Rocktron Pro Gap Unterschiede V1.2 vs V2.0

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...kann jemand sagen, worin die Unterschiede bestehen?
Bisher feststellen konnte ich:
das V1.2 hat ein eingebautes Netzteil.
Das V2.0 hat eine Frontbeschriftung V2.0.
Das kann's ja noch nicht gewesen sein, oder?
 
..ok, eine Meng kleiner Details offenbar. Hat jemand vielleicht einen Vergleich der klanglichen Ausbeute?
 
Der frama78 hat vor vier Jahren mal ein Review über den 2er geschrieben, da heißt es:

Als kleines Highlight für damalige Zeit: Ein Anschluss für eine externe Schaltfunktion (Kanalumschaltung eines Amps, Effekt-Bypass...)!

Die Version2 (mein Gerät) hat nur einen Anschluss, während die alte V1 zwei hatte (gleich vorab, ich meine, dass die V1 ein wenig wärmer klang, aber es ist schon zu lange her, als dass ich das wirklich behaupten könnte! Habe den 1er schon vor über eine Dekade verkauft. Leider!)  

Mehr Unterschiede konnte ich da nicht finden.
 
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Ah, endlich mal wieder jemand, der sich für die guten alten ProGap interessiert. :great: Ich finde die Preamps einfach nur genial und könnte Bände darüber schreiben, deswegen wird das hier evtl. etwas länger. :igitt:

Seit ich in den 90ern die Version 1 neu als günstiges Vorführmodell ergattern konnte, bin ich absoluter Fan der ProGap - Sounds und der Flexibilität der Geräte. Seit vielen Jahren benutze ich aber wegen der verbesserten Features nur noch die Version 2, siehe Info-Test in G&B von 08/1991 Seite 75:

"Zeichneten den ProGap (Test Ausgabe 8/89) summa summarum seine, trotz Transistorbauweise, „röhrigen“ Sounds, vielfältige Klangregelungsmöglichkeiten sowie zwei effektive Noise-Reduction-Systeme aus, bietet die Version 2.0 gegenüber dem Vorgänger noch einige interessante Features mehr. Auffälligstes Merkmal ist die Curve A/B-Schaltung, mit der in der Ausgangssektion zwei unterschiedliche Filter-Charakteristiken angewählt werden können. Per Knopfdruck stehen entweder ein aggressiver, höhenreicher Grundsound der Marshall-Kategorie (Curve A), oder ein weicherer, wesentlich mittenreicherer Sound (Curve B) zur Verfügung. Ein Feature, das in Kombination mit der mit Baß, Höhen und zwei semiparametrischen Filtern - vor und hinter der Verzerrungsstufe - ausgestatteten Klangregelung gegenüber dem Vorgängermodell ein deutliches Plus an Sound-Möglichkeiten bietet. Speziell mittenbetonte Distortion-Sounds gewinnen durch die Curve-B-Charakteristik. Freunden der „thrashigeren“ Fraktion dürfte die Curve-A-Charakteristik in Kombination mit der auf 18 dB angehobenen Baß-Regelung gefallen. Die breite Soundpalette des Preamps wird durch die mittlerweile 32 Factory-Presets gut repräsentiert. Weitere Features der 2.0 Version sind ein externes Netzteil, 7polige MIDI-In-Buchse zur Spannungsversorgung der Rocktron MIDI-Mate sowie zwei Output-Buchsen zum Anschluß an Stereo-Endstufen. MIDI-mäßig sind die Realtime-Steuerungsmöglichkeiten durch programmierbare Parameter-Limits (Maximal- u. Minimal-Wert) verbessert worden. Bei den 128 Speicherplätzen, der programmierbaren Effektloop und dem Full-Range-Out ist alles beim alten geblieben, lediglich die Anzahl der Switch-Funktionen ist von zwei auf eine reduziert worden. Preis ca. DM 1460,-"

Zur "klanglichen Ausbeute" kann ich leider keine Medien beitragen, kann aber folgendes sagen: ich habe in 40 Jahren so ziemlich beinahe fast alles an Verstärkertypen gespielt und in meinen Bands gehört, was Rang und Namen hat: div. JCM800, 2203, div. JCM900, div. Fender, AC30, Mesa's, in 19": Marshall 9001, 9004, ProGap, JMP-1, Peavey Rockmaster, Gallien-Krueger 100mpl (den Iron Maiden auf "7th son of 7th son" "endorsed" hatte, cooles Teil, war damals seiner Zeit voraus), Piranha, Sidewinder, Chameleon, div. Modeler, und sonst noch jede Menge 19"-Kram, woran ich mich nicht mehr erinnere.
Alle waren für sich gut in dem, was sie konnten, aber ich bin doch immer wieder zum ProGap zurückgekommen. Im Übe-Rack und Live-Racks (live geht hoffentlich bald wieder was) habe ich 3 der Ver. 2 im Einsatz.

