[Sonstiges] Plek-Service bei Thomann an einer Ibanez 540S

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Hallo zusammen,

ich habe eine meiner Gitarren einer Plek-Behandlung unterziehen lassen und möchte darüber berichten.

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Das Thema wird kontrovers diskutiert, für die einen ist Plekken ein wahres Wundermittel und die anderen sehen darin Scharlatanerie und Geldmacherei. Ich habe ehrlich gesagt länger rumüberlegt, ob ich diesen Post überhaupt schreiben soll, weil ich womöglich als blauäugiger Krösus "with money to burn" ausgelacht werde, aber sei's drum. 😊 Wer nicht weiß, was hinter dem Begriff Plek steckt, es geht um die CNC-gestützte Vermessung und spanabhebende Bearbeitung von Bundstäbchen, Griffbrett, Sattel etc., entweder in der Fertigung oder im Servicebereich. Die Firma Plek sitzt in Berlin und ihre Maschinen stehen mittlerweile in renommierten Gitarrenfabriken und Servicezentren auf der ganzen Welt. Die Suchfunktion liefert hier im Board zahlreiche Ergebnisse.

Meine Patientin ist eine zusammengebastelte Ibanez Saber, bestehend aus dem Body einer 1988er 540SBC (danke @Prozac ) und einem passenden Hals ähnlichen Baujahrs, den ich vor ein paar Monaten gebraucht im US-Ebay gefunden hatte - leider mit mehreren Kerben in den Bundstäbchen. Das Ergebnis war trotz hoher Saitenlage schepperanfällig und hat eingeschränkt Spaß gemacht, also habe ich mich für eine Plek-Bearbeitung entschieden. Der Grund: Ich wollte die Bespielbarkeit verbessern und gleichzeitig Erfahrungen sammeln, um in der Diskussion pro und contra Plek bzw. beim Vergleich zum Fretjob durch einen Gitarrenbauer mitreden zu können. Die größere Rolle spielte jedoch die hohe Auslastung meiner Go-to-Gitarrenbauer, die aktuell alle unter Wasser sind oder sich ausschließlich auf das Abarbeiten von Custom-Gitarren-Aufträgen konzentrieren.

Es gibt mehrere Plek-Service-Anbieter in Deutschland, die preislich ungefähr gleichauf liegen - das Stammhaus in Berlin verlangt einen satten Aufpreis für Floyd-Rose-Gitarren, mit Martins Musikkiste und iMusicnetwork hatte ich noch nie zu tun und bei Bigfoot in Paderborn wäre die Wartezeit zu lang gewesen, also fiel die Wahl auf Thomann. Dort kostet der Plek-Service momentan EUR 198,- und das ist ungefähr das Anderthalbfache dessen, was man im Schnitt beim Gitarrenbauer bezahlt. Eine kurze Statistik aus sieben Preislisten in den Internetzen hat für das Abrichten und Polieren von Bundstäbchen einen Mittelwert von EUR 138,43 inklusive Steuer und ohne etwaige Aufpreise ergeben. Dies nur als Hausnummer zum Vergleich, es mag auch Gitarrenbauer geben, die das günstiger anbieten (zum Teil aufgrund von Kleinunternehmerstatus mit Umsatzsteuerbefreiung).

Die Vorgehensweise beim großen T ist wie folgt (Stand Mai 2024, Variante ohne Besuch vor Ort):
  1. Man wendet sich an den Kundenservice und signalisiert Interesse an einem Plek-Service. Dann bekommt man eine E-Mail mit einem kleinen Fragebogen, darin geht es um die Identifikation des Instruments, Beschreibung des Fehlerbilds, Fotos usw.

  2. Man schickt die Gitarre auf eigene Kosten nach Stairville, äh, Treppendorf, gekennzeichnet mit der vom Kundenservice zugewiesenen RMA-Nummer (Return Merchandise Authorization). Die Gitarre wird dort in der Logistik als Rücksendung behandelt.

  3. Die Gitarre wird in der Werkstatt vermessen bzw. einem Plek-Scan unterzogen. Für die Diagnose wird eine Aufwandspauschale von EUR 30,- fällig, die aber mit den Kosten für eine Plek-Bearbeitung verrechnet wird.

  4. Nach dem Scan schlägt die Werkstatt vor, was zu tun ist - das Spektrum umfasst Setup ohne Bundbearbeitung, Setup plus Plek-Bearbeitung, Neubundierung, Rücksendung ohne weitere Leistung. Zur Wahl steht außerdem die Zuführung zum Recycling, vulgo Verschrottung - diese Option gibt es wohl für den FUBAR-Fall. :LOL: Man bekommt ein Formular, das man ausdruckt, ausfüllt, unterschreibt und zurückschickt (das geht auch elektronisch). Damit gilt der Auftrag als erteilt.

