[Review] Harley Benton HBCG45 (39€)

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So, hier nun endlich mein lange versprochenes Review zur Harley Benton HBCG-45
Es handelt sich hierbei um eine 39€ Westerngitarre, also unterste Preisklasse.
Für nur 10€ mehr gibts sogar eine ordentlich gepolterste Gigbag dazu. ;)
Siehe auch hier

Ich werde bewusst eher subjektiv bewerten und schildern. Als Vergleichsobjekt ziehe ich eine Jack & Danny W-160 (49€) heran und weise lieber gleich darauf hin, dass bei solch billigen Instrumenten die Qualitätsstreuung enorm sein kann und das Review nicht für alle Gitarren des selben Modells gelten kann und soll.

Verarbeitung:
Was kann man für den Preis schon verlangen? Natürlich ist im Korpus nur gesperrtes bzw. laminiertes Holz verbaut. Jegliche Erwartungen werden zurückgeschraubt. Äußere Mängel, wie die gelblichen Flecken auf der Decke, das unsaubere und äußerst kantige Binding fallen relativ schnell ins Auge. Beim Umdrehen dann auch die ungeschickte Holzauswahl und die Leimstellen am Hals. Im Inneren sieht es leider auch nicht wirklich besser aus. Die Balken sind ein wenig schlampig verleimt. Am Schallloch fehlt untenrum an einer Stelle bereits die oberste bzw. unterste Holzschicht. Außerdem befindet sich im Korpus jede Menge dunkler, pulveriger Dreck. Der Steg ist ebenfalls unordentlich aufgeleimt, sodass man an den Rändern ein dünnes Pick darunter klemmen kann. Es ist mir rätselhaft, wieso die Bundstäbchen teilweise nicht nur von der Seite sonder auch von oben "befeilt" wurden (siehe Bilder).
-> Eine lange Mängelliste, wodurch die Verarbeitung von mir insgesamt ein mangelhaft bis ungenügend (5-6):mad:


Bespielbarkeit:
Was sofort auffällt, der Hals ist ja knüppeldick! Einige werden sicher sagen "der bremst einen doch vollkommen aus". In meinen langen Zombiefingern fühlt er sich jedenfalls richtig gut an. Nach den Einstellungen am Halsstab sind mit ein wenig Kraft schnarrfreie Bareegriffe bis in den 12ten Bund möglich. Die Werksbesaitung schätze ich auf einen 11er Satz. Saitenlage am 12ten Bund ist etwa 4-5mm. Wem das zu viel ist, hier lässt sich durch Abfeilen der Stegeinlage sicher noch ein wenig rausholen.
-> Die Bespielbarkeit ist nicht optimal aber durchaus befriedigend und sollte nach einigen Einstellungen keinen Anfänger in den Wahnsinn treiben. (3+)

Die Mechaniken:
Offene Mechaniken an einer Western, so was kriegt man ja nicht allzu oft zu Gesicht. Schick sind sie schon mal, sieht man von den Plastikköpfchen ab. Leider passen die Zahnräder nicht optimal ineinander, sodass das Köpfchen an dem man dreht ungefähr 30° Spiel hat, in denen sich gar nichts tut. Ein wenig nervig, wenn man mal über das Ziel hinausschießt und zu hoch dreht, aber auch damit ist es möglich die Gitarre auf eine angenehme Stimmung zu bringen. Ist das erst einmal geschehen, bleibt sie, trotz gesperrter Decke, relativ stimmstabil.
Der Steg ist auch so eine kantige Sache. Sogar so kantig, dass man sich daran verletzen oder alternativ auch Eier damit aufschlagen könnte. Das ist dennoch kein Beinbruch. Bei Nichtgefallen kann man ihn ja ein wenig abrunden.
-> Die Mechaniken sind sicher nicht das Gelbe vom Ei, aber für dieses Instrument vollkommen ausreichend. (4+)


