Sich Cover Songs erarbeiten - eurer Workflow?

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Weniger eine Frage, sondern mehr Interesse, wie/was man da optimieren kann.

Wenn es im Band-Leben zur Entscheidung kommt, einen neuen Cover-Song ins Programm zu nehmen, steht jedes Bandmitglied vor der Aufgabe sich seinen Part draufzuschaffen.
Bei bekannten Songs ist das idR -augenscheinlich- eher leicht. …kommt halt immer drauf an…
Aber es gibt ja Youtube Tutorials; Songbooks und Leadsheet/Tabulaturen Datenbanken wie Ultimate Guitar. (…merkwürdiger Weise habe ich ganz selten Workshops aus den bekannten Printmedien genutzt…; …jemand der mir etwas zeigen kann, habe ich leider nicht…)
Meine leidvolle Erfahrung ist aber, dass da die Qualität/Richtigkeit der Notation/Spielweise bei den genannten Quellen sehr vom Bekanntheitsgrad des Stücks abhängig ist.
Weitere Erfahrung: alles was nix kostet, ist dann idR auch wenig wert…
Songbooks sind häufig exzellent gemacht und bergen oft Kniffe, wie die Sachen tatsächlich bei den Aufnahmen gespielt wurden; im richtigen Tuning, in der richtigen Aufteilung der Gitarrenparts.
Bei Ultimate Guitar habe ich zum Glück ein Pro Abo und damit Zugriff auf die vom Ultimate-Team erstellten Tabs, die idR auch viel besser sind, als das User generierte Zeug, dass „nett“, aber häufig „ungenau“ und oftmals allenfalls ähnlich klingend ist.

Momentan habe ich ein Bandprojekt, wo wir zwar alle Stück nachspielen, das Material aber durchgehend eher unbekannt ist und es daher, ausser der Aufnahme, auch weiter nichts dazu zu finden ist.
D.h. ich bin wieder (…wie vor 30 Jahr als es noch kein Internet gab…) beim „Raushören“ gelandet. Doch selbst das ist heute um einiges einfacher, da es Tools wie Anytune gibt, die das Tempo unabhängig vom Pitch verlangsamen können und man so selbst bei komplexen Riffs und Licks Ton für Ton identifizieren kann. Das dauert idR. schon länger, als das irgendwo abzulesen, aber 1. als Tabulaturen Leser (Spielen nach Zahlen…) „sehe“ ich eher zunächst das Tonmaterial. Rhythmisch zuppelt man sich das dann eher so nach „Gefühl“ zurecht, was aber nicht unbedingt dazu führt, dass dann auch tatsächlich richtig analysiert, verstanden und gesetzt wird.
2. „ärgere“ ich mich immer wieder, wenn ich erkennen, dass ich Riffs und Licks falsch gelernt habe und mir dann mitunter falsche Bewegungsabläufe regelrecht abgewöhnen muss, um das endlich vernünftig zu spielen.

Das Raushören funktioniert eigentlich auch bei schwierig anmutenden Stücken überraschend gut und es lohnt sich IMO total, da etwas mehr selber einzusteigen, statt sich das nur -wohlmöglich auch noch falsch- vorkauen zu lassen!

Ich bin da scheinbar auch ziemlich nerdig und kann ganz schlecht damit leben, wenn ich weiß, dass die Spielweise nicht einigermaßen der Vorlage entspricht. Ich spiele in zwei Bands. In der einen hören die anderen auch das „Gras wachsen“ (…teilweise mit dem Problem des eher unkonstruktiven Feedback „…das wird aber, glaube ich, anders gespielt…“).
Den Jungs in der anderen Band ist das weitgehend schnuppe und solang das nicht schepp klingt und wiedererkennbar ist, ist alles fein.

Last but not least, ist da bei der Songvorbereitung noch die Frage, wie „gut“/ausgefeilt macht man das für die erste Probe, wo idR. erst geklärt wird, ob der Song tatsächlich zur Band/ins Repertoire passt.
Je mehr Arbeit man da im Vorfeld reinsteckt, desto größer die Chance, dass das Stück dann auch „rund“ läuft und nicht gleich mit dem Bade ausgeschüttet wird. Wenn der Song aber tatsächlich einfach nicht funktioniert, hat man die Zeit vertan…
Da mache ich oft eher lieber zu viel, als zu wenig. Etwas gelernt zu haben, ist eigentlich nie vertane Zeit.

