Spielen nach Gehör - wie fördern?

Naja, Four Brothers wird in Vierteln schon haarig... das ist 230 oder so.

Und da wird dann auch langsam das reine Tempo zum Problem.... :(

Für Sonntag hatters erstamal raus genommen :)

Symphonische Sachen - kA, da bin ich noch nicht wirklich eingestiegen und das Sax Orchester reicht für Klassik im Moment auch.
Aber da sind selten Taktwechsel.... Bilder einer Austellung a bissal

Viele Grüße

Chris
 
Hallo!
Ich unterrichte auch Saxophon, habe das allerdings nie studiert. Meine ersten Schritte habe ich im Alter von ca. 4 Jahren auf einem Keyboard gemacht, allerdings auf dem Instrument nie Unterricht gehabt. Noten konnte ich keine, war also auf mein Gehör angewiesen. Mein Vater zeigte mir, welche Reihenfolge der Tasten ich drücken mußte, um "Alle meine Entchen" zu lernen. Der zweite Song war "Fuchs du hast die Gans gestohlen". Das zog sich dann hin über "Rivers of Babilon" bis zu Eigenkompositionen, und das alles in Eigenregie.
Ich weiß nicht, wie andere Gehörspieler vorgegangen sind, ich aber habe folgendes gemacht:
Da die Schlager, die ich als Kind in der Hitparade gehört habe, fast alle keine Tonartenwechsel beinhalteten und in Dur waren, summte ich immer ein "Alle meine Entchen" darüber, egal ob da eine dorische Mollskala drunterlag oder sonstwas. Natürlich lernte ich auf diese Weise zwei, vielleicht drei Tonleitern, die C, G und D-Dur. Ich habe festgestellt, dass wenn ich mit meinen Schülern Gehörspiel betreibe, das Problem eher beim Anfangston liegt. Immer wieder höre ich so Sätze wie "ich kann den Grundton nicht hören". Also bitte ich den Schüler, verschiedene Töne zu probieren. Beispiel: Er findet heraus, dass ein A passt. Dann bitte ich darum, ein passendes B (deutsches H), gleiches für die anderen Buchstaben zu suchen. Bald hat man die Tonpalette zusammen. Der Tonumfang wurde also von insgesamt 12 der chromatischen Skala auf jetzt 7, den oktavierten Grundton nicht mitgezählt, reduziert. Damit ist der erste Schritt gemacht. Die Trefferquote wird erhöht. Gut, jetzt kannst du sagen, dass die Durskala nicht nur aus "Alle meine Entchen" besteht, sondern aus sieben statt fünf Tönen. Dann sucht ihr eben "Alle meine Ent", also Grundton bis Quint, und von der Quint aus nochmal das gleiche. Damit ist die Skala jetzt komplett. WEnn ihr die Skala jetzt nicht vom Grundton gespielt habt, sondern von z.B. Terz aus, dann läßt du den Schüler das Ding solange drehen, bis er die Skala vom Grundton aus hat. Das setzt natürlich voraus, dass er weiß, wie eine Dur klingt. Das weiß er aber durch das Zusammensetzen von 2x "Alle meine Ent", wobei er den fünften Ton nur einmal spielen darf.
Als Tonmaterial eignen sich dafür Volkslieder oder Schlager. Beim Rockpop musst du wahrscheinlich selbst ein wenig vorsortieren, aber das sollte kein Problem sein, denn du bist Lehrer und du liebst Musik. Es sollten "klar" gesungene Lieder sein, also nicht gerade das Genuschel eines Van Morrison (ich mag den gern, das soll keine Abwertung sein), der immer 5/17tel unter der eigentlichen Tonhöhe singt. Aber vielleicht "Time Passages" von Al Stewart (upps der ist sogar mit Tonartenwechsel..) oder "Careless Whisper" von George Michael. Letzter Song ist für das Altsax ein prima D-Durtraining, denn der gute George verwendet wirklich restlos alle Töne aus der D-Dur. Vielleicht kann dir der Schüler auch selbst Vorschläge machen, die du dann selektierst. Mit der Zeit kriegt dein Schüler immer mehr Übung beim Heraushören.
Du kannst das natürlich auch erweitern: Nachdem er die Durtonleiter herausgefunden hat, läßt du ihn dann die Skala vom eigentlichen Grundton spielen (z.B. D-Dur äolisch, also ab B(H) ). Auch hierzu eine kleine Geschichte von mir. Eines Tages, ich spielte etwa drei Jahre Saxophon (ich begann Sax mit 30)
und hörte den Song " L'Arc en ciel de miles", ein Instrumental von Incognito. Kevin Robinson spielte da eine irre Trompete. Da kam ich an eine Passage, die konnte ich mitsingen, wenn der Song lief. Schaltete ich das Gerät aus, konnte ich das nicht mehr. Ich nahm den Song mit zu meinem Saxpauker. Der hörte rein, spielte die Skala und zeigte sie mir. Ich fragte, weshalb ich die nicht allein hätte herausfinden können. Er antwortete, "du hast noch nie harmonisch Moll gespielt" (im Song ist ein Lauf in HM2). Was tat ich? Ich lernte alle HM Skalen, weil ich den Sound so toll fand.
Ich habe festgestellt, dass bei meinen Schülern das Problem nicht im Herausfinden von Intervallen besteht, sondern eher im selektiven Hören. Sie tun sich schwer damit, das Umfeld im Song auszublenden, und sich auf ein Instrument/STimme zu konzentrieren und das zu kanalisieren.
Auch treffe ich immer wieder auf Angst. Dann frage ich: Stell dir vor, du hast zwei Autos, einen BMW und einen kleinen Fiat. Du willst um eine Rechtskurve von 90 Grad fahren. Wie weit mußt du das Lenkrad nach rechts bewegen beim BMW bzw. beim Fiat? Du weißt es nicht, es hängt von der Übersetzung der Lenkachse ab. Wie also kommst du heil um die Ecke? Indem du schnell korrigierst, noch ein Stück noch ein Stück, jetzt wieder zurück... Was kann passieren? Du fährst den Hang hinunter. Was kann hier passieren? Du spielst nen falschen Ton.
Ich hoffe, dass es dir ein wenig weiterhilft.
Gruß Andre
 
