Saitenberatung flatwound

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Hallo,

vielleicht begehe ich einen simplen Fehler der mir nicht einleuchtet oder mach sonst irgendwas falsch - jedefalls brauch ich dringend Hilfe:

Ich spiele neuerdings einige Jazzsachen, wo ich viel auf der tiefen E- sowie der A-Saite spiel. Kein Fingerstyle, sondern mit Pick.
Da meine alten Saiten (Daddario EXL110 - roundwound) dafür einfach zu kratzig sind, wollt ich nun flatwound-Saiten ausprobieren.
Hab mir dazu einmal die Thomastik JS110 und JS111 geholt. Zunächst den 111er Satz aufgezogen und bei der tiefen E-Saite beim Stimmen gleich *ratsch* durch.
Jetzt sollte ich kurz was zur Gitarre sagen - ich hab eine Framus Diablo Custom (klick) mit Locking-Tunern. Zuerst dacht ich, ok vielleicht die Schraube zu fest angezogen und die Saite dadurch beschädigt. Dann vom JS110-Satz die tiefe E-Saite genommen, Schraube nur ganz leicht angezogen und etwas mehr Spiel gelassen für 1-2 Wirbelumdrehungen bis die Saite in Stimmung ist. *ratsch* wieder durchgerissen. Beides mal direkt an der Öse vom Tuner.

Nun hab ich übergangsweise wieder ne normale 46er aus nem Standard Satz aufgezogen, und die hält die Spannung einwandfrei. Was mach ich falsch? Halten flatwound-Saiten meine Gitarre nicht aus? Dabei hat die Saite beim JS110er Satz eine Stärke von 44 und beim JS111er eine Stärke von 47.
Ich würde sehr gerne die normalen roundwound ersetzen, jedoch hab ich jetzt nicht wirklich Lust noch mehr Geld in solche Experimente zu stecken - die flatwound kosten das dreifache von normalen Saiten. Gibt es noch andere Alternativen?

Vielen Dank für eure Hilfe!
 
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Hi,

die TI 110 habe ich auch...
Du schreibst dass sie am "Tunerloch" reißen.

Die Flachsaiten sind in sich recht steif, was Knicke anbelangt. Das sieht man schon beim Aufwickeln. Wenn du nur eine Umdrehung hast bzw. die Saite zu stark ums "Loch" knickst, passt sich die äußere Umhüllung schlecht an. Bei "Rundsaiten" gibt die Wicklung eher nach; Flachsaiten bleiben im Knick steifer.

Schlecht zu erklären, hier ein Foto.

IMGP2919.JPG

Du siehst, wie sie sich im Knick "zerwrangt". Der innere Draht kann sich nicht ordentlich anpassen und wird über die breite Wicklung zusätzlich "ausgehebelt/gedehnt"
Ich würde die Kante des Tunerlochs überprüfen, sie nicht mit Gewalt umbiegen und zur Not ne Wicklung mehr machen.
 
Nun ja, bei der roundwound sieht's exakt genauso aus, die reißt nur eben nicht. Ich habe außerdem beim Aufziehen der zweiten flatwound die Saite nicht komplett durchgezogen wie beim ersten Mal, sondern der Saite etwa 5cm Spiel gelassen, sie nicht abgeknickt und vorsichtig eingedreht (ich hatte dann etwa 1,5 Wicklungen beim Stimmen). Dennoch ist sie gerissen.
Was meinst du mit Kante des Tunerlochs überprüfen? Die sieht aus wie die anderen auch und ich kann keine Grate oder sowas erkennen.


CIMG0225.jpg


CIMG0226.jpg
 
Zitat v. priested: Nun ja, bei der roundwound sieht's exakt genauso aus, die reißt nur eben nicht.
Finde ich nicht. Deine "Rounds" haben viel mehr nachgegeben, der Platz zwischen den Kringeln der Umwicklung ist größer....

Ich meine die Kante hier:
CIMG02265555.jpg

Die ist bei meinem "Loch" abgerundeter.


P.S. Ich habe dein Bild verwendet, wenn ich darf. Wenn nicht, bitte Info...
 
Okay, ich versuch die mal vorsichtig nachzubessern. Mal schaun, ob ich irgendwo ne so schmale Metallfeile auftreiben kann.
 
