Raumakustik was außer Eierkartons hilft noch?

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Moin!

Ich weiß zwar nicht, ob ich hier im richtigen Forum bin, aber das scheint mir doch das treffenste zu sein.

Naja, ich hab folgendes Problem. Wir haben gerade unseren Proberaum Vollkommen mir Eierpappen ausgekleidet. Wände und Decke. Das es wenig für die Schalldämmung bringt, weiß ich. Es sollte auch lediglich der Raumakkustik dienen. Der Raum ist im Keller einer alten Kaserne, fast ein richtiger Bunker. Vorher hat es dadrin gehallt wie sau. Es ist auch schon wesentlich besser geworden, aber die Akkustik ist trotzdem noch recht bescheiden. Gerade die Bässe fliegen ganz merkwürig durch den Raum.

Hat irgendwer 'ne Ahnung, was man da noch machen könnte?
 
Eigenschaft
 
Selber moin... :D

Ich fürchte, ich muss dich in einem Punkt etwas enttäuschen: Eure Eierpappenaktion war weitestgehend für die Katz'... :(
Dass es etwas weniger hallt, ist normal, denn die Eierpappen tun vor allem eins: Reflexionen dämpfen (allerdings nur extrem wenig und erst ab 10kHz aufwärts) und etwas diffuser werden lassen.
Die Legende, dass sich damit für den Sound im Raum was tun lässt, hält sich hartnäckig in der Musikergemeinde, ist aber falsch. Das kommt wohl daher, dass die Pappen ähnlich aussehen wie Akustikschaum (der teuer ist, dafür aber auch wirklich was bringt).

Nu aber: Was tun? Ein Patentrezept für richtig gute Akustik gibt es nicht, das kommt sehr auf den Raum an (Abmessungen, Materialien etc.) Eine relativ gute Low-Budget-Lösung ist folgendes:
1) Teppich auf den Boden!
2) schwere Stoffe (Omas alte Vorhänge z.B.) an bzw. ein paar cm vor die Wände. So hängen, wie Vorhänge sonst auch hängen: etwas wellig, nicht spannen! Dabei ruhig eine bis anderthalb Wände freilassen, den Rest zu. Gut geht meistens "alles zu bis auf eine kurze Wand und ein nicht angrenzendes Stück einer langen"
3) wenn es die Deckenhöhe erlaubt (und es nach den Punkten 1 und 2 immer noch besch... klingt): Wäscheleinen spannen unter der Decke (so im Abstand 1m und jeweils parallel zur kurzen Wand) und darüber Stoffbahnen legen, so dass sie zwischen den Leinen etwas durchhängen.
4) speziell gegen Bassprobleme kann man mit Absorbern angehen. Das sind im Prinzip Bassboxen ohne Speaker, sprich Holzkisten mit einem Loch drin :) Dafür muss man aber genau wissen, welche Frequenz nervt. Dann kann man berechnen, wie die Box aussehen muss.

5) (gehört eigentlich noch vor Punkt 1) Aufstellung im Proberaum ändern, leiser spielen, damit mal etwas experimentieren.

Schöne Nacht noch :idea:

Jens
 
Danke ersteinmal für deine schnelle Antwort zu solch später Stunde!

Also Teppich ist schon auf'm Boden. Und das mit den "hängenden Tüchern" Machen wir auch gerade. Müssen nur noch mehr Tücher besorgen. Außerdem wollen wir gerade an den Wänden noch eine zweite (eventuell sogar noch eine dritte) Schicht Eierpappen "draufsetzen". Meinst Du, das hat Sinn, oder können wir und das gleich spaaren?
Das mit den Eierpappen hab ich mir halt ausgedacht, weil es im Studio ja auch ungefähr so aussieht, wie Du das halt auch schon meintest. Aber das war dann wohl doch 'n schuss in Ofen. :(

Was die Materialien der Wände angeht, die kurzen (ca. 4m) Wände sind aus Beton und die Langen (ca. 7m) sind anscheinend aus Ziegeln gemauert.
Ansonsten wollte ich eventuell noch Teppich unter die Pappen ziehen. Sinnvoll???

Was ich auch sehr merkwürdig finde ist, dass wir eigentlich zwei, fast identische Räume haben. Den anderen benutzen wir halt als "Sitzecke". In dem haben wir bis jetzt zwei Sofas, paar Tische und auch Teppich auf'm Boden usw. Das Ding is' nur, dass es in dem Raum garnicht mehr hallt, obwohl die Wände noch kahl sind.
Ich hab auch mal gehört, das gerade Sofas oder so eine Menge Schall "absorbieren". Ist da was dran???
 
Morgen.
Alles was im Raum rumsteht ändert sein Klangverhalten.
Ihr könnt die Tücher auch ganz knap vor die Wand hängen.

