Reparatur - Selbsthilfe

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Hallo Leute

Es gibt immer wieder Fragen zu kleinen oder größeren Reparaturen an Akkordeons.
Angefangen mit der Reinigung bis zu Stimmzungen die nicht mehr tönen.

Ich versuche hier einen Thread einzuführen, der sich mit Tips zur Selbsthilfe befasst.
Selbsthilfe für alle die Eingriffe in Ihr Instrument vornehmen möchten.

Keine Angst, das Akkordeon ist eine rein mechanische Konstruktion (keine Elektronik).
Was Du siehst kannst Du auch „in die Hand nehmen“ und ggf. reparieren.

Vorkenntnisse: Musik und Akkordeonspiel, sonst keine
Geschick: Nicht zwei „linke“ Hände
Wichtig: Geduld und Zeit
Zusätzlich: Literatur als Grundlage
Und: Etwas Werkzeug, ggf. Stimmgerät
Platz: Küchentisch genügt, kleiner (ungestörter) Werkraum ist besser

Wer möchte hier mitmachen - durch Fragen oder Beiträge ?
Eine rege Diskussion über die „Instrumentenkunde“ würde mich freuen.

Gruß bis bald - Musikatz
 
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hallo musikatz,
die idee finde ich sehr gut.
nur sollte man vorausschicken, dass geduld und fingerspitzengefühl die mindestvoraussetzungen sind.
an besonders viel fingerspitzengefühl denke ich, wenn es um die hohen töne geht (sehr kleine stimmzungen). die sind nämlich ruck-zuck abgebrochen.........oder geknickt......
:eek:
deshalb meine ersten tips aus erfahrung:
1. nach dem öffnen des instrumentes !immer! erst fragen, im forum, wenn irgend ein reparaturschritt unklar ist.
2. ich besitze die stimmsoftware für laptops von *dirk´s projects.nl V2.22*. für anfänger sehr zu empfehlen, da sie den ablauf erheblich unterstütz. (kostet etwa 90 euro). möglichst nicht das eingebaute mikrophon im laptop benutzen, da chassigeräuche am laptop sich auf die stimmqualität auswirkt.
3. bassmechanik ausschließlich mit silikonöl schmieren. viele öle stinken und verharzen. silikonöl macht das nicht.
4. und wichtigster tip: eine kleine digitalkamera. erst bilder vom "bauabschnitt" machen danach zerlegen, und während dessen immer wieder die fortschritte dokumentieren. das kann instrumentenleben retten und vor extremkosten bewahren.....;). zudem ist es möglich
digitalbilder ins netz zu stellen wenn es probleme gibt.
viel erfolg jens :great:
 
Die Ratschläge von akkordeon.jens kann ich nur unterstützen.
Besten Dank - akkordeon.jens - gut geschrieben.

Ich befasse mich mit neueren Akkordeons guter Qualität.
Meine bisherige Selbsthilfe liegt im Bereich Register und Stimmplatten.

Arbeiten an den Stimmplatten können schon bei Neumodellen wichtig sein:
- Saubere Einstellung der Ansprache oder kleine Fehlerbehebung im Klang.
- Dabei sind sowohl Stimmzungen als auch Ventile wichtig.

Hilfreiche Fachliteratur dazu:

- Gotthard Richter: Akkordeon / Handbuch für Musiker und Instrumentenbauer
- Toni Schwall: Instrumententechnik und Reparaturkunde
- Toni Schwall: Die Akkordeonstimmung
- Wolf Linde: Das grosse Buch der Handzuginstrumente
- Werner Fehlhaber: Das kleine Buch der Akkordeon-Akustik

Bevor wir uns an die Stimmzungen wagen zum Thema Stimmgerät oder PC-Programme:

- Ich arbeite auf Mac mit dem Programm Piano Tuner von Katsura
- Download direkt ab USA / um 80 Euro
- Dazu M-Audio digital-analog-Wandler und Studiomicro

- Gute Stimmgeräte können´s auch (Korg, Seiko, Boss u.a.m.)
- Messangaben in Cent und Hz ist zu bevorzugen (kein Umrechnen nötig)

Gruß - Musikatz
 
Meine Morino VM Baujahr ca. 1966 hat seit Mai 2007 neue Ventile, neue Klappenbeläge und wurde neu gestimmt.
Seit ca. einer Woche ist auf der Dikantseite bei der Taste d' im tiefen Register (16'') bei geringem und auch mittelstarkem
Balgzug der Ton krächsend oder schnarrend. Bei stärkerem Balgzug ist der Ton klar und deutlich.
Ich kann an den betroffenen 2 Leder-Ventilen und an den Stimmzungen keine Auffälligkeiten erkennen.
Ist der Fehler ev. doch ein defektes Ventil?
Ich möchte das Problem selbst beheben, da die nächste Werkstatt ca. 100km entfernt ist.
Wer kann mir einen Rat geben?

freundliche Grüsse von Heinz1975
 
Guck mal, ob die Stimmplatte fest draufgewachst ist. Ansonsten ist es wohl das Ventil, das nicht richtig funktioniert.
 
.. bei geringem und auch mittelstarkem
Balgzug der Ton krächsend oder schnarrend.