Ich habe festgestellt, dass bei meinen Schülern das Problem nicht im Herausfinden von Intervallen besteht, sondern eher im selektiven Hören. Sie tun sich schwer damit, das Umfeld im Song auszublenden, und sich auf ein Instrument/STimme zu konzentrieren und das zu kanalisieren.

Servus,
Sikora schreibt in seiner Harmonielehrer ( und belegt es mit einem Zitat von Goethe glaubich^^): Man hört nur was man kennt bzw hören will...

Deckt sich mit meinen Erfahrungen....leider :( :p
 
Hallo, alle hier!

Interessantes Thema!

Leider kann ich erst jetzt darauf antworten, da ich das Forum erst entdeckt habe.
Bin also neu hier!

Nach Gehör spielen geht besser als man denkt.
Viele Menschen glauben aber, das ginge gar nicht, und manche können ohne ihre Noten gar nichts.

Klar sind Noten wichtig! Wenn ich ein Instrument lerne, hab verschiedene Flöten gespielt damals, lernt man ja, was greife ich, welcher Ton ist das.

War für mich kein Problem, und es hatte ja noch nichts mit Noten lesen zu tun.

Nun stellt euch doch mal folgende Frage, und ich werde auch erklären, warum ich darauf gekommen bin.

Was macht jemand, der nichts mehr sehen kann, aber ein
Instrument lernen möchte?
Ist der dann ausgeschlossen, nur weil er keine Noten lesen kann?
Obwohl, stimmt ja nicht ganz, denn es gibt Noten in Blindenschrift, aber das gelesene muß man sich auch merken,
weil man ja nicht gleichzeitig am Papier fühlen kann, was da steht, und dann soll man sein Instrument spielen.

