Lohnt es sich mein gehör weiter zu trainieren?

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Hallo....
ich möchte micht erst einmal ein wenig vorstellen, damit ihr wisst worum es geht;)
Ich habe mit 8 oder 9 (ganz genau weiß ich das gar nicht mehr) mit dem Klavierspielen angefangen und hatte im laufe der jahre 7 Jahre Klavierunterricht (davon leider nur 4 bei einer richtig guten lehrerin) habe 3 Jahre Orgel gespielt, und spiele seit ca. 10 Jahren auch noch Schlagzeug (hauptinstrument).
Alle Klavierlehrer/ Orgellehrer die ich hatte meinten, ich habe ein sehr gutes gehör. Ich kann, wenn ich am klavier sitze melodien sehr schnell ohne große Fehler spielen (also ich höre z.b. ein lied im radio, und kann nach kurzem ausprobieren / reinhören sofort mitspielen. Oft habe ich auch beim Klavier nach dem gehör gespielt (die noten dienten oft nur zum anfang als hilfe, wenn ich die töne einmal drinhatte, konnte ich es dann spielen. Leider hat mir das ganze beim notenlesen nicht ganz so weitergeholfen. Oft konnte ich das stück schon auswendig, bevor ich es wirklich nach noten spielen konnte. Genau das hat mir nacher beim orgel spielen das genick gebrochen....die Melodien in den einzelnen Stimmen waren so komplex, dass meine alte lernmethode nicht mehr griff.
Erstaunlich ist, dass ich alle Klavierstücke, die ich in den Jahren gespielt habe (und die mir spaß gemacht haben) nach sehr kurzer zeit üben wieder komplett abrufen kann. Momentan spiele ich immernoch viel Klavier, jedoch nun das was ich spielen möchte (und nicht das was mir ein Lehrer vorschreibt). Wenn ich mir ein stück vorgenommen habe (meist Pop Cover, oder Filmmusik) ziehe ich das auch durch, und spiele auch viel nach gehör.
Im letztem Jahr, habe ich mich auf eine Aufnahmeprüfung vorbereitet, und bekahm anstadt dem Orgelunterricht Unterricht in Musiktheorie und Gehörbildung. Ich durfte Intervalle nachsingen, Akkorde nachsingen, Tonleitern (auch kirchentonleitern) hoch und runter singen,....Da ich jedoch vorher keine vorbildung in sachen Musiktheorie und Gehörbildung hatte, kam ich nur mühsahm vorran....bei der prüfung war dann Musiktheorie und Gehörbildung kein thema mehr....leider habe ich in dem Jahr die Praxis ganz vernachlässigt:redface:.
Ich möchte aber nicht sagen, dass ich ein super geschultes Gehör habe....eher das Talent dazu eines zu bekommen.
Nun meine Frage:
Ich bin jetzt 20, also noch so gerade im Lehrnfähigem Alter;). Eine Aufnahmeprüfung habe ich nicht mehr vor zu machen.....ich strebe momentan den Studiengang "soziale Arbeit" an, mit dem schwerpunkt Musikpädagogik. Die Musik sollte aufjedenfall bleiben;).
Lohnt es sich daher weiter am Gehör zu arbeiten, es weiter zu trainieren? denn leider habe ich nicht die Kreative - Seite.....Songwriting war nie so mein ding (Melodien gehen, sind aber auch nicht so spektakulär....Texte verfassen.....überhaubt nicht mein ding)....
Wofür braucht man eigentlich in der Musikpraxis sonst ein gutes gehör (absolut soll es gar nicht werden:p)

Vielendank schonmal für alle antworten...Drummerle
 
Eigenschaft
 
Ein interessanter Weg, ohne Frage...

Ich bin jetzt 20, also noch so gerade im Lehrnfähigem Alter;). Eine Aufnahmeprüfung habe ich nicht mehr vor zu machen.....

Man muß natürlich der Typ dafür sein und mit Prüfungssituationen umgehen können - aber an deinem Alter sollte eine Aufnahmeprüfung nicht scheitern. Wenn du es willst, kannst du es jetzt vermutlich immer noch schaffen. Die Vorbereitung muß halt stimmen und sollte ein ausgewogener Mix aus Musiktheorie und musikalischer Praxis sein. Das klingt bei dir so, als sei die Vorbereitung zu einseitig auf Theorie ausgerichtet gewesen. Das sollte eigentlich kein Musiklehrer zulassen, daß sein Schüler sich einseitig vorbereitet.

