Praxisbuch Musiktheorie für Gitarre -> für Fortgeschrittene

Kannst du es vielleicht noch mal auf 2-3 Sätze fokussieren, so dass ich damit den Rest entschlüsseln kann? Vielen, vielen Dank!
Ich versuche es einmal.

Das Thema in https://www.musiker-board.de/thread...rre-fuer-fortgeschrittene.763323/post-9894441 ist ja „Tonartbestimmung“. Das griffen auch andere auf.

Die Ergänzung dort ist das, was ich vorher „Töpfern“ nannte. Hier geht es um Stimmigkeit. Eine Progression für sich kann gut (genug) klingen, eine Melodie für sich auch … und zusammen? Beim Probieren am Klavier fiel mir auf, dass der letzte Akkord nicht passen kann, WENN die Melodie mit dem Ton a starten und enden soll. Das ist praktische Feinarbeit: irgendwo anfangen, zusammenfügen, Passung verbessern. Musik, Songentwicklung als Handwerk.

Die Ergänzung von heute https://www.musiker-board.de/thread...rre-fuer-fortgeschrittene.763323/post-9894717 greift auf meinen Eingangsvorschlag ganz oben, und konkretisiert meine Beobachtung. Am Klavier kann ich mehr mit Noten, und damit Klangbildern, jonglieren, als an der Gitarre, schon rein grifftechnisch. Worin diese Begrenzungen liegen, findest Du dort in zwei Perspektiven: Notenbild (terzgeschichtete Akkorde augenfällig) und Tabulatur (oft vertrauter). Sie, diese Begrenzungen, beeinflussen Songentwicklung an der Gitarre. Klavier wäre flexibler, praktischer. Insbesondere hört man am Klavier wohl besser, was einige hier „tonales Zentrum“ nannten: wo zieht diese Musik hin - und wohin nicht? (Also auch wieder: Stimmigkeit)
 
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Ok, ich hatte das Beispiel authentischer Schluss erwähnt, weil man dabei die Tonart am ehesten hören kann.

Tonale Musik kennt vor allem die beiden Möglichkeiten (echte) Modalität und Funktionsharmonik, dazu eine Melodie und den harmonischen Rhythmus.
Kadenzen bestehen aus Akkordfolgen, die tonikale, subdominante und dominante Funktionen erfüllen. Die sind nicht unbedingt vollständig vertreten, aber ganz ohne wird es dünn mit der Erkennnbarkeit der Grundtonart.

Da wäre es spannend zu sehen, wie Du eine Folge deutest. Mangels Melodie, Dominante und Schlussbildung nicht funktionsharmonisch, sondern vielleicht als leittonloser Loop im äolischen Modus? :geek:

Gruß Claus
Genau. Um bei meinem komischen Beispiel zu bleiben: Am/F/G/Am -> in meinen Ohren klingt es nach einer harmonischen Folge von Akkorden, die man endlos spielen könnte. Aber - wie soll ich sagen - sie führt zu nichts? Oder: es klingt wie eine Aufwärmübung. Oder ein Vorspiel, bei dem man erwartet, dass der Song gleich beginnt.
Eigentlich war die Akkordfolge eher zufällig gewählt, aber vielleicht dann doch zufällig lehrreich. Sobald man das C ergänzt (also bspw C/Am/F/G/C - ich glaube, dass wurde auch weiter oben schon einmal vorgeschlagen), passt es. Und dann ist die Tonart auch klar. Mal vereinfacht formuliert: was in der Akkordfolge fehlt, ist das tonartbestimmende Element bzw. das tonale Zentrum bzw. die Tonika. Somit ist auch klar, dass ich aus der Akkordfolge nicht einfach so die Tonart bestimmen kann.
Also zu deiner Frage: ich würde sie dann als Loop deuten. Leittonlos, weil die Tonika fehlt? Äolisch, weil sie auf der VI Stufe aufbaut, also quasi Moll?
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Ich versuche es einmal.

Das Thema in https://www.musiker-board.de/thread...rre-fuer-fortgeschrittene.763323/post-9894441 ist ja „Tonartbestimmung“. Das griffen auch andere auf.

Die Ergänzung dort ist das, was ich vorher „Töpfern“ nannte. Hier geht es um Stimmigkeit. Eine Progression für sich kann gut (genug) klingen, eine Melodie für sich auch … und zusammen? Beim Probieren am Klavier fiel mir auf, dass der letzte Akkord nicht passen kann, WENN die Melodie mit dem Ton a starten und enden soll. Das ist praktische Feinarbeit: irgendwo anfangen, zusammenfügen, Passung verbessern. Musik, Songentwicklung als Handwerk.