Klang:
Zunächst das obligatorische G-Dur. Relativ laut ist sie schon mal, ob das an dem fetten Hals liegt? Nach längerem Spielen fehlt mir persönlich aber ein wenig Sustain. Ob das wiederum an der schlampigen Verbalkung und vor allem am "schwebenden" Steg liegt? Ich würde den Klang nicht als schlecht bezeichnen, eher als ein wenig topfig. Es fehlt nämlich an Bässen und vor allen Dingen an Brillanz. Aber wir sind hier nicht in der "master class";, in Anbetracht der Preisklasse bekommt er von mir ein befriedigend. (3)


HBCG45 vs. J&D W-160:
Die Jack & Danny setzt sich in fast allen Punkten durch. Die Verarbeitung ist deutlich besser und weist keine außergewöhnlichen Mängel auf. Bespielbarkeit und die Mechaniken sind wiederum durch die höherwertigere Verarbeitung einen Tick besser. Auch ihrem Klang fehlt es an Bässen, durch mehr Brillanz wirkt sie dennoch recht ausgewachsen, man könnte fast sagen, ein bisschen seidig.
Das Modell von HB punktet vor allem bei der Lautstärke und wirkt trotz der schlampigen Verarbeitung, viel robuster, als der Konkurrent.
(by the way: Die J&D W-160 wird nicht hergestellt. Stattdessen findet man nun die Redhill W-160, also nehme ich mal stark an, dasses sich um das selbe Modell unter anderem Label handelt)

Fazit:
Obwohl das Review insbesondere auf die Mängel eingeht, rate ich von dieser Gitarre nicht bedingungslos ab. Es gab schließlich schon einige Reviews in diesem Forum bei denen sie deutlich besser wegkam. Hier machte mir die Qualitätsstreuung eben einen Strich durch die Rechnung. Aber auch in meiner war Potential (in Form von Klang und Bespielbarkeit) vorhanden, das eben durch die Verarbeitungsfehler verspielt wurde.
Falls ihr das Angebot interessant findet, bestellt das Teil und schickt es notfalls wieder zurück. Oder noch besser: Fahrt in den Laden und pickt euch ein möglichst fehlerfreies Exemplar heraus.

Auf jeden Fall besteht hier die Möglichkeit ein gar nicht mal schlechtes (Zweit)Instrument zum Low-End-Preis abzustauben sofern man denn bereit ist, ein bisschen Zeit für die Einstellungen zu investieren.


So, das wars nun, mein erstes Review. Hoffentlich wars nicht allzu holprig zu lesen ^^. Falls Lob oder Tadel oder Fragen vorhanden sind, dürft ihr dies natürlich äußern. ;)
 
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Hi,
Bei den Bildern läuft es mir irgendwie Eiskalt den Rücken herunter!
Aber wenn sie sich spielen lies.
(Habe selber eine Jazzgitarre von Harley Benton (300€) und bin zufrieden damit)
Offene Mechaniken bei einer Westerngitarre habe ich auch noch nicht (so häufig) gesehen!
 
LOL! Das vorletzte Bild mit dem Papier unter dem Steg. "Ob das dem Sustain schadet?" Hab schon so früh am morgen gut gelacht :D, erstmal danke dafür. Das Review hat mir auch gefallen, die Bilder sind auch so geschossen, dass man genau sieht worauf es ankommt. was wirst du nun eigtl. mit der Gitarre machen? Zurück schicken oder behalten? Umbauen oder verbrennen? Verschenken oder verspeisen?
 
LOL! Das vorletzte Bild mit dem Papier unter dem Steg. "Ob das dem Sustain schadet?" Hab schon so früh am morgen gut gelacht :D
Ich auch :D

