Rode NT5 vs. Oktava MK 012-01 vs. Haun MBC 660

Dein Beitrag @LoboMix war sehr aufschlussreich und hilfreich. Danke sehr
Gerne geschehen :great:.

Habe gerade mal mein Zoom H6 als Interface getestet an einem Lenovo-Notebook und mit Samplitude ProX2. Als Latenz kann ich störungsfrei die minimal möglichen 1 ms einstellen und auch ansonsten funktioniert das so wie erwartet. Normalerweise nehme ich das Zoom nur als Handheld-Recorder, deshalb hatte ich das noch nicht als Interface in Betrieb, daher musste ich das jetzt erst mal so einrichten.

Eine Gitarren-CD habe ich auch mal aufgenommen und fertig produziert für ein Gitarrenquartett, das vorwiegend ´klassische´ Stücke gespielt hat. Die CD wurde auch gerade hinsichtlich der Aufnahme von anderen Gitarristen sehr gelobt (das Quartett hat aber auch beeindruckend gut gespielt, aber auch ein sehr anspruchsvolles Repertoire). Wir hatten einen sehr gut geeigneten Kammermusikraum zur Verfügung und reichlich Zeit.
Als Hauptmikrofone habe ich zwei Neumann KM 184 genommen und für etwas mehr Präsenz als Nah-Stützen 4 Oktava Nieren (sic!). Die Hauns hatte ich damals noch nicht und von den Oktavas genau die vier Stück, die ich brauchte. Die Oktavas habe ich dann vor zwei Jahren auch nur deshalb verkauft, weil ich dieses Konvolut Haun-Mikrofone haben konnte, es aber auch komplett abkaufen musste. Da waren die Oktavas einfach übrig und deshalb habe ich sie dann verkauft da ich so viele Mikrofone gar nicht brauche. Deshalb kann ich sagen, dass man mit diesen Mikros auch sehr gute Aufnahmen machen kann. Die Haun´s empfehle ich ja auch aus anderen Gründen als ihre klangliche Qualität, z.B. wie ich schon schrieb wegen des Services.

Bei ´Klassik´- bzw. E-Musik-Aufnahmen spielen Großmembranen heute nur noch eine untergeordnete Rolle. KM-Mikros sind eben wegen ihres kleineren Kapsel-Durchmessers besser in eine klanglich neutralere Richtung zu trimmen, vor allem auch, was ihre polare Empfindlichkeit und Ausgewogenheit betrifft (Stichwort "Polar-Diagramm"). Und ein möglichst neutrales Klangverhalten ist in der Klassik ja erwünscht, was auch für Mikrofonvorverstärker gilt. Wenn dort klangliche Manipulationen nötig oder erwünscht sind, dann macht man das dort am Mischpult bzw. in der DAW, da man auf diese Weise die volle Kontrolle über diese Manipulationen hat. Desweiteren hat man ein großes Augenmerk auf die Positionierung und Ausrichtung der Mikrofone, da davon sehr viel abhängt. Den Raum natürlich nicht zu vergessen.
Bei Fernsehproduktionen wird man auch aus Gründen der Optik keine GM-Mikros finden. Selbst die KM-Mikrofone versucht man so dezent wie möglich anzuordnen, wozu es spezielle dünne Spezial-Mikrofon-Ständer gibt, womit man die Mikrofonkapsel abgesetzt vom Speiseteil aufstellen kann. U.a. Schoeps hat dazu ein reichhaltiges Zubehörprogramm, das aber wie alles bei Schoeps, sehr teuer ist - aber natürlich absolute TOP-Qualität!
Man muss dazu wissen, dass in diesem professionellen Bereich die Betriebssicherheit einen extrem hohen Stellenwert einnimmt. Man kann eine Millionenschwere Life-Fernsehübertragung nicht mit irgendwelchen huddeligen Steckern oder so aufs Spiel setzen. Ein gehöriger Teil der Preise für das Equipment ist diesem Aspekt geschuldet. Der Privatanwender kann das naturgemäß viel entspannter sehen. Wenn ich nur Homerecording mache, gelegentlich in einer eher entspannten Situation meine Technik auch mal live einsetze, den Kram nicht verleihe und überhaupt alles hüte wie meinen Augapfel, dann kann ich klanglich gutes Material für wenig Geld finden, auch wenn mancher Profi dieselben Teile niemals in seinen Transporter laden würde.

