Hallo Chris,
Willkommen im Forum!
Du schreibst, Du hast gerade mit dem Posaune Spielen angefangen, aber das 6 1/2 AL sei Dir zu groß.
Wie lange spielst Du schon und woran machst Du diese Aussage "zu groß" fest? Bzw. wer hat Dir gesagt, das sei zu groß?
Das 6 1/2er ist das absolute Brot-und-Butter Mundstück, das ich jedem Posaunen-Anfänger für den Anfang in die Hände drücken würde. Wobei die Toleranzen bei den 6 1/2er recht groß sein können, im Zweifel mal mehrere vergleichen. Die meisten können damit sogar ein Leben lang glücklich sein. Die Mundstückauswahl hängt hier aber auch ein Stück weit vom zu spielenden Musikstil und der damit verbundenen Klangvorstellung ab. Dieser Aspekt sollte aber für einen Anfänger noch gar keine Rolle spielen. Du muss ja erst einmal überhaupt den Ansatz aufbauen und - viel wichtiger - die Atemtechnik lernen.
Es gibt allgemein den Irrglauben "je kleiner das Mundstück, desto besser kommen die Höhen".
Das ist insoweit korrekt, weil der kleinere Kessel bei unterentwickelter Lippenmuskulatur - oder bei stundenlangen Ausflügen in die extreme Höhe - durchaus eine Entlastung sein kann.
Allerdings haben die kleineren Mundstücke eben oft auch einen flacheren Kessel und eine engere Bohrung. Mit solchen Mundstücken und einem engen Instrument (Du schreibst ja, dass Du den "S-Schaft" hast) wirst Du eher einen engen, wenig voluminösen Klang erreichen. Das kann man mögen und kann z.B. im Jazz als Lead gut funktionieren. Im symphonischen Bereich spielt aber auch die 1. Posaune meist weite Posaunen, um den angestrebten großem, voluminösen Posaunenklang zu erzeugen.
Zum Erlernen der Posaune ist ein mittelgroßes Mundstück mit nicht zu kleiner Bohrung und Kessel - eben aus der Mitte, also auch kein Bassposaunenmundstück - absolut von Vorteil.
Ich selber habe als Knirps die Erfahrung gemacht, dass ich mit der Begründung, ich würde mit dem 6 1/2er kein c1 bekommen, auf ein kleineres 12C Mundstück wechseln musste. Mit dem kleineren Mundstück ging das zwar wirklich ein bissl besser, (haha, einen Ganzton habe ich nach oben "gewonnen"...), rückblickend war dieser Schritt aber absolut unnötig. Es war eine verlockende "Abkürzung" zum schnelleren Erfolg "höher zu kommen", aber nach einem halben Jahr war ich zurück beim 6 1/2er. Mittlerweile bin ich Bassposaunist (Amateur), spiele im Vergleich zum 6 1/2er ein nahezu lächerlich riesiges Bassposaunenmundstück von Lätzsch und komme auch damit recht sicher hoch zum b1. Und auch ein f2 kommt, wenn es sein muss (bin derzeit wegen Corona aber etwas aus der Form, würde das jetzt gerade nicht unbedingt "unterschreiben
).
Das widerlegt denke ich recht deutlich, dass man ein kleines Mundstück haben "muss", um in die Höhe zu kommen. Das einzige was man dafür "muss", ist üben, üben und üben - und schizophrenerweise vor allem erst einmal nur die tiefen Töne, um damit vor allem erst einmal die am Anfang oft unterschätzte und vernachlässigte Atmung zu erlernen. Erst wenn die Tiefe gut und sicher klingt (lange, lanweilige Haltetöne...), stimmt auch die Atmung. Und erst wenn die Atmung passt, sollte man langsam auch die Höhe (über c1) aufbauen, denn dafür benötigt man nicht nur die Lippenmuskulatur, sondern gerade auch die richtige Atemtechnik. Das weitere ist dann "nur" Muskeltraining und braucht seine Zeit (bloß nicht übertreiben, langsam schrittweise nach oben ausbauen und weiter auch zur Entspannung die Tiefe mit einbeziehen). Aber die in der Tiefe anfangs "verlorene Zeit" holt man mit einer soliden Atmung locker wieder rein.
Zur Mundstückwahl selbst hat hermanson ja schon die Links zu Klier und Tilz genannt. Das sind gute Adressen, weil sie sehr präzise gearbeitet sind (CNC gedreht, Toleranzen im µm Bereich) und ein systematisch fein abgestuftes Sortiment haben. Viele Musikhäuser habe Mundstückkoffer dieser Firmen zum testen oder wenn man weiß, was man braucht, schicken die einem auch mal 2-3 Mundstücke zum Testen daheim zu. Selbst "Custom" Mundstücke sind möglich, habe selbst noch eines von Klier daheim.
Nicht desto trotz bezweifele ich, dass man als Anfänger wirklich immer gleich das Mundstück umstellen muss. Man sollte von Extremen (zu klein / zu groß) wegbleiben und in der goldenen Mitte anfangen. Die Suche nach dem heiligen Gral, ähh perfekten Mundstück, kommt dann später. Gerade Bassposaunisten legen sich über die Jahre eine stattliche Sammlung zu, da ein Bassposaunenmundstück ja nie groß genug sein kann.
Vielen Dank & Grüße
Marco