[Review] Mackie Onyx8 Kleinmixer

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Es gab ein Angebot Mackie Pulte aus der Onyx Serie zu reviewen. Ich habe mich spontan für das Onyx8 beworben.
Warum?
Neben den Digitalpulten gibt es immer noch sinnvolle Anwendungen für Analogpulte, vor allem im sehr kleinen Maßstab. Ich rede von 4-6 Kanälen.
Wichtig ist mir eine Mittenparametrik im Equalizer, denn damit kann man einfach bestimmte Situationen entschärfen.

Das Onyx8 fällt genau in dieses Beuteschema (wobei ich mit dem A&H ZED10FX schon ein passendes eigenes Pult besitze).
Also auf zum

Review Mackie Onyx8​

Das hier ist es:
Mackie Onyx8


Unboxing:​

Das Pult kommt im Pappkarton mit Form Seitenteilen. Im Lieferumfang sind 2 Kaltgeräte-Netzkabel (USA und D/F) sowie ein Quick Start Guide und 2 Zettel für Softwareinstallation, einer davon mit Code Nummer zur Aktivierung. Ich habe die Software nicht installiert, da ich das Testexemplar nur kurz habe und niemanden die Installation vorweg nehmen will.
Verpackung.jpg
Inhalt.jpg

Erster Stichpunkt Netzkabel. Ja richtig, keine Wandwarze oder externer Netzteilblock sondern ein eingebautes Allstrom-Netzteil von 100..240V 50 .. 60 Hz. Gefällt mir sehr gut. Ich hasse externe Netzteile.

Eigenschaften:​

Das Gehäuse ist stabil, wie man es von Mackie gewohnt ist (built like a tank). Ich konnte nur eine Schwäche ausmachen: der SD Slot war etwas hakelig, da innen etwas verschoben, da muss man zirkeln, sonst leistet sich das Pult keinerlei Schwächen in der Verarbeitung. Das Pult ist allerdings vor mir schon durch mehrere Hände gegangen, daher weiß ich nicht, ob das Original so war, auch nicht beim Lieferumfang.
PultLicht.jpg
Rueckansicht.jpg

So ein Pult steht gerne mal bei Einzelkünstlern und Duos auf der Bühne oder ist am Mikrofonstativ befestigt. Kompakt mit überschaubarer Kanalzahl. Es ist sogar ca. 6 cm schmaler als mein Pult, das ich am Mikrofonstativ befestigt habe. Es hat unten 3 Schraublöcher, die für einen Atlas AD-11B Gewindeadapter vorgesehen sind. Den müsste man mit selbst schneidenden Schrauben genau definierte Länge (¼“) montieren, wenn man den hier in Deutschland überhaupt bekommt. Oder selber basteln.

Der Netzschalter ist hinten über der Netzbuchse als Kippschalter ausgeführt. Phantomspeisung kann man für die 4 Mikrofoneingänge gesammelt zuschalten.

Was manche als Nachteil sehen, empfinde ich eher als Vorteil: Die Channel Fader sind keine Schieberegler, sondern Drehknöpfe. Das spart zum einen Platz, gerade bei engen Setups und zum anderen ist es für mich einfacher, eine Lautstärke um einen bestimmten Betrag zu ändern, wenn man während des Spiels schnell nachregeln muss. Poti finden, um einen gewissen Winkel verdrehen, fertig. Bei einem Schieberegler (und noch schlimmer auf einem Touch Screen) geht das wesentlich schlechter bzw. überhaupt nicht.
Zunächst waren die Knöpfe für mich eher zu dünn, zu tief, aber ich habe mich ganz schnell daran gewöhnt. Das ist alles schon stimmig.

Auch sehr schön (das vermisse ich an meinem eigenen Pult): der Mute Taster pro Kanal. In so einem Setup stellt man sich beim Soundcheck die Lautstärken passend ein und schaltet nicht benutzte Kanäle stumm. Dann kann man sie in der richtigen Einstellung einfach abrufen, wenn man sie braucht.
Die Mute Taster leuchten deutlich sichtbar, wenn sie aktiviert sind, ebenso die Solo-Taster zum Vorhören der einzelnen Kanäle. Das bewahrt vor unangenehmen Situationen, wenn man so einen Zustand nicht erkennt und sich das Pult dann komisch verhält.
Die Solo Sektion hat einen getrennten Lautstärkeregler und kann PFL / AFL umgeschaltet werden, also vor und nach dem Kanalfader.