Haun hat im übrigen auch bei Profis einen sehr guten Ruf und werden schon mal als ´Schoeps für den kleineren Geldbeutel´ bezeichnet.

Nachtrag zum Thema "Laufzeitdifferenzen", weil das angesprochen wurde:
Diese führen bei Stereo-Hauptmikrofonanordnungen wie A/B und Äquivalenzmikrofonie wie z.B. ORTF, NOS, EBS [bitte selber im Netz suchen, besonders unter "Senpielaudio" findet man dazu die besten Informationen] überhaupt erst zu einer Stereoabblidung. Bei A/B ausschließlich und Äquvalenz zusammen mit Pegelunterschieden. Bei Stereo-Hauptmikrofonanordnungen werden die Kanäle Links und Rechts stets maximal nach Links und Rechts in der DAW gepannt, sonst geht 1. der Stereoeindruck verloren und 2. kann es zu den weiter oben schon erwähnten Auslöschungen usw. kommen.
 
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Nimmt man eine Schallquelle mit zwei oder mehr Mikrofonen aus unterschiedlichen Abständen auf, trifft der Schall bedingt durch die Schallgeschwindigkeit zu unterschiedlichen Zeitpunkten bei den Mikrofonen ein. Dadurch entsteht die Laufzeitdifferenz,
Klingt eigentlich nach einem nicht so einfach zu bewältigenden Problem. Vielleicht ist es dann doch nicht so gut stereo aufzunehmen :)
Also bon dadurch jetzt wieder unsicher. Nicht hinsichtlich der Frage ob KMK o GMK sondern ob stereo oder nicht.
 
Die einen gucken halt Videos, die anderen machen es in echt.
Und das fast tàglich.

Klassische Gitarre ist eine andere Baustelle, da kommt ausschließlich KMK dran.
Bei allen Westerngitarren mit Stahlsaiten und den meisten Spielarten inklusive folkiges Fingerpicklng (nicht unbedingt Fingerstyle) + naher Mikrofonierung bis weit über 1,50m machen sich GMKs besser.

Als Einstieger sowieso ersmal mit einem Mikro starten
 
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Bei ´Klassik´- bzw. E-Musik-Aufnahmen spielen Großmembranen heute nur noch eine untergeordnete Rolle. KM-Mikros sind eben wegen ihres kleineren Kapsel-Durchmessers besser in eine klanglich neutralere Richtung zu trimmen, vor allem auch, was ihre polare Empfindlichkeit und Ausgewogenheit betrifft (Stichwort "Polar-Diagramm"). Und ein möglichst neutrales Klangverhalten ist in der Klassik ja erwünscht, was auch für Mikrofonvorverstärker gilt. Wenn dort klangliche Manipulationen nötig oder erwünscht sind, dann macht man das dort am Mischpult bzw. in der DAW, da man auf diese Weise die volle Kontrolle über diese Manipulationen hat. Desweiteren hat man ein großes Augenmerk auf die Positionierung und Ausrichtung der Mikrofone, da davon sehr viel abhängt. Den Raum natürlich nicht zu vergessen.

Das kann man so auch nicht sagen U 87 besonders aber U 89 und TLM 170 sind auch für Klassikaufnahmen beliebt. Schoeps ist mit dem V 4 U sogar erfolgreich den Schritt Richtung Großmembrankondesator gegangen, in dem einer Kleinmembrakondensatorkapsel mit einer Ringscheibe versehen wurde. Ein Kleinmembrankondensatormikrofon hält auch nicht pers se die Charakteristik durch den gesamten Frequenzbereich besser als ein Großmebrankondensatormikro. Da kommt es darauf an, welche konkreten Mikrofone man miteinander vergleicht. Kleinmembraner haben die Eigenschaft, dass die Membran durch die kleinere Masse schneller auf Transienten reagiert. Sie haben in der Regel eine besseer Rückwärtsdämpfung und ein getreueres verhalten off-axis.

