Hi,
nichts für ungut, aber die "goldene Mitte" wird schon rein geometrisch gesehen
nicht das Beste sein.
Im Gegenteil: der Radius muss noch flacher sein als der Endradius des Griffbretts. Durch den (hoffentlich) entsprechend dem Radius am Griffbrettanfang gestalteten Sattel ist das eine Ende vorgegeben, eben mit der stärksten Wölbung. Bis zum Ende des Griffbretts wird die immer flacher, nur läuft die Saite ja noch weiter. Also muss man zur Bestimmung des Radius am anderen Ende der Saite das Griffbrett bis zur Bridge "weiterdenken" - es müsste zwangsläufig noch flacher werden, da die einzelne Saite ja eine gerade Linie vom Sattel bis zur Bridge beschreibt. Würde der Radius (bei unverändertem, geraden Verlauf der Mittellinie des Griffbretts) jetzt plötzlich gleich bleiben oder sogar wieder kleiner werden, hätte man ja praktisch einen "Buckel" im Verlauf des gedachten Griffbretts, und zwar an der Stelle mit dem flachsten Radius. Dieser "Buckel" würde sich bei den äußeren Saiten am stärksten auswirken, und das tatsächliche Fehlen weiterer Bünde ändert an diesem Verlauf gar nichts.
Zur genaueren Berechnung: Nachdem bei einer Jackson oft 24 Bünde im Spiel sind (und im oberen Bereich 2 Bünde weniger auch nicht viel ausmachen), haben wir eine Teilung von 2/3 der Länge, auf der der Radius von 12" zu 16" Zoll anwächst, und 1/3 Rest ohne Griffbrett, also die Hälfte der ersten Strecke. Demnach muss der Radius bis zur Bridge um die Hälfte des Maßes weiter anwachsen, um den er bis zum Griffbrettende schon gestiegen war. Damit würde ich bei der Jackson von einem Radius von
18" für die Bridge ausgehen. Bevor jetzt einer sagt, "Halt, so linear kann man das doch nicht berechnen, der Bundabstand wird ja auch immer geringer!": Doch, man muss es sogar so berechnen, da der Verlauf des Radius nicht dem Verhältnis von Saitenstrecke zu gespielten Ton folgt, sondern nur dem (auch mathematisch linearen) geometrischen Verlauf der Saite.
Das ganze kann natürlich immer nur ein Ausgangswert sein, da der Radius zum einen nie ganz perfekt sein wird (Fertigungsdifferenzen, leichte Änderung beim Abrichten der Bünde...), zum anderen auch die individuellen Spielgewohnheiten berücksichtigt werden müssen (zB eine etwas höhere Saitenlage auf den tiefen Saiten, wie das viele bevorzugen). Beim Original-Floyd Rose muss man bei flachen Radii sowieso bei den äußeren Saiten dünne Bleche unterlegen, wenn man eine optimale Saitenlage haben will, denn die haben von Haus aus 10" und werden ab Werk schon mit "Shims" unter den mittleren Saitenreitern auf 10" gebracht. Nimmt man sie raus und setzt sie unter die äußeren Saiten, sollte man annähernd auf 14" kommen.
Interessant auch noch diese Konsequenz aus der Berechnung: bei gleichbleibendem Radius am letzten Bund (z.B. 16") muss der Verlauf der Saitenreiter umso
flacher sein, je kleiner der Griffbrettradius am ersten Bund ist. Bei meiner Warmoth läuft das von 10" bis 16", da kommt man dann rechnerisch auf eine Einstellung von 19" an der Bridge. Eigentlich sogar etwas mehr, da die 16" schon am 22. Bund anliegen. Ich habs nicht nachgemessen, aber die Reiter stehen bei schnarrfreier, flacher Saitenlage höhenmäßig schon sehr in einer Linie. Mir persönlich schon fast zu flach, weshalb ich inzwischen nicht mehr so ganz überzeugt bin von den Vorzügen des Compund Radius. Gerade bei Downstroke-Riffs auf den tiefen Saiten scheint mir die Plektrumbewegung besser zu flutschen, wenn die A-Saite etwas höher liegt als die E-Saite. Das Pick ist dann sozusagen schon in der richtigen Position, wenn es über die E-Saite gerutscht ist
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Gruß, bagotrix