einen Rat an alle die sich ein Klavier von privat kaufen wollen - nehmt um Himmels Willen einen Klavierbauer mit, ein Instrument mit einem derartigen Schaden, ist im Grunde genommen ein Entsorgungsfall.
Plattenbruch.jpg
 
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Ist das ein Petrof?

Ich hab neulich einen Grotrian Stutzflügel gehabt, den ich seit Jahren stimme. Diesmal ist mir der Plattenriss aufgefallen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich den die letzten Jahre übersehen habe. Von daher scheint der neu zu sein. Keine Ahnung, wo der plötzlich her kommt. Der Flügel wurde nicht bewegt. Und war auch nicht großartig verstimmt. Auch an dem Übergang nicht groß verstimmt. Seltsam? Aber so steht es geschrieben........

Plattenriss1.jpg



Plattenriss2.jpg
 
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Ist das ein Petrof?
Es war auf jeden Fall ein tschechisches so aus den 80iger Jahren - könnte also durchaus aus dem Hause Petrof gewesen sein - vom Klang her käme das schon hin.

Plattenbrüche unterhalb des Stimmstockes wie bei Deinem Grotrian, erlebe ich häufig bei älteren Bechstein A und B (siehe Photo)

Plattenriß CB.jpg


Ich denke da ist bei der Gußplattenfertigung die Zugkraft des Stimmstockes einfach mal unterschätzt worden.

Bei entsprechenden Bechsteinfügeln haben wir dann den Stimmstock mittels Gußeisen zur Raste hin verstärkt, so daß die Zugkräfte die nunmehr nicht die angeschlagene Gußplatte übernehmen muß.

Wenn ein Flügel lange Zeit zu trocken steht, kann es durchaus passieren daß sich die Plattenschrauben lockern können oder auch daß sich die Hölzer verziehen und die Gußplatte mehr Spannung erreicht als sie verträgt - auch das kann zu Brüchen führen.

Hab schon öfter erlebt wenn wir ein Klavier zerlegt haben daß die Gußplatte nach dem entfernen der Schrauben arg kippelte - normalerweise liegt eine Gußplatte spannungsfrei auf, dies ist nach mehreren Jahrzenten oft nicht mehr der Fall.

Ich kann mich an einen Kollegen erinnern, welcher "Luft" in der Gußplattenauflage wahrnahm und in gutgemeinter Absicht vor dem Stimmen die Plattenschrauben anzog.....nach einem ohrenbetäubenen Knall, hatte sich eine Stimmung erledigt - die Platte war in der Mittellängstrebe sauber durch.

PS: der Riß beim Grotrian müßt schon älterer Natur sein, frischere Risse schimmern silbrig - man achtet ja wahrscheinlich auch nicht immer drauf wenn die Stimmung soweit paßt.
 
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Interessehalber gefragt: Kann man so etwas eigentlich schweißen?

Viele Grüße,
McCoy
 
Na ja, früher galt Guß ganz einfach als nicht schweißbar.
Mittlerweile haben sich die Schweißtechniken allerdings etwas verfeinert, so dass Gruß - zumindest prinzipiell - schweißbar ist.
Allerdings gibt es ganz verschiedene Gußarten und es müsste ( für optimale Ergebnisse) bekannt sein, welche Gußart bei dem jeweiligen Klavier verwendet wurde.
Letztlich ist der Aufwand jedoch sehr hoch, so dass es sich nicht wirklich lohnt.
 
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Interessehalber gefragt: Kann man so etwas eigentlich schweißen?
Ich kenne mich da nicht wirklich aus, aber ein bisserl beim Schweißen.
Gußeisen schweißen ist per se schon eine haarige Angelegenheit. Also wenn dann solche Spannungen ausgehalten werden müssen denke ich: nein!
lg Thomas
 
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Die Frage nach Schweißtechniken für eine gebrochene Gußplatte beschäftigt schon seit Unzeiten die Kollegen und es ist schon etliches experimentiert und ausprobiert worden - ohne Erfolg.

So bald dort Spannung drauf ist, war es das und die Platte ist wieder durch.

Theoretisch könnte sich die Platte schweißen lassen, wenn man selbige auf 1100° erhitzt und anschließend sanft auskühlen läßt - nur passen wird sie dann nicht mehr, da sich dabei auch andere Teile der Gußplatte verformen.

Es gibt zwar Möglichkeiten eine Platte zu reparieren, diese ist jedoch sehr aufwendig und der gewünschte Erfolg ist auch nicht immer gegeben.

Hier zu müßte man ein passgenaues verschraubbares Gußstück anfertigen, welches die Bruchstelle rings rum verschließt.

Dieses wird zunächst einmal mit Epoxydharz an der Gußplatte verklebt und anschließend mit dem Gegenstück fest verschraubt.

Diese Praxis sah ich häufiger bei größeren Markenflügeln , bei denen eine Längststrebe mittig gebrochen war.


Um mal auf die Frage von @Primut zu kommen - es ist auf jeden Fall eine Gußeisenlegierung welche auf jeden Fall Kohlenstoff beinhaltet.

Über die genaue Legierung der Gußplatten ist es schwierig etwas in Erfahrung zu bringen, da diesbezüglich die Gießereien nicht sehr auskunftsfreudig sind.
 
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Diese Praxis sah ich häufiger bei größeren Markenflügeln , bei denen eine Längststrebe mittig gebrochen war.

Dass sich schweißen aufgrund des Aufwandes nicht lohnt hatte ich ja schon angedeutet, spannend ist es aber, alternative Methoden aus der Praxis zu hören.
 
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, spannend ist es aber, alternative Methoden aus der Praxis zu hören.

Aber selbst hier ist abzuwägen ob der Aufwand verhältnismäßig ist.

So ein passendes Gußteil bekommt man ja nicht einfach im Baumarkt, auch das muß erst einmal nach einem Modell gegossen und bearbeitet werden.

Ist die Legierung zu weich oder zu spröde geraten, war die ganze Arbeit für die Katz.
 

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