Schnelle Akkordwiederholungen (Repetitionen) - wie spielen?

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bassoo
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Hallo Forum,

ich übe gerade eine Klavierbegleitung zum "Kriminaltango", ein alter Schlager aus den 60er Jahren. Da sind (in den "dramatischen Teilen" des Lieds) in der rechten Hand sehr schnelle Akkordrepetitionen gefordert, so in etwa Achtel-Triolen bei einem Tempo von 120 für eine Viertel. Und ich kriege das einfach nicht richtig hin.
Vor allem ist mir nicht klar, ob man diese Akkordrepetitionen am besten "aus dem Handgelenk" spielen soll, also den Unterarm nicht bewegen. Oder soll die Bewegung aus dem Unterarm bzw. aus dem Ellenbogengelenk kommen, bei fixiertem Handgelenk?
Was meint ihr?

bin dankbar für Tipps!
bassoo
 
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Vor allem ist mir nicht klar, ob man diese Akkordrepetitionen am besten "aus dem Handgelenk" spielen soll, also den Unterarm nicht bewegen. Oder soll die Bewegung aus dem Unterarm bzw. aus dem Ellenbogengelenk kommen, bei fixiertem Handgelenk?
Weder noch. :D

Den Ellenbogen leicht(!) ausstellen, das Handgelenk relativ(!) locker und weich lassen, aber nicht ganz ohne Spannung, als wenn eine Blattfeder im Inneren des Handgelenks montiert wäre. Mit den Fingerspitzen nie den Kontakt zur Taste verlieren, die Tasten im Grunde nie ganz hochkommen lassen. Jetzt den Unterarm leicht vibrieren lassen. Wenn der Ellenbogen leicht ausgestellt ist, vibriert der Oberarm mit (im Grunde ist es eine ganz leichte, vibrierende Oberarmrotation im Schultergelenk). Auf keinen Fall die Unterarmmuskulatur verkrampfen lassen, die muß immer schön locker bleiben. Wenn die Passage länger ist, kann man Ermüdungen entgegenwirken, indem man den Ausstellwinkel des Ellenbogens immer wieder leicht verändert.

Es mag aber unterschiedliche Techniken geben.

Schuberts Erlkönig hat das gleiche Problem.

Viele Grüße,
McCoy
 
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besten Dank, McCoy, für die ausführliche Antwort, ich werd's heute Abend ausprobieren!
Gruß, bassoo
 
Hallo McCoy,

Den Ellenbogen leicht(!) ausstellen, das Handgelenk relativ(!) locker und weich lassen, aber nicht ganz ohne Spannung, als wenn eine Blattfeder im Inneren des Handgelenks montiert wäre. Mit den Fingerspitzen nie den Kontakt zur Taste verlieren, die Tasten im Grunde nie ganz hochkommen lassen. Jetzt den Unterarm leicht vibrieren lassen.

So weit verstehe ich es und kann es (bei gemäßigtem Tempo) auch praktisch nachvollziehen. Aber dann:

Wenn der Ellenbogen leicht ausgestellt ist, vibriert der Oberarm mit (im Grunde ist es eine ganz leichte, vibrierende Oberarmrotation im Schultergelenk).

Das verstehe ich nicht und kann es nicht umsetzen. Ich muss den Ellenbogen schon sehr weit ausstellen, wenn der Oberarm mitvibrieren und die Bewegung aus dem Schultergelenk kommen soll. Außerdem ist es dann keine Rotation im Schultergelenk, sondern eher ein ganz schnelles Hin- und Wegbewegen des Oberarm vom Oberkörper. Rotation würde bedeuten, dass der Unterarm hin und her schwenkt, und das kann es ja nicht sein. Oder habe ich da was falsch verstanden?

Ich weiß, es ist schwierig, so was rein verbal zu beschreiben bzw. zu klären, aber vielleicht lohnt noch ein Versuch?

beste Grüße, bassoo
 
Ich weiß, es ist schwierig, so was rein verbal zu beschreiben bzw. zu klären, aber vielleicht lohnt noch ein Versuch?
Dann starte ich nochmal einen Versuch:

1. Physikunterricht

Einarmiger und zweiarmiger Hebel.

Wenn ich versuche, z.B. eine lange Eisenstange an einem Ende festzuhalten und dabei das andere Ende in die Luft zu heben, brauche ich viel Kraft (einarmiger Hebel). Wenn die Eisenstange dagegen in der Mitte gelagert ist und dadurch im Gleichgewicht liegt, brauche ich sehr wenig Kraft, um das eine Ende herunterzudrücken und dadurch das andere Ende nach oben zu bewegen (zweiarmiger Hebel).

Wenn ich meinen Unterarm fixiere (z.B. mit der anderen Hand) und die Hand im Handgelenk auf und ab bewege, habe ich einen einarmigen Hebel und benötige daher viel Kraft (ungünstig).

