Schuberts Instrumentalmusik unterschätzt?

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Moin, moin, Klassikgemeinde!

Mir passiert das häufig, dass Leute im Gespräch über klassische Musik den Namen "Schubert" gar nicht erwähnen außer wenn es um seine Lieder geht. Es würde mich mal interessieren, wie Ihr hier die Instrumentalmusik Schuberts einschätzt.
Ich schicke vorweg, dass ich ein Fan seiner Musik bin, sowohl was die letzten Symphonien betrifft als auch seine Klaviermusik.
Hoffe auf reichlich Antworten.
beste Grüße
Effjott
 
Eigenschaft
 
Da bist du nicht der einzigste, wer spielte nicht gern das "Forellenquintett" oder die beiden klaviertrios? Zu beiden fehlen mir jetzt die partner, aber die letzten sonaten, die stehen allemal auf meinem pult, und da die noten so zerfledert sind, werde ich sie mir noch einmal kaufen. Allein die langsamen sätze - - - - - , was ist die "Winterreise" dagegen !
Eine auswahl deutscher tänze habe ich zusammen mit Mozart und Beethoven auf eine CD gespielt, und manchmal juckt es in den fingern.
Ich glaube auch nicht, dass Schuberts instrumentalmusik (die streichquartette, das quintett, die sinfonien) unterschätzt wird, außer du fragst sänger, die langweilen sich freilich dabei und glauben bei liedern gar, wir dürften sie "begleiten". Dabei müssen wir ihnen erst alles eintrichtern und sie dann führen - - -und mancher begreift es dann auch noch nicht und das unvollkommen. Sänger, bitte weghören!
 
Du sprichst mir aus der Seele...die langsamen Sätze, ja, allein der 2.Satz aus der großen B-Dur-Klaviersonate, der langsame Satz aus der C-Dur-Symphonie, da wird mir ganz anders, oha....
Aber leider sag ich das nicht nur so daher, dass Schubert unterschätzt wird. Ich nenne mal ein Beispiel: Vor nicht langer Zeit hatten wir einen Referendar an der Schule(Fach: Musik). Im Unterricht(Klasse 10) ließ ich den Beginn der großen C-Dur-Symphonie anspielen und hinterher im Gespräch sagte mir der Referendar: "Das war aber tolle Musik, von wem war das?" Kannst Dir denken, wie ich ausgeschaut habe... Das Forellenquintett, die Unvollendete, vielleicht auch noch das ein oder andere Impromptu mögen ja viele kennen, aber dann??? Ich glaube, wir brauchen mal ein "Schubert-Jahr" um die Musik bekannter zu machen:) , aber das wird noch dauern. Wann hört man schon mal im Radio die "Arpeggione-Sonate", hier wiederum der langsame Satz, der faszinierend klingt.
Beste Grüße
Effjott
 
Das ist nicht nur ein "Schubert", sondern "Klassik"-problem, wir müssen uns nicht nur auf klimaveränderungen, sondern auch zunehmende ignoranz einrichten. Kunst-unterhaltung-nervenkitzel-amüsement-droge-werbegag-wegwerfprodukt-müll: man macht sich so seine gedanken. Beim Mozart-jahr ging es wohl auch nicht nur um dessen erhabene ideen.
Wir sind eine bedrohte art, bald wird man uns einen peilsender anheften, um uns orten zu können.
 
