Solo Boost als (emotionale) Hemmschwelle?

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Hallo,

ich mukke regelmäßig aber nicht allzu oft in einer Coverband (zw. 7-16 Auftritte pro Jahr, je nachdem wie es läuft). Und mir ist schon öfter der Gedanke gekommen, dass ich in Soli weniger dynamisch und gelassen spiele. Das liegt nicht nur an der Anspannung, sondern vor allem auch an dem Lautstärkeboost. Ich habe jedenfalls das Gefühl, wenn ich mein Solo so laut booste, dass es für die Zuschauer heraussticht, ich von meinem eigenen Sound so "erschlagen" bin, dass ich mich eher zurückhalte.
Im Proberaum ist das weniger ein Problem?! Generell stellen wir unseren Sound so ein, dass jeweils etwas Gitarre des anderen drüben ankommt (Amps quer zur Bühne). Beim Solo aber bin ich ja dann viel lauter. Und ich habe "Angst" viel zu laut zu sein, obwohl mir mehrfach versichert worden ist, dass es dieses Boosten benötigt um überhaupt herauszustechen. Und um es vorweg zu nehmen, das hat nichts mit Frequenzen zu tun. Habe ich sowohl mit einem Klon Centaur als Boost, als auch Cleanboost oder EQ (jeweils im FX Loop). Ich fühle mich wohler wenn es nicht zu sehr über den Anderen heraussticht - allerdings sagten einige Zuschauer (u.a. mein ehemaliger Gitarrenlehrer und andere Musiker usw.), dass das nicht genug ist um sich abzuheben. Tatsächlich schlage ich weniger hart an, je lauter ich z.b. in Relation zur Band werde sobald ein gewisser Pegel erreicht ist.
Die Band macht im Solo natürlich auch mehr radau als sonst im Song. Liegt es daran?
Aber selbst wenn - wie kann ich denn mein Wohlfühlfaktor auch im Solo behalten?
Denn es ist sicher, dass ich eigentlich im Wohlfühlbereich spiele. Der Sound ist bombastisch. Ich darf laut genug, und früher war ich sogar leiser live. Ich habe mich so gepegelt, dass ich gerade so noch für mich hörbar war, und musste mehr auf die PA als der andere Gitarrrist. Das ganze habe ich jetzt so, dass es vorn heraus immer noch okay ist, aber der Amp wirklich gut arbeitet.
Oder höre ich selbst allgemein den anderen Gitarristen einfach nicht gut genug um ordentlich Gas zu geben? Ich habe halt das Gefühl sonst ganz gut in die Saiten zu hauen, sobald es aber durch den Boost dynamischer wird, ich mich scheue auch "laut" oder mit Kraft zu spielen, da die Peaks natürlich umso mehr verstärkt werden.
Es ist auch nicht sehr dramatisch, aber man hört immer wieder "im Solo etwas zu leise". Wenn ich dann den Booster etwas anhebe knallt mir die Wand von der Seite auf das Ohr und ich erschrecke mich und habe Hemmungen richtig reinzuhauen.

Kennt das jemand?

LG Patrick
 
Eigenschaft
 
Klingt für mich eher nach mangelndem Selbstbewusstsein beim Solo. Dadurch hemmst Du Dich unterbewusst und reduzierst Deine Lautstärke um wieder im Spiel der anderen unterzugehen und in den Hintergrund geschoben zu werden.

Nicht jeder ist ja eine geborene Rampensau und steht gerne im Vordergrund.
 
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Bin sicher dass das viele hier kennen. Aber es ist ein psychologisches Problem für das es hier im Forum wohl kaum eine Lösung geben wird.

Gibt genug Leute die mit verstimmter Gitarre ein viel zu lautes Solo spielen und sich dabei verdammt wohl fühlen. Frag die mal wie die das machen...
 
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Ich denke auch das es einfach eine Kopfsache ist. Wie beim aufnehmen, vorspielen oder oder oder.
Du schreibst ja selber das du zwar auftritts aber nicht sooo oft. Da fehlt evtl. einfach etwas die Routine um dir deiner auch sicher zu sein.
Mir geht es auch so ähnlich, sobald ich weiß jemand hört zu, fühle ich mich nicht mehr so recht wohl.
Gibt genug Leute die mit verstimmter Gitarre ein viel zu lautes Solo spielen und sich dabei verdammt wohl fühlen.
Stimmt, aber ich glaube das ist vom Grundtyp "Mensch" abhängig. Manche wollen einfach herausstechen, Spass haben,Party machen oder einfach im Mittelpunkt stehen. Andere halten sich lieber etwas bedeckt.
Wenn die Zuschauer, der Lehrer und auch die Bandkollegen alle sagen das die Lautstärke passt dann wird es wohl auch stimmen.
 