Da steht das Gehör an erster Stelle, und man muß sich natürlich viel merken, und das geht auch mit schwierigen Stücken.
Ich weiß das vom Chor her, in dem ich bin auch sehr gut, und unser Chorleiter hat am abend mal das Licht abgedreht, und die, die sehen können sollten ohne Noten auswendig singen. Naja, ging nicht so wirklich gut.
Da war ich denen doch sehr im Vorteil.

Da ich selbst nur noch den Unterschied zwischen hell und dunkel sehe, könnt ihr euch ja denken, wie soll ich da Noten lesen?
Hab trotzdem Jahre die verschiedensten Instrumente probiert, manches länger, manches kürzer, naja, wie man so war als jugendliche.

Praktisch gesehen ist die Sache gar nicht so schwer.
Der Lehrer spielt mir das zu lernende Stück vor, ich nehme es auf. Dann werden die Noten auch gesagt, und schon kann ich üben oder nachspielen.

Ist das Stück länger, dann wird es in kleinere Abschnitte eingeteilt, und kann man diese, dann hat man das zu spielende Stück fertig!

Leider wird es einem aber nicht zugetraut, und man hat da leider uns gegenüber oft Vorurteile.

Resultat daraus, man sagt, wie soll ich dich unterrichten, wenn du nichts siehst, keine Noten lesen kannst?

Tja, und das war's dann, schaffe ich denjenigen nicht vom Gegenteil zu überzeugen.

Ich habe da bis jetzt kein Problem gehabt.

Da ich nun Sax spielen möchte, stellt sich natürlich die Frage, wen finde ich?

Es gäbe noch vieles zu diesem Thema zu schreiben, aber ich will es für's erste nicht zu lang werden lassen.

Fragt mich ruhig, wenn jemand mehr dazu wissen will.
 
Zunächst mal herzlich willkommen!
Wenn zu dir ein Lehrer sagt, er kann dich nicht unterrichten, weil du keine Noten lesen kannst, dann ist er/sie der falsche. Klingt mal wieder ziemlich moralisch, ist aber so gemeint, dass die Lehrkraft wohl kein Interesse an Experimenten hat, wenn sie diese Situation bisher noch nicht hatte. Ein gehörspielender Lehrer dürfte damit weniger Probleme haben. Es gibt soviele Gehörmusiker, wahrscheinlich mehr als Notisten, dass das für dich kein Problem sein sollte, einen Lehrer zu finden. Was unterscheidet einen sehenden von einem blinden Gehörspieler? Der sehende kann das nicht lesen, was der blinde sowieso nicht sehen kann. Das Saxophon ist zudem ein Instrument, bei dem man sich selbst nicht auf die Finger schauen kann. Und Auswendigspielen ist für Gehörspieler auch kein Problem. Skalen zu lernen? Auch keines. Selbst Notisten merken sich größtenteils eine Skala als Grifffolge und nicht die Vorzeichen.
Es wäre für einen Saxpauker eine neue Situation, aber doch nicht unlösbar.

Gruß Andre
 
@freak: wenn du im up tempo anfängst die viertel zu zählen wirst du automatisch langsamer (irgendwann wirst du es.. spätestens bei einer sehr schweren passage).. es sei denn du bsit der hase aus dem bambi film oder so^^
 
Hallo, Notenlesen ist natürlich Voraussetzung fürs Musizieren.
Aber ich hab mal einen schönen Spruch gelesen: Das grösste Verbrechen das ein Musiker begehen kann, ist Noten spielen anstatt Musik.:)

Liebe Grüsse
Claude
 
@CLaude: kommt fast wie immer ganz drauf an.. ich kenne viele Musiker die keine Noten lesen können.. die machen wzar nicht das, was ich mache .. aber .. sie machens teilweise auch sehr gut.
 