Man kann auf jeden Fall mit beiden Typen hervorragende Aufnahmen machen. Auch von Akustikgitarren.
 
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Klingt eigentlich nach einem nicht so einfach zu bewältigenden Problem. Vielleicht ist es dann doch nicht so gut stereo aufzunehmen :)
Also bon dadurch jetzt wieder unsicher. Nicht hinsichtlich der Frage ob KMK o GMK sondern ob stereo oder nicht.

Um die Laufzeitdifferenzen (fast) zu eliminieren, kannst du in X/Y Mikrofonieren. Das sollte dann auch weitestgehend Mono-Kompatibel sein, wenn du weitere Akustikgitarren hinzufügen möchtest und alles im Mix bzw. Stereopanorama unterbringen möchtest.

Und wenn du dann schon mal 2 gleiche (matched) Mikrofone hast, kannst du ja je nach Situation auch "nur" eins verwenden.;)
 
Kleinmebraner haben die Eigenschaft, dass die Membran durch die kleinere Masse schneller auf Transienten reagiert.
Diese Eigenschaft möchte man bei Akustikgitarren oft nicht haben, weil im Nahbereich nur ein kleines Fenster des Gesamtsounds - der ja aus allen Bestandteilen der Gitarre gebildet wird - eingefangen werden kann.
Das führt dazu, dass bei vielen KMKs in natura warm und rund klingende Akustikgitarren dazu neigen, zu spitz, brilliant, schrill, drahtig zu werden. Viele GMKs "verschleifen" die Transienten etwas, da sie insgesamt träger reagieren.
Das schmeichelt dem Gesamtsound der meisten Westerngitarren.

Wie gesagt, klassische Gitarren mit Nylonsaiten sind da eine ganz andere Kiste, die brauchen die schnellen KMKs, um die Transienten zu betonen.
Das gleiche bei virtuosem Fingerstyle. Da kommt es auf Schnelligkeit und Exaktheit an.

Wie gesagt, als Einsteiger ist das alles nicht unbedingt entscheidend, da gibts noch genug andere Baustellen. Trotzdem sollte man Erfahrungen mitnehmen, wenn sie einem freihaus geliefert werden :)
 
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Ich finde es gut, dass hier die mMn zentralen Fragen doch noch diskutiert werden :great:
Besten Dank!
 
Um die Laufzeitdifferenzen (fast) zu eliminieren, kannst du in X/Y Mikrofonieren.

Dabei bekommst du aber auch oft andere Probleme. Denn das KMK welches Richtung Schallloch gerichtet ist fängt anderes ein als das welches gen Hals gerichtet ist. Zum einen hat man einen fast 40% Lautstärkeunterschied den man Gegenregeln muss und man muss beide Mikrofone mit verschiedenen EQ Einstellungen bearbeiten. Sonst klingt das oft Unrund. Da ist pinibel ausgerichtes Mono besser und schneller Umzusetzen.
 
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Da ist pinibel ausgerichtes Mono besser und schneller Umzusetzen.
Ganz genau. Ich würde mit einem Mikro beginnen und dann allmählich die Experimente erweitern.

KMKs, wir machen natürlich auch ab und zu Akustikgitarren-Aufnahmen mit Kleinmembranern. Wenn wir z.B. stereo wollen. Nur, dann sind wir immer 2 Leute - einer hinter und einer vor der Gitarre - und haben neben meinen 2 Paar KMKs in unserer "Gemeinschaftspraxis" noch je ein Paar KM184 und Rode NT5, da wählt man dann aus und entscheidet, was passt am besten zur Gitarre und zum Song.

Oder einfach: was klingt heute und hier am besten.

Und das Ganze findet in einem speziellen Aufnahmeraum statt. Da passt die Raumakustik und macht keine Probleme.
Wenn ich allein bin, würde ich den Heckmeck nicht machen.
 
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Im Übrigen ist auch das Kammfilterproblem heutzutage keines mehr. Dafür gibt es Plugins oder zwei gute Ohren und ein Delay auf einer der Spuren. Oder oder oder...
 