Die Kanäle:​

Kanäle 1 und 2 sind Mono – Kanäle. Eingang ist hier jeweils eine Combo Buchse, die wahlweise XLR oder Klinkenstecker aufnimmt. Eine Besonderheit in dieser Pult-Größe: die beiden Kanäle haben sogar noch eine Insert-Buchse, falls man Effekte einschleifen will. Oder auch eine Möglichkeit für Solo-Artisten, Vokaleffekte oder Looper unterzubringen.
Diese beiden Kanäle haben auch einen 3-Band EQ mit parametrischen Mitten. Außerdem können sie auf Hi-Z geschaltet werden, um Instrumente mit passiven Pickups (Piezo oder magnetisch) anzuschließen. Das habe ich mit meiner Strat getestet. Es funktioniert gut und liefert den echten Klang, ohne die Resonanzen zu bedämpfen, was man bei ausgeschaltetem HiZ Schalter doch deutlich als matteren Klang wahr nimmt. Im Hi-Z Modus sind sie unsymmetrisch, im Line Modus sogar symmetrisch.

Die Kanäle 3/4 und 5/6 können entweder ein Mikrofon oder einen Stereo bzw. Mono Line Eingang (sogar symmetrisch) bedienen. Nach Blockschaltbild werden die Eingänge addiert. Nur der Mikrofoneingang verfügt über den Gain Regler. Hier ist es ein 3-Band EQ mit 3 festen Frequenzen. Die beiden Kanäle können auf den USB – Eingang umgeschaltet werden. Das ist praktisch, wenn man das Pult als DJ Pult missbraucht. Man hat dann für die USB Eingänge sogar einen EQ, belgt amit aber jeweils einen der knappen Kanäle.

Alle Kanäle mit Mikrofoneingang haben einen Gain Regler und einen Low Cut.

Die Preamps sind rauscharm und können recht hohen Gain, allerdings ist der richtig hohe Gain auf dem letzten Zehntel des Drehwinkels des Gain Potis.

Bei diesen 4 Kanalzügen kann der EQ wahlweise überbrückt werden. Ok, dann kann man direkt den Vergleich mit/ohne EQ machen, aber das Feature bräuchte ich eigentlich nicht.

Kanal 7/8 ist spartanischer ausgestattet und ist nur als Line In (aber auch Stereo/Mono) ausgeführt.

Die symmetrischen 6.3mm Klinkeneingänge und der 3.5mm Klinkeneingänge werden summiert. Er schreit nach einer Quelle, die ein fertig bearbeitetes Signal abliefert, z.B. Keyboard oder aber auch Gitarre mit üppigem Amp Modeller (Oder Return, falls man ein externes Effektgerät verwendet). Alternativ der Anschluss für Zuspieler (Smartphone über 3.5 mm Stereoklinke), Bluetooth oder den eingebauten SD Karten Abspieler. Dazu später mehr.

Alle Kanäle haben noch einen Regler für den AUX – Bus (Monitor) und den Effektanteil FX sowie einen Panorama Regler (wobei der bei den Stereokanälen eigentlich Balance heißen müsste – egal, versteht trotzdem jeder)

Master Sektion​

Die Summen von FX und AUX stehen an Klinkenbuchsen unterhalb der Kanaleingänge 1 und 2 bereit, wahlweise symmetrisch oder unsymmetrisch. Sie sind laut Blockschaltbild quasi Impedance balanced, leider ohne den Abschlusswiderstand am Ring Kontakt nach Masse. Alle Klinkenausgänge, die mit bal/unbal beschriftet sind, sind so beschaltet. Man kann also symmetrische Kabel verwenden und das würde ich auch immer tun, wenn möglich (unsymmetrisch funktioniert natürlich auch).
Hier habe ich die Master Sektion per XLR, MON out per TRS Klinke symmetrisch und den Kopfhörer getestet (mit der SD Karte als Quelle)
VieleAnschlüsse.jpg

Die Knöpfe FX und MON regeln den Effektanteil zur Summ bzw. den Pegel des Monitorausgangs. Praktisch: man kann dem Monitor auch noch Effektanteil zumischen (muss man aber nicht). Ich finde es angenehm, wenn man auf dem Monitor auch etwas vom Hall mit drauf hat – mir hilft es bei der Intonationskontrolle.

