[Review] AKG DMS 70 QR Vocal P5 Set: Digitales 4-fach Wireless-System

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Einleitung

Fast alle namhaften Mikrofon-Hersteller bieten wg. des baldigen Inkrafttretens der Digitalen Dividende (Wegfall bzw. Einschränkung/Verschiebung der kostenfreien UHF-Trägerfrequen) Funksysteme im WLAN-Bereich an, so auch AKG. Beim gleichzeitigen Einsatz mehrerer Funksysteme bietet sich ein Mehrfach-System an:


Auf einer Höheneinheit (HE) sind vier Empfänger vereint, die variabel für Handfunken (Gesangs-/Sprecher-Mikros) und/oder Bodypacks (Instrumentenabnahme) genutzt werden können.
Auch wenn ich es auf einer der letzten Musikmessen schon einmal bewundern durfte, ist mir dieses System "in freier Wildbahn" bislang noch nicht begegnet. Eine Kirchengemeinde in der Nähe hat es sich kürzlich angeschafft, und so bot sich mir die Gelegenheit, das AKG DMS 70 QR etwas intensiver unter die Lupe zu nehmen, um seine Praxistauglichkeit besser einschätzen zu können.


Lieferumfang, technische Daten und Verarbeitung

Die Verpackung enthält neben dem Vierfach-Empfänger DSR 70 mit Rack-"Ohren" und zugehörigem Steckernetzteil sowie dem Handbuch als Grundausstattung zwei Handsender AKG DHT 70 D5 mit passenden Mikrofonklammern. Somit verbleiben 2 Empfänger-Kanäle als Reserve, die wahlweise mit den genannten Handsendern oder Bodypacks DPT 70 ergänzt werden. Als weitere Basis-Sets werden Varianten mit 2 Bodypacks oder je einem Bodypack und einem Handsender angeboten.

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Zäumen wir das Pferd von hinten auf und beschäftigen uns zunächst mit der Rückseite des Empfängers, und zwar von rechts nach links:
Hier befindet sich die Buchse für das Steckernetzteil inkl. Zugentlastung. Ich persönlich mag lieber integrierte Netzteile, so dass man nur ein Kaltgerätekabel anzuschließen braucht, aber naja :nix:. Die Ausgänge der vier Empfangsteile sind als (symmetrisch beschaltete) XLR-Buchsen ausgeführt. Zusätzlich gibt es einen "Mix Output", der die Summe aller vier Kanäle ausgibt und somit theoretisch für einfache Anwendungsfälle ein Mischpult einspart :). Am linken Rand der Rückseite sehen wir einen dreistufigen "Auto Correction"-Schalter. Zu dessen Funktionsweise zitiere ich aus dem Handbuch:

In störungsfreier Umgebung stellen Sie den AUTO CORRECTION Schalter (8) auf der Rückseite des Empfängers auf "Low", dies gewährleistet eine optimale Übertragungszeit.
Befindet sich ein Gerät im 2,4 GHz ISM-Frequenzbereich, in der Nähe des Empfängers, kann es zu Störungen kommen. Erhöhen Sie die interne Fehlerkorrektur, indem Sie den AUTO CORRECTION Schalter in Position "Mid" oder "High" stellen.

Bei meinen Tests (s. u.) habe ich den Schalter in der Stellung "Low" belassen und konnte keinerlei Probleme feststellen.

Nun zur Vorderseite:

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Die vier Empfangseinheiten sind jeweils identisch aufgebaut und besitzen neben einem Volume-Poti einen Connect-Taster zur Zuweisung des entsprechenden Senders auf diesen Kanal. Jeweils drei LEDs signalisieren verschiedene Infos: BAT leuchtet bzw. blinkt, wenn die Batterie(n) des zugehörigen Senders bald erschöpft sind, LINK signalisiert, dass der zugehörige Sender eingeschaltet ist, und CLIP weist auf Übersteuerungen der Funkstrecke hin.
Ein Ein-/Aus-Schalter sowie zwei fest montierte drehbare Stummelantennen runden die Ausstattung ab.

Auf der Unterseite des Gehäuses befinden sich vier rutschfeste Gummifüße, um den Empfänger bei abgenommenen Rack-"Ohren" als Tischgerät abstellen zu können.