Wenn ich meinen Oberarm fixiere und den Unterarm im Ellenbogengelenk auf und ab bewege, habe ich einen noch größeren einarmigen Hebel, der viel Kraft benötigt (ebenfalls ungünstig).

2. Oberarmrotation

Ich hebe meinen gesamten Arm so an, daß er waagrecht seitlich von mir absteht. Nun hebe ich meinen Unterarm senkrecht nach oben, so daß er mit dem Oberarm einen rechten Winkel bildet.

Das sieht dann ungefähr so aus wie der hier, nur mit einem Arm und ohne Hantel. :D klick

Nun kann ich den Unterarm nach vorne absenken, ohne dabei den Oberarm zu senken, so wie der hier,
nur mit einem Arm und ohne Hantel. :D klick

Der Oberarm bildet vom Ellenbogen bis zum Schultergelenk sozusagen eine Achse, die sich drehen kann. Das nenne ich die Oberarmrotation (als Pendent zur Unterarmrotation: Auto starten oder Tür aufschließen).

Eine ähnliche Bewegung kann ich auch machen, wenn ich den Oberarm herunterhängen lasse und mir mit rechtwinklig angehobenem Unterarm auf den Bauch (soweit vorhanden :D) klopfe.

Problem: Der Unterarm ist aber wieder ein einarmiger Hebel (ungünstig).

3. Jetzt kommt der Trick (und es wir kompliziert :D)

Ich halte meinen Unterarm waagrecht vor mich und stütze ihn genau in der Mitte zwischen Handgelenk und Ellenbogen mit der anderen Hand (z.B. mit 2 oder 3 Fingern) von unten ab. Die andere Hand steht als Stütze nun genau im Schwerpunkt des gestützten Unterarms. Wenn ich nun mene Hand nach unten bewege, dreht sich der Unterarm auf dem gestützten Punkt wie eine Wippe und der Ellenbogen bewegt sich nach oben. Hebe ich die Hand nach oben, bewegt sich der Ellenbogen nach unten. Aha: Zweiarmiger Hebel, günstig, benötigt wenig Kraft, da er im Gleichgewicht liegt. Der Oberarm führt bei dieser ganzen Versuchsanordnung aber immer noch eine leichte Oberarmrotation durch. Das ganze funktioniert mit Übuhng immer noch, wenn ich die stützenden Finger wegnehme. Wenn ich genau beobachte, bemerke ich, daß eine gedachte Dreh-Achse durch den Schwerpunkt meines Unterarmes und durch das Schultergelenk geht, in dem sich die Oberarmrotation abspielt. Es ist also eine Achse, die gewissermaßen durch die Luft geht.

Ich kann nun diese Oberarmrotation gewissermaßen schütteln oder vibrieren lassen. Sie wird dadurch eine ganz kleine Bewegung (< 1cm). Die Bewegung ist ohne viel Kraft ausführbar, da der die Einheit von Ober- und Unterarm im Gleichgewicht liegt und einen zweiarmigen Hebel bildet: Von den Fingerspitzen über die Hand und das Handgelenk bis zum Unterarmschwerpunkt bildet die eine Hebelseite, vom Unterarmschwerpunkt über den Ellenbogen und den Oberarm bis zum Schultergelenk bildet die andere Hebelseite. Und jedesmal, wenn ich im Hangelenk einen Impuls nach unten gebe, geht der Ellenbogen ein kleines bißchen nach oben.

Jetzt wie oben beschrieben das Handgelenk relativ weich lassen, die Finger nicht von den Tasten nehmen und im Schultergelenk vibrieren lassen. Wichtig: Der gesamte Arm muß ziemlich enstpannt bleiben, es darf sich kein Muskel verkrampfen.

Das Problem an der ganzen Sache ist: Man muß das Üben!!! :D Und es kann lange dauern, bis es klick macht. Erst ganz langsam anfangen, immer locker bleiben. Die Schultergelenkdrehmuskeln sind das erstmal nicht gewohnt, was sie da machen sollen. Die können das erstmal nur ganz grob und ungenau. Sie müssen das erst lernen und verfeinern. Bei mir hat es jedenfalls lange gedauert, bis ich es konnte, aber ich bin meinem Lehrer noch unendlich dankbar, daß er es mir beigebracht hat.

Viel Spaß beim Ausprobieren,
McCoy
 
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Jetzt hab ich's kapiert. Danke für deine Mühe, McCoy, und die ausführliche Beschreibung. Echt klasse! Wenn ich das versuche umzusetzen, läuft es bisher sehr ungewohnt und holprig. Aber ich bin noch nicht zu alt, um dazu zu lernen, und bleibe dran...

beste Grüße, bassoo
 
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