Ganz genau. Ich würde mit einem Mikro beginnen und dann allmählich die Experimente erweitern.
Genau so sehe ich das auch. Und ich bin fest davon überzeugt, das so auch schnell genug Erfahrungen gemacht werden können.
Dabei ist es auch ziemlich egal, ob jetzt ein Zoom H6 oder was auch immer als Interface verwendet wird. Das Grundprinzip ist hier von Bedeutung.
 
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Dafür gibt es Plugins oder zwei gute Ohren und ein Delay auf einer der Spuren. Oder oder oder...
Ja, aber bedenke, als Einsteiger musst du erst mal wissen, wohin greifen und woran liegt es.
 
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... egal, ob jetzt ein Zoom H6 oder was auch immer als Interface verwendet wird.

Das sehe ich auch so. Wenn das Zoom eh da ist dann kann man erstmal ein Mikrofon ranhängen und wenn dann was rauscht kann man immernoch ein Interface kaufen.
 
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Das wäre auch mein Plan. Plus des genannten Vorteils, das GMK sehr schön auch am Amp nutzen zu können. Ich habe Amps jahrelang nur mit GMKs aufgenommen, finde eigentlich nur Bändchen noch interessanter und mittlerweile das tolle MD441.
Okay, anderes Thema :)
 
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... noch je ein Paar KM184 und Rode NT5, da wählt man dann aus und entscheidet, was passt am besten zur Gitarre und zum Song.

Jo genau wenn man das kann. Gerade bei der Gitarre des TO jedoch könnten gerade die mittenschönenden Oktavas auch zu viel des guten sein. Hast du da schon Erfahrungen gesammelt? Wann nutzt Ihr die Rodes meistens?
 
Wann nutzt Ihr die Rodes meistens?
Wenn ich ehrlich bin, häufig, wenn wir KMK Aufnahmen machen :)
Speziell wenn Mahagoni-Monster ins Spiel kommen, wie meine Hummingbird.
Da wird nicht lang gefackelt oder auf die Marke geschaut. Es passt, also wird's gemacht.
 
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Klingt eigentlich nach einem nicht so einfach zu bewältigenden Problem. Vielleicht ist es dann doch nicht so gut stereo aufzunehmen :)
Also bon dadurch jetzt wieder unsicher. Nicht hinsichtlich der Frage ob KMK o GMK sondern ob stereo oder nicht.
Die Frage wurde ja schon diskutiert. Ob das wirklich zu einem Problem wird, hängt wiederrum von weiteren Faktoren ab. Man kann auch Groß A/B (Laufzeitstereofonie) Aufnahmen machen und unproblematisch in einen Mix mit 100% Panning integrieren, wenn Monokompatibilität keine Rolle spielt. Bei einem Stereo Mix, in dem sich eine Spur auf der linken und eine Spur auf der rechten Seite befindet, löscht sich erstmal nichts aus. Ob es dann in Stereo aber auch gut klingt, hängt von der Mikrofonierung selbst ab.

Mit einem Mikrofon zu beginnen halte ich auch erstmal für eine gute Idee. Wenn die Gitarren Spezis jetzt der festen Überzeugung sind, dass das zweite Mikrofon am Korpus dann unbedingt ein GMK sein sollte, könntest du ja auch erstmal nur ein einziges KMK besorgen ... die Frage ist nur, ob sich das dann überhaupt lohnt. Mit einem KMK am Korpus kommt man auch zu Rande, wenn keine absolute Perfektion gefragt ist. Und ein matched pair hat eben für den Alltagsgebrauch schon Vorteile. Man kann einfach in jeder Situation erstmal eine ausgewogene Stereoaufnahme erzeugen. Egal ob mit X/Y, A/B oder anderen Methoden.

Ich finde die weitere Diskussion hier auch interessant. Frage mich allerdings, ob das den TE nicht erschlägt.
Nicht ok fand ich den Einwurf mit den Grundsatzfragen. Wenn es nur um das GMK gegangen und nicht wieder alles von Grund auf in Frage gestellt worden wäre, hätte ich auch nix gesagt. Das war so an der Stelle halt keine "Zusammenarbeit" und hat nur für Verwirrung gesorgt.
 

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