dass offenbar immer mehr Künstler nicht mehr ihre eigenen Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen,
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altmodisch
Hmmm, seit wann meinst Du denn das "immer mehr"? Und, von welcher früherer Zeit sprechen wir bei altmodisch?
Ja, es gibt performende Künstler, die ihre Songs überwiegend selbst geschrieben haben oder selbst schreiben. Aber die überwiegende Anzahl - sagen wir mal seit Anfang des letzten Jahrhunderts - hat nicht selbst geschrieben oder schreibt selbst. Ich stelle da keinen "immer mehr"-Effekt fest.
Nur als Beispiele:
Das Soldatenlied "Lili Marleen" ist seit dem Zweiten Weltkrieg weltberühmt. 1937 wurde es vertont - mit Lale Andersen. Sein Autor
Hans Leip hat es bereits 1915 geschrieben.
Weiße Rosen aus Athen ist ein Schlager, der 1961 in Deutschland zu einem Nummer-eins-Hit wurde. Das Stück wurde von Manos Hadjidakis komponiert und von Hans Bradtke getextet.
Living Next Door to Alice ist ein von Nicky Chinn und Mike Chapman geschriebener Popsong. Das Stück war ursprünglich 1972 von der australischen Popgruppe New World veröffentlicht worden[1] und wurde 1976 ein weltweiter Hit für die englische Band Smokie.
Ein bißchen Frieden ist ein Lied, das als deutscher Beitrag zum Eurovision Song Contest 1982 von Ralph Siegel komponiert, von Bernd Meinunger getextet und von der damals 17-jährigen Sängerin Nicole präsentiert wurde.
Das lässt sich mit tausenden von Liedern und auch Hits ergänzen.
Wie gesagt, belegen die Tatsachen, dass es keinen "neuen Trend" gibt, Songs nicht selbst zu schreiben. Außerdem muss auch nicht jede(r), die/der gut singen kann, auch überhaupt schon mal eigene Gedanken und Gefühle haben, die man zum Ausdruck gebracht wissen will, und/oder solche so formulieren können, dass sich jemand davon angesprochen fühlt.
Der selbst geschriebene Song ist eben nicht perfekt, er hat Ecken und Kanten. Möglicherweise klingt er nicht so, wie es das Publikum gerne
hätte und möglicherweise versteht das Publikum die Botschaft nicht.
Aber der selbst gebastelte Song ist eben authentisch, ehrlich und entspringt der Kreativität des Künstlers.
Zu singen, was man möchte, steht ja jedem frei. Aber natürlich steht es auch jedem frei, sich anzuhören, was jemand anderer von sich gibt. Was aber nicht gehört wird, können wir hier nicht beurteilen und wird nie Gegenstand von Betrachtungen sein.