Die Ergänzung von heute https://www.musiker-board.de/thread...rre-fuer-fortgeschrittene.763323/post-9894717 greift auf meinen Eingangsvorschlag ganz oben, und konkretisiert meine Beobachtung. Am Klavier kann ich mehr mit Noten jonglieren, als an der Gitarre, schon rein grifftechnisch. Worin diese Begrenzungen liegen, findest Du dort in zwei Perspektiven: Notenbild (terzgeschichtete Akkorde augenfällig) und Tabulatur (oft vertrauter). Sie, diese Begrenzungen, beeinflussen Songentwicklung an der Gitarre. Klavier wäre flexibler, praktischer. Insbesondere hört man am Klavier wohl besser, was einige hier „tonales Zentrum“ nannten: wo zieht diese Musik hin - und wohin nicht? (Also auch wieder: Stimmigkeit)
Dankeschön! Ja, das stimmt, auf der Gitarre ist das Probieren von Melodien und Akkordfolgen schwieriger, weil ich beides nicht unabhängig voneinander spielen kann. Entweder ich benötige einen zweiten Gitarristen oder ein Aufnahmegerät.
Das mit dem "Ziehen der Musik" hilft mir auch. Mein ausgedachte Akkordfolge zieht eigentlich nur im Kreis. Oder eigentlich vermittelt sie mir das Gefühl eines "Schwebezustandes", wie ein Versprechen auf einen Anfang. Besser kann ich es gerade nicht ausdrücken.
 
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in meinen Ohren klingt es nach einer harmonischen Folge von Akkorden, die man endlos spielen könnte
Genau das: ziellos, ohne Ende, nigendwo hinführend.

Wenn Deine Musik es an einer Stelle erfordert, weil Du Endlosigkeit thematisierst, passt es. Aber irgendwann möchten Zuhörer auch ankommen … in der Tonika. Versuch es einmal mit
am F G am …. am F G C

Muss man sich reinhören, und möglicherweise lenken Klavierakkorde weniger ab.
 
Leittonlos, weil die Tonika fehlt? Äolisch, weil sie auf der VI Stufe aufbaut, also quasi Moll?
Ja, der Leitton käme von der Dominante, in A Moll wäre das ein E Dur Akkord.
Du nanntest aber auch den Austausch mit einem C Akkord am Ende und wie der das Hörerlebnis der Akkordfolge ändert, nämlich zu einer Variante der "Pop Progression", die dann dem Am Akkord als Stellvertreter des C Durakkords beginnt.

Der Leitton kommt dann vom Ton h als Terz der Dominante G Durakkord, der sich im Halbtonschritt zum Grundton des folgenden C Akkords auflöst. Mehr Strebewirkung geht nicht mit der Dominante als Dreiklang bleibt. Kein Wunder, das daran schon vor Jahrhunderten geschraubt wurde, was in der Tonart C-Dur den Vierklang G7 liefert.
Will man eine Mollkadenz, dann wäre ein "gis" der Dominante E Durakkord der Leitton zum Grundton A des Am Akkords am Schluss. Als Stufenakkord der Tonart A Moll steht auf der fünften Stufe zunächst ein Em. Wenn man das ausprobiert, ist die Wirkung der Dominante weniger ausgeprägt. Aber bekannt ist diese Möglichkeit schon, z.B. von "Black Magic Woman".

Es gibt in der tonalen Musik unseres Kulturkreises noch eine wichtige Wirkung, das ist die "fallende Quinte". In C-Dur ist das die Bewegung des Grundtons der Dominante G um Grundton eines Schlussakkords der Tonika C.
Im folgenden Beispiel kommt das erst am Ende der Reise durch den Quintenzirkel, der zwecks "fallenden Quinten" gegen den Uhrzeigersinn gespielt wird.

Fifths.jpg



Das Prinzip lässt sich auch auf die Stufenakkorde anwenden.
Stufenakkorde 2.jpg



Gruß Claus
 
Das heißt, die Wirkung der Dominante kommt daher, dass sie einen Ton enthält, der einen Halbton vom Grundton entfernt ist, also quasi "beinahe" der Grundton ist? Müsste dann nicht auch z.B. der Em Akkord als Dominante dienen können? Ach ja, klar, Em ist ja die Mollparallel zu G-Dur. Das ist ja fast logisch. Dann müsste auch H0 gehen, oder?
Vielen Dank auch für die schönen Beispiele zur fallenden Quinte. Bei den Stufenakkorden geht es eine Quarte rauf und dann eine Quinte runter.
 
Das heißt, die Wirkung der Dominate kommt daher, dass sie einen Ton enthält, der einen Halbton vom Grundton entfernt ist, also quasi "beinahe" der Grundton ist?
Weiß nicht, ob Du das richtig siehst: es geht um den tiefsten Ton.

In Claus‘ Beispiel ist der Dominantenakkord G-Dur im Grundton eine Quint höher, oder wie gezeigt, eine Quart tiefer.