Hallo, Notenlesen ist natürlich Voraussetzung fürs Musizieren.

Klar, wie zB bei Rashaan, Ray Charles oder Stevie Wonder.
 
Hallo, Notenlesen ist natürlich Voraussetzung fürs Musizieren.
Quack. Dazu hab ich schon viel zu viele gehoert, die *Musik* gemacht haben aber nie Noten gesehen.
Noten lesen ist was unheimlich praktisches, aber es kann einen auch davon abhalten, dieselben in Musik umzusetzen. (ja, da sprech ich aus Erfahrung :redface:)

Wieselchen, die waren afaik blind - also essig mit notenlesen. Aber trotzdem (oder gerade deshalb?) super Musiker.
 
Herzlich willkommen wieselchen1@chel!

Die Diskussion hier geht ja mittlerweile in eine Grundsatzdiskussion über, die aber nicht minder interessant ist.

Gleichmal vorweg, für die, dies interessiert. Bei meinem Schüler mache ich das jetzt immer so, dass wir zuerst Mal ein kurzes Liedchen mit Noten erarbeiten (immer in kleinen Häppchen), wenn das halbwegs geht, nehme ich ihm die Noten weg, und lass ihn mal probieren, es auswendig zu spielen (die Melodie hat er ja dann schon im Kopf). Gleich auf Anhieb geht das nie, aber beim zweiten oder dritten Versuch gehts dann meistens. Zumeist sogar flüssiger als nach Noten (aber das hängt mit seiner Leseschwäche zusammen). Und zuguterletzt gebe ich ihm einen anderen Anfangston vor, und lass ihn von dem Weg die Melodie spielen.
Das haben wir mittlerweile bei mehreren Liedern so gemacht, und ich finde - bei ihm - geht das ganz toll.

Mit dem Notenlesen sind wir jetzt auch schon ein Stückchen weiter - da haben mir Bücher für Kinder geholfen, die das ganze spielerisch rüberbringen.

Wir haben in der Musikschule einen Klavierschüler (14 Jahre alt), der fürs Begleiten immer sehr beliebt ist, vor allem für kurzfristig angelegte Vorhaben. ICh habe das vergangenes Jahr gut erlebt; ich hatte ein Stück geschrieben - nur halt eben nicht geschrieben, sondern die einzelnen Parts aufgenommen. Und ich wollte das zum Schulabschluss mit Band präsentieren. Mühsam habe ich mir die "Noten" der einzelnen Stimmen raushören müssen und aufschreiben, damit es die Leute nach Noten spielen können. Nur bei diesem Klavierschüler wars einfach: Ich hab ihm einfach die Komplettaufnahme geschickt u. er hats dann beim nächsten mal gespielt. :)

Sehr interessant dabei war auch Folgendes: Die Schlussphrase kam on cue. Ich habe mir schon mehrere Tricks ausgedacht, wie ich das anzeige, damit alle richtig einsetzen. Das interessante dabei: alle Sehenden waren falsch, der Blinde war immer richtig!!
Während sich nämlich alle voll auf meine Handzeichen und Grimassen, die den SChluss eingeleitet haben, fixiert hatten, hatte der blinde Pianist schnell durschaut, dass ich den letzten Takt mit dem Gesang speziell betone. Und schon konnte er richtig einsetzen.
Aber selbst dieses Wissen hat so manch anderen nicht geholfen. Letztendlich haben wir es so gemacht: Ich machte diese Spezielle Betonung im Gesang, der Pianist war der einzige, der es wirklich merkte, u. alle anderen hielten sich dann mit dem Einsatz an ihn ran.
Ich bin nach wie vor begeistert von dieser Konstellation :)

LG saxycb
 
Hi, Saxycb!

Was du da schreibst ist interessant.