Abmessungen: Standalone: 303 mm × 42 mm × 144 mm Rack: 482 mm × 42 mm × 144 mm
Gewicht: 1180 g


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Der Handsender DHT 70 (233 mm x 51 mm) beherbergt die gleiche dynamische Kapsel wie das kabelgebundene Mikro AKG D5 (Supernierencharakteristik). Geschmackssache, aber ich mag die Kapsel - solide Qualität, brauchbarer Klang. Leider besteht das Gehäuse der Handfunke aus Kunststoff, deshalb ist die Haptik eher "billig" und das niedrige Gewicht (260 g ist für eine Handfunke eher wenig) verstärkt diesen Eindruck.

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Auf der Unterseite beim Antennenstummel befindet sich der Taster zum Ein-/Ausschalten. Der Betriebszustand wird durch eine zweifarbige LED am Schaft signalisiert: Grünes Blinken bedeutet, dass der Sender eingeschaltet ist, aber noch nicht mit dem Empfänger verbunden. Dauerhaftes grünes Leuchten heißt, Verbindung hergestellt. Sobald die LED rot leuchtet/blinkt, sollte man umgehend einen Batteriewechsel einplanen. Lt. Handbuch beträgt die Batterielaufzeit ca. 6 Stunden.

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Das Batteriefach (2x AA-/Mignon-Zellen) und zwei weitere Bedienelemente werden nach dem Aufschrauben des Schafts sichtbar. Mittels GAIN lässt sich die Empfindlichkeit des Senders und somit der Pegel der Funkstrecke zwischen LOW und HIGH umschalten, um Übersteuerungen zu vermeiden. Und daneben befindet sich das Pendant des Tasters der Empfänger-Sektion, CH CONNECT dient dem Zuweisen des Senders zu einem Empfänger-Teil.


Die Signalübertragung (diversity) zwischen Sender und Empfänger findet voll digital und mit 128 Bit Verschlüsselung statt (Dynamikumfang von 120 dB(A)). Bei einer Sendeleistung von 100 mW wird lt. Handbuch eine Reichweite von 30 m (Indoor) bzw. 50 m (Outdoor) erreicht.


Praxistest

Die Bedienung ist definitiv anfängertauglich, insbesondere die (einmalige) Kanalzuweisung und das Einstellen des Pegels an den Empfänger-Sektionen, auch dadurch, dass die Bedienelemente auf ein Minimum reduziert sind, und dass klare Anzeigeelemente vorhanden sind. "Typische" Kirchen-Situationen, sprich 2 Redner/Sprecher, meistert das AKG DMS 70 QR mit den beiden Handfunken mit Bravour. Hier spielt die Anordnung des Ein-/Ausschalters seine Stärke aus, nämlich dadurch, dass er eher versteckt am unteren Ende des Mikrofonschafts sitzt, besteht viel weniger die Gefahr, dass unbedarfte Benutzer krampfhaft nach einem Knöpfchen suchen und darauf herumdrücken. Durch die gute Dämpfung der Kapsel halten sich die Griffgeräusche in Grenzen, so dass das Mikro gerne auch mal die gut sitzende Klammer verlassen darf ;). Dropouts waren nicht festzustellen, auch nicht bei vorhandenem WLAN-System oder bei Unterbrechung des direkten Sichtkontakts zwischen Sender und Empfänger, so dass die theoretisch angegebene Reichweite (s. o.) definitiv erreicht wird. Wobei die Möglichkeit absetzbarer Antennen die Übertragungssicherheit deutlich erhöhen würde.
Dadurch, dass kein bei digitalen Funken keinerlei Kompander-System zum Einsatz kommt, klingt die Handfunke tatsächlich wie das kabelgebundene D-5.
Auf einer Rock-Bühne sehe ich die Handfunken eher nicht, und ich möchte auch nicht wissen, was passiert, wenn sie auf den harten Steinboden der Kirche fallen.
Einen Test mit den zugehörigen Bodypacks musste leider mangels Bodypacks ausfallen ;). Zumindest ist davon auszugehen, dass die Übertragung ähnlich stabil sind wird, und die Klangqualität wird eher von den angeschlossenen Mikros bestimmt als von der Funkstrecke selbst. Dank 3-poligem Mini-XLR-Anschluss können alle gängigen AKG-kompatiblen Mikros verwendet werden (Headsets, Lavaliers, Clipmikros etc.).