So und jetzt Feuer frei für eure Erfahrungen/Herangehensweisen!
 
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Spannendes Thema. In der Band hast Du ja andere "Druckpunkte", als wenn Du für dich arbeitest. Da muss dann in "time & quality" geliefert werden.

Meine beste Erfahrung in Bandzeiten habe ich immer damit gemacht, zuerst das grobe Grundgerüst eines Songs zu verinnerlichen (á la "Leadsheet-Status") und mich dann den Fein- und Eigenheiten zu nähern. Je nach dem "time"-Aspekt und Deiner Professionalität bekommst Du aber manchmal Trade-offs, die einfach nicht zu schaffen sind. Ich bin ein großer Verfechter der ersten 80-85%. Jedes Millimeter oben drüber ist nice to have, ist aber in immer höherem Maße mit steigendem Aufwand verbunden. Für mich hat das immer sehr gut funktioniert. Für Dich ...
Ich bin da scheinbar auch ziemlich nerdig und kann ganz schlecht damit leben, wenn ich weiß, dass die Spielweise nicht einigermaßen der Vorlage entspricht.
... scheint das eher nicht der richtige weg zu sein. Wenn der Anspruch an Dich selbst die Latte so hoch legt, musst Du auch außerordentlich viel investieren in Zeit und Gründlichkeit. Meine Oma sagte früher so schön "da kommt die Brüh' über die Brocken". Aber in dem Fall hast Du wahrscheinlich bereits einen sehr dezidierten Workflow, mit dem Du arbeitest, nehme ich an.



Was das hier anbetrifft ...
Bei Ultimate Guitar habe ich zum Glück ein Pro Abo und damit Zugriff auf die vom Ultimate-Team erstellten Tabs, die idR auch viel besser sind, als das User generierte Zeug ist „nett“, aber häufig „ungenau“ und oftmals allenfalls ähnlich klingend ist.
... das habe ich auch seit Einführung. Die meisten "Official High Quality" Tabs, die ich bislang dort gesehen habe, sind die best rated (meiste/höchste Ratings) Guitar Pro-Versionen des Stücks. Es mag sicherlich Ausnahmen geben, aber das ist schon deren Geschäftsmodell. Das ist auch im UG-Forum immer mal wieder Thema. Die UG-"Redaktion" beschäftigt sich lieber mit dem Erstellen von Clickbait-Content. Nichtsdestotrotz finde ich eine Vielzahl von Tabs dort gut, teilweise auch sehr gut.

Deshalb schaue ich in der Regel nach einem YT-Tutorial für die einzelnen Parts, wenn ich was Neues probiere. Und wenn es bei einem Part hapert, schwöre ich eigentlich auf Songsterr. Da wird sich doch schon mehr Mühe gegeben - ich hatte zum Vergleich auch dort mal ein Premium-Abo für einen Probemonat und das ist schon nochmal ein anderer Schnack. Wäre meine Empfehlung in Bezug auf "nerdig" sein.
 
Ich wurschtel ja nur zuhause rum. Eine Coverversion darf m.E. auch eigene Akzente enthalten. Wobei ich aber annehme, daß das in anderen Bereichen (Tanzmusik, Revival-Bands) nicht so erwünscht ist. Das "kost nix - is nix" sehe ich auch nicht in jedem Fall so. Gerade auf Youtube gibt es viel Lehrreiches unter ebensoviel Müll.
 
Moin.
Bei uns ist es so, ein Bandmitglied schlägt einen neuen Song vor.
Wenn dieser Jedem zusagt, und in unsere Setliste passt, dann gehen wir ins Eingemachte.
Zuerst, passt die Tonart ? Wenn unserer Sängerin damit Probleme hat, dann wird transponiert bis es passt.
Jeder von uns hat seine Quellen, um die jeweilige Spielart für sich zu erarbeiten.
Habe ich Text und Akkorde, ziehe ich mir lieber Live-Aufnahmen rein, denn Songs, die Studio-Varianten, sind aufgemotzt, bzw verschönt.
Im Ü-Raum wird dann erprobt ob das Erarbeitete zusammen passt oder nicht.
Je nachdem werden dann "Feinarbeiten" vorgenommen.
Den Jungs in der anderen Band ist das weitgehend schnuppe und solang das nicht schepp klingt und wiedererkennbar ist, ist alles fein.