FX, Monitor und Main haben auch einen Mute Schalter. Man kann den FX also für Ansagen abschalten, wenn man dafür keinen Hall haben möchte. Monitor und Main kann man in Spielpausen einfach stumm schalten und hat danach wieder das Setting wie vorher.

Control Room Out und Phones lassen sich mit getrennten Lautstärkereglern einstellen.

Effektgerät:​

Die eingebauten Effekte sind alle brauchbar, vor allem diejenigen, die ich normalerweise nutze: Reverb, Delay und die Kombination. Chorus/Flanger … ja klingt auch danach, aber das habe ich am Pult noch nie gebraucht. Das Effektgerät lässt sich über das Display und den Drehencoder (mit Druckfunktion) intuitiv bedienen. Ich habe dafür keinerlei Blick in die Anleitung gebraucht. Es hat sogar recht viele (sinnvolle) editierbare Parameter und klingt gut.

Absolut super finde ich den EQ im Effektweg. Mit der Beschneidung des Hallanteils um die tiefen und hohen Frequenzanteile kann man einen sehr aufgeräumten Hall erzeugen (mal nach Abbey Road Trick googeln). Raumsimulationen haben in der Regel auch Raumresonanzen eben im tieferen Frequenzbereich. Wird der weggenommen, werden Dröhnanteile im Hall vermieden. Und zu viele hohe Frequenzanteile klingen unnatürlich und hart.

Das beste Effektgerät in Ausstattung und Bedienung, das ich in dieser Preisklasse / Produktklasse kenne.

SD-Karten Player​

Man kann die Stereosumme als .wav aufnehmen. Bei der Wiedergabe geht sowohl .wav als auch .mp3 .
Erster Kontakt: SD karte eingelegt, Abfrage Formatieren Yes/No, No war ausgewählt, Drehknopf gedrückt und … Karte wird formatiert! Also Warnung: nur leere Karten ohne wichtigen Inhalt einlegen (meine war es glücklicherweise). Die SD Karten Funktion war übrigens der einzige Hmmm - Faktor bei diesem Pult :gruebel:
SD_Player.jpg

Dann aber funktioniert es aber wie erwartet. Spontanmitschnitte der Stereosumme werden im Unterordner REC angelegt.
Titel lassen sich per Drehknopf oder mit den << und >> Tasten auswählen und weiterschalten. Als Zuspieler im direkten Zugriff gut verwertbar.

Bluetooth​

Funktioniert selbsterklärend. Beim Pairing erscheint das Gerät „Onyx“ und lässt sich einfach ansprechen. Ist der Bluetooth Button drüber gedrückt und leuchtet blau, geht das Audio-Signal z.B. vom Smartphone an diesen Kanal. Die Klangqualität ist gut. Trennt man am Smartphone die Bluetooth Verbindung, so geht die blaue „PAIR“ Lampe aus. Man sieht also sofort, ob die Verbindung getrennt ist. Bluetooth wird zum Kanal summiert. Man kann also SD bzw Line in und Bluetooth gleichzeitig aktivieren und es wird summiert. Praktisch wenn man wechselweise von Bluetooth und SD Karte zuspielt. Da muss man nichts umschalten.
Bluetooth.jpg


USB Audiointerface​

Hierfür muss das Pult zuerst eingestöpselt werden, dann der Treiber (von der Webseite) installiert. Bemerkenswert, denn oft soll es genau anders herum gemacht werden.
Man hat dann 1 zusätzliches Windows Stereo-Eingabegerät und 2 Stereo-Ausgangsgeräte.
Verwendet man den installierten ASIO Treiber, so sieht man 8 Eingangskanäle (die Kanäle) und 4 Ausgangskanäle (1-2 und 3-4) (hier in Tracks Live)
AsioDriver.png


USB 1-2 geht an Kanalzug 3-4, USB 3-4 geht an Kanalzug 5-6 und kann dort jeweils per Tastendruck aktiviert werden.
Theoretisch könnte man es also auch als Doppel USB Interface für eine DJ Software nutzen.