Günter Sch.;2056022 schrieb:
Das ist nicht nur ein "Schubert", sondern "Klassik"-problem, wir müssen uns nicht nur auf klimaveränderungen, sondern auch zunehmende ignoranz einrichten. Kunst-unterhaltung-nervenkitzel-amüsement-droge-werbegag-wegwerfprodukt-müll: man macht sich so seine gedanken. Beim Mozart-jahr ging es wohl auch nicht nur um dessen erhabene ideen.
Wir sind eine bedrohte art, bald wird man uns einen peilsender anheften, um uns orten zu können.
Hallo erstmal.
Ab und zu lese ich mal hierrein,ich bin kein Klassik Fan in dem sinne.Ich finde nur einiges von Grieg, Bach, Brahms, Bethooven Tschaikowski usw usw. einfach schön.Bach hat es mir besonders an getan so sehr, daß ich im Moment dabei bin seine Cello Suiten auf dem Bass zu lernen.:) Soviel zu OT.Nun zum Thema.Ich denke das ist nicht nur "das" Problem von Klassik.Ich denke seit sich die Musikbranche zur Musikindustrie gewandelt ,und wo Talent solide Ausbildung und Können dem nichts Können, Untalentiert, dafür aber Geldgeil und Annerkennungsucht in Potenz gewichen ist.Mich macht es Traurig wenn ich am Rande mit bekomme wie sher sich Menschen demütigen lassen,nur um ein paar Minuten im Rampenlicht zu stehen.
LG EC
 
Wer aber nicht im rampenlicht steht, den sieht und hört keiner. Wer das aber will, muss den buckel krumm machen. Selbst große talente müssen glück haben, um (zufällig) wahrgenommen zu werden, und manch kleiner geist wird aufgeplustert.
Wenn du die unmöglichen casting-shows meinst, da würde ich gern einmal die juroren hören.
 
Naja... man kann extrem viele Talente entdecken, wenn man sich in der eigenen Umgebng mal umsieht. Das wird später auch zu meinem Beruf gehören. Und mal ehrlich: Muss jemand, der ein großes Talent hat, auch unbedingt auf die Bühne? Viele große Talente haben sich von dort wieder verabschiedet, entweder, weil sie angewidert von dem ganzen Rummel oder einfach ausgebrannt waren. Letztlich ist Musik doch für die Menschen da, und nicht für Ruhm und Geld. Was diese Casting-Shows angeht... schade um das Potential. Manch einer von denen könnte viel interessantere Musik machen, wenn er nur er selbst sein dürfte.

Aber zum Thema: Schubert war genial. Ich habe seine schlichte, aber wahrhaftig ergreifende Art auch erst in den letzten Jahren für mich entdeckt (wobei ich die a-moll-Sonate D 475 schon immer klasse fand). Besonders interessant finde ich die Drei Klavierstücke D 946. Und bei einigen seiner Frühwerke frage ich mich, ob Mozart wohl so komponiert hätte, hätte er länger gelebt.
 
Mozart hat so komponiert wie später Schubert, in seinen violinsonaten finde ich den ganzen Schubert schon "vorempfunden" mit allen begleitfiguren und modulationen.
 
Ich bin in Schubert nicht so bewandert, außer der Winterreise (die ich aber auch nur durch den Musikunterricht kenne) und der Unvollendeten hab ich bis Letztens nichts gekannt. Da hat mir ein Freund etwas vorgespielt und ich dachte in fester überzeugung es sei Mozart, tatsächlich war es ein Schubert'sches Violinkonzert. Wirklich schön, wenn auch stellenweise zu naiv-fröhlich für meinen Geschmack.
 
ich mag schuberts musik ebenfalls. ganz oben stehen bei mir das streichquartet nr. 14 (tod und mädchen), die unvollendete, die winterreise und die schöne müllerin. auch wenn es dem einen oder anderen populistisch erscheinen mag :redface:
 
Moin, moin,

das ist keineswegs populistisch, die Werke , die du genannt hast, sind ja nicht von ungefähr so bekannt geworden und außerdem, nur weil ein klassisches Stück zum Hit geworden ist, heißt das nicht, dass es deswegen von minderer Qualität ist.
Darüber hinaus kann ich empfehlen, auch mal die weniger populären Werke Schuberts zu hören oder gar selbst zu spielen, wenn das möglich ist. Werke wie "Arpeggione"-Sonate oder auch die vierhändige Fantasie oder die beiden Klaviersonaten in a-Moll(die letzten drei Sonaten sowieso).
Mich jedenfalls hat die Musik Schuberts im besten Sinne süchtig gemacht und das wünsche ich auch vielen anderen.
Beste Grüße
Effjott
 

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