Vermutlich steht hinter solchen Instrumenten schon ein vernünftiger Bauplan (designed in Good Old Europe).
Aber die Instrumentenbauer, die das Ding zusammenleimen, sind ganz sicher arme Hunde, die entsprechend schlecht entlohnt werden, da müssen wir uns nichts vormachen.
Da schwankt die Qualität halt, wenn - böse gesagt - der arme Kerl gerade wieder nichts zu Futtern hatte und deshalb einfach ein schlechten Tag ...
Auch ich kaufe günstige/billige Waren, also ich möchte hier nicht den Moralapostel spielen.
Aber so eine Gitarre bedarf einfach doch einges an manueller Arbeit, selbst wenn sehr viele Arbeitsschritte automatisiert wurden.
Ein Harley Benton Effektgerät für 39 Euro kann ich mir noch irgendwie machbar vorstellen, bei einer Gitarre ist aber die Grenze überschritten, wo ich mir selbst ansatzweise akzeptable Arbeitsbedingungen nicht mehr vorstellen kann. :weird:

Nichts desto trotz natürlich ein Lob für das Review. ;)
 
Ich hatte ja auch mal eine, da war die meinige aber viel besser.
Gut ich hab auch Zeit reingesteckt......

Ich verlinks mal, da gibts ja nen sounddemo
https://www.musiker-board.de/vb/gitarren/37955-harley-benton-hbcg45-3.html#post2290891

...hast sicher nix dagegen.

Das Foto mit dem hang tag is ja der Hammer! Wie kriegt man denn das hin?? :lol:
Zum sliden scheint die Einstellung OK zu sein.

Das Review gefällt mir sehr gut, auch schöne Fotos.... LOB!
..leider darf ich nicht bewerten :(


ABER letztendlich bekommt man für nur etwas mehr Geld eine viel bessere Gitarre.
Auch wenn ich mich jetzt bis zum erbrechen wiederhole.... :D Die PG10 von Jack & Danny kostet zwar
das Doppelte (99€)... aber eigentlich nicht viel, ob jetzt 39..59 oder eben 99€.

Dafür bietet sie immens mehr, wei PU System, Verarbeitung.....
Das ist eine ganz andere Klasse von Gitarre, dazwischen liegen Welten.

Und das es auch andere bessere Gitarren in ähnlichen Preislagen gibt, hat Neo ja geschrieben.
Ich hatte sie mir auch aus Neugier bestellt... verbessert und verkauft.

Soooo schlecht machen will ich sie allerdings nicht, für den entsprechenden Zweck..... durchaus OK!
Was kann man für das Geld erwarten?

Und Musik kommt ja raus.
 
Okay, zunächst mal danke an alle für das Lob an alle ;)

@Padel86: Ich habe sie bereits zurückgeschickt, da ja wirklich grobe Verarbeitungsmängel dabei waren. Die Fotos habe ich bereits vor einigen Wochen geschossen und das Review entstand auch über einen längeren Zeitraum.

@schlagzeuger: Hab natürlich nichts gegen das verlinken, schließlich wollte ich aufgrund meiner begrenzten Mittel selbst keine Sounddemo aufnehmen. Und wir sind hier im Forum um Meinungen auszutauschen. ;)
Auf den Fotos hab ich halt einfach mit nem Fotobearbeitungsprogramm Text eingefügt. Es ist viel einfacher euch näher zu bringen, was ich meine, wenn ich das mit einem kurzen Satz und einem Pfeil auf die betreffende Stelle tun kann, statt sätzelang zu beschreiben, was dann am Ende doch nur überflogen wird.

Und bei der PG10 hat mich bisher eigentlich nur das PU System abgeschreckt, weil es nicht in meinen Kopf gehen will, dass Gitarren dieser Preisklasse mit Tonabnehmern, sei es plugged oder unplugged, gut klingen können. Trotz meiner Vorurteile werde ich wohl nicht drumherum kommen das Teil mal anzuspielen ;)


Gruß
NotNeo
 
Und bei der PG10 hat mich bisher eigentlich nur das PU System abgeschreckt, weil es nicht in meinen Kopf gehen will, dass Gitarren dieser Preisklasse mit Tonabnehmern, sei es plugged oder unplugged, gut klingen können. Trotz meiner Vorurteile werde ich wohl nicht drumherum kommen das Teil mal anzuspielen ;)


Gruß
NotNeo


...mach das, du wirst sicher nicht enttäusch sein!
 