Lohnt es sich daher weiter am Gehör zu arbeiten, es weiter zu trainieren? [...] Wofür braucht man eigentlich in der Musikpraxis sonst ein gutes gehör (absolut soll es gar nicht werden:p)

Es lohnt sich meiner Meinung nach immer, als Musiker seine Hörfähigkeiten weiter zu verbessern. Du nimmst Musik viel differenzierter wahr und hast ein tieferes Musikerleben, wenn du Verbindungen und Sinnstrukturen erkennst, die dir ohne ausgebildetes Gehör verborgen bleiben würden. Außerdem lernst du besser, Gehörtes zu benennen und darüber zu sprechen. Das kann sehr hilfreich sein.

ich strebe momentan den Studiengang "soziale Arbeit" an, mit dem schwerpunkt Musikpädagogik.

Ich hatte für meine Diplomarbeit u.a. ein Buch zu bearbeiten, in dem es um integrative Arbeit in Form von Bandprojekten mit Jugendlichen ging. Das könnte so eine Perspektive für musikalische Sozialarbeit sein. In so einem Umfeld wäre es sehr hilfreich, wenn du schnell und einfach einen Song raushören kannst und ihn schnell so didaktisch reduzieren kannst, daß er spielbar wird. In einer Bandprobe dagegen solltest du hören und erkennen können, ob alle Spieler ihren Part soweit sinngemäß spielen und wo es Verbesserungspotential gibt. Falls die Band auftritt, solltest du optimalerweise in der Lage sein, sie zu mischen, und auch dabei hilft ein ausgebildetes Gehör enorm. Beim Aufnehmen sowieso. Also: gerade in so einem Umfeld macht Gehörbildung Sinn.

Gegenbeispiel: Erzieherinnen haben oft nur rudimentären Musikunterricht gehabt und kaum Gehörbildung. Dementsprechend fragwürdig sieht oft die musikalische Arbeit mit Kindern aus: da wird insgesamt zu hoch oder zu tief gesungen oder es läuft im Wesentlichen aufs Vor- und Nachmachen hinaus, ohne daß die Kinder Hören und Benennen lernen. Das ist oft auch nicht Aufgabe im Kindergarten, aber wenn es ganz vernachlässigt wird, ist es natürlich auch nicht gut.

Harald
 
Hallo Drummerle,

die Frage, ob es sich lohnt, kannst eigentlich nur Du selbst beantworten ?

Kannst Du alles hören, was Du hören WILLST ? (im analytischen Sinne)

Sollte das wirklich der Fall sein, dann ist weitere Schulung wohl überflüssig. Aber ... ich kann´s mir beim besten Willen nicht vorstellen ... Ich glaube nämlich nicht, daß es IRRGENDWEN gibt, der wirklich ALLES hören kann, was er hören will ... insoferne ist mMn permanente Weiterentwicklung und Training angesagt, ... außer, man ist mit seinem Status irgendwann mal zufrieden ...

LG, Thomas
 
Es lohnt sich meiner Meinung nach immer das Gehör weiterzubilden, weil sich die Musikwahrnehmung sichtlich verändert und neben dem Aha-Effekt sich auch analytisches Denken entwickelt, was bei deinem Studium auf jeden Fall nötig ist.
Falls du mit Gehör trainieren spezielle Übungen für Gehörbildung meinst, dann erklärt das natürlich dein Problem.
Wenn du gerne singst, dann ist die optimalste Schulung für dein Gehör einfach die Teilnahme an einem Chor (der vielleicht nicht zu schlecht sein sollte). Es gibt bestimmt einen Uni-Chor. Dort kannst du sehr gut Blattlesen lernen und musst auch sehr auf Sauberkeit achten. Die Verbindung zwischen Ton und geschriebener Note setzt sich in deinem Kopf dann auch viel eher fest.
LG
Anna
 
Es geht bei der Gehörbildung ja nicht ausschließlich um die messbare Fähigkeit der Wahrnehmung im analytischen Sinne. Diese Dinge sollen ja deinen Geschmack schulen, um unter anderem dein eigenes Spiel besser beurteilen zu können. Das Hören soll Zusammenspiel, erkennen von , in deinem Fall, Song-strukturen etc fördern.
Je besser das läuft, umso besser kannst du deine bisher schon gut laufenden Fähigkeiten steigern. Was das umsetzten der Noten auf das Instrument angeht, kann dir keiner die Arbeit abnehmen, aber durch das vorherige Hören der Musik, fällt es dir leichter dieses Training von Notenlesen etwas angenehmer zu gestalten.
 

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