Was man mit Aufnahmen so machen kann! Toll, daß der das so nach spielen konnte. Aber ich mach das ja auch nur so, klappt super.
Und du hattest nun die Mühe alle Noten aufzuschreiben.

Die Sache mit dem Pianisten, daß der den Einsatz gemerkt hat, den du wolltest, ja das funktioniert. Wir achten da auf Dinge, worauf jemand, der sehen kann nicht kommt.
Viele trauen uns einfach zu wenig zu, meinen, es geht eben nicht, und das war's dann!
Schade eigentlich, daß da so viele Vorurteile bestehen.

Will mir jetzt das Yas 275 kaufen, freu, dann geht's los!

Gruß!

Wieselchen!
 
Die Sache mit dem Pianisten, daß der den Einsatz gemerkt hat, den du wolltest, ja das funktioniert. Wir achten da auf Dinge, worauf jemand, der sehen kann nicht kommt.
Viele trauen uns einfach zu wenig zu, meinen, es geht eben nicht, und das war's dann!
Schade eigentlich, daß da so viele Vorurteile bestehen.
Ja. Ist jetzt vielleicht auch wieder ein Vorurteil, aber wenn es um's hoeren geht, wuerd ich eher auf jemanden setzen, der/die nicht sehen kann (wenn ich die Wahl habe), da die, die sehen koennen, viel zu abgelenkt sind. Bzw ich mach gern mal die Augen zu, wenn ich mich auf was zum hoeren konzentrieren muss.
Uebrigens - so viel Erfahrung hab ich noch nicht, aber ich glaub, es hilft, sich seine Tonleitern durchzuueben, um was rauszuhoeren und zu spielen. Ist fuer mich neu, weil bei Gesang ist es (imho) relativ egal und Instrumente, die Tonleitern erfordert haetten, hatt ich nicht wirklich bzw hab sie nicht so weit gelernt.

Ich drueck Dir jedenfalls alle Daumen, dass Du an gute/n Lehrer/in findest :great:
 
Ja. Ist jetzt vielleicht auch wieder ein Vorurteil, aber wenn es um's hoeren geht, wuerd ich eher auf jemanden setzen, der/die nicht sehen kann (wenn ich die Wahl habe), da die, die sehen koennen, viel zu abgelenkt sind. Bzw ich mach gern mal die Augen zu, wenn ich mich auf was zum hoeren konzentrieren muss.
Uebrigens - so viel Erfahrung hab ich noch nicht, aber ich glaub, es hilft, sich seine Tonleitern durchzuueben, um was rauszuhoeren und zu spielen. Ist fuer mich neu, weil bei Gesang ist es (imho) relativ egal und Instrumente, die Tonleitern erfordert haetten, hatt ich nicht wirklich bzw hab sie nicht so weit gelernt.

Ich drueck Dir jedenfalls alle Daumen, dass Du an gute/n Lehrer/in findest :great:

Danke!
Habe da schon jemanden im Blick, nur er weiß noch nichts davon.

Leider kann er keine Mails empfangen, sonst hätte ich es ihm schon geschrieben, aber er schreibt und liest eh hier mit.

Gruß!

wieselchen!
 
wieselchen1@chel,

also ich kann sehen, spiele aber am allerliebsten nach Gehör. Das habe ich schon immer so gemacht. Als Kind habe ich klassische Gitarre gelernt und mich mit dem Notenlesen sehr schwer getan. Mein Lehrer hat mir die Stücke vorgespielt und ich habe sie nachgespielt. So wusste ich nach einiger Zeit, auch wo die Noten auf der Gitarre lagen. Ich konnte aber von den wenigsten den Namen.

Seit ich vor ein paar Jahren mit dem Sax angefangen habe, spiele ich auch nach Noten. Klingen tut es aber besser, wenn ich " aus dem Bauch raus" also ohne Noten spiele.