Ja hört sich etwas nach „ich trau mich nicht wirklich“ an, was aber natürlich auch grundsätzlich nachvollziehbar ist. Ich arbeite im Prinzip genauso und pushe meine Soli mit einem TC Spark Clean Boost im FX Loop.
Ohne Boost fühle ich mich völlig unwohl, wenn die Soli so „untergehen“. Der Boost Sprung sollte aber auch nicht übertreiben sein. Bei mir sind das meist auch nicht mehr als 3 dB.

Eine weitere Erkenntnis ist, dass ich mich nicht mehr, von auch noch so nett gemeinten, Ratschlägen aus dem Publikum leiten lasse! Feedback ist toll, aber wenn ich das nicht wirklich nachvollziehen oder das selber auch so wahrnehmen kann, mache ich das so, wie ich mich dabei wohl fühle.
Sehr oft sind Rückmeldungen aus dem Publikum auch „voreingenommen“. Freunde und Bekannte wollen oft das Instrument des Freundes und Bekannte besonders prominent im Mix haben. ... und viel Leute haben auch schlicht keine Ahnung. Wer meine Soli gut hören will, kann dazu sich dazu auch mehr in den Lautsprecher Beam begeben. Leute in der letzten Reihe, denen der Gig zu leise ist, sollen nach vorne kommen und nicht Tips geben, wie der Mix sein sollte!
Stell den Boost so laut ein, dass es für dich „gut“ und angemessen klingt.

Last but not least, nehmt die eine oder andere Instrumental-Nummer ins Programm (Samba Pa Ti, Europa, oä.), wo die Gitarre wirklich die tragende Hauptstimme und dann ab nach vorne! Nach zwei drei Gigs, stellt sich da ein anderes „Gefühl“ und „Standing“ ein. Dann „darf“ die Gitarre auch mal schön drüber liegen.
 
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Natürlich liegt es auch am Lampenfieber. Aber naja, beim Solo fühle ich mich wohl sofern der Sound stimmt. Ich kann aber nicht loslassen, sofern ich den anderen Gitarristen gar nicht mehr höre und ein Soundbrei im Hintergrund zu hören ist.
Es ist ja auch relativ - gerade wenn wir fremdgemischt werden wird es besser. Vll. ist es auch einfach eine falsche Wahrnehmung meinerseits, dass ich denke nicht den Mittelweg zu finden zwischen - zu laut und zu leise. Falls Ihr Lust habt schaut euch doch bitte folgendes Video an -
Solo startet bei 1:29, aber im Vergleich zu vorher der Soundschnipsel...
Die Aufnahme ist nicht gut, aber in Relation hört man doch den Unterschied zw. Solo und "normal" oder? Ich empfinde das z.b. als vollkommen ausreichend. So hatte ich immer meine Hervorhebung eingestellt?!
Bei dem Auftritt war es super, guter Techniker, guter Monitorsound, laut genug...Okay die Amps standen hinter uns, aber das lag einfach auch an der großen Bühne.
 
Die Band macht im Solo natürlich auch mehr radau als sonst im Song.
Das finde ich merkwürdig.
Beim Solo spielt die Band z.B. die Strophe, und der Gesang wird durch Gitarre ersetzt.

Und das wär dann auch mein Tip: Vergleich Lautstärke vocals -> Lead Gitarre.
 
Das ist natürlich subjektiv, aber MIR ist das Solo an der Stelle zu leise. Das ist im Original ein extrem exponiertes Solo, das ich hier auch ähnlich laut hören will. :nix:
 
Kennt das jemand?

Ja.

Wenn ich es richtig verstehe, dann empfindest Du Dein Spiel beim Solo gewissermaßen etwas als „Fremdkörper“, das sich einfach wegen der Lautstärke nach Deinem Empfinden nicht in den Bandsound einfügt (also bezogen auf das, was Du auf der Bühne hörst). Deswegen fühlst Du Dich unwohl und Du spielst „schlechter“, als Du könntest.