Also Thomastik sind gute Saiten. Allerdings sind die vom Material relativ weich. Die Tendenz an scharfen Kanten zu reissen is bei denen recht hoch. Du kannst nur versuchen die Kanten am Lcoh der Mechanik runter zu feilen.
Ansonsten müssten die vllt getauscht werden.

Alternativ gibts von A´ddario Flatwound. Die sind härter
 
Hallo,

Ich hab auch diese Woche auf meine Semiakkustik Kluson Locktuner (solche wie auf dem Foto von priested) gebaut und danach erstmals die Thomastik aufgezogen. Da ist die dicke 47er nur mit dem roten Ende durch das Loch gegangen. Den Rest hab ich dann aufgedreht. Versuchs doch mal so! Bei mir ist nix gerissen und klanglich ist das jetzt eine andere Liga als mit den normalen Saiten davor.

Gruß tranquillo
 
Zuletzt bearbeitet:
Da ist die dicke 47er nur mit dem roten Ende durch das Loch gegangen. Den Rest hab ich dann aufgedreht.

Du hast quasi den mit Garn umwickelten Teil fixiert? Wär ne Idee. Jetzt muss mich erstma noch schaun, wo ich halbwegs preisgünstig die Basssaiten einzeln herbekomm.
Am Wochenende probier ich auch mal, ob ich die Kante etwas entschärfen kann.
 
Ja genau. Aber meine Gitarre hat die Saiten von hinten durch den Korpus gezogen, da waren es nur noch 1,5 Umdrehungen.
 
Die Kraft welche auf den Knickpunkt der Saite in der Mechanik wirkt ist von 3 Faktoren abhängig:


  • die Saitenzugkraft
  • die Umwicklungslänge
  • die Reibung Saite - Mechanik
Wenn die Reibung hoch ist (also die Saite an der Aufwickelstelle + die Mechanik trocken und nicht durch Fette oder andere Schmierstoffe geschmiert ist) und die Wicklungszahl auch entsprechend hoch ist (mindestens 2 - 3 Wicklungen) dann wirkt am Knick nur mehr eine Scherkraft von etwa 2 - 10 % der Zugkraft der Saite --> und bei solch geringen Werten gibt es an der Stelle kein Versagen der Saite unabhängig ob ein Grat bei der Bohrung vorhanden ist oder nicht.

Umgekehrt wenn die Saite und Mechanik durch Schmierstoffe rutschig ist (Saitenschmier- bzw. Schutzinprägnierung von Saitenherstellung oder Handfett beim Anfassen mit fettigen Händen, ect.) und die Wicklungszahl geringer ist (1,5 oder weniger) dann wirkt am Knickpunkt eine Scherkraft von bis zu 50 oder mehr Prozent der Saitenzugkraft --> Versagen am Knickpunkt durch Grat oder schärferer Kante ist vorprogrammiert.

Roundwound-Saiten haben gegenüber von glatten Flatwound-Saiten bei gleichem Reinigungszustand eine höhere Reibung (Flatwound-Saiten sind also im Wicklungsbereich rutschiger).

In nachfolgender Tabelle einige Prozentwerte abhängig von Wicklungslänge und Reibung:
Code:
Wicklungsanzahl an der Mechanik:   3      2      1,5   1                                             
Mechanik und Saite sehr trocken:   2      8      15    28    % der Saitenzugkraft
Mechanik und Saite gut geschmiert: 22     37     47    61    % der Saitenzugkraft

Ein extremes Beispiel bzw. Gegenüberstellung:
046 E-Saite mit 9 kg Zugkraft --> Mechanik und Saite gut geschmiert und 1 Windung vorhanden --> 5,5 kg am Knickpunkt
046 E-Saite mit 9 kg Zugkraft --> Mechanik und Saite sehr trocken und 3 Windungen vorhanden --> 0,18 kg am Knickpunkt


Fazit: Wenn man mindestens 2-3 Windungen an der Mechanikwelle aufbringt und die Mechanikwelle und Saite an der Wicklungskontaktfläche trocken hält --> dann bracht man sich über Grate an der Bohrung oder ein eventuelles Versagen der Saite an der Stelle keine Sorgen machen ;).
 
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