Ich glaube man kommt mit beiden Methoden weit. Ich fände es eher schwieriger, wenn man taub wäre und ein Instrument lernen wollte. Blind fänd ich jetzt nicht so eine große Einschränkung bei Lernen eines Instrumentes. Die Ohren sind schon mit das Wichtigste in der Musik.

Ich schließe auch oft meine Augen beim Spielen. Dann bin ich so ganz "drin". Nichts stört und man ist nur auf das Spiel konzentriert.
 
Hi, Mos!

Ich hab da neulich auch mal etwas über einen Saxer gelesen, der einen schweren Unfall hatte, danach lange im Krankenhaus war und alles neu lernen mußte.

Der fing dann auch wieder mit Sax spielen an, allerdings ohne Noten, da er das irgendwie nicht mehr konnte.

Das Sax mußte auch umgebaut werden, da er nur noch mit einer Hand spielen konnte.

Gibt da eine Webseite von ihm, aber weiß jetzt nicht, wie die heißt.

Echt große Leistung, und er spielt auch wieder in einer Band, Tenorsax!

Gruß!

Wieselchen!l
 
Hallo Mos,

Ich glaube man kommt mit beiden Methoden weit.

da bin ich ganz bei Dir - dass man mit beiden Methoden weit kommen kann.

Gleichzeitig glaube ich auch, dass jeder, der das Grundzeug zu beiden Methoden hat (also jemand der hört und sieht), sich auch in beiden versucht. Es wird immer das eine oder das andere besser gehen - jeder hat seine Stärken und Schwächen. Und ich würde weder das eine, noch das andere verpönen.

Seit ich vor ein paar Jahren mit dem Sax angefangen habe, spiele ich auch nach Noten. Klingen tut es aber besser, wenn ich " aus dem Bauch raus" also ohne Noten spiele.

Ich habe dabei konkret vor Augen, wie Du wieder Deinen Blues spielst - mit Deiner Band. Und ich kann mir gut vorstellen, dass Du da mit geschlossenen Augen und rein nach Gehör viel mehr drinnen bist - im Blues.

Und dann habe ich gleich wieder eine Geschichte von einem anderen Mitmusiker parat (Mann, ich kenne Leute ;)).
Wir haben einen Neuen in der Musikschul-BigBand. Er spielt noch nicht alles mit, sondern eben einzelne Songs, die er geübt hat. (Saxophonisten gibts wie Sand am Meer - da wechseln sich die einzelnen Schüler ab).
Soweit, so gut. Er spielt noch nicht lang (dafür tonal und soundmäßig gut), ABER: er kann keine Noten lesen. Bzw keine ist übertrieben... aber es fällt ihm schwer, und er kann nicht so schnell lesen, wie man spielt (auch bei einer Ballade nicht). Dh. wenn ein neues Stück aufgelegt wird, kann er nicht mitspielen. Er zieht sich dann zu Hause das Stück rein (wirklich intensiv). Und das nächste Mal kann er es - quasi auswendig. Er hat dann immer nur ein paar Anhaltspunkte in den Noten... wobei meistens nur, was die Form anbelangt.
Beneidenswert, oder?, dass jemand sowas kann.
Aber: wenn wir proben, dann heißt es schon mal, von Teil B weg, odre von Takt 22 weg. Aber das kann er dann nicht. Weil er nicht weiß, wo das ist u. wie das klingen soll. Das muss er zuerst einmal gehört haben, dann weiß ers zumindest. Aber da kommt noch eine Hürde. zB kann man den blinden Pianisten auch nicht einfach sagen, ab Takt 14 u. er weiß bescheid. Sondern da singt man kurz die Stelle vor u. er hört das raus u. kennt sich aus, wo das ist. Bzw. bekommt er während wir dort anfangen zu spielen, gleich heraus, was er spielen muss, weil er es hört u. gleich weiß, welche Chords es braucht usw.
Im Sax-Satz ist es aber für den besagten Kollegen nicht so einfach, dort an der Stelle "reinzufinden" - spielt ja noch dazu eine Unterstimme. Und ich sag Euch, das hält ungemein auf!