Die Eingangssignale werden direkt nach dem Vorverstärker und low cut abgegriffen und vor den Inserts bei Ch 1 und 2

Soweit mein Review. Ich hatte bedingt durch die Pandemie keine Möglichkeiten, das Pult im Live Gig zu testen, habe mich aber durch alle Sektionen des Pults gewühlt. da ich aber häufig mit Pulten dieser Klasse arbeite, kann ich daraus schon Schlüsse für den praktischen Einsatz ziehen und habe es auch genau auf verschiedene Einsatzfälle abgeklopft. Ich halte es für ein absolut brauchbares Pult und es rangiert im obern Feld der Kandidaten dieser Klasse.


Fazit:​

Das Mackie Onyx8 hat seinen Preis, ist dafür aber ein sehr hochwertiges Pult. Gerade für Alleinunterhalter und kleine Gruppen, die sich von der Bühne aus mischen ist es auf jeden Fall einen Blick wert, da es alles bietet, was man dafür braucht, inklusive vielfältiger Möglichkeiten, Backing Tracks einzuspielen.

Auch als Audio Interface im Home Studio oder als Mischzentrale beim Streaming (z.B. über OBS) kann es dienen, da es sowohl über ASIO als auch als Windows Audiogerät ansprechbar ist.

Aufgrund der geringen Kanalzahl kommt es zu "Verteilungskämpfen" zwischen den Ressourcen, was aber natürlich der geringen Kanalzahl geschuldet ist. Die Nutzungsmöglichkeiten sind aber durch die Architektur, die das Maximum aus den Ressourcen kitzelt doch recht vielfältig für so ein kleines Pult.

Für die vielfältigen Routingmöglichkeiten empfielt sich ein Blick auf das Blockschaltbild, das im Handbuch enthalten ist und genügend Details enthält, damit man sich alle relevanten Informationen herausziehen kann.
 
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Hi @chris_kah

Schönes Review, danke dafür. Hört sich alles ganz spannend an, aber bis auf die digitale vs. analoge Signalverarbeitung scheint es mir Überlappungen mit dem Feature Set des Zoom LiveTrak L-8 zu geben. Kennst Du das L-8 oder das L-12 ebenfalls und kannst etwas zum Vergleich beider Ansätze sagen?

Klar gibt es Unterschiede in der Hardware, weil Zoom mit Fadern arbeitet statt mit Drehpotis und viele Details mehr, aber der Grund-Anwendungsfall für einen kompakten Live-Mischer mit kleiner Effektsektion, Aufzeichnung auf SD Karte wenn gewünscht und USB Audio Interface für alle Kanäle ist doch sehr ähnlich.

Danke und Gruß, Nico
 
Zuletzt bearbeitet:
Nein, das Zoom Live Track kenne ich nicht, ist auch nicht in meinem Beuteschema.

Der Preis ändert sich ständig, ist über den Thomann Link leicht abrufbar und ist derzeit ca 400 EUR
 
Kennst Du das L-8
Ich habe mir die Specs nochmals angesehen. Das Zoom hat einen 3-Band EQ mit festen Frequenzen, keine Mittenparametrik. Damit ist es bei mir raus. Da fehlt mir die wichtigste Waffe gegen Feedbacks, und ich hatte schon Fälle (bei einer befreundeten Band), da wollte ich helfen, aber weder das Bose Tone Match noch das Yamaha MG10 hatten parametrische Mitten, und damit konnte ich das Feedback (ca. bei 1 kHz) nicht entschärfen. Da hilft der Mid Regeler bei 2.5 kHz genau gar nichts.
Gerade bei digitalen Mixern verstehe ich überhaupt nicht, wenn da keine Parametrik eingebaut ist.
 
Hi Chris und danke, dass Du Dir die Specs angeschaut hast.

Ja, bei den Zooms merkt man an einigen Punkten, dass das Design nicht ganz neu ist. Ich hatte die in der Hauptsache auf dem Schirm, um sie als Mehrkanal Interface zu nutzen. Die Mix Funktion ist eher nebensächlich für mein Interesse. Dass das von Dir reviewte Mackie als Analogpult das auch kann und zu einem guten Kurs angeboten wird, macht auch das Mackie interessant für mich. Ebenso die Tatsache, dass es ein USB Return zu haben scheint lässt mich aufhorchen. Solche Features hätte ich bei analogen Pulten der Preisklasse nicht erwartet.

Wie gesagt, die Dinge unterscheiden sich konzeptionell und im Alter des Designs signifikant aber für meinen angedachten Anwendungsfall sind beide interessant. Daher nochmal danke für Dein Review.

Gruß, Nico
 

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