Die Gründe sind die Sound-Möglichkeiten und Flexibilität, besonders via Midi-Steuerung. An Ver. 2 gefallen mir besonders die EQ-Erweiterung, A/B Curve, und die Midi-Erweiterungen. Die Grenzwerte der Parameter lassen sich den cc auch umgekehrt zuweisen, d.h. obere Grenze auf min_limit und untere Grenze auf max_limit, für jeweils beliebige Werte des Parameterbereichs. Das erweitert die Flexibilität der cc-Realtime-Steuerungsmöglichkeiten sehr. Die A/B-Curve-Auswahl ermöglicht schöne röhrig-crispe Sounds z.B. der 80er. Wer sich noch an die Berliner Rainbirds mit "Blueprint of my lover" erinnert: die A-Curve-Auswahl ermöglicht solche Sounds mit üblichen E-Gitarren, ohne daß man gleich eine Rickenbacker brauchte.

Für beide Versionen gilt: die Sounds lassen sich sehr "röhrig" und extrem flexibel gestalten, bei Bedarf high-gain oder nur mit schönem subtilen break-up im Gain. Richtig lecker wird es auch, wenn man z.B. in der Effekt-Loop einen Kompressor einschleift, der bei seichtem Crunch nur kurz komprimiert, also Threshold nicht zu empfindlich und Ratio ca. 3:1. Das simuliert dermaßen authentisch eine leicht begrenzende Röhrenendstufe, die wahre Wonne. So mache ich es mit einem 300G.

Mir scheint das Hush in der Ver. 2 geschmeidiger zu arbeiten als in Ver. 1. In Ver. 1 ist die Hush-Schaltung noch diskret auf einer kleinen Huckepack-Platine aufgebaut. Schaltungstechnisch arbeitet es dort nur mit dem Signal zwischen Loop-Return und dem Master-Out-Level. In Ver. 2 arbeitet der "neuere" Hush-Chip 2050 von RSP auf der Hauptplatine, der z.B. auch im Piranha werkelt. Ähnlich wie beim ISP Decimator sondiert der Chip bereits die Hüllkurve des Eingangssignals und filtert damit optimiert den Rauschanteil des Gesamtsignals. Das Hush in Ver. 1 kann bei hoher Einstellung dann doch irgendwann deutlich "pumpen". Das machen die Hushies von Ver. 2 und Piranha so nicht.
In den Soundspektren höre ich, von den Erweiterungen der Ver. 2 abgesehen, keine wesentlichen Unteschiede.

Man sollte aber bei allen ProGap (wie bei vielen Rack-Geräten von Rocktron allgemein) schon recht sicher mit Frequenzen, dB-Pegeln und wichtigen Frequenzbereichen für bestimmte Ziel-Sounds umgehen können, um sich in den Einstellmöglichkeiten nicht zu verirren und nicht im Frust zu enden. Auch die Wirkweise der beiden semi-param. EQs je vor und hinter der Distortion sollte man verstanden haben. Wenn man nicht weiß, welche EQ-Charakteristik für Sounds wie Marshall, Fender, AC30 usw. wichtig ist, kommt man mit den ProGaps eventuell nicht oder nur schwer zum gewollten Sound. Daher kann ich nachvollziehen, daß viele damals schon ihre Mühe hatten, ihre Wunschsounds eingestellt zu bekommen.

Da hilft evtl. der Duncan Tone Stack Simulator. Die angegebenen Schaltungen der Klangregelnetzwerke muß man dazu gar nicht verstehen und kann sie außer Acht lassen. Hilfreich sind die Frequenzgangdiagramme, die das Tool charakteristisch für Fender, Marshall, VOX usw. erzeugen kann. Wenn man die relevanten Frequenzen und dB-Pegel in den EQ-Settings des ProGap einstellt und damit experimentiert, versteht man sehr schnell, was der ProGap kann und wie man dahinkommt, daß er so klingt, wie er klingen soll. Das große Display hilft dabei, schnell ein Gefühl und Verständnis für Parameter-Werte und ihre Wirkung zu bekommen.

Man sollte auch ihre Zeit beachten: die Werkspresets spiegeln weitestgehend eine Landschaft von zum Ende der 80er angesagten Rocksounds wieder, z.B. von Toto. Wenn man nur von denen ausgeht und das vorgenannte nicht kann oder versteht, kann einem leicht der Eindruck entstehen, daß die ProGap darauf limitiert sind. Tatsächlich lässt sich durch das EQ-Konzept eine sehr breite Palette an Sounds und Zerrcharaktern einstellen.

Ver. 2 hat die gleichen Abmessungen und etwa das Gewicht wie das Intellifex und seine Verwandten oder der 300G und ist daher einfacher in einem kurzen Rack mit denen integrierbar. Ver. 1 ist wegen des internen 230V-Netzteils deutlich tiefer und schwerer. In Ver. 1 schaltet der Netzschalter die internen Trafos nur sekundär ab (!), daher können sie oder der Deckel auch im ausgeschalteten Zustand noch leicht surren oder brummen. Das hat mich bei meinem damals so sehr genervt, daß ich Ende der 90er die internen Printtrafos gegen Ringkerntrafos getauscht habe.

Fazit: ich finde beide Versionen super. Braucht man zwei programmierbare Schaltausgänge (= 4 schaltbare Zustände) für weitere Rack-Geräte (manchmal im Rack extrem hilfreich!), ist Ver.1 geeigneter. Braucht man etwas mehr Flexibilität und Midi-cc-Möglichkeiten, eher Ver. 2.
Man bekommt ProGaps für relativ wenig Geld und kann sie i.d.R. auch dafür wieder verkaufen, daher einfach mal ausprobieren.
 
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