Ging mir genauso bzw. geht mir manchmal noch heute so, wenn der Bühnensound ausnahmsweise mal insgesamt nicht so passt. Ich spiele seit ca. 10 Jahren stetig 20-25 Gigs/Jahr, davor 15 Jahre mal bis zu 80, mal nur ca. 10. Erfahrung und Routine allein ist nicht das Kriterium, glaube ich...

Ich habe es weitgehend (49 von 50 Fälle) so hinbekommen:

Ich spiele auf der Bühne nicht lauter, als es erträglich ist. Punkt. Klar booste ich auch meine Soli (allerdings im Master), aber so, wie es sich halt noch gut anfühlt. Wenn dann jemand meint, dass das zu leise ist, dann wird das anders geregelt, als dass ich meine Lautstärke anhebe. Entweder spielt der Rest leiser oder der Ing regelt das. Oder die Schallquellen auf der Bühne werden anders positioniert, etc, das setzt natürlich wiederum etwas Erfahrung voraus. Der Idealfall ist sicherlich, wenn man einen Ing hat, der regelmäßig mischt und im FOH-Mix ggf. die Sololautstärke beim Solo anhebt, weil er weiß, wann‘s kommmt. Haben viele aber nicht oder oft nicht.

Der zweite Punkt klingt jetzt vielleicht komisch, funktioniert aber bei mir:

Wenn der Bühnensound mal eher mittelmäßig ist und ich mich auf der Bühne als zu laut empfinde, dann orientiere ich mich ganz vorrangig an den Drums, damit es rhythmisch einwandfrei ist (notfalls gehe ich näher ans Schlagzeug) und ziehe das dann notfalls egoistisch durch, heißt, ich hau dann erst recht voll rein. Harmonisch kenne ich den Cover-Krempel den wir spielen lange genug. Das funzt eigentlich dann immer, gemessen an den Reaktionen aus dem Publikum. Anders isses mir lieber, aber was bleibt übrig. Keiner will einen zögerlichen Solisten sehen und ein Mindestmaß an Selbstbewusstsein braucht es wohl als Solist. Aber das hat eigentlich jeder, der regelmäßig live Soli spielt.

Letztlich wirst Du selbst eine Lösung finden müssen, aber Du siehst, andere haben ähnliche Erfahrungen gemacht. Geht alles.

VG
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Das ist natürlich subjektiv, aber MIR ist das Solo an der Stelle zu leise.

Geht mir jetzt auch so... V. a. im Vergleich zur Lautstärke der Vocals davor...
 
sobald es aber durch den Boost dynamischer wird, ich mich scheue auch "laut" oder mit Kraft zu spielen, da die Peaks natürlich umso mehr verstärkt werden.

Neben den vielen diskussionswürdigenAspekten, den dieses interessante Thema hat (Wohlfühlfaktor, Sound gut eingebettet, gutes Raumgefühl, Monitormix etc. = akustischer Aspekt), greife ich das Zitat oben mal raus, weil es letztlich doch das Elementarste berührt.

Und ebenfalls abgesehen davon, dass im Video das Solo zu leise gemischt ist, höre ich da eher das grundsätzliche "Problem" was dem Threadsteller ja ahnungsvoll bewusst ist, was für Lösungsansätze schon mal gut ist.

Ich versuch's mal kurz zu machen:


# Man muss DEN Ton wollen (wie der Fußballer die vom Trainer geforderte Torgeilheit): "Das ist der Song X, da ist das Solo elementar und das liefere ich jetzt"

# Spieltechnische und melodische Sicherheit erarbeiten: Mein Anschlag, mein Ton, meine Tonfolge = ich weiß, was ich will - hier in diesem Song genau dies! Das will der Song und das will ich auch.

# Bequemlichkeit aufgeben: Sound so einstellen, dass nicht eine lasche Zerre dabei rauskommt, sondern so, dass man sich um den Ton per Anschlag und Spieltechnik um seinen Ton bemühen muss und man mit seinem Plek sich noch Unterschiede herausarbeiten kann. Mit dem Boosten der Ampvorstufe kann man schöne Nuancen rauskitzeln, wenn man alles so einstellt, dass man bei zartem Anschlag noch laut genug ist und bei härterem man leicht komprimierte Peaks setzten kann, ohne das gleich riesige (oh, Angst) Lautstärkesprünge auftreten.