Und ich denke, das ist der Punkt. Es kommt darauf an, ob man im Satz spielen möchte, oder ob solistisch bzw. in der Combo, wo man mehr Freiraum hat. Was meint Ihr?
Ich denke, ein Pianist in einer BigBand hat immer noch mehr Freiraum, sich zu bewegen, als ein 4.TenSax im BigBand-Satz. Und beides ist wieder komplett anders, als wenn man zB mit seiner Jazz-Combo spielt.
Wenn Du im Satz spielst, und schließt Deine Augen, damit Dein Ton schön ist u. alles von innen kommt, hast Du noch lange nicht gewonnen, wenn Du dabei Deine Kollegen aus der Bahn wirfst.
Ich sage nicht, dass es unmöglich ist - aber es ist schon ungemein schwieriger.

Aber, um aufs Thema zurück zu kommen. Ich möchte jedenfalls versuchen, Schülern die Basis für beide Richtungen mitzugeben. Was jeder letztlich daraus macht bzw. auch, was ihm mehr liegt, ist dann seine Sache. Ich könnte es mir jedenfalls nicht verzeihen, wenn einer meiner Schüler später nicht das tun kann, was er will (entweder "Noten-Fressen" im Satz oder aus freien Stücke in einer Combo spielen), nur weil ich bei der Basis versagt habe.

LG saxycb

PS: ad wieselchen1@chel: Ist dieses Board eigentlich barrierefrei? Oder kämpfst Du beim Durchackern? Kannst mir fast nicht vorstellen, dass es bestens gecoded ist für Dich...
 
Hallo, alle hier!

Hallo, Saxycb!

Deine Berichte sind immer interessant.

Ist immer spannend, wenn du wieder etwas von irgendwelchen Übungen erzählst.

Hab auch schon öfter gehört, daß manche beim spielen die Augen schließen, und trotzdem kommt ja etwas vernünftiges heraus.
Und der Mos schrieb ja auch, daß er das tut.

Das mit den Noten macht unser Chorleiter auch so, daß er sagt, wir singen ab Note so und so, spielt dann aber kurz an, was er meint, damit wir wissen, welche Stelle gemeint ist.
Kam mir also deshalb sehr bekannt vor, als du erklärt hast, wie du es machst bei dem Pianist.
Aber ob sich da jeder so rein finden würde?

Was ich nun so gelesen habe, du kannst dich wirklich gut einfühlen, hast Ideen und probierst vieles aus.

Genau so jemanden könnte ich mir als mein Saxlehrer vorstellen.
Nah, wie wär's denn also mit einer Schülerin mehr?

Wenn bei uns ein neues Stück geprobt wird, bekommen wir eine Woche vorher schon unsere Stimmen, die wir uns aufnehmen können. So kann man gleich mit den anderen proben, und ist dem sehenden meist wieder im Vorteil, weil man seine zu lernende Stimme viel intensiver übt.
So wird es auch gehen, im Bläsersatz zu spielen, nur wenn man einen Teil übt, dann muß das natürlich kurz angespielt werden, so, wie du es eh machst, damit man weiß, was gemeint ist.

Ich denke aber auch, frei zu spielen, improvisieren, da hat man natürlich viel mehr Freiraum, und das würde mir dann wohl auch besser gefallen.

Was die Barierefreiheit der Seiten hier angeht, naja, ist nicht einfach.
Ich will aber nicht jammern, denn ich sage immer, wenn ich was will, muß ich mich der Herausforderung stellen.

Wollte eh eigentlich im Zitat antworten, aber bei längeren Zitaten hat's irgendwie nicht geklappt.
Nah, muß ich einfach noch probieren, wie das am besten geht.

Freu mich aber, daß es dieses Forum gibt.

LG!

Wieselchen!
 

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