Schmerzen beim Greifen!

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Hallo,
Nachdem ich selbst neulich einen Thread aufgemacht hatte, daß meine Barré-Technik scheiße ist, hat sich nun mein WG-Mitbewohner mit einem ähnlichen Problem gemeldet und mich gebeten, es hier zu posten - er beschwert sich darüber, daß er beim Greifen von Barré-Griffen immer nach kurzer Zeit starke Schmerzen in der Hand hat, und zwar im Bereich zwischen Daumen und Handgelenk. Das wird wohl an seiner Greiftechnik liegen, die arg verkrampft ausschaut, aber ich kann ihm auch nicht groß helfen, da meine eigene Technik nicht viel besser ist :( Könnt ihr was dazu sagen? Er greift hier folgenden Akkord:

--7--
--7--
--7--
--11-
--9--
--7--

Ich hab das mal von allen Seiten photographiert. Was ist an dieser Greiftechnik falsch?

hand1.jpg


hand2.jpg


hand3.jpg


Wär cool wenn jemand helfen könnte... wir spielen nämlich gerade ein Stück voller Barré-Griffe, und keiner von uns beiden kriegt es hin, die wirklich sauber zu greifen. Er halt deswegen nicht, weil ihm nach einer halben Minute die Hand schmerzt.
Bei allen Sachen ohne Barré hat er, so sagte er, keine Probleme mit Schmerzen.
 
Eigenschaft
 
Die Anforderungen an Muskeln, Gelenke und Sehnen werden beim Gitarrespielen meist unterschätzt: "Ist ja schließlich nur ein Gitarrenhals und keine Stabhochsprunganlage. Außerdem bin ich kein Schwächling."

Genau da liegt der Irrtum. Denn der Kraftaufbau fürs Gitarrespielen (oder Bass oder...) ist für die beteiligeten Körperteile Schwerstarbeit. Mit "verdammt, das muss doch irgendwie gehen" geht es genau deshalb überhaupt nicht.

Wenn der überstrapazierte, untrainierte Muskel weiter gnadenlos gequält wird, reagiert er eben mit Schmerzen. Das ist ein Warnsignal und keine Schwächeerscheinung, die man mal eben wegbekommt!.

Mach mal einen 1000-Meter-Lauf oder 2 Stunden Fußball-Training, wenn Du 1/2 Jahr nicht gejoggt bist - anschließend kannst Du nämlich tagelang kaum laufen und wirst deshalb kaum auf die Idee kommen, gleich noch mal 3000 Meter dranzuhängen. Aber Gitarre - verdammt, das muss dich trotzdem gehen. Eben nicht.

Also: Mal 3,4 Tage die belastenden Griffe nicht spielen. Höchstens ein paar lockere Fingerübungen machen mit ganz vielen Pausen. Oder in der Zeit etwas Theorie pauken und mal den einen oder anderen Griff locker ausprobieren. Aber nicht gnadenlos mit den körperlichen Ressourcen rumknechten.

Die Alternativen sind ansonsten klar, wenn man es trotzdem mit Biegen und Brechen versucht: Sehenscheidenentzüdung oder - reizung, akute bis chronische Gelenk- oder Knochenhautreizung, Muskelverhärtung.

Auch musikalisch nach Alternativen suchen: Es gibt eigentlich kaum Stücke, die 5 Minuten am Stück Vollbarrees oder Dauerspreizungen über 4 bis 5 Bünde verlangen. Das machen selbst Profis nicht. Von jedem Akkord lassen sich auch Ausschnitte spielen, die relativ locker gegriffen werden können (Powerchords = 2 Stimmen, 3- oder 4-stimmige Ausschnitte).
 
Hm.... vielen Dank für deine Antwort. Es ging aber eigentlich weniger darum, daß man übertrieben lang solche Barrés bzw. gestreckte Akkorde spielt und es dadurch wehtut, so krass ist das gar nicht - das Problem liegt wohl einfach darin, daß die Greiftechnik als solche falsch ist und es bereits dadurch wehtut, daß man die Hand so hält! Wie könnte man das Handgelenk oder die Finger besser/schonender/richtiger halten? Oder liegt es wirklich nur an mangelnder Muskelkraft und Übung?
 
timur_doumler schrieb:
Hm.... vielen Dank für deine Antwort. Es ging aber eigentlich weniger darum, daß man übertrieben lang solche Barrés bzw. gestreckte Akkorde spielt und es dadurch wehtut, so krass ist das gar nicht - das Problem liegt wohl einfach darin, daß die Greiftechnik als solche falsch ist und es bereits dadurch wehtut, daß man die Hand so hält! Wie könnte man das Handgelenk oder die Finger besser/schonender/richtiger halten? Oder liegt es wirklich nur an mangelnder Muskelkraft und Übung?