# Mentalität trennen: Man muss keine Rampensau sein, kann also persönlich durchaus zurückhaltend sein, aber trotzdem auf "geilen Ton erzeugen und unbedingt nach vorne spielen wollen" umschalten können, sobald man in die musikaische Situation eintritt. Das ist kein Widerspruch, man kann in beiden Welten gut leben, wenn man den "inneren Schalter" findet. Man kann durchaus "Weichei" im realen Leben sein, aber trotzdem deutlich fokussiert, wenn es um die Verantwortung für Song, Sound und exponiertes Spielen geht.

# Klare Statements wollen und erarbeiten: "Jetzt kommt mein Sound, mein Solo und MEIN besonderer (und wichtiger) Beitrag zum Song, den wir hier spielen."

Um das alles zu unterstreichen, habe ich spontan mal zwei Beispiele deutscher Gitarristen (speziell hier Balladen; und man muss kein angloamerikanischer Exot sein ;)) im Kopf, die das obige zusammenfassen: "Dieser Song, dieser Part, dieses Statement - so ist mein klarer Wille":

Gehe zu 3:35 -

Gehe zu 1:36



Der weitere Lerneffekt an diesen Beispielen: Objektiv sind beide Gitarren im Mix sogar zu laut. Subjektiv empfindet man das jedoch nicht, weil die musikalischen Statements so überzeugend, selbstbewusst, souverän und songdienlich rausgespielt werden, dass man es sich das gar nicht anders nicht vorstellen kann.
 
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Das ist natürlich subjektiv, aber MIR ist das Solo an der Stelle zu leise. Das ist im Original ein extrem exponiertes Solo, das ich hier auch ähnlich laut hören will. :nix:

Ich sehe das auch so - man darf ruhig noch mehr von dir beim Solo hören. Insgesamt aber gut gespielt - Kompliment.
 
Hey,

das Solo ist viel zu leise.
Das ist keine "was darf ich, oh will nicht so laut sein"-Sache, sondern eine der Musiklinie.
Also: Publikum folgt dem Sänger, dafür ist er da, er führt-wenn er singt-durch die Linie der Musik, zumindest "normalerweise".
In dem Moment wo er an das Gitarrensolo übergibt musst du diesen Part übernehmen, und zwar sofort quasi auf den "Druckpunkt".
Und mehr sogar, du musst steigern um das besondere dieser Passage herauszustellen.

Guck dir großartige Sänger/Gitarristen an--Hendrix, Gilmour, Vdelli, Stevie Ray Vaughn....die zeigen wie`s geht. Beim Blues ist`s sogar oft ein direktes Wechselspiel von Frage und Antwort-kleinere Gesangsparts spielen mit Fill ins und kleinen Solo Passagen der Gitarre, und werfen sich jedesmal den "Druckpunkt" zu.
Das macht Musik interessant und vermittelt Inspiration...du willst doch nicht daß die Leute bei deinem Solo weggehen oder gähnend auf die Uhr schauen?
Gib ihnen was sie wollen-spielen kannst du das eh.
Ich spiele seit 2 Jahren mit nem jungen sehr guten Gitarristen zusammen der das Problem auch hatte. Immer wenn er zurückhaltend leise solierte guckten die Leute weg. Ich hab ihm dann längere Zeit in den A...getreten:D und ihn auch schon angeschrien "Crank it up man"... er hat`s mittlerweile kapiert...und es kommt rüber...man bemerkt es auch am Szenenapplaus der Leute nach seinen Soli.

Gruss,
Bernie
 
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Da ich Live ein Freund von 4x12ern war/bin: ich hab nie irgendwas geboostet. Laut genug wars eh :tongue: (allerdings sollte man dann nicht so viel Gain am Amp einstellen, das der nur noch "platt" komprimiert).
 
Erstmal vielen Dank für die Rückmeldungen. Ich glaube relativ wenig dazu weiter sagen zu können außer: Die Tipps probiere ich das nächste mal einfach aus!
 
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Wenn ich am FOH bei so jemand bin und das weiß, drehe ich dem bei seinem Solo seinen Part am Monitor runter :evil:.

Ich hatte im Accapella Mennerquintett einen solchen Kandidaten. Normalerweise war er eher zu laut, aber kaum im Solo wurde er sehr leise. Ich hab dann seinen Kanal im Monitorweg genau umgekhrt behandelt. Im Normalfall war er lauter auf dem Monitor und bei Soli wurde er auf seinem Monitor leiser gedreht, und es hat gepasst.

Aber: besser ist es, sich an die Solo Situation zu gewöhnen und das auszuhalten, dass man beim Solo nun mal exponiert ist.
 

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