Wenn schon, dann könnte man sie/ihn als Terzfortführung auffassen:

c e g : C-Dur Akkord, Tonart C-Dur
g h d : G-Dur Akkord, Tonart C-Dur
 
Ach ja, klar, Em ist ja die Mollparallel zu G-Dur.
Nun ja....
Bleibt man bei bei Dreiklängen, dann teilt Em zwei Töne (g, h) mit der Dominante G (Durdreiklang), aber auch zwei Töne (e, g) mit der Tonika C (Durdreiklang).

Tatsächlich wird aber schon seit Jahrhunderten bei der Dominante gerne (aber nicht immer) die Septime mitgespielt, weil der Akkord dann eine einzigartig typische Spannung (Tritonus Terz - kleine Septime) und auch mehr Auflösungspotential erzeugt.
Mit G7 (g h d f) ist der Fall dann klar und wenn man meint, man sieht eine siebte Stufe als Dreiklang (h d f), dann ist der Kontext darauf zu prüfen, ob es sich nicht doch eher um eine verkürzte Dominante handelt - die Verkürzung ist der fehlende Grundton g.

Gruß Claus
 
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Das heißt, die Wirkung der Dominante kommt daher, dass sie einen Ton enthält, der einen Halbton vom Grundton entfernt ist, also quasi "beinahe" der Grundton ist?
Nein, nicht nur, @Claus hat ja schon das Prinzip der fallenden Quinten erklärt, genau das passiert da auch.
Kann man auch physikalisch betrachten, als Gitarrist kennst du ja wohl Flageoletttöne? Das 2. natürliche Flageolett überm 7. bzw. 19. Bund ist die Quinte der Leer schwingenden Saite (bzw. einmal hoch oktaviert) - soll heißen: In jedem Ton, den wir spielen steckt "verdammt viel seiner eigenen Quinte", macht man dieses Flageolett nimmt man ja nur was weg, was bei der voll klingenden Saite mit dabei wäre und nur das Flageolett bleibt übrig - irgendwie gehören dadurch offenbar für unser Ohr Töne im Quintabstand irgendwie zusammen. Das eben der Grundton der Dominanten eine Quinte über und der der Subdominanten eine Quinte unter dem der Tonika liegt ist sicher kein Zufall;)

Und es gibt ja auch die Moll-Dominante. Ohne Leitton - und entsprechend weniger "Zugwirkung".
Und die "Zugwirkung" (oder korrekter: Das Auflösebestreben) kann man dann mit der kleinen Septime noch weiter steigern und der Sound aus dem Tritonus darin gepaart mit der Terz, die als Leitton in den Tonikagundton führt ist so signifikant und unser Ohr so sehr in Quintabstände "verliebt", dass es sich zu diesem Tritonus diesen imaginären Grundton gerne dazu denkt (wenn wie Claus schreibt der Kontext dazu da ist), obwohl man ihn gar nicht spielt und wir dann einen verminderten Dreiklang h - d - f trotzdem als Dominantseptakkord (also als Durakkord) hören können :ugly:

Das mit "imaginären Tönen", die das Ohr klammheimlich dazu ergänzt (bzw. deren Wirkung, wirklich hören tut man sie natürlich nicht) kennst du vermutlich übrigens auch von Powerchords: Die klingen "fetter" als andere Akkorde, wenn du z.B. einen E5 am 7. Bund aus den Tönen e, h und e' (also x799xx) spielst - vergleiche diese Töne mal mit den Flageolettönen der tiefen E-Saite :p Spoiler: Sie entsprechen genau dem 1., 2. und 3. Oberton bzw. Flageolettton überm 12., 7. und 5. Bund - und dein Hörzentrum glaubt deswegen immer ein bisschen, dass diese tiefe E Saite auch mit dabei ist weil es ja genau die ersten 3 Obertöne davon serviert bekommt auch wenn du sie gar nicht spielst. Das geht aber auch, wenn du den tiefen E5 022xxx spielst, dann dichtet es ein bisschen von der tiefsten Saite eines Basses dazu.

Ein Stichwort hab ich dann noch dazu:
Diese Halbtöne, die gerne wohin führen nennt man nicht umsonst "Strebetöne" bzw. eben Leitton, wenn er sich nach oben sowie Gleitton, wenn er sich nach unten auflösen will. Und eine "ganze" Dominante, also mit Septime hat beides: In einem G7 Akkord ist die Terz H ein Leitton zum C des C-Dur Akkords. Und die Septime F ein Gleitton zum "zweitwichtigsten" Ton dieses Akkords: Der Terz E.
Das hört man sogar isoliert von allem anderen schon ziemlich gut, spiel mal den Tritonus des G7-Akkords h-f (z.B. xxxx01) - ja drückt, ist ein Tritonus - und lös das dann auf xxxx10 auf. Schon irgendwie schlüssig oder?

LG
 
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