Ehm, ich glaub', es wär' ganz ratsam, wenn der Zeigefinger eine andere
Position, und zwar eine seitliche einnimmt, da die jetztige Haltung
erstens unnatürlich ist, was ja leicht ersichtlich aus seiner verkrampften
Haltung ist, und zweitens einfach mit mehr Kraftaufwand verbunden ist,
weil er durch das sich hauptsächlich frontal befindende Fleisch der
Finger mehr Kraft aufwenden muss, um die Saiten notwendig gut herunter-
zudrücken. Und letzteres sollte ihm mit ein bisschen Übung bei einer seitlichen
Positionierung des Zeigefingers viel leichter fallen, sowohl vom Kraftaufwand als
auch vom Spielgefühl her. Fazit: Griff und Gewicht mehr auf die äußere
(zum Daumen hin) Fingerkante des Zeigefingers verlagern. :)
 
timur_doumler schrieb:
das Problem liegt wohl einfach darin, daß die Greiftechnik als solche falsch ist und es bereits dadurch wehtut, daß man die Hand so hält!

Du möchtest es am liebsten nicht wahrhaben ;) , dass es keinen schnellen Trick gibt, mit dem mal eben alle Probleme per Klick beseitigt sind.

Man kann (und muss sogar) die Hand in allen möglichen Variationen halten und damit greifen, wenn sie dafür ausreichend trainiert ist. Die gepostete Handstellung ist für den geforderten Griff völlig OK. Es gibt zudem zig Stellungen, die im Laufe eines Songs in Abhängigkeit vom Gespielten ständig variieren.

Oder liegt es wirklich nur an mangelnder Muskelkraft und Übung?

Ja. Sagte ich bereits oben :) Jedes Musikinstrument (ob Gitarre, Saxophon, Schlagzeug, Klavier, Bass, Trompete) stellt letztlich hohe und ganz eigene Ansprüche an körperliche Abläufe und Gewöhnungen. Dass man man 3 Tabs richtig lesen kann, bringt einen deshalb überhaupt nicht in die Lage, die auch physisch umsetzen zu können. Der ungeduldige Wunsch, aus dem Körper rauszuholen, was er (noch) nicht kann, führt dann eben zu Krampf, Schmerzen und letztlich zu hörbar "verkrampftem" Spiel.
 
gangstafacka schrieb:
Ehm, ich glaub', es wär' ganz ratsam, wenn der Zeigefinger eine andere
Position, und zwar eine seitliche einnimmt, da die jetztige Haltung
erstens unnatürlich ist,

"Schrägere" Haltung geht bei dem oben abgebildeten Griff leider nicht - also ähnlich dem folgenden Rock'n'Roll-Muster... sowas 2 Minuten am Stück und mit Drive zu spielen, ist sehr anstrengend für Muskel, Sehnen und Gelenke:

----------------
-----------------
---------------7--7--9--7------
---------------5--5--5--5-------
7--7--9--7---------
5--5--5--5--------

Da hilft nur mit so wenig Kraft wie möglich zu greifen. Das Problem bei weniger Geübten ist, dass eben wiederum die Grundkraft nicht da ist, um das unangestrengt auszuführen. Also wird dann verkrampft. Ein trainierter Möbelpacker trägt eine Kiste Bier eben mit viel weniger Anstrengung als ein Hänfling, dem schnell die Muskeln sauer werden.

Richtig derb wird es dann bei diesem Muster:


----------------
-----------------
--------------------------------7--7--9--7--10--7--9--7---
--------------------------------5--5--5--5---5--5--5--5---
7--7--9--7--10--7--9--7-------------------
5--5--5--5---5--5--5--5------------------

Sowas hält bei Tempo 160 keiner 3 Minuten durch - nicht mal die Rock-Altmeister von Status Quo, die solche Sachen deshalb auch mit umgestimmter Gitarre spielen.
 
Naja, vielleicht hast du da recht, aber ich würd' meine Bemühungen halt
mehr in eine andere Haltung stecken, als es krampfhaft zu versuchen, bis
es durch den Einsatz roher, unerbitterlicher Disziplin endlich hinhaut...
und sei es nur ein geduldiges Aufbauen der Muskeln... das braucht man bei
Barrées so oder so... es gab' schon unzählig viele Gitarristen, die's mit
haarsträubig-unkonventionellen spieltechnischen Ansätzen ganz weit
gebracht haben; da wird "mein" aus meiner Sicht noch immer richtiger *g*
Weg doch auch legetim sein, denn mit mehr Knochen runterzudrücken
IST es einfach mit weniger Kraftaufwand verbunden, Barrées zu greifen :rolleyes: ...
 

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