Hallo Heinz1975

Bei Balgzug ist das Ventil sichtbar, die Stimmzunge innenliegend. Ich kann mir bei reinem Zug (ob stark oder weniger) nicht vorstellen, wie das Ventil Nebengeräusche erzeugen könnte. Es müsste ja frei von der Platte abstehen.

Jedoch die Stimmzunge kann durchaus „knarren und krächzen“, fall sie am Rande an der Stimmplatte streift. Dann wäre diese Zunge nicht perfekt mittig gerichtet oder der Niet hat sich leicht gelockert (sogar kleine Holz- oder Staubkörner können dort stören .....)

Vorsichtig das Ventil anheben (ggf. entfernen). Mit einer Fühlerlehre 0.05 mm kannst Du prüfen, wie die Zunge liegt und ob sie sich leicht gelockert hat. Ein paar mal am Rande beidseitig die Fühlerlehre „durchziehen“ und die Zunge hat sich wieder befreit.

Dies wäre mein Vorschlag zur Behebung des Problems.

Gruß - Musikatz
 
Hallo Ippenstein und Musikatz, vielen Dank für die schnellen Antworten.
Die Stimmplatte liegt fest.
Bei Balgzug (also Sog) schwingt die freiliegende Stimmzunge und das in der Kanzelle liegende Ventil öffnet sich - das aussen liegende Ventil verschließt dann bei diesem Sog den Spalt zu der
in der Kanzelle liegende Stimmzunge.
Ich werde jetzt erst mal versuchen eine Fühlerlehre zu bekommen. Nach "Das grosse Buch der Handzuginstrumente" von Wolf Linde soll übrigens bei sehr guten Stimmplatten der Freiraum links und
rechts nur je 0,03mm betragen.

Gruß Heinz1975
 
......
Bei Balgzug (also Sog) schwingt die freiliegende Stimmzunge und das in der Kanzelle liegende Ventil öffnet sich - das aussen liegende Ventil verschließt dann bei diesem Sog den Spalt zu der
in der Kanzelle liegende Stimmzunge.
Ich werde jetzt erst mal versuchen eine Fühlerlehre zu bekommen. Nach "Das grosse Buch der Handzuginstrumente" von Wolf Linde soll übrigens bei sehr guten Stimmplatten der Freiraum links und
rechts nur je 0,03mm betragen.

Gruß Heinz1975


Hallo Heinz1975
.....jau, das stimmt mit den 0,03mm. bevor du dir die mühe machst, versuche die betroffenen ventile mechanisch dauerhaft zu öffnen und gleichzeitig zu fixieren. wenn die ventile voll geöffnet bleiben, kannst du kontrollieren ob besagte stimmzungen am stimmplattenausschnitt schleifen/kratzen. das werkzeug, zur ventilfixierung, sollte aus kunststoff sein um das ventilmaterial nicht zu beschädigen. außerdem brauchst auch etwas handwerkliches geschick, da die arbeiten teilweise im kanzellenraum stattfinden...
gruss jens :great:
 
Hallo Jens,
vielen Dank für den Tipp, ich dachte die Aktion wäre eine Angelegenheit von 5 Minuten, aber für das Ventil in der Kanzelle muß ich mit etwas fingerspitzengefühl rangehen. Ich hoffe ich finde nach deiner Bescheibung den Fehler. Ventile habe ich noch reichlich - ist aber etwas Fummelarbeit wenn man die Stimmplatte nicht ausbauen will.

gruss Heinz
 
Hallo zusammen

Das mit den 0.03 mm ist sicher korrekt. Da Du aber die Lehre nicht senkrecht sondern schräg zwischen Zunge und Platte gibst, geht auch 0.05 mm (ist im Werkstattbedarf, Autofachhandel erhältlich).

Wichtig: Mit „Gefühl dazwischenfahren“ und langsam bewegen.
Fühlen ob einseitig mehr Widerstand ist - dann wäre eben die Zunge nicht mittig.
Oftmals sind ganz kleine „Gräte“ am Alurand der Platte vorstehend.
Diese stören (Zunge streift) und können mit der Fühlerlehre behoben werden.
Hab´s selbst so gemacht - seither keine „Zusatzgeräusche“ mehr gehört.

Es gibt noch eine andere Möglichkeit:
Falls die störende Platte nachträglich neu eingewachst wurde, könnte u.U. etwas Wachs verlaufen sein, weil die Plattenauflage nicht sauber und eben war. Wenn Wachs bis an die innenliegende Zunge gelangt, kann dies durchaus störend sein.

Gruß von Musikatz
 
@ musikatz, das Ventil kann schnarrende Geräusche verursachen, wenn es nicht richtig schließt- meist ist es nicht oben aufgebogen sondern mittig durchgebogen- es liegt dann unten und oben auf aber nicht in der Mitte, dann reicht leichter Spieldruck nicht mehr aus um es gerade zubiegen und damit den Spalt zu schließen und es schnarrt
gruß t-tris
 
Hallo t-tris

Danke für Deine Meldung.
Daran habe ich nicht gedacht - ich ging davon aus, dass die Ventile eben aufliegen.
Dieses Problem wäre ja schnell behoben - ein Ventilersatz (wenn aussen liegend) ist keine Hexerei.

Gruß / Musikatz
 

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