Das mit den anderen Eierkisten, könnt ihr euch denk ich sparen. Außer ihr habt zuviel Zeit :)
mfG
 
Wir hatten in unserem Proberaum auch das Hallproblem und wir habens genauso gelöst wie Jens es sagte: Teppiche aufm Boden und dicke Filzdecken an die Wände. Wir haben die Decken aber nicht direkt an die Mauer geklatscht sondern ca. 7 cm Luft gelassen und ich schwör dir, das bringts vollgas.

Die Decken unter die Eierkartons kannst du vergessen, da die OBerfläche der Kartons den Schall ja erst wieder reflektieren, die Decken wären also umsonst. Zwei oder drei Schichten Kartons bringt auch genau gar nix.

Besorg dir dicken Filz, der bringts... :mrgreen:
 
Moin...

Also ich würde - auch wenn's wehtut - die Pappen wieder abreissen. Die bringen nichts, ob nun vor oder hinter Teppich oder in mehrfacher Ausführung. Wenn Euch die Optik gefällt, lasst sie meinetwegen dran, schaden tun sie nämlich auch nicht 8) . Wo sie eventuellnoch einen minimalen Resteffekt entfalten könnten, wäre an den Stellen (s.o.), wo ihr die Wände nicht mit Stoff zuhängt.

Zu den Sofas: richtig. Die schlucken 'ne Menge Schall (und v.a. auch Frequenzen, bei denen man den Unterschied deutlicher hört, sowas zwischen 200 und 1000 Hz).
Man möge sich einfach mal veranschaulichen, was verschiedene Materialien mit dem Schall machen:
a) "Harte", glatte Flächen reflektieren den Schall (Fliesen, Beton, Glas)
b) "Weiche" Flächen absorbieren Schallenergie (Stoffe, Teppich, Menschen...)

Hart und Weich in Anführungszeichen, weil es nicht immer auf die tatsächliche Härte ankommt, sondern auf die akustische. Das deckt sich zwar ganz gut mit dem aus dem Alltag bekannten hart und weich, aber auch besonders geformte harte Gegenstände können akustisch weich sein.

Als dritte Möglichkeit gibt es noch die diffuse Reflexion (daher eigentlich auch a): Unregelmäßig geformte, harte Oberflächen reflektieren den Schall zwar, aber so, dass die Phase der reflektierten Welle sehr stark schwankt. Damit löscht sich im sog. Fernfeld das meiste wieder aus; es gibt also kein klares "Echo" mehr.

Welche Frequenzen absorbiert bzw. beeinflusst werden, hängt von den Abmessungen der Strukturen ab. Richtwert für grobe Abschätzungen ist hier die Schallgeschwindigkeit (300m/s): Daraus ergibt sich die Wellenlänge der verschiedenen Frequenzen. Also 1m für 300 Hz, 10cm für 3kHz usw.
So kommt man beim Sofa (ca. 1,5m) auf die 200Hz und bei den Eierpappen auf die 10kHz (einige cm).

Mit diesem Wissen ausgerüstet, kommt man leicht drauf, warum Eierpappen nicht funktionieren (und erst recht nicht in mehreren Schichten), Akustikschaum aber doch: Der Akustikschaum ist "weich", und hat vor allem die Struktur (die Noppen, Pyramiden...) nur auf einer Seite. Die der Wand zugewandte Seite ist glatt. Ausserdem sind die Noppen größer als bei den Eierkartons. Somit haben wir einen Absorber für Frequenzen von ca. 3-4kHz aufwärts. Was noch "durchkommt", wird diffus.
Die Eierpappen sind relativ "hart". Und vor allem sehr dünn und überall (trotz der Struktur) fast genau gleich dick. Absorbiert wird irgendwo im Ultraschallbereich, der Rest geht durch, knallt auf die Wand und kommt (fast) phasenrichtig wieder zurück. Das, was auf der Vorderseite dagegen diffus reflektiert wird, liegt leider bei Frequenzen, die nicht viel bringen (s.o.) :(

Jens
 
moin,
wenn du das KEYS-Magazin Juni 2003 irgendwo noch besorgen kannst....
da steht ziemlich konkret, sehr viel über akustik-ausbau und was funktioniert und was nicht.
cheers
larry
www.mix-box.de
 
Vielen Dank ersteinmal für Eure Antworten!!!

Werd mal schauen, ob ich dann noch irgendwo schwere Stoffe auftreiben kann. Die werd ich dann über Die Pappen hängen. Aber sie abreißen bring ich nich über's Herz. Das war so eine schweine Arbeit!

Das Magzin werd ich wohl eher nicht mehr bekommen, werd aber die Augen offen halten. Hast Du vielleicht noch 'ne Ahnung, wo ich was darüber im Netzt finden kann?
 

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