Wo gibts die PG10 denn noch? Beim Music Store ist sie scheinbar zur Zeit nicht lieferbar. Und die PG20 wird es soweit ich weiß, hier garnicht mehr geben. Liege ich da richtig?
 
das mit dem "3-teiliger hals mal anders" bild versteh ich nicht. was ist denn an dem bild so ungewöhnlich?
 
ein 3-teiliger hals wird eher in längsrichtung verarbeitet um die steifigkeit des halses zu erhöhen.

groetjes
 
aber die abgebildete konstruktionsweise am korpus ansatz ist absolut gebräuchlich bei akustikgitarren :confused:
 
Wo gibts die PG10 denn noch? Beim Music Store ist sie scheinbar zur Zeit nicht lieferbar. Und die PG20 wird es soweit ich weiß, hier garnicht mehr geben. Liege ich da richtig?

Ansolut richtig, nur noch PG10 und wenn dann im Store:great:
 
aber die abgebildete konstruktionsweise am korpus ansatz ist absolut gebräuchlich bei akustikgitarren :confused:

Ja in den tieferen Preisklassen schon. Dennoch wird ja normalerweise darauf geachtet, dass die verwendeten Hölzer ungefär die gleiche Tönung haben.
Außerdem wurde hier sogar der Wulst am Übergang zum Korpus (hat der einen Namen?) sogar aus 2 Hälften verleimt. Und die sind wie bereits erwähnt, farblich ganz schön rausgestochen. Daraus schließe ich mal, das im Werk äußerst penibel Material gespart wird, was bei dem Preis ja keinen wundert.
 
aber die abgebildete konstruktionsweise am korpus ansatz ist absolut gebräuchlich bei akustikgitarren :confused:

wenn ich das auf dem bild richtig sehe, so sind das 3 teile hals, und zwei korpus-hals-übergangsteile. diese beiden sind im 90° winkel zum hals verleimt! und nein, das ist so nicht gebräuchlich.
 
wenn ich das auf dem bild richtig sehe, so sind das 3 teile hals, und zwei korpus-hals-übergangsteile. diese beiden sind im 90° winkel zum hals verleimt! und nein, das ist so nicht gebräuchlich.

Genau, du nimmst mir die Worte aus dem Hals ^^
Darauf wollte eich eigentlich hinaus. Das bei billigeren Modellen ein Teil unten angeleimt ist, habe ich ja auch schon häufiger gesehen.
 
okay, dann tuts mir leid, ich hab mich verguckt, ich dachte es wären nur 2 teile zu sehen, und mit "3 teile" würdest du auf den headstock anspielen ;)

und das mit dem einem teil unten angeleimt ist nicht nur bei billigeren modellen so, das findet man auch bei höherwertigen gitarren.
 
okay, dann tuts mir leid, ich hab mich verguckt, ich dachte es wären nur 2 teile zu sehen, und mit "3 teile" würdest du auf den headstock anspielen ;)

und das mit dem einem teil unten angeleimt ist nicht nur bei billigeren modellen so, das findet man auch bei höherwertigen gitarren.

Kein Problem. In nem Forum soll ja schließlich diskutiert werden.^^

Bis zu welcher Preisklassen so ne Konstruktion mitunter verwendet wird weiß ich nicht, der Hals von meiner Tacoma ist jedenfalls "aus einem Guss".
 
Hey danke MAD :great:
Ich bin gerade nur noch unschlüssig, weil ich befürchte dasses ne "Gurke" sein könnte. Also eins von den vielen fehlerhaften Modellen.

Das ist natürlich drin, obgleich dieser sagt, dass er sie nur wegen Neukauf verkauft.

Aber man kann ihn sicher mal damit konfrontieren, fragen kostet ja nix.
Ich verkauf ja ab und an auch was und meine Devise ist Ehrlichkeit und Offenheit.
Ne Gurke hätte ich gleich zum Händler zurückversand.....
...aber das lässt sich irgendwann nicht mehr nachvollziehen.
 

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