  5. Man bekommt die Zahlungsinformationen für Vorkasse (z.B. Link zu PayPal) und nach Geldeingang legt die Werkstatt los. Ein Plek-Service ist wie gesagt inklusive Setup-Arbeiten, d.h. Einstellung von Halskrümmung, Brücke/Vibrato und Intonation, und das Aufziehen von neuen Saiten.

  6. In meinem Fall gab es noch eine Kontaktaufnahme seitens Thomann, d.h. ein Werkstattmitarbeiter hat mir am Telefon ein paar aufschlussreiche Dinge erklärt und sich für die Verzögerung entschuldigt. Meine Gitarre habe nämlich zu den 5% aller Plek-Kandidatinnen gehört, bei der sich beim Fräsvorgang die Bunddrähte minimal aus dem Griffbrett herausarbeiten. Dies sei beim Kontrollscan nach dem Plekken aufgefallen und schuld seien die Vibrationen des Fräskopfs - bei einer Bearbeitung per Feile passiere das nicht. Also musste überall etwas Kleber injiziert (was manche Hersteller ab Werk machen), die Bunddrähte gescheit eingepresst und nach dem Trocknen des Klebers der Fräsvorgang wiederholt werden. Zum Glück reden wir hier beim Materialabtrag nur über Bruchteile von Millimetern, und der Bunddraht war ausreichend hoch, so dass sich die Gitarre auch durch doppeltes Plekken nicht aus Versehen in ein "Fretless Wonder" verwandelt hat. Ohne die Offenlegung durch den Werkstattmitarbeiter hätte ich diese Maßnahme nicht bemerkt, deswegen verdient die Transparenz ein Lob. 👍

  7. Nach Abschluss der Arbeiten geht die Gitarre in den Versand zurück zum Kunden, wobei die Versandkosten im Servicepreis enthalten sind. Die Durchlaufzeit vom Hinschicken bis zum Empfang der fertig bearbeiteten Gitarre war bei mir 11 Werktage. Mit entsprechender Anmeldung und Vorlaufzeit kann man einen Vor-Ort-Besuch in der Werkstatt machen und die Behandlung ambulant durchführen lassen, darüber hat - so meine ich - @hack_meck mal berichtet.

Mein Eindruck nach dem Auspacken der Gitarre war: Schaut gut aus, es klingt gut, das EDGE Floyd Rose ist genau nach meinem Gusto eingestellt, es gibt weniger Scheppern als vorher (ganz weg ist es nicht), die Verbesserung der Bespielbarkeit wurde erzielt und das Setup gefällt mir. Es waren neue Saiten einer nicht weiter identifizierten Marke aufgezogen, sie waren nicht ausreichend gedehnt entschlupft, die von mir spezifizierte Stärke .010-.046 wurde eingehalten und auf dem Plek-Zertifikat vermerkt - das ist ein kleiner Pappzettel in verlängerter Kreditkartengröße.

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Die Saitenlage ist nach meinem Dafürhalten nicht um Welten besser, als wenn es ein guter Gitarrenbauer händisch gemacht hätte, aber die Gitarre ist jetzt durchaus gut bespielbar. Ich hatte bei der ganzen Aktion keine Wunder erwartet und es ist auch kein Wunder eingetreten. Einen signifikanten Mehrwert der maschinellen Bearbeitung gegenüber einer manuellen Abrichtung mit anschließender Verrundung und Politur der Bundstäbchen kann ich nicht erkennen.

Fazit: Das Ergebnis ist auf Augenhöhe, beim Preis-Leistungs-Verhältnis sehe ich einen routinierten Gitarrenbauer gegenüber einem Plek-Service im Vorteil.

So - das war's von meiner Saite Seite. Ich geh jetzt mal Saber spielen.

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Liegt die Tiefe E-Saite auf den Bünden auf, oder täuscht das Bild?
 
Da spielt uns die Perspektive bzw. die Reflexion einen Streich, die E-Saite liegt nicht auf den Bünden auf...
 
Sieht eher aus als ob die Saite links vom Bildausschnitt heruntergedrückt ist.

Ich habe bei Thomann für meine Gibson Les Paul Studio auch mal den Plekservice in Anspruch genommen und war sehr begeistert.
Bin unangemeldet früh mit der Gitarre zur Werkstatt um mich wegen abgespielter Bundstäbchen kundig zu machen. (Neubundieren oder Pleken)
Sie fragten wie viel Zeit ich habe, ich wollte mich ausgiebig im Musikhaus umsehen.
Die Gitarre wurde kurz eingespannt und ausgemessen, Pleken ist möglich, kommen sie um 14 Uhr vorbei, dann ist sie fertig.
Dann habe ich sie kurz angespielt und der Gitarrenbauer hat mir auf die Finger geschaut und ein kurzes Setup gemacht.
Halseinstellung/Saitenhöhe dann war alles o.K.
Super Service, gern wieder. Für mich damals die richtige Entscheidung.
Das war 2016 für 198€.
BDX.
 