Da wir nicht 1:1 covern, sondern fast jeder Song unseren Style der Band aufgedrückt bekommt, gehören wir eher zur der "anderen Band". ;)
 
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Als Nicht-Notist und Nicht-Tabulaturist bleibt mir nichts anderes, als die Songs selbst rauszuhören.

Mein Arbeitsablauf

Songs werden bei einer Probe ausgesucht.
Mit dem Sänger wird die Tonart festgelegt.
Ich schreibe mir den Text raus.
Höre mir die Akkorde und Breaks raus und notiere mir die über den Text (ich spiele meist nur Gitarre, 2. Stimme Gesang geht bei manchen Songs auch).

Zu diesem Zeitpunkt habe ich dann meist den Song soweit verstanden, dass ich mit der Aufnahme die Akkorde mitspielen kann.

Links rausholen.
Soli raushören.
Feinheiten ausarbeiten.

Ab diesem Zeitpunkt kann ich den Song auswendig, allerdings ist der dann noch nicht im Langzeitgedächtnis.

Dann erfolgt die Probe mit der Band in der Hoffnung, dass die anderen Bandmitglieder ihren Part schon können. Welcher Gitarrist welchen Part Spiel wird leider auch erst dann festgelegt. Der Bassist spielt immer richtig (nach seinen Aussagen machen Basdisten keine Fehler).

In manchen Fällen suche ich für mich einen Song aus, bei dem ich wahrscheinlich spieltechnisch Schwierigkeiten haben werde und bereite den für mich auf. Wenn ich den Song dann kann, schlage ich der Band dann diesen Song vor. Manchmal kommt dann ... können wir machen, brauchen wir nicht üben, haben wir früher schon mal gespielt .... ;)
 
Bevor ich mich entschied, nie wieder in Cover-/Tributebands zu spielen, hab ich das so gemacht:

Ich schnappte mir die Setliste und ging sie Song für Song durch.
Dazu besorgte ich mir die Audiofiles, legte mir Stift und Notenblatt zurecht und während ich die Songs hörte, schrieb ich Akkordsheets auf.
Spezielle, prägnante Passagen notierte ich aus. Hilfsmittel dabei waren Riffstation und Anytune Pro.

Durch diesen Workflow konnte ich die Songs direkt auswendig lernen, denn was ist ätzender als 'n iPad oder gar so'n fetten Aktenordner auf 'nem Orchesterpult auf der Bühne? Wenn man schon covert, sollte man das mit etwas Respekt dem Publikum gegenüber machen und den Schei§ wenigstens auswendig lernen, denn die Performance ist das, was zählt. Dann ist es auch egal, ob man Riffs zu 100% so spielt wie im Original (bestes Beispiel: "Enter Sandman"). Man sollte es natürlich schon erkennen können 😉
 
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Ich bin/wir sind in der Hausband ja erst seit kurzem mit covers beschäftigt.

Die Auswahl passiert, indem jemand einen Vorschlag macht (mit Version des Songs), alle gucken den an und schauen dabei auch, ob der wohl für das eigene Instrument und insgesamt machbar scheint.
Ist der Song durchgekommen, schaut halt jede/r nach "how to play xyz SONGNAME". Habe bislang noch immer was brauchbares gefunden, auch wenn das jetzt nicht die Superhits waren. Für den Gesang stimmt man sich eh darüber ab, ob der Song transponiert werden muss oder nicht. Insofern sparen wir uns die elenden "Ich habe den aber in A gefunden - Nein, nein, bei mir war der in D"-Debatten.

Dann proben wir den Song und gucken, ob wir den tauglich rüberbringen können. Original ist dabei eher Orientierung, letztlich muss der Song für uns (und das Publikum) funktionieren.

Seit einiger Zeit haben wir zwei in der Band, die Noten können - und eine bereitet dann für beispielsweise Klarinette oder Saxophon Noten vor. So hat sie das Gitarrensolo von Whish You were Here für Klarinette notiert. Sowas ist natürlich super. Im Grunde ist aber jede/r für das eigene Instrument zuständig.