Fazit

Dem fortgeschrittenen Anwender fehlen sicher ein paar Features, aber für Plug-and-Play-User, die für einfache (Sprach-) Anwendungen ein gut funktionierendes Mehrkanal-Funksystem suchen, kommen mit dem AKG DMS 70 QR Vokal P5 Set definitiv auf ihre Kosten. Die Übertragung funktioniert problemlos. Besonders erwähnenswert ist die flexible Erweiterbarkeit mit 2 weiteren Sendern der Wahl, so dass man im Voll-Ausbau auf einen Preis von unter 300 €/Strecke kommt. Kleinere Abstriche bekommt das System von mir wg. des externen Netzteils, den fest montierten Antennen und der Haptik der Handsender. Wer damit leben kann, macht mit der Anschaffung nichts falsch.
 
Eigenschaft
 
Grund: Bilder aus Album verlinkt
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Ich habe so ein Teil mit drei Handmikros seit einiger Zeit im Einsatz. Im Großen und Ganzen kann ich oben gesagtem zustimmen. Mir ist lediglich der Batteriewechsel zu fummelig. Und die Drahtbügel gehen mir auch zu leicht verloren wenn man in der Hektik dann doch mal seitlich der Bühne im Finsteren die Batterien tauschen muss.

Erwähnen möchte ich auch noch das automatische Abschalten der Handsender wenn man die Empfangseinheit abschaltet. Das finde ich klever.
Und dann ist da noch die imo recht passable Rückkopplungsresistenz. Erprobt habe ich das bei der einen oder anderen Veranstaltung bei der die dort anwesenden 8-14 jährigen Sangeskünstler hin und wieder durch deren Lampenfieber Lautstärken in eher homöopathischen Dosen entwickelt haben.
 
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Erwähnen möchte ich auch noch das automatische Abschalten der Handsender wenn man die Empfangseinheit abschaltet. Das finde ich klever.

Hm, aber wenn der Empfänger aktiv wird, schalten sie wahrscheinlich nicht ein (was auch sinnvoll ist)? In dem Fall wollte ich die Dinger nämlich nicht haben. Stromausfall kommt mal vor auf VAs, aber viel öfter wird doch kurz mal das Rack noch vor der VA schnell an "einen anderen Strom" gehängt, jemand zieht versehentlich den Stecker, es stolpert einer und nimmt den Strom vom Rack, es soll Leute geben die benutzen schaltbare Leisten,... Das allerletzte was ich in dem Fall will ist: a)dass ich den Leuten auf der Bühne erklären muss, dass sie ihre Handgurke wieder einschalten müssen und b) dass dort natürlich grade jemand mit der technischen Affinität eines Buschmenschen steht dem ich dann noch auf Zuruf oder zumindest via Moni erklären muss, wie das geht.

Oder ist dieses "Feature" abschaltbar?
 
Soweit ich weiss gibt es keine Möglichkeit, dieses Verhalten zu deaktivieren. Obwohl ich persönlich in keine von Dir genannten Situationen gekommen bin kann ich deine Bedenken sehr gut verstehen.
 
Hallo Mfk0815,

Danke für das ergänzende Erwähnen dieses Features - ist mir tatsächlich durch die Lappen gegangen :redface:. Wobei in der genannten Kirchen-Situation die Handfunken i. d. R. ohnehin dauerhaft laufen. Deaktivieren kann man dieses Verhalten wohl tatsächlich nicht, jedenfalls habe ich im Handbuch nichts dazu gefunden.
 
Ich schreib trotzdem mal.
Also habe das system seit 2 Jahren in gebraucht. Ich spiele in einer Tanzband die 60 Gigs im Jahr spielt und drüber hinaus habe ich es auch oft in der Probe und bei Aushilfsjobs im Einsatz. Ich kann mich nicht beschweren das Ding ist Top.
 

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