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Schönes Review. Wichtig finde ich auch den Abschnitt zur Verfahrensweise bzw. wie die Kommunikation erfolgt. Man denke ja nur an die unzähligen Threads, wo es auf Grund fehlender Absprachen zu Problemen kam.
Zur Wahl steht außerdem die Zuführung zum Recycling, vulgo Verschrottung
Nicht dass man ausversehen das Kreuz an der falschen Stelle macht:ROFLMAO:
 
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Ich glaube bei Neukauf einer Gitarre ist die Kostenpauschale für die Diagnose und Verschrottung gratis.
BDX.
 
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Diagnose und Verschrottung
Das erinnert mich an meine Beobachtung:

Ich kann mich noch lebhaft dran erinnern, als ich vor vielen vielen Jahren zufällig in einem altehrwürdigen Ulmer Musikgeschäft am Rumtesten war, als eine Dame mit einer ähnlich irreparablen Gitarre hereinkam und den Verkäufer fragte, was man damit denn noch machen könne. Der Verkäufer verzog keine Miene, sah die Dame an und antwortete in breitestem Schwäbisch:
"Was mr dâ macha kâ? Âzünda."

Damit wollte er sagen: Es tut mir Leid, gnädige Frau, eine Reparatur ihres Instruments ist nach meiner Auffassung nicht wirtschaftlich und übersteigt den Restwert bei Weitem. Aus diesem Grund empfehle ich ihnen, die Holzteile der thermischen Verwertung zuzuführen.

BTT: Das mit der Option "Recycling (unenteltlich)" wird sicher bei normalen Rücksendungen, wofür das Formular eigentlich zugeschnitten ist, in den Fällen genutzt, in denen die Reparaturkosten den Restwert übersteigen.
 
Toller Bericht, danke!
Habe ähnliche Erfahrungen bei Bigfoot gemacht, dort haben sie sogar eine Gitarre retten können, an der sich vorher 2 renommierte Gitarrenbauer mit deutlich geringerem Erfolg versucht hatten.
 
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Einen signifikanten Mehrwert der maschinellen Bearbeitung gegenüber einer manuellen Abrichtung mit anschließender Verrundung und Politur der Bundstäbchen kann ich nicht erkennen.

Da wird es aus meiner Sicht erst bei „Problemhälsen“ interessant. Die Vermessung zeigt ein sehr klares Bild was gehen kann und was dafür nötig ist, weil es den kompletten Verlauf am Stück zeigt. Neudeutsch - ganzheitlich 🤣.

Gruß
Martin
 
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Schöner Bericht @gitarrero! , vielen Dank dafür!

Mich würde es auch interessieren, was bei "Problemfällen" passiert, bzw. wenn man ein gewisses Wohlfühlsetup hat, und das auf andere Gitarren "kopieren" möchte.
Zum Beispiel kann ich den Hals meiner ESP oder meiner Jackson so gerade einstellen, dass beim nachmessen (Saite am 1. und letzten Bund runtergedrückt) quasi noch ein Stück Papier durchpasst, ohne dass es fies schnarrt. Bei meinen Ibanez 540S muss ich ein wenig mehr Halskrümmung zulassen, damit die Gitarren funktionieren, wie gewünscht.

Sprich man hat Wohlfühlsetup auf Gitarre X und möchte Gitarre A, B oder C sogut es geht darauf "matchen" . Oder wenn man eine sehr alte Gitarre mit eingespieltem (und dadurch evtl auch welligem) Griffbrett hat, man das liebgewonnene Feeling behalten möchte, aber gleichzeitig eine Bomben-Bespielbarkeit der Bünde möchte.
Und dann sind natürich die Sachen, wie gewarpte Hälse etc...

Nicht falsch verstehen, möchte keinen Gitarrenbauer in seiner Kunst Bünde abzurichten abwerten, im Gegenteil schöner Feinschliff von Hand fühlt sich vermutlich immer subjektiv besser an, aber um einen gewissen "Soll-Zustand" zu erreichen, seh ich einen Computer einfach im Vorteil.
Wenn ich in meinem Job Displays oder Lautsprecher kalibriere, lass ich -sofern möglich- eine Automatik nach eingestellten Parametern auch Sachen voreinstellen und regel dann mit der Hand nach. Zu dem gleichen Ziel wollte ich dann eh, es ist deutlich weniger Trial and Error, und ich bekomme mindestens das gleiche Ergebnis in deutlich kürzerer Zeit.

Musste bisher noch keine Gitarre neubundieren oder abrichten lassen, aber Plek interessiert mich definitiv, und wenn es die Gitarren mal nötig haben, wenn möglich würde ich glaube eine Variante vor Ort bevorzugen und gerne dabei sein.
 
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