Funktioniert insgesamt gut - wobei wir eben keine "Bezahl"-Band mit dementsprechenden Auftritten sind, sondern eher für den Hut spielen und im Freundes- und Bekanntenkreis spielen, demnächst gibt es ein unplugged-Konzert für die befreundete Gemeindeversammmlung.

x-Riff
 
ich bin eigentlich nicht qualifiziert mitzureden, da ich in keiner Coverband spiele.

Aber ich habe mir immer erst die Grundstruktur und die Akkorde angeschaut. Denn selbst wenn ich später die Details kenne, kann ich immer auf eben diese Grundakkorde zurückgreifen falls ich mal etwas vergesse. Und bei den Details habe ich immer mit den Schlüsselstellen angefangen.
Wenn Du es anders, aber passend (Harmonie) spielst, wird es als Deine eigene Version ausgelegt. Wenn Du Dich verhaspelst, weil Du es um jeden Preis gleich spielen willst, wird es als Fehler gesehen.
 
Yep, das ggf. notwendige Transponieren, ist auch ein wichtiger Schritt, der meine Gitarren-Parts auch komplett über den Haufen werfen kann!

In meiner "Wir möchten möglichst genau nachspielen - Band", ist Transponieren auch eher ein KO-Kriterium für einen Song. Wenn der nicht singbar ist, nehmen wir halt was anderes. (...jetzt sind zwei Stücke hinzugekommen, die im Original in Eb-Std. Tuning sind. Selbst da ist -nur einen Halbton höher- nicht akzeptiert worden und ich nehme ich jetzt eine 2. Gitarre, weil ich die Töne der Leersaiten brauche...) Das Transponieren kann den Charakter eines Songs schon sehr verbiegen...

Den Anspruch, einen Song auswendig spielen zu können, habe ich auch.
Meine eher "Deep-Dive"-Herangehensweise, bringt das aber idR. automatisch mit sich.
Das ist aber auch eine Frage der Zeitschiene.
Als ich in eine Tribute Band mit Set-List von 80 Stücken neu eingestiegen bin und gut 2/3 davon nicht kannte/konnte, brauchte ich zuerst schriftliche Gedächtnisstützen, weil sehr viele Stücke in kurzer Zeit zu erarbeiten waren.

Gut ist es IMO auch, wenn einer in der Band, für alle die "Redaktion" der Leadsheets macht und es so auch eine "offizielle" Version gibt. Selbst wenn alle auswendig spielen, sollte irgendwie dokumentiert werden, auf welchen Ablauf, Intro, Schluß,... man sich geeinigt hat, um nicht immer wieder das Rad neu zu erfinden. Entsprechend abgelegt Probenmitschnitte können das auch leisten.

(Btw. als ich noch eigene Stücke gespielt habe, habe ich/wir oft Home Recording Vorproduktionen gemacht, was den Zeitraum ein Stück im Bandkontext zu erarbeiten, deutlich schneller/einfacher gemacht hat.)
 
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Ich habe großen Respekt vor sowas. Ich bin sehr schlecht darin mir (komplexere) Stücke auswendig zu merken.

Ich habe aber mal von einem Profi den Tip bekommen die Gitarrenpassagen zu singen und sich die Melodien so einzuprägen. So kann das Gedächtnis es leichter abspeichern.
 
Ich denke, kaum jemand kann sich alles auf Anhieb und dann noch dauerhhaft merken. Ich bin immer wieder etwas frustriert, wie schnell man Stück/Soli wieder vergisst, wenn man sie nicht übt.
Immerhin, das Wiedererlernen geht, idR. um Welten schneller/einfachen.
Was da schon mal im Muskelgedächtnis war, schlummert da immer noch und muss nur wieder erweckt werden.
 
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Prinzipiell gute Idee, wenn einer die Leadsheets macht. Dann sind die wenigstens gleich. In der Praxis hat sich bei mir leidwr gezeigt, als ich unserem damals neuen Sänger meine Songsheets gegeben habe, dass das nur bedingt klappt. "Ach das habe ich überlesen, oder anders gesehen, oder heute mal vergessen ....".

Und ganz ehrlich ... die Kollegen sollen ruhig auch mal etwas tun.

Absprechen muss man sich dann trotz gemeinsamen Leadsheet.
 

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